Die wichtigste und vielleicht auch überraschendste Erkenntnis nehme ich gleich vorweg: Ich habe das Oppo Band am ersten Tag meines Tests einmal ganz aufladen – und danach in drei Wochen kein einziges Mal mehr. Benutzt habe ich es immer zum Sport, also etwa jeden zweiten Tag. Daneben einige Male als Schlaftracker und dazu in den letzten Tagen meines Tests den ganzen Tag. Die Akkulaufzeit ist erstaunlich.
Was mir am Oppo Band positiv aufgefallen ist:
- Ein helles, farbenfrohes, kontrastreiches OLED-Display
- Eine sehr einfache Bedienung dank der Reduzierung auf das Notwendigste
- Dennoch viele umfangreiche, sehr hilfreiche Funktionen
- Für den Preis mit erstaunlich vielen modernen Sensoren wie Pulssensor und SpO2.
- Keine Unabhängigkeit, aber weit gehende Autonomie von der Smartphone-App
- Gut designtes UI auch der Smartphone-App
- Viele zusätzliche Watchfaces
- Kompatibel mit Android und iPhone
- Gute Verarbeitung von Gerät und Armband; sitzen wie aus einem Guss
- Einfaches Auslösen und Wiedereinsetzen der Elektronik in das Armband
- Angenehmer Tragekomfort des Oppo Band
- Wasserdichtheit (5 ATM)
- Und die eingangs schon erwähnte enorme Akkulaufzeit
Nachteile des Oppo Band:
- Zum Wiederaufladen des Oppo Band müsst ihr die Elektronik erst aus dem Armband herausnehmen
- Das dürfte auf lange Sicht zu Rissen und anderen kleinen Schäden am Armband führen.
- Sehr kurzes Ladekabel, außerdem kein Ladestecker im Lieferumfang
- Gerät schaltet sich beim Anheben nicht automatisch ein (das spart allerdings Akku)
- Unterstützt nur wenige Sportarten
- Erstinbetriebnahme ohne App nicht möglich
- HeyTap-Health-App erfordert Registierung, Geburtsdatum, Geschlecht, unterstützt kein „Divers“
- Anbieter der App ist nicht Oppo
- Gelegentliche Synchronisation mit der App notwendig
- Nachträgliches Koppeln nur mit Neustart und Löschung des Geräts möglich
- GPS-Verbindung mit Smartphone ist unzuverlässig.
- Entfernungsmessung mit oder ohne Smartphone-Kopplung ist ungenau.
Oppo Band: Zwangsregistrierung per App
Das Oppo Band habt ihr vor der ersten Nutzung recht schnell (von unten) in das Armband eingesetzt. Es sitzt dann sicher und passt perfekt.
Bevor ihr das Band überhaupt benutzten oder einrichten könnt, müsst ihr es aber zunächst mit einem Smartphone koppeln, auf dem die HeyTap-Health-App installiert ist.
Das wäre dann auch schon mein erster Kritikpunkt. Denn im Späteren lässt sich das Oppo Band auch formidabel ohne Smartphone nutzen. Warum also diese Zwangskopplung?
Zumal die App auch ein wenig neugierig ist. Sie fragt zunächst nach eurer Telefonnumer – offenkundig nur, um euch einen Registrierungscode zu schicken. Danach möchte sie, dass ihr einen Account anlegt und zweimal euer Geburtsdatum eingebt. Einmal offenbar für die Alterskontrolle, einmal, um genauere Trainingsdaten von euch zu messen.
Auch euer Geschlecht müsst ihr angeben – sofern ihr das könnt. Denn ihr habt hier nur die Wahl zwischen „männlich“ und „weiblich“. „Divers“ könnt ihr nicht auswählen.
Ohnehin verwundert die Zwangsnutzung der App namens HeyTap Health. Als ich auf dem iPhone zunächst unter „Oppo Health“ danach suche, kommt kein Treffer. Der Grund: Hinter der App steckt nicht Oppo, sondern laut AppStore ein Hersteller für Netzwerktechnik namens YuDa Communications aus Yuyao in der Nähe von Shanghai. Direkte Verbindungen zu Oppo scheint es gar nicht zu geben. Wohin gehen also eigentlich genau meine Fitness- und Gesundheitsdaten?
Nach Registrierung autonom
Immerhin: Nach der Erstregistierung komme ich für den Rest des Tests ziemlich gut ohne das Smartphone aus. Ja, sogar als ich das Oppo Find X3 Pro, mit dem ich das Band registriert habe, nach meinem Test zurückschicken muss, funktioniert es munter weiter.
Schade nur: Eine erneute Kopplung – diesmal dem iPhone 12 Pro Max – kann ich nur über eine Neuregistrierung durchführen. Dabei löscht das Band alle bis dahin gesammelten Daten.
Oppo Band im Einsatz
Kommen wir zum „Sportlichen“. Ich trug das Oppo Band bei allen Sportarten, die ich derzeit ausübe. Das sind Radfahren, Wandern, Spaziergehen (falls man das Sportart bezeichnen kann), Gymnastik zu Hause und einmal Stand-up-Paddling.
Das Band misst die Daten über den 3-Achsen-Beschleunigungssensor und den Pulsmesser, der in Form eines grünen Lichts auch recht häufig während eines Trainings mein Handgelenk abtastete. Ich hatte die Befürchtung, das darunter die Akkulaufzeit massiv leiden würde, aber das war nicht der Fall.
Ich betrieb das Band meist ohne Kopplung über das GPS eines Smartphones. Hierbei erschienen mir die Ergebnisse, die das Band hinsichtlich Kalorienverbrauch und Strecke maß, mal etwas konservativ, mal etwas zu euphorisch.
Viermal fuhr ich etwa in einer Trainingseinheit mit dem Rad binnen einer guten Stunde einen stattlichen Hügel rauf und wieder runter, rauf und wieder runter… Als ich schweißgebadet und am Ende meiner Kräfte hinterher auf das Display schaute, meldete das nur etwas über 500 kcal. Da melden andere Fitnesstracker fürs Spazierengehen mehr.
Dem entgegengesetzt: ein eigentlich gemütlicher Aufenthalt auf dem See auf einem Stand-up-Board. Eine Stunde lang glitt ich eher über das Wasser, als dass ich wirklich paddelte. Das Band meldete trotzdem einen Energieverbrauch von 200 kcal und einen maximalen Puls von 148. Mir scheint, dass der Herzfrequenzmesser/Pulsmesser unter Last nicht ganz so genau arbeitet.
An einem Nachmittag lief ich den kompletten Wanderweg „Toskana der Eifel“, der laut der Eifel Tourismus GmbH 15,8 km lang ist. Das Oppo Band maß ohne GPS 14,3 km.
Sport mit GPS
Eine Wanderstecke, die Google Maps mit 5,6 km errechnet, bewältigt das Oppo Band in 5,35 km. Ich hatte zuvor GPS via Smartphone zugeschaltet. Ganz einig sind sich beide Systeme da also nicht. Natürlich kann sich auch Google Maps sich irren. Aber auch das zusätzlich befragte Apple Maps für eine leicht abgewandelte Strecke errechnet mehr (5,9 km). Also kommt doch wieder das Oppo Band in Verdacht, selbst mit GPS nicht ganz genau zu messen.
Besonders viel Akku kostet übrigens auch diese Aktion nicht. Der Ladestand sank während der gut einstündigen „Workouts“ von 24 auf 21 Prozent.
Bei einem weiteren Training, diesmal mit dem Fahrrad, wollte ich am Ende Tachostand (17,7 km) und Display-Angabe des Oppo Band mit dem gekoppelten, GPS-fähigen Smartphone vergleichen. Das ging leider schief. Denn das Band verlor offenbar schon nach knapp 1 km die Verbindung und stellte daraufhin gleich die ganze Entfernungsmessung ein:
Schlaftracker
Nach zwei Tagen mit dem Schlaftracker attestiert mir die MyTap-Health-App eine durchschnittliche Schlafqualität. Dass ich ein Langschläfer wäre (wusste ich), dass ich viel Tiefschlaf bekäme, wenn auch erst in der zweiten Nachthälfte. Und dass die Sauerstoffkonzentration im Blut – intervallartig mit dem SpO2-Sensor gemessen – teilweise etwas niedrig, aber nicht bedenklich sei. Was natürlich auch auf Messungenauigkeiten zurückzuführen sein kann.
Interessante Daten, um euren Schlaf zu überwachen. Hilfreich ist das gerade dann, wenn ihr das Gefühl habt, dass da nicht alles ideal läuft. Die Akkulaufzeit sank während dieser Nacht mit eingeschalteter Intervall-Blutsauerstoff-Messung von 30 auf 25 Prozent.
Trainingsmodi: Exotisch
Hier würde ich auf ein Update hoffen. Denn zwar deckt das Oppo Band die allerwichtigsten Sportarten wie Laufen, Radfahren, Schwimmen, Spazierengehen und auch Ellipsentraining (Cross-Trainer) ab. Und es finden sich auch einige überraschende Disziplinen wie Cricket (!) und Badminton darunter. Zieht ihr aber alle Lauf- und Radsportmöglichkeiten zusammen, reduzieren sich die unterstützten Sportarten auf dem Oppo Band auf nur 8.
Alles Übrige müsst ihr mit „freies Training“ aufzeichnen. Wenn schon Badminton, warum dann nicht auch Tennis und Tischtennis, frage ich mich. Zu viel meckern möchte ich aber auch nicht. Das Band kostet nicht einmal 50 Euro.
Watchfaces und Datenübertragung mit MyTap Health
Ihr mögt die Standard-Watchfaces nicht? Dann könnt ihr sie mit Hilfe der MyTap-Health-App ganz einfach austauschen. Ich habe mir zum Beispiel ein an ein Retro Game (Tank Wars) erinnerndes Ziffernblatt auf das Band geladen. Das geschieht direkt über die App, sobald ihr auf „Hinzufügen“ klickt. Mit Bluetooth verbunden, schickt euer Smartphone dann die Daten direkt rüber. Das ist sehr praktisch:
Handhabung
Schade ist, dass das Oppo Band die Aufzeichnung einer Trainingseinheit nicht selbständig startet und stoppt. Das müsst ihr selbst in die Wege leiten. Bei einem einmal begonnenen Training allerdings will das Band auch Trainingspausen und -wiederaufnahmen selbstständig erkennen können. Das Bedienkonzept ist insgesamt schlüssig und in wenigen Minuten erlernt.
Das Display selbst schaltet sich nicht an, wenn ihr das Gerät anhebt. Ihr müsst auf das Display doppeltippen. Das ist gewöhnungsbedürftig, etwa nach voriger Nutzung der Apple Watch. Aber es dürfte dazu beitragen, dass das Band massiv Akku spart.
Überraschenderweise schaltete sich das Display dafür bei meinen Fahrradtrainings zu Weilen selber ein. Das geschah jeweils unterhalb einer Funktionsjacke, und ich gehe davon aus, dass das Display einfach sehr empfindlich reagiert.
Ihr habt den Tracker recht leicht mit ein wenig Druck im Armband untergebracht. Beide bilden dann eine Symbiose. Wasser sammelt sich trotzdem darunter. Darauf solltet ihr nach dem Duschen oder Schwimmen achten.
Auch nicht ideal gelöst: Das Oppo Band müsst ihr zum Laden erst aus dem Armband herausschälen, sonst passt es nicht in die Ladewanne. Selbst nach drei Wochen und wenig Herausnahmen zeigen sich am Armband dadurch erste Abnutzungserscheinungen. Die Vermutung: das wird nicht lange hübsch bleiben.
Das Armband sitzt ansonsten sehr gut, sehr sicher und ist auch angenehm zu tragen. „Angenehm“ ist auch das Stichwort für das Display. Farbenfroh, kontrastreich und trotzdem hell. OLED eben.
Akkulaufzeit: Ein Traum
Darüber komme ich kaum hinweg: Die Akkulaufzeit des Oppo Band ist phänomenal. Es musste die genannten 3 Wochen meiner Testzeit nur zu Beginn 1x an die Steckdose. Dabei gibt Oppo selbst nur „maximal 16 Tage“ an.
Dabei konnte ich das auf 20 Prozent sehr dunkel voreingestellte Display anfangs kaum erkennen und erhöhte recht schnell auf strahlend helle 80 Prozent. Das schien dem Akku aber nicht das Geringste auszumachen.
Nach einer Trainingseinheit Stand-up-Paddling von einer Stunde (plus Fußweg vom und zum Parkplatz) war die Akkulaufzeit von 35 auf gerade einmal 32 Prozent gesunken.
Sicher, ich habe das Band nicht rund um die Uhr getragen und es seltenst via Bluetooth mit einem Smartphone gekoppelt. Auch die weiteren Möglichkeiten, wie die Anzeige von Benachrichtigungen vom Smartphone oder die Musiksteuerung auf selbigem, habe ich nur testweise eingesetzt. Macht ihr von diesen Möglichkeiten regen Gebrauch, dürfte das die Akkulaufzeit natürlich merklich senken.
Könnt ihr auf so etwas verzichten und wollt ihr das Oppo Band etwa nur beim Sport tragen, könnt ihr mit einer Akkuladung also sogar mehrere Wochen hinkommen.
Fazit: Wow!
Vergessen wir nicht, dass wir es hier mit einem Erstlingswerk zu tun haben. Smartphone-Hersteller Oppo bietet hier nach der Oppo Watch seinen ersten Fitness-Tracker an. Das Experiment ist gelungen. Zwar sind die Messergebnisse ohne GPS nicht die allergenauesten, zwar täten mehr Trainingsmodi dem Gerät gut. Zwar könnte sich das Armband langfristig als zu empfindlich erweisen.
Aber das Display ist herausragend, die Akkulaufzeit ist es auch. Ebenso ist es der Preis von weniger als 50 Euro und damit ist es auch das Preis-Leistungs-Verhältnis. Etwas unklar und verbesserungswürdig ist die Zwangskopplung mit der App eines Drittherstellers und die damit verbundene unklare Datenlage. Wohin gehen eure nicht unsensiblen Fitness- und Gesundheitsdaten?
Ansonsten: Chapeau, Oppo, gut gemacht!
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