Warum du dein Smartphone nie über Nacht laden solltest

Ins Bett gelegt, Nachrichten gecheckt und das Smartphone über Nacht an den Strom gehangen. Warum du das nicht tun solltest, erklären wir dir.

Warum du dein Smartphone nie über Nacht laden solltest

Das Handy hält nicht mehr so lange durch wie früher? Das liegt eindeutig am Akku, der mit fortlaufender Lebensdauer einige eklatante Alterserscheinungen zeigt. Gut für dich: Mit drei Kniffen kannst du die Akku-Lebenszeit enorm verlängern.

Inhalt:

Tipp 1: Niemals über Nacht laden

Die Artikelüberschrift hat das bereits vorweggenommen. Du solltest dein Smartphone nie über Nacht laden. In Deutschland schlafen die meisten Menschen um die acht Stunden. Vor dem Zubettgehen stecken viele ihr Telefon zum Laden an die Steckdose an – und erst nach dem Aufstehen ziehen sie das Kabel wieder ab.

Ein Smartphone (Apple iPhone) ist zum Laden angesteckt.
Macht der Gewohnheit: Vorm Zubettgehen stöpseln die meisten ihr Smartphone zum Laden an. (Foto: Hasan Albari / Pexels)

Der Ladevorgang pumpt nicht nur wieder Energie in den Smartphone-Akku. Er stresst das Telefon auch außerordentlich. Erreicht die Kapazität nämlich 100 %, schaltet das Telefon in den Netzbetrieb. Die Akku-Kapazität sinkt dennoch minimal und der Ladevorgang kickt immer wieder rein.

Je länger dieses Prozedere dauert, desto mehr Stress ist dein Smartphone eben ausgesetzt, es finden unerwünschte chemische Prozesse statt, auf die wir später noch eingehen. Diese Prozesse lassen deinen Akku altern.

Daher solltest du das Smartphone nach dem Aufstehen und eventuell am frühen Nachmittag kurz laden, bis um die 80 % Akkukapazität erreicht sind.

Tipp 2: Akku-Kapazität begrenzen

Die Lithium-Ionen-Akkus moderner Telefone fühlen sich am wohlsten, wenn sie zwischen 20 und 80 Prozent geladen sind. Fällt die Kapazität unter den Minimalwert oder übersteigt sie 90 Prozent, so altert der Akku noch einmal schneller.

Viele Smartphones, etwa das Apple iPhone 14 Pro, begrenzen daher die Akku-Kapazität von selbst. Neuere Android-Telefone wie das Gigaset GS5 (Android 11) lassen die Nutzer entscheiden, ob sie die Akku-Kapazität begrenzen wollen, um die Lebensdauer zu verlängern.

Unter iOS für Apple iPhone findest du die Option Optimiertes Laden der Batterie. Ist diese aktiviert, verzögert das iPhone den Ladevorgang über 80 % der Nenn-Kapazität deines Akkus.

Optimiertes Laden der Batterie auf einem iPhone von Apple
Die Option „Optimiertes Laden der Batterie“ stresst den iPhone-Akku kaum. (Material: Apple)

Apples kleine Eigenart

In manchen Fällen verweigert das iPhone die Funktion Optimiertes Laden der Batterie. Apple zufolge hängt das mit dem Konzept zusammen, optimiertes Laden nur an den Orten zu nutzen, an denen du dich am meisten aufhältst. Also zum Beispiel zu Hause oder am Arbeitsplatz.

Aus diesem Grund müssen immer folgende Optionen im iPhone aktiviert sein, um das optimierte Laden der Batterie zu gewährleisten:

  • Einstellungen -> Datenschutz -> Ortungsdienste -> Ortungsdienste ein
  • Einstellungen -> Datenschutz -> Ortungsdienste -> Systemdienste -> Systemanpassung
  • Einstellungen -> Datenschutz -> Ortungsdienste -> Systemdienste -> Wichtige Orte -> Wichtige Orte

Bei Android sind die Wege zur Ladebegrenzung unterschiedlich. Bei einigen Telefonen wie dem erwähnten Gigaset GS5 ist die Option unter Einstellungen -> Akku -> Ladegrenzwert zu finden.

Ladebegrenzung des Akkus unter Android.
Nett: Android informiert viele Nutzer bei der Ersteinrichtung über die Ladebegrenzung. (Mit Material von Google)

Manchmal versteckt sich dieselbe Option hinter der Bezeichnung Adaptives Laden. In diesem Fall sind die Einstellungsmöglichkeiten begrenzt. Denn Android übernimmt die Analyse und Zustandsverwaltung des Akkus. Das Ergebnis bleibt dennoch gleich zur oben beschriebenen Methode: Das Telefon schont den Akku.

Tipp 3: Intelligenten Akku nutzen

Mit der Option Intelligenter Akku ziehen die Smartphone-Hersteller alle Register intelligenter Akkus. Schaltest du diese Funktion ein, gibt das Smartphone nur so viel Energie aus dem Akku frei, wie die Apps tatsächlich brauchen.

Dazu muss es aber zwingend dein Nutzungsverhalten analysieren.

Weiß das Telefon nämlich, dass du morgens die Radio-App einschaltest, während der Arbeit kaum aufs Telefon schaust, dafür aber nachmittags im Browser ordentlich Energie verbrauchst, kann es den Energiehaushalt entsprechend steuern.

Bei Apples iPhone ist diese Option standardmäßig ins Betriebssystem integriert, ohne dass du darauf Einfluss nehmen könntest.

Die meisten Androiden kommen ebenfalls mit einer automatisierten Akku-Steuerung daher, die du unter Akku -> Intelligenter Akku ein- und ausschalten kannst.

Energie-Einstellungen auf einem Android-Smartphone von ZTE
ZTE gibt Nutzern die volle Kontrolle über die Akku-Nutzung. (Mit Material von ZTE)

Weil Android aber so stark fragmentiert ist, setzen einige Hersteller auf andere Ansätze. Das ZTE Blade V10 beispielsweise bietet unter Akku -> Apps AI-Kontrolle eine manuelle Kontrolle aller Apps an.

Es gibt noch weitere Tipps, wie du den Akku schonen kannst. Damit zögerst du einen weiteren Ladevorgang effektiv hinaus.

Clever laden ist der Schlüssel zum langen Akku-Leben

Was kann man daraus ableiten? Nun, smartes Laden! Smart lädst du ein Telefon, wenn du es…

  • nach dem Aufstehen für 30 bis 45 Minuten ans Ladekabel hängst
  • und bei Vielnutzung um die Mittagszeit noch einmal für gut eine halbe Stunde ans Netz hängst und bei etwa 80 Prozent Kapazität vom Kabel trennst.

Setze dich außerdem mit den Lade-Optionen deines Handys auseinander. Gerade Premium-Hersteller bieten in den Akku-Einstellungen viele Optionen an, mit denen du das Charging-Verhalten präzise steuern kannst.

Warum Akkus altern – dem Mysterium auf der Spur

Warum aber altern Smartphone-Akkus? Bislang galt es als gesichert, dass die Ladevorgänge als solche durch Abnutzung für eine sinkende Kapazität sorgen. Das mag schon sein und ist nicht ganz falsch.

Doch kürzlich entdeckten kanadische Forscher einen weiteren Vorgang, der die permanente Selbstentladung und die dauerhaft sinkende Kapazität erklären könnte. PET.

Dieser Kunststoff, den du vermutlich von Pfandflaschen kennst, ist in nahezu jedem Smartphone-Akku als dünnes Klebeband verbaut. Dieses hält die Akkuzellen zusammen.

Das Material, aus dem Plastikflaschen sind, steckt auch in Smartphone-Akkus.
Das Material, aus dem Plastikflaschen sind, steckt auch in Smartphone-Akkus. (Foto: mali maeder / Pexels)

Ist PET längere Zeit höherer Wärme ausgesetzt, zersetzen sich Teile der Folie. Und insbesondere längere Ladezyklen – etwa über Nacht – fördern diesen chemischen Prozess.

Das Zersetzungsprodukt Dimethylterephtalat (DMT) entsteht und transportiert fleißig Elektronen von der Kathode zur Anode. Die Kapazität sinkt und der Akku entlädt sich schneller.

Ein Effekt, dem Akku-Hersteller schlicht durch anderes Material begegnen könnten. Da PET aber günstig und sehr flexibel einsetzbar ist, dürfte es eine Weile dauern, ehe PET-freie Akkus in Smartphones verbaut sind.

Reichweitenangst, mal ganz real

Was dieser Zersetzungsprozess in Kombination mit falschem Laden bedeutet, konnte ich anhand meines Samsung Galaxy S9 feststellen. Das nutzte ich gut vier Jahre und hatte in den letzten Monaten mit rapide sinkender Akkulaufzeit zu kämpfen.

Aus einem ganzen Tag ohne Steckdose wurden es erst 10, dann 6 Stunden – gegen Ende hielt es keine 3 Stunden mehr durch, ohne nach Strom zu japsen.

Akku-Warnmeldung eines Samsung Galaxy S9
Irgendwann machte es mein Samsung Galaxy S9 offiziell: Der Akku ist einfach am Ende.

Die sonst nur theoretische Reichweitenangst – sie war real! Hätte ich allerdings mein Ladeverhalten über die Jahre optimiert, hätte ich womöglich länger Freude an dem S9 gehabt. So aber blieb mir nur der Wechsel auf ein neues Telefon. Auch, weil Samsung einen unkomplizierten Akkuwechsel durch einen kostenintensiven Batteriewechsel verhinderte.

Lädst du dein Smartphone wie die meisten auch über Nacht – oder schonst du das Telefon durch smartes Laden? Schreib es uns in die Kommentare.

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