Wie schnell muss mein Internetanschluss wirklich sein?

Wie viel Internetgeschwindigkeit brauche ich eigentlich, zahle ich zu viel für ungenutzte Bandbreite? Wir zeigen dir wie du deinen Bedarf berechnest!

Wie schnell muss mein Internetanschluss wirklich sein?

In der Videokonferenz friert das Bild ein, Netflix ist nur ein Pixelhaufen, das Spiel plant drei Tage ein, um heruntergeladen zu werden – klarer Fall: du brauchst eine höhere Internetgeschwindigkeit! Doch für meinen 1-GB-Glasfaseranschluss zahle ich 80 Euro pro Monat – viel mehr, als nötig wäre. Wir zeigen dir, wie du berechnest, wie viel Bandbreite dein Haushalt wirklich braucht, und warum manche Techniken für dich besser sein können als andere.

Welche Dienste brauchen welche Bandbreite?

Eine ungefähre Schätzung des Datenverbrauchs der gängigen Dienste in bester Auflösung findest du in dieser Tabelle:

Spotify 0,3 Mbit/s.
Zoom-Call 3,8 Mbit/s
YouTube in 4K6 Mbit/s
Netflix HD 6,7 Mbit/s
IPTV (Live-TV)8 Mbit/s
Netflix UHD 15,5 Mbit/s
Cloud-Gaming wie GeForce Now25 Mbit/s

Wie berechne ich meine benötigte Bandbreite?

Um herauszufinden, wie viele Mbit/s dein Internetanschluss liefern sollte, kannst du dir anschauen, wie viele dieser Dienste in deinem Haushalt theoretisch gleichzeitig genutzt werden können, und addiere die benötigte Downloadgeschwindigkeit. Plane dabei einen Puffer ein für „Hintergrundrauschen“, wie beispielsweise Philips Hue, Alexa, Cloud-Datendienste und die Updates diverser Geräte – und natürlich für das Surfen im Internet.

Diese Berechnung gibt dir schon mal einen guten Anhaltspunkt. Du solltest jedoch noch einen weiteren, wichtigen Faktor beachten, um deine Bandbreite zu ermitteln:

Die Internetgeschwindigkeit, die dein Vertrag angibt, ist meistens um einiges höher als das, was du tatsächlich nutzen kannst. Zum einen liegt das an Verlusten auf dem Weg von der Verteilerstelle zu deinem Router. Oft aber auch daran, dass die Bandbreite auf dem Weg vom Router zu deinem Computer oder Smartphone verloren geht, weil das WLAN nicht bis zu deinem Aufenthaltsort reicht.

Speedtest 1GB Glasfaser
Ein Speedtest für einen 1GB-Glasfaser-Anschluss mit 2 WLAN-Repeatern dazwischen

Welche Internetgeschwindigkeiten werden angeboten?

Bevor wir zu den gängigen Geschwindigkeiten kommen, folgt eine kurze Erläuterung der heute üblichen Techniken:

(V)DSL: DSL ist nach wie vor die am weitesten verbreitete Technologie. Es handelt sich um eine Breitband-Verbindungstechnologie, die über herkömmliche Telefonleitungen oder spezialisierte DSL-Leitungen angeboten wird. VDSL ist ein Marketingbegriff, der für Very High Speed Digital Subscriber Line steht. Am Ende kommt es auf die Übertragungsrate an, die dein Provider dir anbieten kann.

Kabelinternet: Kabelinternet wird über Koaxialkabel bereitgestellt, also die gleiche Leistung, aus der du auch Kabelfernsehen beziehst, Die Maximalgeschwindigkeiten können höher liegen als bei DSL. Einschlägige Provider wie Vodafone bieten dir aber auch langsamere Pakete an. Kabelinternet ist oft eine gute Lösung, wenn du auf dem Land lebst, wo keine Glasfaser- oder DSL-Leitungen verfügbar sind.

Glasfaser: Glasfaser-Internet verwendet Lichtsignale, die durch hauchdünne Glasfasern übertragen werden, um besonders hohe Geschwindigkeiten und Zuverlässigkeit zu bieten. Glasfaser ist eine zukunftssichere Technologie, die sich jedoch erst im Ausbau befindet und noch nicht flächendeckend verfügbar ist.

5G: 5G ist die fünfte Generation des Mobilfunks und wird dir als mobile Technologie nicht über die Wandsteckdose bereitgestellt, sondern über ein Handy oder einen speziellen Router. Hinter dem Sammelbegriff 5G stecken eigentlich zwei Technologien: Gigabit-Mobilfunk für städtische Regionen und eine deutlich langsamere Übertragungstechnik bis etwa 100 Mbit/s, die weite Gebiete abdecken und damit auch ländliche Regionen mit schnellem Internet versorgen kann. Wenn ein 5G-Funkmast in deiner Nähe ist, kann das die schnellste Lösung für dich sein.

Telekom 5G Handy Netzaufbau
Telekom 5G-Handy-Netzaufbau. Bild: Telekom

Die größeren deutschen Internetprovider bieten Verträge mit verschiedenen Geschwindigkeiten an. Wir zeigen dir hier die gängigsten:

16 MBit/s (DSL)Reicht für normale Internetnutzung, Videos anschauen, Musik streamen und sogar Videokonferenzen, aber nur wenn es nicht parallel stattfindet.
50 MBit/s (VDSL, Kabel oder Glasfaser)Reicht für Haushalte mit mehreren Nutzern, die gleichzeitig HD-Streaming oder Videokonferenzen betreiben, aber auch hier nur, wenn es nicht zu viele sind.
100 MBit/s (VDSL, Kabel, Glasfaser oder 5G)Mit 100 MBit/s bist du gut bedient, wenn du mehrere datenhungrige Dienste wie 4K-Streaming oder Videokonferenzen parallel nutzen möchtest.
250 MBit/s (VDSL, Kabel, Glasfaser oder 5G)Für Haushalte mit intensiver Nutzung und anspruchsvollen Anforderungen, wie 4K-Streaming und Cloud-Gaming gleichzeitig.
500 MBit/s (Kabel, Glasfaser oder 5G)Ist besonders interessant, wenn du häufig große Datenmengen wie Spiele herunterladen möchtest, oder wenn viele Nutzer parallel streamen oder gamen.
1000 MBit/s = 1GB (Kabel oder Glasfaser)Gigabit-Geschwindigkeiten bieten die höchste Bandbreite und sind ideal für professionelle Anwender, die große Datenmengen verschieben müssen, oder für Haushalte, die extrem anspruchsvolle Anwendungen nutzen. Da die Datenmengen tendenziell eher steigen, bist du mit 1 Gbit/s auch auf einige Jahre zukunftssicher aufgestellt.

In sehr alten Verträgen sind oft noch Geschwindigkeiten von 1-2 Mbit/s, 6 Mbit/s und 10 Mbit/s enthalten. Diese Verträge rentieren sich heutzutage normalerweise nicht mehr, da sie aus einer Zeit stammen, in der DSL wesentlich teurer war als heute und echte Alternativen fehlten.

Nicht zu vergessen ist auch die Upload-Geschwindigkeit: Wenn du nicht nur Inhalte konsumierst, sondern zum Beispiel bei Videokonferenzen dein Videobild ins Internet streamst, Cloud-Gaming betreibst, YouTuber bist oder aus anderen Gründen massig Daten in Richtung Internet sendest, ist es wichtig, einen Anschluss mit einer guten Upload-Geschwindigkeit zu wählen.

Die Upload-Geschwindigkeit erreicht mit bis zu 200 MBit/s bei Glasfaser mit Abstand das höchste Niveau, während Kabelinternet, (V)DSL und 5G Geschwindigkeiten von bis zu 50 MBit/s bieten können. Du erhältst in der Regel ein Zehntel der Downloadgeschwindigkeit als Upload-Geschwindigkeit, kannst den Upload bei vielen Providern aber upgraden.

Familie, WG, Single-Haushalt: Wer braucht welche Internetgeschwindigkeit?

Um herauszufinden, welche Bandbreite die passende für dich ist, schaust du dir am besten an, welche Internetgeschwindigkeit unter höchster Belastung zusammenkommen kann, und addierst dann noch einen Puffer.

Wir haben einige Beispiele zur Berechnung vorbereitet:

Welche Internetgeschwindigkeit braucht eine dreiköpfige Familie?

Ein Beispiel: Der Vater ist nicht sonderlich internetaffin und schaut höchstens mal ein paar YouTube-Videos. Die Mutter schaut gerne Serien, der Sohn bevorzugt Fernsehen über IPTV.

YouTube: 6 Mbit/s
Netflix UHD: 15,5 Mbit/s
IPTV: 8 Mbit/s
Summe: 29,5 Mbit/s

Möchte diese dreiköpfige Familie in guter Qualität streamen, empfehlen wir eine 50-Mbit/s-Leitung.

Welche Internetgeschwindigkeit braucht eine Studierenden-WG?

Unsere beispielhafte Studierenden-WG besteht aus vier Personen, von denen zwei große Gaming-Fans sind, eine sich die Abende lieber mit Filmnächten vertreibt und die vierte Person gar keinen Fernseher besitzt, dafür aber eine gute Hifi-Anlage mit integriertem Spotify.

Cloudgaming 1: 25 Mbit/s
Cloudgaming 2: 25 Mbit/s
Netflix UHD: 15,5 Mbit/s
Spotify: 0,3 Mbit/s
Summe: 65,8 Mbit/s

Für diese Student:innen-WG ist eine Leitung mit mindestens 100 Mbit/s notwendig.

Welche Internetgeschwindigkeit braucht ein Single-Haushalt?

In unserem Beispielhaushalt wohnt ein Single, der das Internet vorwiegend zum Surfen nutzt, aber zwischendurch auch mal in HD-Qualität Filme streamt.

Netflix HD: 6,7 Mbit/s

Für diesen Haushalt reicht ein 16 Mbit/s Anschluss aus.

Welche Internetgeschwindigkeit braucht ein/e Gamer:in?

Hier unterscheiden wir, ob der/die Gamer:in Spiele lokal mit Onlineanbindung spielt, oder ob es sich um Cloudgaming handelt, das eigentliche Spiel also gar nicht auf dem eigenen Computer stattfindet, sondern in der Cloud. Ein lokal installiertes Onlinegame (MMOG) verbraucht unter 1 Mbit/s, wohingegen Cloudgaming auch mal 25 Mbit/s benötigen kann.

Für Gaming und Anwendungen, bei denen sehr hohe Geschwindigkeiten und niedrige Latenzen gebraucht werden, ist Wi-Fi 7 sinnvoll. (Foto: Getty Images)
Für Gaming und Anwendungen, bei denen du sehr hohe Geschwindigkeiten und niedrige Latenzen brauchst, ist Wi-Fi 7 sinnvoll. (Foto: Getty Images)

Das überrascht vielleicht: Selbst für eine/n Gamer:in ist eine 50 Mbit/s Leitung ausreichend! Unser früherer Kollege Kay Nordenbrock kam als Gamer und Streamer auf dem Land gar mit 16 Mbit/s aus. Für einen guten Upstream sollte die Verbindung allerdings Kabelinternet oder Glasfaser sein, da die Uploadgeschwindigkeit, wie du sie hier benötigst, bei DSL oft zu niedrig ist. Da beim Gaming auch niedrige Latenzen wichtig sind, ist auch wichtig, hierfür den passenden Router zu kaufen.

Wie kannst du deine Internetgeschwindigkeit testen?

Als Erstes prüfst du deinen Vertrag, um zu sehen, was dort aufgeführt ist.

Je nach deinem Setup kann es jedoch auf dem Weg vom Router zu deinem Computer, Smartphone, Tablet oder anderen Geräten zu Datenverlust kommen. Um herauszufinden, wie viel Bandbreite tatsächlich verfügbar ist, kannst du einen Speedtest durchführen.

Hierbei wird eine vorgegebene Datenmenge herunter- und wieder hochgeladen, um die Geschwindigkeit zu messen.

Speedtest Screenshot
Ein Speedtest direkt neben dem Router und zwei Zimmer weiter

Mithilfe dieses Speedtest-Ergebnisses, kannst du sehen, wie viel deiner aktuellen Bandbreite auf dem Weg zu deinem Endgerät verloren geht und dies bei der Kalkulation miteinbeziehen. Einen Speedtest führst du am besten dann durch, wenn niemand sonst gerade das Internet nutzt.

Speedtests-Fakes: Es ist ihnen schwer nachzuweisen, aber die Vermutungen haben Nutzer:innen schon lange, dass Provider Speedtests absichtlich manipulieren. Da wird eine langsame Leitung einmal kurz hochgejazzt, wenn der Provider registriert, dass du gerade einen bekannten Speedtest benutzt. Die Lösung? Entweder du trackst die Geschwindigkeit mit einem Tool direkt auf deinem Rechner oder im Router. Oder du verwendest einen Speedtest aus dem Ausland. Hier wird es für Provider zu komplex, jeden einzelnen Test zu faken.

Fazit

Viele Menschen zahlen zu viel für ihren Internetanschluss, da sie die verfügbare Bandbreite kaum oder gar nicht nutzen. Um sicherzustellen, dass ausreichend Geschwindigkeit zur Verfügung steht, ist es aber ratsam, insbesondere in Haushalten mit mehreren Nutzern, nicht zu knapp zu kalkulieren.

Du kannst deinen eigenen Bedarf abschätzen, indem du den Datenverbrauch von dir und deinen Mitbewohnern zusammenzählst, da ihr möglicherweise gleichzeitig online seid. Dabei solltest du auch einen Puffer einplanen, da ihr die volle Geschwindigkeit nur in unmittelbarer Nähe zum Router oder bei Verwendung einer LAN-Verbindung erreicht.

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