Was ich wirklich brauche, hat oft wenig damit zu tun, was die Werbung verspricht. Mein neues Notebook jedenfalls habe ich nach anderen Kriterien ausgesucht. Die finden sich in keiner Produktbeschreibung, in keiner Newsmeldung und auch nur selten in Testberichten. Es sind „weiche Faktoren“, die in derartigen Besprechungen oft zu kurz kommen.
Schon lange gilt nicht mehr, dass der schnellste Prozessor und mehr Arbeitsspeicher das Notebook so viel besser machen, dass ihr hier das Geld investieren solltet. Vernachlässigt darüber nicht die anderen Kriterien. Mein altes Notebook lief nach wie vor schnell. Es war die Tastatur, die schlapp machte.
Zugegeben: Meine Situation ist eine besondere. Ich arbeite jeden Tag viele Stunden am Notebook. Am Schreibtisch schließe ich einen großen Monitor an, doch ich nehme es auch oft mit, wenn ich das Haus verlasse: für die Arbeit, aber auch wenn ich mehrere Stunden im Zug sitze.
Vor allem: Ärger vermeiden im Alltag
Sofern ich mich nicht zwischen mehreren Notebooks entscheiden kann, fällt meine Wahl letztlich auf das mit der besten Tastatur. Eingaben ständig korrigieren zu müssen, wären für mich eine Qual, die ich jahrelang bereuen würde. Tag für Tag.
Ich habe schon einige Notebooks besessen und noch mehr Tastaturen ausprobiert. Ich weiß, dass meine Fingerspitzen mit einem Lenovo aus der T- oder X-Serie glücklich werden würden.
Meiner Frau habe ich ebenfalls einen Lenovo empfohlen: „Schau dir diesen an, tipp mal darauf.“ Als wir den Laden wieder verließen, hatte sie sich jedoch für ein Notebook von HP entschieden. Der wird zwar mehr kosten, als sie ursprünglich ausgeben wollte. Doch ich merkte, sie wird damit glücklich werden.
Weshalb es (für mich) ein Lenovo sein muss
Meine besondere Liebe gilt jedoch dem Trackpoint. Der kleine rote Punkt auf der Lenovo-Tastatur ermöglicht es mir, auch ohne Maus zu arbeiten – wenn ich im Zug sitze und den Klapprechner auf meinem Schoß balanciere. Mit Trackpads komme ich einfach nicht zurecht.
Ebenso die Spreu vom Weizen trennt das Tastatur-Layout. Mir ist wichtig, dass folgende Funktionen eine eigene Taste haben: Bild hoch, Bild runter, Pos1, Ende, Einfg und Entf. Sie sparen mir viel Zeit bei der Arbeit, doch auf vielen Notebooks finden sie sich (zum Teil) nur in der Zweitbelegeung.
Mit Bild runter scrolle ich durch Webseiten, ohne die Maus zur Hand zu nehmen. Mit Pos1 springe ich wieder zurück an den Anfang der Seite, im Texteditor an den Anfang der Zeile. Bei meinem bisherigen Notebook musste ich dafür zeitgleich die Fn-Taste drücken. Mit nur einer Hand war das nicht zu schaffen.
Ein matter Touchscreen in Full-HD
Beim Bildschirm sind meine Ansprüche nicht so hoch, aber dennoch speziell: Von einem Business-Rechner erwarte ich, dass ich mit ihm immer und überall arbeiten kann. Damit Licht nicht so stark reflektiert, sollte das Display matt oder entspiegelt sein. Doch in dieser Klasse ist das fast schon Standard.
4K-Auflösung und HDR wären nett, würden aber mächtig am Akku saugen. Zumal ich die schönen Bilder gar nicht sehen würde, weil ich bei Netflix nur den Standardtarif gebucht habe. Ein Notebook mit Full-HD-Auflösung ist für meine Bedürfnisse also die richtige Wahl.
Ein Extra habe ich mir dennoch gegönnt. Mein neues Notebook verfügt über einen Touchscreen. Gerade wenn ich unterwegs ohne Maus arbeite, ist das eine große Erleichterung. Ebenso wenn ich auf dem Bett sitzend netflixe und die Maus in den Kissen verschwinden würde.
Der richtige Kompromiss aus Größe und Gewicht
Beim neuen Notebook misst der Bildschirm in der Diagonalen wieder 14 Zoll statt 13,3 Zoll. Zugegeben ist das bloß ein kleiner Gewinn, doch den nehme ihn gerne mit. Gegen 15,6 Zoll sprachen zwei Gründe: Die Akkulaufzeit wäre einiges kürzer gewesen und das Gewicht signifikant höher.
Ein sehr geringes Gewicht war mir jedoch wichtig. Dennoch war ich bereit, in diesem Punkt einen Kompromiss zu machen. Das neue Notebook musste nicht so leicht sein wie mein altes, das 1,13 kg wiegt.
Also habe ich nicht zum etwa gleichschweren und teuren Lenovo Thinkpad X1 Carbon gegriffen, sondern meine Wahl auf das anderthalb Tafeln Schokolade schwerere Thinkpad T490s oder T495s eingegrenzt. Beide wiegen knapp 1,3 kg.
Prozessor, Arbeitsspeicher, SSD
Kurz zurück zum Anfang: Was mir wichtig ist, ist nicht das, womit Notebooks normalerweise beworben werden. Oft ist das der Prozessor.
Ich habe bislang nur Notebooks mit einer Intel-i5-CPU genutzt. Meine Faustregel: Ein Intel-i3-Prozessor ist zu schwach. Wer damit Geld sparen möchte, ärgert sich hinterher. Beim i7 ist es umgekehrt. Oft ist sein Geschwindigkeitsvorteil nicht das Geld wert. Zumal Web, Office und Netflix seine Power nicht ausreizen.
In meinem Fall bot Lenovo eine Alternative in Form eines AMD-Ryzen-Prozessors. Der macht das Notebook um rund 200 Euro günstiger. Vor Weihnachten kam noch ein Rabatt in ähnlicher Höhe hinzu. Also habe ich zugeschlagen.
16 GB Arbeitsspeicher reichen mir, damit alles flüssig läuft. Was ich mir allerdings gegönnt habe, ist eine SSD. Bereits in meinem alten Notebook steckte eine Solid State Disk. Sie arbeitete wesentlich schneller als eine herkömmliche Festplatte. Den Unterschied könnt ihr spüren. Ich habe ihn sehr geschätzt.
Die Größe der SSD spielt für mich nur eine untergeordnete Rolle. Daten lassen sich zur Not auch auslagern. Das gilt für Fotos und Videos. In meinem Fall habe ich mir dann doch einen 512 GB großen Speicher gegönnt, da ich mir die Option offen halten wollte, Windows und Linux parallel zu installieren.
Welche Anschlüsse braucht ihr … in drei Jahren?
Ebenfalls für einen Laptop aus Lenovos T-Serie spricht die Zahl der Anschlüsse. Kompakte Notebooks reduzieren diese oft zu sehr.
So wollte ich unbedingt einen HDMI-Port in Standardgröße haben, über den ich meinen großen Monitor anschließe. Mein altes Notebook verfügte nur über Micro-HDMI. Nach vier Jahren Gebrauch war das eine ziemlich wacklige Angelegenheit. Wenn ich an das Kabel kam, war meist das Bild kurz weg.
Doch was ist in drei Jahren? Wenn ich meinen Monitor ersetzen muss, möchte ich von HDMI auf DisplayPort umsteigen. Dann würde nur noch ein Kabel vom Notebook zum Monitor führen, über das nicht nur die Bildsignale laufen, sondern auch die Stromversorgung und alle angeschlossenen USB-Geräte.
Wenn neue Geräte schon weniger Anschlüsse haben, sollten diese technisch auf dem aktuellen Stand sein. Das betrifft nicht nur den DisplayPort, sondern auch schnelle USB-Anschlüsse sowie aktuelle HDMI-Standards, die erste HDR ermöglichen.
Nicht so teuer wie ein Smartphone
Meine Ansprüche sind hoch an ein Notebook, mit dem ich täglich mehrere Stunden arbeite. Das schlägt sich auch im Preis nieder. In meinem Fall habe ich jedoch durch einen Kompromiss und durch einen Rabatt viel Geld gespart.
Viele tauschen ihr Smartphone alle zwei Jahre aus. Mein Notebook soll fünf Jahre halten. Bei einem Gerät für 1.000 Euro wären das 200 Euro im Jahr. Oder 17 Euro im Monat. Für ihr Smartphone geben viele mehr Geld aus.
Einen Freund habe ich zweimal beim Notebookkauf beraten. Er knauserte und gab beide Male 200 Euro weniger aus, als ich ihm empfahl. Auf fünf Jahre gerechnet sind das 3,50 Euro im Monat, die er gespart hat. Das bessere Gerät hätte er sich durchaus leisten können.
Gut genug ist gut genug
War er anfangs mit seiner Entscheidung noch zufrieden, stieg seine Unzufriedenheit jedoch mit der Zeit. Das zweite Gerät war schon teurer als das erste. Mal schauen, wofür er sich beim nächsten Notebook entscheiden wird.
Dabei ist teurer nicht immer besser. Es hängt davon ab, was ihr mit dem Notebook machen wollt. Wer abends nur ein wenig Netflix schaut und im Internet einkauft, braucht kein ultraleichtes Notebook mit der besten Tastatur. Gut genug ist gut genug.
Ich hoffe, ich konnte euch bei der Auswahl eures besten Notebooks helfen, indem ich euch bei meiner Wahl über die Schulter schauen ließ. Ich habe mich letztlich für ein Lenovo Thinkpad T495s entschieden und bin soweit glücklich damit.
Fazit: Ehrlich vorsortieren, dann ausprobieren
Wenn ihr beim Kauf eines Notebooks auf das achtet, was euch die Werbung verspricht (Prozessor, Preis), werdet ihr wahrscheinlich nicht das Gerät ergattern, das eure Bedürfnisse am besten befriedigt.
Die Schnittstellen zwischen euch und der Maschine (Tastatur, Bildschirm, Gewicht) werden viel mehr zu eurer täglichen Zufriedenheit beitragen. Investiert hier ruhig ein wenig Zeit bei der Auswahl.
Der Notebook-Onlineshop von Euronics lässt euch eure Wunschkonfiguration direkt eingeben (Preis, Größe etc.). Ihr schränkt die Suche am besten immer weiter ein, bis nur noch wenige Geräte übrig bleiben, die ihr euch dann näher anschaut – in einem Laden vor Ort. Nur dort könnt ihr beurteilen, wie gut das Bild ist und wie angenehm sich auf der Tastatur tippen lässt.
Wenn ihr so vorgeht, werdet ihr zu einem anderen Ergebnis kommen als ich. Aber darum geht es ja auch: das beste Notebook für euch zu finden. Ich würde mich freuen, wenn ihr unten in den Kommentaren mit uns und allen Lesern teilt, was euch am Notebook wichtig ist und für welches Modell ihr euch entschieden habt.
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Hi!
Ich stimme Deinen Argumenten voll und ganz zu, was mich am Ende auch zum T495s gebracht hat.
Wobei meinetwegen die Maus beim Netflixen ruhig in der Couch verschwinden kann – man hat schließlich noch Trackpoint und Touchpad, wobei ich ebenfalls nur ersteres nutze.
Ich habe aber eine Frage an Dich: Hängt sich bei Dir auch der Trackpoint auf, wenn Du Druck auf die linke Handballenablage gibst?
Ich hab mit meinen großen Händen leider öfter das Problem….
Wenn ich den T495s mit aufs Sofa nehme, bleibt die Maus bei mir auch auf dem Schreibtisch liegen. Im Zug lasse ich sie ebenfalls in der Tasche. Das Touchpad habe ich deaktiviert. Der Touchscreen ist meine erste Wahl, über den Trackpoint erledige ich den Rest.
Wenn ich links vorne Druck ausübe, relativ nahe an den Tasten, biegt sich das Gehäuse zwar etwas, dem Trackpoint macht das aber nichts. Er hängt sich nicht auf.
Ein mechanisches Problem direkt am Trackpoint kann es bei dir eigentlich nicht sein. Der Druck von der Handballenauflage kann nicht direkt auf den Trackpoint einwirken. Vermutlich wirkt der Druck auf die Platine. Ich kenne das von einem früheren Gerät, das ich oft im Rucksack transportiert habe, ohne Schutzhülle. Es ließ sich dann nur noch starten, wenn ich das Gerät auf eine bestimmte Weise verdreht habe. Ich weiß aber gerade nicht, was sich beim T495s unter der Handballenauflage befindet.
Hast du schon Probleme mit dem Betriebssystem ausgeschlossen? Einfach mal ein Linux vom USB-Stick starten und schauen, ob auch dort das Problem auftritt.