Noch immer setzen nicht alle Hersteller auf USB-C-Stecker. Aber wozu die Eile, dachte ich neulich. Den gibt’s ja noch gar nicht so lange.
Von wegen!
2014 haben wir zum ersten Mal über USB-C geschrieben. Das USB Implementers Forum, die offizielle Standardisierungsorganisation für USB, hatte die Richtlinien für den neuen Stecker da gerade verabschiedet. Als eines der ersten Geräte mit USB-C stellte Apple Anfang 2015 das 12 Zoll MacBook vor. Berühmt-berüchtigt wurde es dadurch, dass die eine USB-C-Schnittstelle auch gleichzeitig die einzige in dem Gerät war.
Stolze 6 Jahre ist das jetzt her. Und wer damals dachte, dass wir heute nur noch USB-C-Stecker verwenden könnten, der sieht sich mächtig getäuscht.
Adapter, so weit das Auge reicht
Ein aktuelles Beispiel aus eigener Erfahrung: Bis vor kurzem nutzte ich ein einfaches, aber gut klingendes Mikrofon sowohl an meinem alten MacBook als auch am Smartphone. Ich konnte es jeweils sogar noch einfach über eine 3,5-mm-Klinke anschließen.
Mein neues MacBook Air M1 erkennt das Mikro über den 3,5-mm-Port leider nicht immer. Andere Systeme auch nicht. Ich kramte also meine alte USB-A-Soundkarte heraus, die ich über einen USB-A-auf-USB-C-Adapter ans MacBook anschloss. Schon bald beschwerten sich die anderen Teilnehmer unserer Telefonkonferenzen über Brummen in meiner Leitung.
Mögliche Lösung: Eine USB-C-Soundkarte. Kostenpunkt: Ab etwa 10 Euro. Bezahlbar – aber ein überflüssig anmutender Nervfaktor.
Vielleicht also doch mal an der Zeit, auf ein digitales Micro umzusteigen… Kollege Daniel Wendorf riet mir zum Rode NT-USB Mini. Das minimalistische Mikrofon, das Rode 2020 vorstellte, verwendet tatsächlich einen USB-C-Ausgang. Endlich! Beim Auspacken warf ich voller Vorfreude einen Blick auf das mitgelieferte Verbindungskabel: USB-C-auf-USB-A. Rode hat auf der anderen Seite also tatsächlich noch den alten Stecker verwendet.
Adapter kosten Qualität und Geld
An mein neues MacBook, in das Apple nur USB-C-Schnittstellen eingesetzt hat, schließe ich das Micro deswegen jetzt über das Mac-Ladekabel an. Das hat glücklicherweise auf beiden Seiten USB-C. Und es funktioniert!
Um das Micro auch noch an mein iPhone 12 Pro Max anzuschließen, wollte ich eigentlich das dort mitgelieferte Lightning-auf-USB-C-Ladekabel verwenden. Aber das funktioniert nicht. Das Micro bekommt dadurch nicht genug Strom. Der Umstecker von Klinke auf Lightning sorgte auch hier für Brummen – so viel übrigens zur Sinnhaftigkeit, den Klinkenstecker abzuschaffen.
Für mein iPhone finde ich die Lösung in einem Beitrag von Kollege Frank Müller: der Apple-iPhone-Kamera-Adapter. Weil Apple sich immer noch nicht dazu durchgerungen hat, Lightning mit USB-C zu ersetzen, bleibt der für viele USB-C-Geräte die einzige Brücke für den Anschluss an ein iPhone. Kostenpunkt, je nach Marktlage: 40 bis 50 Euro.
Es ist aber nicht nur Apple, wie das Beispiel Rode zeigt. Selbst moderne Smartphones haben oft auf der anderen Seite des Ladekabels noch den USB-A-Stecker. Solarladegeräte, Lautsprecher, smarte Systeme, Kopfhörer, Mikrofone, Drucker – ihr findet immer noch sehr häufig andere Stecker als USB-C vor. Von proprietären Ladesteckern vieler Notebooks ganz zu schweigen.
USB 4.0: Die Rettung?
Das USB Implementers Forum ist hier leider alles andere als ein leuchtendes Vorbild. Im Gegenteil: Mit verwirrenden Bezeichnungen und Steckertypen gossen die Verantwortlichen dort sogar noch Öl ins Feuer. So kamen sie etwa auf die Idee, USB 3.0 irgendwann in USB 3.1 Gen1 und später in USB 3.2 Gen1 umzubenennen. USB 3.2 kann also das gleiche sein wie USB 3.0, muss es aber nicht.
Und selbst ein einheitlicher Steckertyp ist unter USB 3.2 nach wie vor nicht vorgeschrieben. USB 3.2 kann den beidseitigen Typ-C-Stecker verwenden oder auch den älteren Typ-A. Um den Unterschied zu erkennen, müsst ihr das Datenblatt studieren.
USB 4.0 soll dieses Chaos dann endlich beseitigen. Es soll dann nur noch einen Typ-C-Stecker mit gleichen Kabeltypen und Datenraten geben. Aber, ihr ahnt es bereits: Es wird natürlich kein Hersteller dazu gezwungen, USB 4.0 zu verwenden. Ähnlich wie ihr heute noch in einigen Geräten USB 2.0 vorfindet, werden ältere USB-Typen – und vor allem Stecker – uns vorerst erhalten bleiben.
Es nervt. Es kostet Geld für immer neue Kabel und Adapter, es kostet Zeit sie zu bestellen. Es sorgt für Inkompatibilitäten, es geht oft auch zu Lasten der Qualität. Es wird Zeit, dass sich das ändert.
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