Ladegeräte für Smartphones werden immer schneller. Wo wir anfangs noch bei 5 Watt waren, laden einige Smartphones schon mit satten 120 Watt. Der Hersteller Oppo hat vor Kurzem sogar in einer Demo eine neue Ladetechnik gezeigt, die ein Smartphone mit 240 Watt lädt. Damit lädst du ein Smartphone in nur neun Minuten bis auf 100 Prozent auf. Die Demo siehst du hier:
Diese Geschwindigkeiten gibt es momentan noch in keinem echten Modell, mich würde es aber nicht wundern, wenn das bald kommt. Bei dem ganzen Schnelllade-Wahnsinn stellt sich mir aber unweigerlich die Frage: Ist das nicht schädlich für den Akku? Dem gehen wir in diesem Artikel auf den Grund.
- Wie funktionieren Lithium-Ionen-Batterien?
- Akkus verlieren immer an Kapazität
- So geht’s richtig
- Hersteller kennen die Problematik
- Schadet ultraschnelles Laden meinem Akku?
Wie funktionieren Lithium-Ionen-Batterien?
In den meisten Smartphones ist heutzutage ein Lithium-Ionen-Akku verbaut. Um zu verstehen, ob ultraschnelles Laden schädlich für diese Art von Akku sein kann, müssen wir erst verstehen, wie sie funktionieren.
Da ich selber kein Experte beim Thema Lithium-Ionen-Akkus bin, verlasse ich mich hier auf die Expertise der Webseite Chemie.de (abgeglichen mit anderen Quellen), welche die Funktionsweise der Akkus gut erklärt. Demnach funktionieren die Smartphone-Akkus einfach gesagt so:
Die wichtigsten Bestandteile sind die Kathode und die Anode, also quasi der Plus-Pol und der Minus-Pol sowie Elektrolyte. Die Elektrolyte musst du dir wie eine Flüssigkeit vorstellen, die zwischen den beiden Polen liegt.
Wenn der Akku nun elektrische Energie abgeben soll, fließen Elektronen durch die Elektrolyte von der Anode zur Kathode und geben so die Energie an das Smartphone ab. Wenn du den Akku auflädst, fließen die Elektronen zurück in die andere Richtung durch die Elektrolyte.
Darum ist das Elektrolyt auch maßgeblich für die Kapazität und die Lebensdauer eines Lithium-Ionen-Akkus verantwortlich. Wenn diese dicker wird oder die Elektronen an einigen Stellen blockiert werden, hindert das den Strom, wodurch die Kapazität des Akkus sinkt und du ihn mit der Zeit auch nur noch langsamer aufladen kannst.
Lithium-Ionen-Akkus verlieren mit der Zeit an Kapazität
Dazu solltest du auch wissen, dass Lithium-Ionen-Akkus mit der Zeit an Kapazität verlieren, auch wenn du sie stets perfekt behandelst. Laut Xiaomi liegt der Industriestandard einer Smartphone-Batterie bei 60 Prozent nach 500 vollen Ladezyklen.
Das bedeutet, wenn du dein Smartphone 500 Mal von 0 auf 100 aufgeladen hast, sollte die Batterie noch über 60 Prozent seiner originalen Kapazität verfügen. In der Realität hängt das natürlich von vielen verschiedenen Faktoren wie deinem Smartphone, dem Modell und auch davon ab, wie du mit deinem Smartphone umgehst.
So behandelst du deinen Smartphone-Akku richtig
Ein großer Faktor ist der Ladestand. Denn ein Lithium-Ionen-Akku mag es weder vollgeladen auf 100 Prozent zu sein, noch voll entladen auf 0 Prozent. Im besten Fall hältst du den Akku stets auf 50 Prozent.
Da das aber im Alltag vollkommen unrealistisch ist, solltest du versuchen, den Akku deines Handys immer zwischen 20 und 80 Prozent zu halten, um seine Kapazität möglichst lange zu wahren.
Der zweite große Faktor, der auch beim Ultra-Schnell-Laden eine große Rolle spielt, ist Temperatur. Auch hier bekommen einige Hinweise von Chemie.de. Demnach liegt die optimale Lagertemperatur für Lithium-Ionen-Akkus bei 15 Grad Celsius. Du solltest das Smartphone also weder in die Sonne legen, noch in de Kälte draußen lassen.
Ist der Akku zu kalt, erhöht sich der Innenwiderstand und die Gesamtleistung lässt nach. Bei Elektroautos zum Beispiel kann sich bei Minusgraden die Reichweite um bis zu 60 Prozent verringern, wenn der Akku nicht gewärmt wird.
Für Smartphones ist das aber eher uninteressant. Hier besteht eher die Gefahr, dass der Akku zu heiß wird und dadurch an Kapazität einbüßt. Die meiste Hitze in Smartphones entsteht in der Regel beim Ladevorgang, weshalb das Smartphone hier langfristig an Kapazität einbüßen kann, wenn es nicht richtig gekühlt wird.
Die Hersteller sind sich des Problems bewusst
Auch Smartphone-Hersteller kennen sich mit ihren Akkus aus und wissen, was zu starke Hitzeentwicklung mit ihnen macht. Darum treffen sie gerade bei den extrem schnellen Ladegeräten Vorkehrungen, um diese zu vermeiden.
Xiaomi war einer der ersten Hersteller mit Ladegeschwindigkeiten von über 100 Watt. Das 11T Pro (Test) und das Xiaomi 12 Pro laden beiden mit sagenhaften 120 Watt, wodurch der Akku in unter 20 Minuten komplett gefüllt ist.
Damit das der Akku-Kapazität aber nicht schadet, trifft der Hersteller laut eigenen Angaben einige Vorkehrungen. So ist der Akku in den Smartphones zweigeteilt. Dadurch muss der Lader nicht einen großen Akku mit 120 Watt laden, sondern zwei kleinere Akkus mit jeweils 60 Watt. So wird dann auch die Hitze zweigeteilt:
Dazu setzt das Unternehmen auf eine Graphene-Anwendung in ihren Lithium-Ionen-Akkus, die eine größere Leitfähigkeit haben und so durch weniger Widerstand weniger Hitze erzeugen. Zur Kühlung selbst gibt Xiaomi lediglich an, dass es sich um eine LiquidCool-Technologie handelt, welche die Wärme schnell ableitet.
Zusätzlich messen neun Sensoren im Smartphone stets die Temperatur, sodass sie sich immer im sicheren Bereich bewegt. Ist das nicht der Fall, wird die Ladegeschwindigkeit verringert.
Laut eigenen Angaben sind die Xiaomi-Akkus darauf ausgelegt, dass sie auch nach 800 kompletten Ladezyklen bis zu 80 Prozent Kapazität besitzen, das würde über dem Industriestandard von 60 Prozent nach 500 Zyklen liegen.
Schadet ultraschnelles Laden meinem Akku?
Eindeutig lässt sich das nicht sagen, ich bin bei dem Thema aber vorsichtig optimistisch. In der Theorie sollte der Lithium-Ionen-Akku durch das schnelle Laden nicht zusätzlich an Kapazität verlieren, solange der Akku nicht zu heiß wird.
Neben Xiaomi treffen aber auch andere Hersteller Maßnahmen, um das Schnellladen sicher zu gestalten und den Akku zu schonen. Ladevorgänge mit 100 Watt und mehr sind momentan aber einfach noch nicht lange genug auf dem Markt, als dass wir die langfristigen Auswirkungen beobachten könnten.
Allerdings haben wir bis jetzt keinen Grund davon auszugehen, dass die schnellen Ladevorgänge die Akkukapazität zusätzlich mindern, solange der Hersteller dafür sorgt, dass der Akku beim Laden nicht überhitzt.
Deswegen kann es aber auch sein, dass einige Smartphone-Modelle durch die Ladevorgänge schneller an Kapazität verlieren, wenn sie beim Laden nicht ausreichend gekühlt werden.
Wenn euer Windows-11-Laptop zu geringe Laufzeiten hat, erklärt mein Kollege Daniel euch hier, wie ihr diese verlängert:
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Ja, Nein, Vielleicht. Ich bin genauso schlau wie zuvor. Lesezeit: 2min Lebenszeit
Danke fürs Lesen.
Jeder Akku darf nur so schnell geladen werden wie im Datasheet zum Akku angegeben. Überschreitet man die Zahlen, schadet es dem Akku eindeutig mit jedem Ladestandart. Die Frage einfach ist welche Akku wird verwendet? Es gibt LiPo-Akkus die mit 1C bis 6C geladen werden können. LiPo-Akku 2C 5Ah darf höchstens mit 5V 10A geladen werden zu empfehlen ist aber 5V 7A