Das hat nicht lange gedauert: Nur ein paar Monate nach den ersten faltbaren Smartphones wie dem Samsung Galaxy Fold und dem Huawei Mate X kündigt Lenovo „den ersten faltbaren PC der Welt“ an. Der Lenovo X1 Foldable soll dabei – je nach Sichtsweise – ein Notebook oder Tablet mit einem vollwertigen Windows-Betriebssystem sein.
Was ist das X1? Laptop, Tablet oder tragbares Display?
Die Bilder zeigen es: Den Lenovo X1 Foldable könnt ihr als Tablet benutzen, es zusammenklappen und in Buchform mitnehmen, oder ihn auch wie einen Laptop hinstellen, wobei der untere Teil des Displays dann zu einer virtuellen Tastatur wird. Oder ihr schließt eine externe Tastatur daran an und verwendet den X1 als Monitor. Alles möglich. Bisher ist der X1 nur ein (funktionsfähiger) Prototyp. Lenovo möchte das fertige Produkt 2020 auf den Markt bringen.
Ich sehe, ihr habt Fragen, etwa: wie, warum und: habe ich das nicht in einer ähnlichen Form schon einmal gesehen?
In ähnlicher Form ja. Lenovo selbst hatte 2016 das Yoga Book vorgestellt, einen Laptop mit einem Zweitdisplay statt einer Tastatur. Ein direkter Nachfahre davon ist das aktuell erhältliche Yoga Book C930, bei dem ein E-Ink-Display mit haptischem Feedback die Tastatur ersetzt. Beides wahrlich nicht die ersten oder einzigen Laptops mit zwei Displays. Asus hält aktuell mit dem Precog dagegen. Erste Vorläufer mit zwei Displays gab es aber schon 2010 zu bestaunen: das Toshiba Libretto W100 und vor allem das Acer Iconia.
Viele Anwendungsszenarien auf den zweiten Blick
Der maßgebliche Unterschied ist tatsächlich nun, dass das Lenovo X1 Foldable ohne sichtbares Scharnier daherkommt. Das vollflächige Display verläuft auch da, wo bei gewöhnlichen Notebooks eine konstruktionsbedingte Lücke das Display von der Tastatur trennt.
Das sieht schon schmuck aus, und Lenovo liefert in der offiziellen Pressemeldung natürlich auch Antworten darauf, was ihr damit anstellen könnt:
„Komplett entfaltet dient es beim Frühstück in der Küche, um komfortabel News zu lesen.“
Könnte in der Tat Spaß machen. Lenovo weist natürlich auch auf die Möglichkeit hin, damit Filme und Serien zu schauen. Aufgeklappt soll das Display des X1 Foldable aber auch nur 13,3 Zoll groß sein, also so groß wie das Display heute gängiger Laptops. Nur das Gesamtgerät ist bei Lenovo kleiner.
„Beim Pendeln in Bus oder Bahn lassen sich bequem die ersten Emails lesen.“
Der Sitznachbar sieht dann allerdings auch eine Menge davon.
„Im Büro integriert sich das ThinkPad perfekt in die Multi-Monitor-Konfiguration.“
Solange bring your own device dort erlaubt ist.
„In Verbindung mit einer mechanischen Tastatur lassen sich komfortabel längere Texte und Emails schreiben.“
Ohne mechanische Tastatur also nicht? Chaim Gartenberg von The Verge hat den Prototypen des X1 schon testen dürfen. Auf den Bildern sieht es eher so aus, als ließe sich auf der virtuellen Tastatur nicht besonders bequem schreiben, und selbst mit einer externen Tastatur wirkt das Szenario wenig ergonomisch.
Wir sind gespannt auf das X1
Aber ich will auch nicht gehässiger klingen, als ich eigentlich will. Denn im Grunde gefällt mir das X1 Foldable. Wenn auch eher in Form eines tragbaren Displays, das auf Wunsch zum mobilen Kino oder zuhause zum Monitor für das Home Office wird. Das Ganze lässt sich praktisch und einfach verstauen und mitnehmen. Ähnlich wie beim Huawei Mate X fallen mir einige Dinge ein, die sich damit anstellen ließen.
Ich würde mir sogar ein noch größeres, faltbares Display wünschen, das in seiner Gänze so groß wird wie ein 13,3-Zoll-Notebook. Dann hätten wir hier einen echten Gewinn mit einem Riesendisplay und auch genug Platz, um darauf zu tippen. Aber ich wette, das werden wir schon bald bekommen. Denn das Problem mit faltbaren Displays scheint langsam gelöst. Es geht los.
Update: Wir haben uns auch darüber Gedanken gemacht, ob Foldable Laptops überhaupt eine gute Idee sind. Klare Antwort: ja. Aber nicht ohne Weiteres.
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