Nun steht es fest: Ab 2024 dürfen innerhalb der EU für viele neue technische Geräte nur noch USB-C-Ladestecker und -buchsen zum Einsatz kommen. Also nur noch ein Steckertyp für viele Geräte. Klingt erst einmal gut. Aber ist es das auch? Schauen wir uns das genauer an:
- Einheitlicher USB-C-Stecker: ab wann?
- Für welche Gerätetypen?
- Was ist das Ziel?
- Wo gilt die Regelung?
- Welche Ladegeschwindigkeit kommt?
- Stecker künftig im Lieferumfang?
- Was ist mit kabellosem Laden
- Was sind die Nachteile?
Ab wann gibt es einheitliche USB-C-Stecker in der EU?
Laut dem Europäischen Parlament gilt die neue Verordnung ab „Herbst 2024“ für die meisten tragbaren technischen Kleingeräte, ohne dass sie einen genauen Termin nennt. Laptop-Hersteller haben ab der Beschlussfassung heute 40 Monate Zeit, also ungefähr ein Jahr länger (Herbst 2025).
Für welche Geräte wird USB-C zum Standard?
USB-C wird ab Herbst 2024 damit zum einheitlichen Standard für:
- Smartphones
- Tablets
- Digitalkameras
- Kopfhörer (auch Ladeanschlüsse für kabellose Kopfhörer und Aufbewahrungsboxen für kabellose Earbuds)
- Tastaturen
- Mäuse
- E-Book-Reader
- Navigationsgeräte
- Tragbare Lautsprecher
- Tragbare Spielkonsolen
Ab Herbst 2025 dann zusätzlich für:
- Laptops
Was ist Ziel des einheitlichen Ladesteckers?
Das EU-Parlament möchte zum einen tatsächlich das Steckerchaos beenden. Zum anderen aber auch Elektronikschrott einsparen. Weil dann am Ende weniger Ladegeräte und -stecker verkauft werden müssen, soll das EU-weit 11.000 Tonnen Elektronikschrott einsparen. Verbraucher sollen dann 250 Millionen Euro im Jahr weniger für Ladesysteme zahlen müssen.
Wo gilt der einheitliche USB-C-Stecker?
Die EU kann natürlich nur EU-weit agieren und schreibt die neue Regelung für neue technische Geräte ab Herbst 2024 vor, die in der EU verkauft werden. Theoretisch kann das noch für kleinere Probleme bei importierten technischen Geräten sorgen oder solchen, die du im Urlaub kaufst. Allerdings ist USB-C heute ohnehin zum Quasi-Standard geworden. Neben Apples Lightning-Stecker findest du nur noch vereinzelt bei einzelnen Billigprodukten andere Steckertypen wie Micro-USB.
Gerade bei Ladesteckern ist allerdings auch noch USB-PD (Power Delivery) mit dem alten USB-A-Stecker recht weit verbreitet, zumindest auf der einen Seite. Zum technischen Gerät hin ist es dann schon heute in der Regel USB-C. Also kurz: Hersteller haben eigentlich auch außerhalb der EU künftig keinen Grund mehr, auf USB-C zu verzichten. Eine Vereinheitlichung könnte die Folge sein.
Müssen die neuen Ladegeräte einem Gerät beiliegen?
Hier ein klares Nein: Ladegeräte, -kabel und -stecker sollen künftig separat zu einem technischen Gerät verkauft werden. Zumindest sollen Kund:innen immer die Wahl haben, ob sie ein neues Gerät mit Ladesystem kaufen können oder ohne. Die EU folgt damit dem Trend, der sich bei Smartphones in den letzten Jahren schon etabliert hat: Ladestecker liegen vielen Geräten nicht mehr bei.
Für uns Verbraucher:innen bedeutet das allerdings auch ein klein wenig Umstellung: Bei vielen anderen Geräten als Smartphones waren wir wie selbstverständlich davon ausgegangen, dass da eine Art von Ladegerät schon beiliegen wird. Etwa bei Kameras oder Navis. Das ist ab Herbst 2024 dann nicht mehr der Fall. Da du dann aber beliebige Ladestecker ohne Nachteile benutzen können sollst, bist du hier in deiner Wahl frei und musst auch nicht einen teureren Ladestecker direkt vom Hersteller kaufen.
Welche Ladegeschwindigkeit wird zum Standard?
Die Frage ging in dem ganzen Hin und Her um den einheitlichen Steckertyp ein wenig unter: denn heute unterstützen verschiedene USB-C-Kabel und -Stecker auch verschiedene Ladegeschwindigkeiten. Auch das möchte das EU-Parlament ab Herbst 2024 damit vereinheitlicht wissen. Genau verrät das Beschlusspapier aber nicht, welche Geschwindigkeit dann gelten soll und welche Kabeltypen dann genau zum Einsatz kommen.
Es kann zumindest sein, dass du mit dem neuen USB-C-Standard ab Herbst 2024 wieder neue Kabel brauchen wirst, um die volle Ladegeschwindigkeit nutzen zu können. Kompatibel sein werden jetzige USB-C-Kabel auf jeden Fall auch jetzt schon; nur ist das Laden mit ihnen eventuell langsamer als mit Kabeln nach dem vereinheitlichten Standard. Genaueres ist dazu jetzt noch nicht bekannt. Geh aber davon aus, dass im Laufe des Jahres 2024 neue „EU-konforme“ USB-C-Kabel auf den Markt kommen werden, die die vereinheitlichte Ladegeschwindigkeit mindestens unterstützen werden. Und die du dann auch wieder kaufen sollst.
Auch werden sich die Hersteller natürlich nicht bremsen lassen und weiter an immer schnelleren Ladetechniken tüfteln. Das heißt: unterschiedlich starke USB-Kabel wird es wohl auch ab Herbst 2024 noch geben.
Was ist mit kabellosem Qi-Laden?
Für kabelloses Laden gibt es eine ähnliche Vereinheitlichung übrigens noch nicht. Mittlerweile kommt in den meisten Geräten Qi zum Einsatz, allerdings in unterschiedliches Ausgestaltung und Ladeintensitäten. Apples MagSafe etwa basiert zwar auf Qi, verwendet aber andere Ladeplatten. Die EU möchte hier in Bälde nachbessern und Qi ab 2026 zum einheitlichen Standard machen. Beschlossen ist das aber noch nicht.
Was sind die Nachteile eines einheitlichen USB-C-Standards?
Hat die Regelung auch Nachteile? Ja, einige Pferdefüße sehen wir da schon:
- Einige schon vorhandene USB-C-Kabel und -Stecker werdet ihr trotzdem austauschen müssen oder eher: wollen, um die neue, vereinheitlichte Ladegeschwindigkeit ab 2024 nutzen zu können.
- Also werden doch wieder einige Kabel neu verkauft werden müssen.
- Dass einige Hersteller technische Geräte dann in zwei Versionen mit oder ohne Ladesystem verkaufen werden, andere aber nicht, erschwert die Logistik und dürfte Verbraucher:innen verwirren.
- Zumindest das iPhone 14 soll im Herbst 2022 noch mit Lightning-Stecker kommen. Lightning-Kabel muss es also auch noch über 2024 hinaus geben, wenn Käufer:innen älterer iPhones Zubehör wollen.
- Und zumindest die Frage muss erlaubt sein, ob ein Lightning-Stecker nicht eigentlich die mechanisch bessere Wahl gewesen wäre.
- USB-C wird damit auf Jahre die einheitliche Ladetechnik sein – und das könnte den Fortschritt hemmen. Was ist denn, wenn ein Hersteller eine bessere Technik erfindet und diese dann gar nicht einführen darf?
- Was ist mit dem Andock-Stecker MagSafe für Notebooks, den Apple erst vergangenes Jahr wieder an MacBooks eingefügt hat. Zurück zu USB-C zu kehren, wäre vom Komfort her ein Rückschritt. Es sei denn, Apple würde an einem Magsafe via USB-C arbeiten.
- Was wird aus neueren USB-Techniken mit schnelleren Durchsatzraten, etwa USB 5? Wird der notwendige technische Fortschritt mit den gleichen Kabeln möglich sein?
- Und dann wären da noch unsere „Freunde“, das USB-Konsortium, das alle paar Jahre wieder mehrere USB-Standards gleichzeitig erlaubt und die Übersicht für Verbraucher weiter erschwert. Werden die sich dann auch mal auf nur 1 USB-Standard einigen können?
Aber alles in allem überwiegen auch in unseren Augen die Vorteile, vor allem, dass sie relativ schnell binnen zwei Jahren in Kraft treten sollen. Was denkst du darüber?
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Danke dir, Jürgen, für diesen Artikel. Gute Gedanken, gut zusammengetragen, gut durchdacht, liest sich gut. 🙂 So bin ich gut informiert, weiter so!
Immer gerne. 🙂
Laptops, gerade größere Gaming-Laptops ziehen zuviel Leistung um sie sicher über die völlig unterdimensionierten Kontakte in diesen Mini-Steckern zu leiten. Die EU muss komplett reformiert werden, um sich wieder auf Dinge konzentrieren zu können, die wirklich wichtig und sinnvoll sind.