SpO2-Sensoren: Wie sinnvoll sind sie?

Ein SpO2-Sensor lässt euch einfach die Sauerstoffsättigung im Blut messen. An der Smartwatch untergebracht, ist die Messung aber ungenau.

SpO2-Sensoren: Wie sinnvoll sind sie?

Die Sauerstoffsättigung im Blut kann euch Aufschluss über eure Gesundheit geben und unter Umständen sogar Leben retten. Wer sich gut fühlt, braucht eine Smartwatch oder einen Fitnesstracker mit SpO2-Sensor aber nicht unbedingt. Deutlich genauer und zuverlässiger ist die Messung ohnehin an einem speziellen Messgerät.

Inhalt:

Was ist SpO2?

Es gibt mehrere Möglichkeiten, die Sauerstoffsättigung im eigenen Körper festzustellen. Das kann zum Beispiel über eine Blutprobe geschehen. Ärzte unterscheiden in arterielle (SaO2), venöse (SvO2), zentralvenöse (SzvO2) und gemischtvenöse (SvO2) Sauerstoffsättigung.

Heutige Smartwatches wie die Apple Watch besitzen eine SpO2-Messung. (Foto: Apple)
Heutige Smartwatches wie die Apple Watch besitzen eine SpO2-Messung. (Foto: Apple)

Und da ist noch SpO2: Das steht in der Regel für pulsoxymetrisch oder photoplethysmographisch gemessene Sauerstoffsättigung. Oder vereinfacht ausgedrückt: Ohne ein invasives Verfahren (Blutabnahme) könnt ihr mithilfe von Sensoren die arterielle Sauerstoffsättigung berechnen bzw. schätzen lassen. So erfahrt ihr in meist weniger als eine Minute das Ergebnis.

Wozu muss ich meine Sauerstoffsättigung überhaupt kennen?

Ist das Messen jederzeit und ständig nötig? Zwingend sicherlich nicht, doch die Sauerstoffsättigung gibt darüber Auskunft, zu wie viel Prozent das Hämoglobin im Blut mit Sauerstoff beladen ist. Funktioniert der Transport des Sauerstoffs in Körper und damit eure Atmung?

Gerade bei Sport, im höheren Alter oder sicherlich auch in Zeiten von Corona, wo die Sauerstoffsättigung eine große Rolle spielt, kann eine solche Information hilfreich sein. Und Leben retten.

Der Wert kann eine nützliche Orientierung sein. (Foto: Apple)
Der Wert kann eine nützliche Orientierung sein. (Foto: Apple)

Geht’s euch gut und fühlt ihr euch fit, besteht freilich keine Notwendigkeit, ständig das Messen auf der Smartwatch zu starten. Das verbraucht einerseits sehr viel Energie, andererseits könnten schwankende Ergebnisse auch irritieren.

Pulsoximetrie vs. Photoplethysmographie (PPG)

Die nächsten Fremdwörter, die aber für das Verständnis und die Funktionsweise der SpO2-Messung zwingend erforderlich sind:

Die Pulsoximetrie ist in der Medizin häufig genutzt und eine etablierte Art der Messung der Sauerstoffsättigung. Ihr steckt meist eine kleine Klemme an die Fingerkuppe. Diese schickt eine Lichtwelle durch Blutgefäße oder Kapillaren. Die Wellen werden dann vom Körper absorbiert. Änderungen in der Blutfarbe lassen sich durch eine Abweichung der durch den Finger hindurchgehenden Lichtwelle erkennen. Das ergibt letztlich die SpO2-Resultate, genauer den Grad der Sauerstoffsättigung.

Ein solcher Pulsoximeter kostet um die 30 Euro. (Foto: Medisana)
Ein solcher Pulsoximeter kostet um die 30 Euro. (Foto: Medisana)

Photoplethysmographie dagegen sendet rotes und infrarotes Licht in euer Handgelenk. Dieses reflektieren die Blutplättchen in den Kapillaren. Eine Fotodiode in der Smartwatch oder dem Fitness-Tracker misst die Reflexionen. Je höher die Rotanteile im Blut, desto sauerstoffreicher ist es. Sind die infraroten Anteile hoch, ist sauerstoffärmeres Blut wahrscheinlich.

Durch Reflexionen von Licht ist die SpO2-Messung erst möglich. (Foto: Withings)
Durch Reflexionen von Licht ist die SpO2-Messung erst möglich. (Foto: Withings)

Pulsoximetrie gilt als sehr viel präziser, denn es handelt sich um einen leistungsstarken Lichtstrahl, den ein Gerät durch die ohnehin stark durchblutete Fingerkuppe schickt. Das verbraucht sehr viel Energie, was den Akku eines kompakten Wearables schnell leeren würde.

Mit Photoplethysmographie ist gewissermaßen ein Kompromiss verfügbar, der den Akkuverbrauch niedriger hält. Aber: Im Gegensatz zu einem Pulsoximeter misst eine Smartwatch oder ein Fitnesstracker nicht kontinuierlich, sondern nur sporadisch bzw. auf Wunsch des Anwenders.

Welcher SpO2-Wert ist „gut“?

So oder so handelt es sich stets um Schätzungen und Berechnungen der Sauerstoffsättigung. In jedem Fall spielt das Hämoglobin eine große Rolle: Das Protein transportiert den Sauerstoff im Blut und ist auch für die Farbe der roten Blutkörperchen verantwortlich. Nur weil diese auch Licht reflektieren können, ist hier überhaupt erst eine Messung ohne Blutabnahme möglich.

Meist befinden sich die Sensoren auf der Unterseite einer Smartwatch. (Foto: Withings)
Meist befinden sich die Sensoren auf der Unterseite einer Smartwatch. (Foto: Withings)

Am Schluss liefern Pulsoximeter oder auf Photoplethysmographie setzende Wearables auf eine Prozentangabe, den sogenannten SpO2-Wert. Der sagt aus, wie viel Prozent der roten Blutkörperchen oxygeniert, also mit Sauerstoff versorgt sind. Das restliche Hämoglobin ist deoxygeniert, es besitzt keinen oder nur unzureichenden Sauerstoff.

Ihr könnt es euch sicher denken: Der SpO2-Wert sollte möglichst hoch ausfallen. Normal sind, da es eben letztlich doch Schätzungen sind, zwischen 90 und 100 Prozent. Bei gesunden Menschen sind Werte um die 96 – 98 Prozent die Regel.

Wie genau sind SpO2-Sensoren?

Nahezu keine Smartwatches oder Fitnesstracker lassen sich als medizinisches Produkt nutzen, abgesehen vielleicht die zertifizierte Withings ScanWatch. Bewirbt ein Hersteller explizit seine SpO2-Sensoren, könnt ihr davon ausgehen, dass die weniger genaue Photoplethysmographie zum Einsatz kommt.

Das gilt auch für höherpreisige Wearables wie die Apple Watch Series 6. Nicht ohne Grund geben Produzenten oft an, dass es sich um „Wellness“-Funktionen handelt, die eher als Orientierung dienen und weniger absolut verlässliche Angaben liefern.

Zudem hängt die Qualität der Messungen von allerlei Aspekten ab:

  • Durchblutung der Haut generell (an der Fingerkuppe besser als am Handgelenk)
  • Hautfarbe kann Reflexion des Lichtes beeinflussen
  • Niedrige Körpertemperatur
  • Zu viel Bewegung (eher in ruhigen Momenten messen)
  • Manche Armbänder können Resultate verfälschen

Aber: Es lässt sich sagen, dass die SpO2-Sensoren gerade in Kombination mit ausgeklügelter Software-Auswertung via Smartphone schon verwertbare Daten liefern, mit denen ihr etwas anfangen könnt. Doch Schwankungen bis zu 10 Prozent sind im schlimmsten Fall nicht ausgeschlossen. Auffällig sind vor allem besonders niedrige SpO2-Werte, die ihr durch mehrere Messungen prüfen solltet. Genau das macht ein Pulsoximeter übrigens auch.

Wenn ihr es genauer wollt: Pulsoximeter für SpO2-Messung

Ist euch der SpO2-Wert wichtig, zum Beispiel weil ihr unter Asthma oder COPD leidet, liefern eigenständig funktionierende Pulsoximeter schlicht hilfreichere Ergebnisse. Glücklicherweise sind solche Geräte längst bezahlbar: teils schon ab 30 Euro bekommt ihr einen solchen für die Fingerkuppe und zur kontinuierlichen Messung über einen längeren Zeitraum. Ein Beispiel in diesem Bereich wäre der Medisana PM 100.

Ein Pulsoximeter liefert genauere Ergebnisse. (Foto: Beurer)
Ein Pulsoximeter liefert genauere Ergebnisse. (Foto: Beurer)

Die Frage, die sich letztlich stellt: Brauche ich einen SpO2-Sensor an meiner neuen Smartwatch?

SpO2 muss keine Kaufentscheidung sein

SpO2 an der Smartwatch oder am Fitness-Armband ist natürlich spannend und aufschlussreich. Doch technisch bedingt ist es ein „Wellness“-Feature, was viele Hersteller auch bewusst so angeben. Das gilt auch für Gesundheitsuhren für Senioren, zum Beispiel. Im Vergleich zum Pulsoximeter bieten die auf Photoplethysmographie setzenden Wearables nur Anhaltspunkte und können somit kein medizinisches Messgerät ersetzen.

Legt ihr auf SpO2 Wert, könntet ihr mit einem Pulsoximeter besser beraten sein. Ist ein SpO2-Sensor bei eurer Smartwatch oder dem neuen Tracker von Haus aus dabei, ist das nett und sicherlich aufschlussreich.

Bei einem Neukauf eines Wearables solltet ihr für diese „Spielerei“ aber nicht zu viel zusätzlich ausgeben. Verlangt ein Hersteller 100 Euro mehr für SpO2-Funktionen, würde ich euch raten, zu einem Modell ohne Prüfung der Sauerstoffsättigung zu greifen.

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