Flip-Phones gibt es seit mehren Jahren. Beim neuen Samsung Galaxy Z Flip5 aber ist etwas grundlegend anders: das mit 3,4 Zoll richtig große Außendisplay, das eine ganz neue Art von Interaktion mit Widgets erlaubt. Die sind zum Verkaufsstart des Geräts noch (!) überschaubar. Ein richtig gutes Smartphone ist das neue Flip aber auch abseits des Frontdisplays jetzt schon – auch wenn es nicht gänzlich ohne Schwächen bleibt.
Inhalt:
Frontdisplay am Galaxy Z Flip5: Eine neue Welt
Das 3,4 Zoll große, fast quadratische Außendisplay ist zweifellos das Highlight des neuen Galaxy Z Flip5. Es ist laut Samsung fast viermal so groß wie im Vorgänger Galaxy Z Flip4 (1,9 Zoll aber rechteckig) und bietet deswegen nun viel mehr Fläche und Möglichkeiten. Benachrichtigungen, Schnellantworten, Selfies und Musiksteuerung gingen beim Vorgänger auch schon. Neu sind nun aber großflächige Widgets, eine vollwertige Qwertz-Tastatur für einige Apps, der Blick auf den Kalender in Monatsansicht oder das Wetter-Widget mit Platz für stündliche Vorhersagen:
Per Wisch hast du Zugang zum Schnellstartmenü, kannst hier etwa auch eine Bildschirmaufnahme starten. Du kannst Selfies mit der Hauptkamera nicht nur knippsen, sondern nun vorab in Großaufnahme sehen, was du aufnimmst. Kurz: Es ist alles ein bisschen größer und komfortabler als auf dem deutlich kleineren Display des Flip4.
Qwertz-Tastatur und und Navigieren mit Google Maps
In den Labs hast du auf dem Flip5 auch die Möglichkeit, einzelne Apps auszuprobieren, die noch nicht ideal auf das Frontdisplay eingepasst sind – aber im Großen und Ganzen schon funktionieren. Besonders viele sind das zum Start noch nicht, und du musst sie erst freischalten. Vorhanden sind aber unter anderem Google Maps, Netflix oder YouTube.
Spannend: Hier kannst du auch mit Hilfe einer Pop-up-Tastatur im Qwertz-Format etwas eingeben. Ist anfangs fummelig – erinnerte mich daran, wie klein Smartphones und ihre Tastaturen früher waren – aber es funktioniert.
YouTube und Netflix „freihändig“ streamen
Über Google Maps kannst du auch eine Navigation starten. Mit leicht aufgeklapptem Gehäuse konnte ich gemütlich auf der Couch ein YouTube-Video streamen, ohne das Smartphone dabei festhalten zu müssen. Zumindest bei einem Versuch. Beim zweiten mischte sich eine Werbung dazwischen und wollte den sehr kleinen Vollbild-Button nicht auslösen. So blieb für das Video nur ein Drittel des ohnehin schon kleinen Bildschirms übrig.
Klar ist aber auch, dass das neue Frontdisplay noch ein Testballon ist. Nicht alles funktioniert auf Anhieb, und die Auswahl an Apps ist zum Start noch stark eingeschränkt. Auch von Samsung selbst kommen hier noch laufend weitere Funktionen – hoffe ich. Denn so eignen sich das aufgeklappte Z Flip5 und sein Always-on-Display eigentlich ideal für einen digitalen Bilderrahmen oder ein Smart Display, was es beides noch nicht gibt. Spaß macht das alles aber schon jetzt, und es könnte eine Art Sport werden zu versuchen, das Flip5 möglichst gar nicht mehr aufzuklappen.
Dabei lohnt sich auch das.
Gehäuse, Hauptdisplay, Fold und Formfaktor
Das Aufklappen des Z Flip5 macht direkt Spaß. Das Scharnier wirkt wertig, wie aus einem Guss. Samsung hat es mittlerweile beinahe perfektioniert. YouTuber Mrkeybrd setzte das Phone extremen Tests und besonders vielen Faltungen aus: erst nach 400.000 Faltungen wollte das Flip5 sich nicht mehr richtig schließen und aufklappen – war aber ansonsten noch voll funktionstüchtig.
Auch das Hauptdisplay bei aufgeklapptem Gerät lässt an Komfort nichts vermissen. Der eher längliche 22:9-Formfaktor des 6,7-Zoll-Displays wirkt bei genauer Betrachtung nicht zu lang. Schwarzwerte und Farben des Dynamic-Amoled-Displays sind – Samsung-typisch – phänomenal. Und die 1-120-Hertz des LTPO-Displays machen flüssiges Scrollen möglich.
Und der Fold, also die kleine Furche an der Stelle, an der du das Flip5 zusammenfaltest? Fällt natürlich auf, beim Scrollen erstaunlicherweise allerdings nicht störend, sondern eher im Gegenteil. Es bietet eine Art unbewusste Orientierung: Hier ist die Mitte, so weit hast du schon gescrollt.
Schutzfolie zieht Staub an
Am Frontdisplay selbst ist eine Schutzfolie aufgebracht, die du nicht entfernen solltest. Sie fiel allerdings auch gar nicht weiter auf, außer beim Blick auf die Frontkamera – oder dadurch, dass sich an ihren Rändern durchaus schnell Staub sammelt.
Ich habe das Galaxy Z Flip5 in der Farbe Graphit (also beinahe Schwarz) getestet – was richtig gut aussieht, allerdings auch ein Magnet für Fingerabdrücke ist. Hier wirst du öfter drüberwischen müssen – oder du nimmst lieber gleich eine der anderen Farben Mint, Lavendel oder Creme. Übrigens ist das Flip5 mit 187 Gramm zwar nicht unbedingt ein Leichtgewicht, zusammengefaltet wirkt es allerdings nicht übermäßig dick (15,1 mm) und ist leicht in einer kleinen Tasche verstaut.
Zum positiven Gesamterlebnis trägt auch der Sound der Stereo-Lautsprecher bei. Egal, ob Musik oder Video auf dem Hauptdisplay oder dem Frontdisplay laufen – es klingt gut. Mit den Galaxy-S23-Phones liefert Samsung aber noch etwas besseren Sound. Sehr gut ist übrigens – wie eigentlich immer bei Samsung – auch die Qualität der eingebauten Mikros. Sprachaufnahmen gelingen ohne nennenswertes Rauschen oder störendes Brummen.
Das Flip5 ist schnell und gut geschützt
Schade ist allenfalls, dass das Flip-Phone zwar nach IPX8 gegen Wasser geschützt ist (30 Minuten dauerhaftes Untertauchen in bis zu 1,5 Meter tiefem Süßwasser), nicht aber gegen Staub. Dabei deutet sich nach einigen Tagen der Nutzung bereits an, dass sich am Scharnier Staub sammelt. Schaue ich mir aber an, was der oben genannte Mrkeybord in seinem Video mit dem Phone alles macht und was es trotzdem übersteht… ich denke, in puncto Staub musst du dir beim Flip5 keine Sorgen machen.
Das Gerät entsperrst du per Gesichtserkennung oder dem Fingerabdrucksensor im Einschaltknopf: Für mich persönlich eine Bereicherung: Ich finde, genau da gehört er hin. Wie bei jedem anderen Fingerabdrucksensor allerdings braucht es manchmal ein paar Versuche, bis er den nicht ganz gerade aufgelegten Daumen oder Zeigefinger erkannt hat.
Akkulaufzeit im Flip5: Dürfte gerne noch länger sein
Ein Pferdefuß des Z Flip5 ist die Akkulaufzeit. Die beiden Displays (mit 306 und 425 ppi nicht übermäßig hochauflösend) fressen natürlich viel Energie, von dem das Gerät für diese Größe mit 3.700 mAh gar nicht einmal so viel hat. Bei regelmäßiger Nutzung wird es deswegen schon knapp, mit einer Akkuladung über den Tag zu kommen. Samsung wirbt zwar damit, dass du das Flip in 30 Minuten von 0 auf 50 Prozent wieder aufgeladen hast, aber dazu ist ein nicht mitgelieferter 25-Watt-Ladeplug notwendig. Auch „schnelles“ Qi-Laden ist möglich. Das dauerte in meinem Test allerdings fast 2:30 Stunden, ist also nicht wirklich schnell.
Flink ist dafür die Maschinerie, bestehend aus dem aktuellen Snapdragon-Octacore-Prozessor 8 Gen 2 und mit UFS 4.0 für den internen Speicher (wahlweise 256 oder 512 GB). Passend dazu hätten es übrigens gerne 12 GB statt der nun verbauten 8 GB sein dürfen. Im Alltag bereitet das zumindest zum Start keine spürbaren Probleme. Das Entsperren des Geräts, das Starten von Apps und das Wechseln zwischen Front- und Innendisplay gelingen praktisch ohne merkliche Verzögerung. Das ist löblich.
Kamera im Z Flip5: Gut, aber nicht herausragend
Auf den Produktbildern siehst du es schon: Besonders groß und weit herausragend ist das Kameramodul mit den beiden Linsen der Dual-Kamera im Flip5 nicht. Das fügt sich gut ins Design ein, aber du ahnst es schon: Das geht natürlich zu Lasten von Funktionalität und Qualität. So sind nicht nur die Linsen etwas kleiner als in Samsungs Galaxy-S23-Serie, das gilt auch für die Sensoren.
Galaxy Z Flip5 | Blende: f/1.8 | Sensor: 1/1,76“, 12 Megapixel |
Galaxy S23 | Blende: f/1.8 | Sensor: 1/1,56“, 50 Megapixel |
Galaxy S23 Ultra | Blende: f/1.7 | Sensor: 1/1,3“, 200 Megapixel |
Was merkst du davon in der Praxis? Am Tag nicht viel. Bilder mit der Hauptkamera im Flip5 sind ausgewogen, lichtstark, hochauflösend und farbenfroh. An den Rändern zeichnet sich keine Unschärfe ab. Auch die Naheinstellgrenze ist erfreulich kurz, so dass du zwar offiziell keine Makro-Funktion hast, aber sehr nah am Motiv noch scharfstellen kannst. Auch die Bilder der Ultraweitwinkelkamera wirken tags gut ausgeleuchtet und scharf, sehen allerdings auch deutlich „verzogen“ aus.
Weil eine Telekamera in dem Setup fehlt, bietet Samsung drei Digitalzoomstufen an: 2x, 4x und 10x. Zumindest die ersten beiden Zoomstufen liefern dabei noch eine zufriedenstellende Qualität. Dem 10x-Zoom ziehst du Rauschen, Treppchen und eine unschöne Zeichnung – wenig überraschend – schon an.
Nachtfotos nur etwas besser als okay
Nachts kommt es auf das vorhandene Licht an. Dieses Bild zauberte das Flip heller, als es in der Realität noch wahrnehmbar war:
Hier allerdings, abseits des Straßenlaternenlichts, ist Dunkel mit beiden Kameras einfach dunkel. Die zugeschaltete Nachtsicht macht das Bild zwar heller, allerdings auch so, dass ohnehin schon helle Lichtquellen, wie hier die Straßenlaterne, im Ergebnis überstrahlen:
Selfies kannst du auch mit der offiziellen 10-Megapixel-Frontkamera innen aufnehmen – die ist aber eher für Videotelefonie gedacht. Besser ist so oder so die Qualität der Hauptkamera, mit der du Selfies im zugeklappten Modus mit dem Frontdisplay aufnehmen kannst:
Flex Modus: Samsungs Spielwiese
Der Flex-Modus im Galaxy Z Flip5 bietet im Vergleich zum Vorgänger nicht viel Neues. Interessant ist er trotzdem. Mit der FlexCam-View etwa kannst du die Oberseite bei aufgestelltem Gerät in einem Winkel zwischen 75 und 115 Grad abklappen und dann etwa um die Ecke fotografieren:
Der Flex Modus erlaubt es dir, die Unterseite des Geräts für weitere Funktionen zu nutzen, während die eigentliche App im oberen Bildschirm erscheint. Etwa ein Bearbeitungsmodus oder ein Touchpad (!) für einige Apps. In der Galerie kannst du damit über Wischgesten schneller von einem Bild zum nächsten springen. In der YouTube-App erscheint standardmäßig ein beweglicher Mauszeiger. Warum, ist nicht ganz klar.
Dass der 22:9-Bildschirm lang genug ist, um auch zwei Apps gleichzeitig untereinander anzuzeigen, ist beinahe irgendwo einleuchtend. Die Funktion hat das Z Flip5 natürlich nicht exklusiv, sie steht ihm aber gut zu Gesicht.
Software: Passt perfekt
Es gibt Android, und es gibt Samsungs OneUI. Auf dem Galaxy Z Flip5 läuft zum Start OneUI 5.1.1 mit Android 13 – und damit leider noch nicht die neue Version OneUI 6 mit Android 14, die Samsung in der gleichen Woche des offiziellen Marktstarts für das Flip erst einmal nur für die S23-Serie veröffentlicht hat.
Eine runde Sache ist die Software auch zu diesem Zeitpunkt trotzdem. Mehr noch, sie ist kompakt auf das Flip-Phone zugeschnitten. Seien es die oben bereits erwähnten FlexCam und Flex Modus. Aber auch für die Spielwiese Frontdisplay ist die Software bereits da – und sie ist gut. Du kannst tief in die Einstellungen gehen und die Designs nach deinem Gusto anpassen.
Viele Einstellungsmöglichkeiten, etwa für die Galerie, erlauben dir zum Beispiel, Bilder auf Knopfdruck zu verbessern. Samsung Notes und Samsung Free (TV-Streaming) sind gute Bord-Apps, auf der Samsung-Tastatur lässt sich hervorragend tippen. Mit Bloatware haben die Koreaner erfreulicherweise gespart: Es gibt einige vorinstallierte Bord- und natürlich Google-Apps wie GMail und Drive; anstelle vom vorinstallierten Google Fotos ist aber die ausgezeichnete eigene Samsung-Galerie die Standard-Fotos-App. Auch einige Microsoft-Apps wie OneDrive, LinkedIn oder Microsoft 365 sind vorab dabei. Hätte nicht unbedingt sein müssen.
Außenaktivität innen fortsetzen – aber nicht anders herum
Noch etwas besser ginge das Zusammenspiel von Außen- und Innendisplay. Ein YouTube-Video etwa, das du außen startest, kannst du nach dem Aufklappen innen weitersehen. Klappst du das Phone dann aber zu, ist es aus und geht nicht etwa außen weiter, wie das auf Samsungs großem Falt-Tablet Z Fold5 der Fall ist. Eine Google-Maps-Navigation immerhin erscheint beim Zuklappen als kleine Antipp-Animation unten auf dem Außendisplay. Du kannst es dann mit einem Tipp auf Vollbild vergrößern.
Über die Verfügbarkeit von Updates hat Samsung noch nichts bekannt gegeben. Beim Vorgänger Z Flip4 versprach der Hersteller aber bis zu vier große Android-Updates. Ich gehe davon aus, dass das auch beim Z Flip5 nicht weniger sein werden. Noch schöner wäre natürlich gewesen, wenn es das Flip5 von Haus aus direkt mit Android 14 gegeben hätte. So oder so rechne ich damit, dass Samsung das Update auf OneUI 6 schon in wenigen Wochen nachreichen wird.
Fazit: Flip it!
Du weißt nicht, was du mit einem Flip-Phone sollst, ehe du einmal selbst eins in der Hand hattest – heißt es. Beim Galaxy Z Flip5 besteht die „Gefahr“, dass du es dann nie wieder hergeben magst. So ist es zumindest bei mir. Die neue Flip-Phone-Kategorie mit großem Frontdisplay ist ein Gamechanger und hat mich von Anfang an in ihren Bann gezogen. Dass Samsung das Erlebnis mit Hilfe passgenauer Software und toll verarbeiteter Hardware unterstützt, macht das Gesamterlebnis perfekt.
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Auch objektiv erhältst du mit dem stabilen Scharnier, einem sehr guten LTPO-Innendisplay, Stereolautsprechern und Mikros mit gutem Klang und dem Frontdisplay als Spielwiese ein gutes Mobiltelefon.
Samsung muss hier natürlich in den Vergleich mit Motorola Razr 40 Ultra gehen. Der Rivale kam Samsung mit seinem ganz ähnlich gearteten Flip-Phone mit ebenfalls großem Außendisplay und gleichem Verkaufspreis ein paar Wochen zuvor.
A propos Preis: In der Konfiguration mit 256/8 GB soll das Flip5 ab 1.199 Euro zu haben sein. Das ist der Wert eines Premium-Smartphones. Und Scharnier und Frontdisplay mal beiseite gelassen: Für diesen Preis muss eigentlich alles stimmen. Und da ist es kaum zu verschmerzen, dass Samsung hier eine etwas schwächere Kamera ohne Triple-Setup verbaut, dass die Akkulaufzeit nur durchschnittlich ist und auch ein echter Schnelllademodus fehlt.
Stören dich diese Kleinigkeiten nicht, erhältst du im Samsung Galaxy Z Flip5 das zweifellos spannendste Smartphone der Gegenwart. Ich würde jederzeit wieder zugreifen.
- Fantastisches Gesamterlebnis
- Frontdisplay mit mächtig Potenzial
- Durchdachte Software
- Klein und kompakt
- Tolle Ausstattung
- Kein Triple-Kamera-Set
- Akkulaufzeit eher gering
Galaxy Flip5 Es ist ein sehr schlechtes Telefon. Ich habe es 1 Jahr lang benutzt, es hatte einen großen Riss in der Mitte und ich habe es zur Garantie eingeschickt, sie haben es nicht akzeptiert. Kaufen Sie es nicht. Sie werden es sehr bereuen.
Hallo Erkin. Das verwundert: Wie kannst du das Galaxy Z Flip5 ein Jahr lang benutzt haben, wenn es doch erst seit etwa drei Monaten auf dem Markt ist? Handelt es sich dabei wirklich um das Samsung Galaxy Z Flip5?