Wie wir in Zukunft telefonieren werden

Die Telefonleitung ist tot. Gespräche werden als Datenpakete über das Internet geschickt. Wie wir telefonieren, wird sich grundlegend ändern. Vielleicht aber auch nicht.

Wie wir in Zukunft telefonieren werden
Mit dem Echo Show beispielsweise bekommt ihr auch Skype Videotelefonie. (Foto: Amazon)

Obwohl ich keine Allnet-Flatrate mehr brauche, zahle ich jeden Monat für einen entsprechenden Mobilfunktarif. Mit meiner Frau kommuniziere ich tagsüber per WhatsApp. Mein Neffe schickt mir Sprachnachrichten darüber, wenn sich meine Fragen nicht mit einem Daumen nach oben beantworten lassen. Das geht dann nicht von meinen unerschöpflichen Gesprächsminuten ab, sondern zu Lasten meines Datenvolumens.

Klar, ich telefoniere auch noch. Mit meinen Eltern. Und mit zwei Freunden. Das werden dann oft lange Gespräche, weshalb es mir auch so schwer fällt zu sagen: Pro Monat benötige ich nur noch x Minuten. Denn dann könnte ich einfach den Tarif wechseln und 10 Euro im Monat sparen – oder in mehr Datenvolumen investieren. Also bleibe ich bei meiner Allnet-Flatrate. Erst einmal.

Sipgate Satellite bringt VoIP ins Mobilfunknetz

Sipgate möchte das Telefonieren vom Gerät zu trennen. Jeder Nutzer erhält eine weitere Mobilfunknummer, die nicht mehr an ein Gerät, einen Tarif oder eine SIM-Karte gekoppelt ist. Sipgate Satellite (hier unser Test) bringt ein klassisches Voice-over-IP-Angebot auf das Smartphone. Die von Sipgate vergebene Handynummer ist deshalb an die App gekoppelt.

Sipgate Satellite will die Telefonnummer vom Smartphone trennen (Bild: Sipgate)
Sipgate Satellite will die Telefonnummer vom Smartphone trennen (Bild: Sipgate)

Der Nutzer hat dann zwei Nummern, obwohl nur eine SIM-Karte im Gerät steckt. Damit lässt sich dann Privates von Dienstlichem gut trennen. Oder enge Freunde vom erweiterten Bekanntenkreis. Es muss einfach nur die entsprechende Nummer an- bzw. abgeschaltet werden.

Sipgates Idee geht natürlich weiter. Nach Belieben lassen sich Nummern aufschalten, so dass Geschäftskunden daran sehen können, ob jemand beim Support anruft oder in der Zentrale. Umgekehrt lässt sich eine Nummer aber auch auf vielen Geräten installieren. Mehrere Support-Mitarbeiter sind dann unter derselben Nummer erreichbar. Wer zuerst rangeht, hat den Kunden in der Leitung.

Wieviel Bandbreite benötigt ein VoIP-Telefonat?

Als Steve Jobs das iPhone 2007 vorstellte, wurde aus einem Telefon mit Zusatzfunktionen ein Gerät, bei dem das Telefonieren nur noch eine App unter vielen ist. Im Prinzip ist ein Smartphone ein Mini-Computer, ein Alleskönner. Ähnliches vollzieht sich bei den Mobilfunknetzen. 4G- und 5G-Netze sind erst einmal reine Datennetze, auf denen dann einzelne Dienste aufgesetzt werden – zum Beispiel Voice over LTE.

Apple-Gründer Steve Jobs mit dem iPhone 4. Bildquelle: Matt Yohe unter CC-Lizenz BY-SA 3.0
Apple-Gründer Steve Jobs mit dem iPhone 4. Bildquelle: Matt Yohe unter CC-Lizenz BY-SA 3.0

VoLTE benötigt nur etwa 13 bis 25 Kbit/s Bandbreite und sollte deshalb auch in ländlichen Gebieten das Telefonieren ermöglichen, wo die Netzverbindung eigentlich nicht so gut ist. Sipgate Satellite verbraucht jedoch 67 bis 293 Kbit/s. Das soll auch für Datenverbindung über EDGE reichen, ist aber einiges mehr als bei VoLTE.

Skype und die Alternativen

Was gegen das Angebot des VoIP-Anbieters spricht, ist aber weniger der Datenverbrauch als der Preis. Für den Komfort, eine Nummer auf mehreren Geräten zu nutzen (oder mehrere Nummer auf einem), werden ein paar Euro im Monat fällig.

Skype ersetzt des Telefon, wenn mit älteren Generationen telefoniert wird. Jüngere nutzen eher WhatsApp (Bild: Skype)
Skype ersetzt des Telefon, wenn mit älteren Generationen telefoniert wird. Jüngere nutzen eher WhatsApp (Bild: Skype)

Viele werden das nicht zahlen wollen, zudem es mit WhatsApp und anderen Messengern immer mehr kostenlose Lösungen gibt. Und die Kids telefonieren eh schon darüber. Kollege Sven Wernicke hat hier im Trendblog kürzlich eine schöne Übersicht über Skype und die Alternativen gegeben.

Doch auch ältere Generationen telefonieren zunehmend ohne klassischen Telefonanbieter. Wer noch jung geblieben ist, skypt. Doch meine Eltern, die bereits über 80 sind, wären sogar damit überfordert. Sie lernen nur noch das, was wirklich intuitiv ist. Ich könnte mir gut vorstellen, wie sie vor einem Amazon Echo Show sitzen, um zu telefonieren – sogar mit Bild. Wenn sie denn wollen würden.

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2 Kommentare zu “Wie wir in Zukunft telefonieren werden

  1. satellite ist in der Basisversion kostenlos. Insofern ist es durchaus mit WhatsApp und Co. vergleichbar. Für 4,95€ im Monat kann man bald auch unbegrenzt telefonieren (Die Basisversion bietet 100 Freiminuten im Monat), aber das Angebot gibt es zur Zeit noch nicht.
    Info: Ich arbeite bei satellite und konnte die Info nicht direkt an die Redaktion schicken. Hoffe das ist Ok, wenn ich es in die Kommentare schreibe!?

  2. Vielen Dank für diesen interessanten Beitrag darüber, wie wir in der Zukunft telefonieren werden. Ich stimme dem Autor voll zu, dass Internet weiter noch größere Rolle für uns spielen wird. Ich wusste nicht, dass es Apps existieren, die statt SIM-Karte funktionieren.

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