Dieser Beitrag stammt ursprünglich vom Oktober 2017 und wurde von uns am 18. September 2019 umfassend aktualisiert.
Hach, waren das damals noch Zeiten! Als Nokia-Telefone mit einer Akkuladung über den halben Sommer kamen. Gefühlt zumindest. Smartphones müssen als treue Alltagsbegleiter viel häufiger an die Steckdose. Doch oft können die Smart-Geräte nicht für Stunden an der Steckdose hängen. Wie also könnt ihr das Smartphone schnell laden?
Aktuelle Smartphone-Akkus fassen 3.000 mAh oder mehr. Um sie in Windeseile zu füllen, braucht ihr ein auf euer Gerät ausgelegtes Ladegerät. In diesem Beitrag erklären wir euch die Grundlagen und stellen die populärsten Schnellladeverfahren vor. Wir zeigen, was ihr braucht, um euer Smartphone schnell laden zu können. Und zeigen euch am Ende des Beitrags, welche Verfahren untereinander kompatibel sind.
Die Grundlagen
In den vergangenen Jahren schufen Chip- und Smartphonehersteller diverse Schnellladeverfahren. Quick Charge und das noch junge USB Power Delivery (USB-PD) sind zu Quasi-Standards geworden. Gegen Sie haben andere Wettbewerber wie VOOC von Oppo oder OnePlus‘ Dash Charge derzeit das Nachsehen.
Quick Charge und USB-PD verfolgen jeweils andere Ansätze. Gemein ist ihnen, dass sie Smartphone-Akkus um ein Vielfaches schneller laden als es 08/15-Netzteile könnten.

Damit ein Akku lädt, muss – natürlich – Strom fließen. Die Spannung bleibt dabei immer konstant bei 5 V, sofern das reguläre USB-Ladenetzteil an eine Haushaltssteckdose angeschlossen ist. Was sich unterscheidet, ist die in Ampere (A) angegebene Stromstärke. Je höher diese ausfällt, desto mehr Leistung steht bereit und desto schneller lädt das Smartphone.
Der Geschwindigkeitsvorteil ist nicht ohne. Smart-Devices mit einer Ladezeit von fünf bis acht Stunden waren vor sieben Jahren nicht ungewöhnlich. Das von Qualcomm entwickelte Quick Charge 4+ verspricht, innerhalb einer halben Stunde über die Hälfte eines 3.200-mAh-Akkus zu laden. Diese Fabelwerte erreichen Quick Charge und Co. nur unter Laborbedingungen. Im Alltag ist die verkürzte Wartezeit dennoch spürbar.
Quick Charge: Der Platzhirsch
Quick Charge bricht dieses Schema mit fixer 5-V-Spannung auf. Zertifizierte Quick-Charge-Netzteile liefern je nach Version zwischen 5 Volt mit maximal 2 Ampere (Quick Charge 1.0) und 20 Volt mit bis zu 4,6 Ampere (Quick Charge 3.0, 4 und 4+).
Eine Beispielrechnung: Das Samsung Galaxy S9 lädt seinen 3.000-mAh-Akku mit einem 2A-Netzteil binnen 1,5 Stunden vollständig. Mit einem 4,6-Ampere-Netzteil würde dieser Vorgang nur noch etwa 40 Minuten dauern.
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Qualcomm entwickelte Quick Charge seit der Premiere im Jahr 2013 fortlaufend. Die Verbesserungen von Version zu Version sind wesentlich in der Ladegeschwindigkeit zu finden. Doch auch kleinere Optimierungen nahm der Hersteller vor. Die Wärmeentwicklung während des Ladevorgangs ist nunmehr moderat. Dank effizienterer Nutzung der USB-Kabel und verbesserter Algorithmen steigerte sich die Geschwindigkeit spürbar.
Qualcomms Ladetechnologie ist auf- und abwärtskompatibel. Heißt: Ein Smartdevice mit Quick Charge 2.0 lädt mit einem Netzteil nach Spezifikation 4+ schneller. Umgekehrt würde dies ebenso funktionieren. Mit Quick Charge 4 wurde die Qualcomm-Technologie außerdem zum USB-PD-Standard kompatibel und unterstützt auch Samsungs Fast Charge, Super Charge (Huawei, Honor).
Eine Übersicht aller Quick-Charge-Geräte findet ihr hier.
USB-PD: Eins für alles
Das USB Power Delivery – oder eben USB-PD – ist ein noch recht neues Lade-Protokoll. Die Idee dahinter: Ein elektronisch markiertes Kabel mit integriertem Chip „verhandelt“ zwischen Ladenetzteil und Gerät. Das Netzteil übermittelt die möglichen Spannungs- und Stromwerte.
Daraufhin wählt das zu ladende Gerät die optimalen Werte. Erst nachdem beide sich einig sind, fließt Strom in festgelegter Spannung über die entsprechenden USB-Pins. Maximal liefert das Protokoll bei 5 Ampere und bis zu 20 Volt satte 100 Watt. Damit ist USB-PD nicht nur für Smartphones interessant:
Profil | Spannung | Strom | Maximale Leistung | Endgeräte |
1 | 5 V | 2 A | 10 W | kleine mobile Geräte wie Smartphones oder Einplatinencomputer |
2 | 5 V, 12 V | 1,5 A, 2 A | 18 W | Tablets, kleine Notebooks |
3 | 5 V, 12 V | 2 A, 3 A | 36 W | Kleine Notebooks, Geräte mit etwas höherer Leistungsaufnahme |
4 | 5 V, 12 V, 20 V | 2 A, 3 A | 60 W | Große Notebooks, Hubs und Docking-Stations |
5 | 5 V, 12 V, 20 V | 2 A, 5 A | 100 W | Workstations, Hubs, Docking-Stations |
Anders als bei Quick Charge ist USB-PD offen für alle Hersteller, eine Kompatibilitätsübersicht gibt es allerdings nicht. Es hilft aber der Blick ins Datenblatt. Hat euer Smartphone einen USB-C-Konnektor, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass USB-PD in der Feature-Liste auftaucht.
USB-PD ist übrigens auch der einzige Schnellladestandard, den Apple-Smartphones ab dem iPhone 8 offiziell unterstützen.
OnePlus Dash Charge und Oppo VOOC Oppo: Zweimal dasselbe
Ernsthafte Alternativen zu Quick Charge und USB-PD sind rar. VOOC vom Chinaphone-Hersteller und Oppo und Dash Charge aus dem Hause OnePlus sind ein Verfahren, das eine kleinere Nische besetzt.
Auch hier sind die Unterschiede klein, aber technisch interessant. Dash Charge von OnePlus befüllt den Akku durch eine kontant höhere Stromstärke (4 Ampere). Der konstante Ladestrom reduziert die Smartphone-Verlustleistung, die bei Quick Charge und Co. höher ist. Die üblichen Performance-Einbußen beim Ladevorgang umgeht das Telefon ebenfalls. Das heißt, dass auch während des Ladevorgangs die Smartphone-Nutzung wie üblich funktioniert.
All diese Funktionen vereint VOOC von Oppo. Der Unterschied hierbei? Keiner. Oppo ist als Schwestergesellschaft von OnePlus allerdings in der Lage, die Technologie über das Dash-Charge-Etikett an andere Marktwettbewerber zu lizenzieren. VOOC und dessen Nachfolger Super VOOC bleiben hingegen Oppo-exklusiv.
Um VOOC oder Dash Charge nutzen zu können, braucht ihr das entsprechende Endgerät, ein spezielles USB-Kabel und ein zertifiziertes Netzteil.
Auch von Samsung gibt es ein proprietäres Format. Im neuen Note 10 etwa nutzen die Koreaner optional ein 45-W-Netzteil. Weitere Hinweise darüber sind aber spärlich.
Schnellladekabel: Ein Prinzip, das teuer werden kann
Bliebe noch ein billiger Weg, das Smartphone schnell zu laden. Schnellladekabel versprechen – unabhängig vom Netzteil und dem Smart-Device – binnen kürzester Zeit viel Strom in den Akku zu pumpen.
Das schaffen sie – allerdings zu einem Preis, der nicht von vornherein zu bestimmen ist. Durch den Kurzschluss der zwei im USB-Kabel befindlichen Datenleitungen signalisiert das Kabel dem Empfangsgerät, es könne eine unbegrenzt hohe Stromstärke ziehen. Es funktioniert zwar, geht aber zu Lasten des Akkus.
Dieser kann sich extrem erhitzen oder gar platzen – dann müsst ihr das Smartphone ersetzen. Ein Problem, das Quick Charge, Dash Charge und USB-PD durch die Kontrolle der Stromstärke umgehen. Die preisliche Differenz zwischen Schnellladekabeln und kompatiblen Ladenetzteilen ist jedoch so gering, dass der Griff zum zertifizierten Schnelllader eher lohnt.
Das perfekte Zusammenspiel
Alle Schnelllade-Technologien setzen dreierlei voraus:
- ein Smartphone mit der entsprechenden Ladetechnologie
- ein zertifiziertes Netzteil
- ein hochwertiges USB-Kabel
Insbesondere letzteres ist oft vernachlässigt. Ein schlecht verarbeitetes Kabel mit minderwertigen Bestandteilen oder schlecht verarbeiteten Kontakten erhöht den Widerstand und mindert so den Ladestrom. Der einfachste Weg ist, hier schlicht das mitgelieferte Kabel zum Schnellladenetzteil zu verwenden. Habt ihr das nicht, gibt es Ersatz online.

Die preislichen Unterschiede zwischen billigen und hochwertigen USB-Kabeln sind marginal. Als Markenhersteller gelten etwa Belkin, Hama, Vivanco, Speedlink oder Peter Jäckel. Ihre Kabel sind aus hochwertigen Rohstoffen hergestellt und gut verarbeitet.
Bei Netzteilen gilt, dass es explizit die jeweilige Ladetechnologie unterstützen muss. Ob das der Fall ist, erkennt ihr an den Logos, die auf Verpackung und Netzteil aufgedruckt sind. Einzig der Verweis auf USB-PD kann öfter fehlen. Diese Technologie ist zu Quick Charge 4 und Quick Charge 4+ kompatibel. Ein Griff zu eben jenen zertifizierten Netzteilen reicht. Beispiele wären das i-tec Quick Charge Smart oder Cellular Lines Quick Charger Ultra.
Die Übersicht: Welche Standards sind untereinander kompatibel?
Die verschiedenen proprietären Technologien können Kopfschmerzen bereiten. Die unterschiedlichen Ladetechnologien sind nicht überall verfügbar. Netzteile für Quick-Charge und USB-PD sind nahezu bei jedem Fachhändler zu finden. Schwieriger ist da die Beschaffung von Zubehör für Insellösungen wie Dash Charge von Huawei.
Einen Überblick über die verschiedenen Ladetechnologien und die Kompatibilität untereinander bieten wir euch in dieser Tabelle:
Verfahren | Unterstützte Geräte (Auswahl) | Voraussetzungen | Kompatibel zu anderen Standards |
Quick Charge 1.0, Quick Charge 2.0, Quick Charge 3.0, Quick Charge 4.0, Quick Charge 4+ | Samsung Galaxy S9+, ZTE Axon 10 Pro, Xiaomi Mi 9 | Kompatibles Smartphone, zertifiziertes Netzteil | Ab Quick Charge 4.0 kompatibel zu USB-PD, kompatibel zu Super Charge |
USB-PD, Anker PowerIQ | Apple iPhone 8, Apple iPhone XR, Google Pixel | USB-C-Anschluss | Quick Charge 4.0, Quick Charge 4+ |
VOOC, Super VOOC | Oppo Finx X, Oppo R17 Pro | Oppo-Smartphone | - |
Dash Charge | OnePlus 5, OnePlus 6T | OnePlus-Geräte | - |
SuperCharge | Honor 10, Huawei P30 Pro | Zertifiziertes Ladegerät, 5-A-USB-Kabel | Quick Charge kompatibel |
Fast Charge | Samsung Galaxy S8 | Ladeschale mit kabelloser Stromübertragung | - |
Pump Express | Geräte mit MediaTek-Chips von Meizu, Motorola oder Sony | Zertifiziertes Ladenetzteil | USB-PD |
Das Smartphone schnell laden? Gar nicht so schwierig
Der Ausflug ins Dickicht der Schnelllade-Technologien ist ermüdend. Insellösungen und Gewirr aus zueinander kompatiblen Standards sind wenig kundenfreundlich. Jedoch: Wenn ihr erst einmal identifiziert habt, welches Schnellladeverfahren euer Smart-Device unterstützt, ist der Rest ein Kinderspiel. Ein passendes Netzteil, hochwertiges USB-Kabel und schon lädt der Alltagsbegleiter im Nu seine Reserven auf.
Heimlicher Gewinner könnte USB-PD sein. Der offene Standard wird herstellerübergreifend unterstützt und ist kompatibel zu Quick Charge oder Pump Express. Die meisten Smartphones mit USB-C-Konnektor sind bereits fit für USB-PD.
Habt ihr einmal die passende Hardware zusammengetragen, ist der Vorteil im Alltag spürbar. Zwar geht der Akku noch immer viel zu schnell zuneige. Doch dank viel Strom in kurzer Zeit bleibt das Smartphone länge an eurer Seite. Hi There Evercade!
Vielen Dank für diese schöne Übersicht von aktuellen Ladestandarts! Sehr gut erklärt! Ich denke ich kann das meiste für mein Surface Go 2 übernehmen.
Der USB 4.0 Standard für Schnellladung (USB-PD) mit 240 W bei 48V (5 A) fehlt noch in der / den Tabellen. Stand 2021 bitte aktualisieren.
Da sind die Spezifikationen inzwischen bekannt offenbar.
Mfg
Bernd Pf.
Gute oberflächige Übersicht zu den Ladestandards. Leider wird der Bereich Stromstärke mehr als oberflächig behandelt und ggf. auch falsch! Z.B. Schnellladekabel kennzeichnen sich dadurch, dass die Datenleitungen kurzgeschlossen sind, damit sind sie aber für PD und QC ungeeignet, diese Standards benötigen die Datenleitungen für die Kommunikation. Hochwertige PD-Kabel haben einen Chip der die Freigabe für höhere Ströme > 3A steuert. Wenn dieser Chip nicht da ist, wird der Strom auf 3A begrenzt egal wie dick das Kabel ist. Wie geht dies nun bei QC mit 4,6A? Wie erkennt das Ladegerät und das zu ladende Gerät, welcher Strom zulässig ist? Diese Information habe ich noch nicht gefunden. Kann jemand mir eine Quelle nennen wo dies steht? Vielen Dank
Diese Infos sind für viele Anwender sehr interessant, weil fast alle Anbieter von Netzteilen dazu nur „geeignete Kabel sind erforderlich“ schreiben und keiner sagt aus was unter geeignet zu verstehen ist.
Bei fast allen Produkten aus China liegen so wie so keine Hinweise dabei. Vermutlich ist dieses Wissen in China bei allen Menschen vorhanden:-) Aber warum bauen die dann, so schlechte und so maßlos verspielte Produkte, fern von allen Sicherheitsvorschriften?