Die Marketingabteilungen der großen Mobilfunkanbieter bewerben 5G mit markigen Worten: „Bis zu 100 Mal schneller als LTE, Datenübertragung in Echtzeit und viele weitere revolutionäre Features“ etwa schreibt die Telekom dazu auf ihrer Website. Dem entgegen stehen Berichte und auch eigene Erfahrungen der Trendblog-Redaktion, dass manche 5G-Smartphones trotz passenden Tarifs und eigentlicher Verfügbarkeit nicht mit 5G funken. Wie kann das sein?
Anfang des Jahres 2021 finden wir hierzu drei mögliche Ursachen:
- Es fehlt ein Software-Update
- Dein Smartphone unterstützt bestimmte Frequenzkombinationen nicht
- 5G ist an deinem Standort noch nicht verfügbar
5G auf dem Land oft schon verfügbar
Punkt 3 ist klar: Wo es kein 5G gibt, da kann ein Smartphone auch kein 5G empfangen. Doch gerade wenn es klingt, als sei die neue Mobilfunkgeneration wie immer erst einmal nur in den Ballungsräumen existent, stimmt das bei 5G so nicht. Der Grund: Aus der digitalen Dividende wurden nach der Abschaltung von DVB-T Frequenzen im Bereich 700 MHz frei. Nach der erfolgreichen Auktion dieser Frequenzen kombiniert vor allem Vodafone dieses Band mit dem schon für LTE vorhandenen 800-MHz-Band.
Die beiden Generationen teilen sich also praktisch den Standard, um 5G in der Fläche auszubauen und etwa entlang von Autobahnen verfügbar zu machen. Wenn euer 5G-Smartphone in ländlichen Gebieten „5G“ meldet, dann ist sehr oft dieses Frequenzband beteiligt. Die Übertragungsraten sind allerdings hier bei Weitem nicht so hoch wie die oft beworbenen 1 Gbit/s und mehr.
5G nur in gemischter Nutzung
Punkt 1, ein fehlendes Software-Update, bekamen wir mit eigentlich allen unserer 5G-Testgeräte im Jahr 2020 zu spüren. Kollege Daniel Wendorf etwa wartete vergeblich auf ein Update, das 5G für das eingesetzte Motorola Moto G 5G Plus an seinem Standort Dresden verfügbar gemacht hätte. Mir ging es ähnlich mit dem Samsung Galaxy Z Fold2 5G in Bonn.
In den Smartphone-Einstellungen konnten wir teilweise auch nur eine gemischte Nutzung von 5G/4G/3G und 2G auswählen. Es obliegt in dem Falle dem Netzbetreiber, ob er euch 5G zur Verfügung stellt oder nicht.
Einige 5G-Handys mit Problemen bei DSS
Punkt 2 letztlich ist etwas komplizierter. So existieren 5G und 4G/LTE in Deutschland parallel, teilen sich sogar vielfach ein Frequenzspektrum in den Bändern um 700 MHz, 2,1 GHz und 3,6 GHz. Ja, mehr noch: Im Anfangsstadium benötigen höherfrequente 5G-Singale in einigen Bändern eine LTE-Fequenz als Ankersignal, sie sind Non-Stand-Alone (NSA). Mit Hilfe von Dynamic Spectrum Sharing (DSS) teilen sich beide Mobilfunkgenerationen vorhandene Frequenzen.
Probleme machen dabei offenbar im Telekom-Netz bei einigen Smartphones die Frequenzkombinationen um 1800 und 2100 MHz. Die LTE-Ankerzelle funkt um 1800 MHz, das 5G-Trägersignal um 2100 MHz. Hier erfolgt keine Übergabe des Signals, so dass viele 5G-Smartphones bei dieser Frequenz im LTE-Band verbleiben. Das passierte uns im Test etwa mit dem iPhone 12 Mini – es betrifft aber die ganze iPhone-12-Serie und, wie andere Technikportale berichten, unter anderem auch Samsung-5G-Smartphones aus dem Jahr 2020 oder früher.
Ähnliches berichten Nutzer für niedrigere Frequenzen bei Vodafone, bei denen die Ankerfrequenz bei 800 MHz liegt, die 5G-Trägerfrequenz aber bei 700 MHz. Die Übergabe von 800 auf die weiter entfernten 1800 MHz hingegen funktioniert bei iPhone 12 und anderen.
Eine Möglichkeit, das nachzurüsten, gibt es nicht. Das jeweilige Endgerät müsste die Frequenzkombination auch hardwareseitig unterstützen. Ist das nicht der Fall, bleibt es am jeweiligen Ort bei 4G/LTE.
Teltarif.de fasst es so zusammen, dass einige 5G-Smartphones nicht dazu in der Lage seien, benachbarte 4G/5G-Frequenzen zu bündeln.
Kein 5G: Was könnt ihr tun?
Solltet ihr trotz 5G-Verfügbarkeit und 5G-Handys kein 5G nutzen können, dann schaut zunächst in die Einstellungen eures Smartphones. Beim iPhone findet ihr die notwendige Einstellung unter:
- Einstellungen -> Mobilfunk -> Datenoptionen -> Sprache und Daten
Schaut hier, ob euch euer Smartphone 5G überhaupt anbietet. Wenn nicht, setzt die Einstellungen zurück und startet das iPhone neu. Wenn ja, könnt ihr zwischen „5G automatisch“ und „5G aktiviert“ auswählen. Letztere Einstellung forciert 5G und schaltet immer in das neue Netz, sofern es verfügbar ist.
Auf Android-Smartphones wählt ihr:
- Einstellungen -> Verbindungen -> Mobile Netzwerke -> Netzmodus.
Wählt hier „5G“ oder „5G/4G/3G/2G (automatisch)“ oder eine ähnliche Einstellung. Könnt ihr 5G nicht einzeln auswählen, haben Smartphone-Hersteller und Provider noch kein passendes Update für das Gerät bereitgestellt oder ihr habt dieses noch nicht installiert.
Wenn euer 5G-Smartphone die Übergabefrequenzen nicht unterstützt, dann könnt ihr nichts tun. Ihr bleibt dann im jeweiligen 4G-Band.
Euch bleibt allenfalls ein Trost: Noch ist das Netz nicht immer wirklich schneller, nur weil „5G“ draufsteht. Das ist gerade für die niedrigerfrequenten Funkbänder der Fall. Bei unseren Tests etwa direkt vor Telekom-Hauptgebäude oder in der Bonner Innenstadt mit einem iPhone 12 Mini und einem iPhone 12 Pro Max brachte es der Speedmesser auch bei LTE auf 220 bis 300 Mbit/s. Höhere Geschwindigkeiten garantieren Telekom und Vodafone für 5G zu diesem Zeitpunkt nicht.
Gigabit-5G bisher nur sporadisch anzutreffen
Ärgern muss es euch im Prinzip auch deswegen nicht, weil 5G in der heutigen Form noch lange nicht ausgereizt ist. Bisher kommen nur vergleichsweise niedrigfrequente Bänder zum Einsatz. Richtig spannend wird 5G erst, wenn die nächste Stufe gezündet wird: 5G mmWave. Hier sind Frequenzen ab etwa 24 GHz im Spiel – also weitaus höher als die bereits vergebenen 700 Mhz bis 3,8 GHz.
Das eingangs von der Telekom beworbene 100-fache Geschwindigkeitsplus gegenüber LTE kommt erst mit diesen hohen Frequenzen. Und damit später, lokal begrenzt und zu massiven Kosten der Provider. In Deutschland etwa sind diese Frequenzen noch gar nicht zugeteilt. Selbst aktuelle Smartphones, die schon 5G-mmWave beherrschen (wie das iPhone 12), können noch gar nicht „wissen“, in welchen Bändern sie hier einmal funken werden. Deswegen werdet ihr mit diesen frühen Geräten in Deutschland wohl nie 5G mmWave nutzen können.
Einen Vorgeschmack auf hohe 5G-Übertragungsraten bietet allerdings das Band n78, das im 3,6-GHz-Bereich funkt und bereits Gigabit-Geschwindigkeit (um 1 Gbit/s) erlauben soll. Telefonica-O2 etwa konzentriert sich in der ersten 5G-Ausbaustufe ganz auf dieses Frequenzband. Vodafone und Telekom setzen bislang an einigen Standorten darauf.
Welche Smartphones sind wirklich 5G-fähig?
Knackpunkt sind bei 5G-Smartphones im Netz von Telekom und Vodafone benachbarte Frequenzen, die sich LTE und 5G mit Hilfe der Technik DSS teilen müssen. Bei der Telekom sind das vor allem das Ankerband um 1800 MHz und das Trägerband um 2100 MHz.
Sind ältere 5G-Smartphones dazu nicht immer in der Lage, beherrschen die Kombination im Telekom-Netz dafür unter anderem das Samsung Galaxy S21 Ultra, das Huawei P40 Pro, das Xiaomi Mi 10 Pro, das Motorola Moto 5G Plus und das Oppo Find X2 Pro. Der Markt verändert sich hier schnell. Es sieht dennoch so aus, als hätten Samsung- und Apple-Geräte, die vor 2021 erschienen, Probleme mit DSS im Telekom 5G-Netz. Dass solche Probleme mit später erscheinenden 5G-Smartphones nicht mehr auftreten, lässt sich nicht sicher sagen, auch wenn die Hersteller natürlich dazulernen und ihre Geräte verbessern.
Smartphones, die im Vodafone-Netz das bekannte Übergabeproblem im 700-MHz-Spektrum beherrschen sollen, sind das Huawei P40 Pro, das Oppo Find X2 Pro, das Samsung Galaxy S20 Ultra und hier auch die Apple iPhone-12-Familie.
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Welch ein Aufwand, um videos (davon 30% pornos) auf mobile devices zu bringen !