Nach dem Urteil des Bundesgerichtshofs Mitte Mai 2018 ist mittlerweile klar: Aufnahmen von Dashcams können als Beweismittel vor Gericht verwendet werden, um Ursachen für Verkehrsunfälle aufzuklären. Andererseits dürft ihr keine Videos aufnehmen und diese beliebig zum Beispiel bei YouTube veröffentlichen. Denn hier verstoßt ihr unter Umständen gegen das Datenschutzrecht, wenn Unbeteiligte oder Kennzeichen anderer Fahrer zu sehen sind.
Dashcams von Nextbase
Trotzdem: Für private Zwecke könnt ihr eine Dashcam freilich verwenden. Und unter Umständen benötigt ihr das Material zur Klärung der Schuldfrage bei Unfällen. Wofür ihr eure Dashcam einsetzt, ist euch überlassen. Hersteller wie Nextbase versuchen hier auch individuelle Bedürfnisse und Wünsche der (potentiellen) Kunden zu berücksichtigen.
Ich selbst probierte einerseits die Duo HD aus, die gleich über zwei Kameras verfügt. Die Next Base 112 Go wiederum richtet sich an diejenigen, die nicht allzu viel Geld investieren wollen. Ich testete gewissermaßen das teuerste und das günstigste Produkt aus dem Portfolio des europäischen Marktführers für Dashcams. So bezeichnet sich das Unternehmen selbst.
Das bietet die Nextbase Duo HD
Die Duo HD verfolgt ein unkonventionelles Konzept. Sie ist mit zwei Kameras ausgestattet, die ihr um 180 Grad drehen könnt. Die Idee dahinter: Ihr sollt filmen, was vorne und hinten geschieht. Und das gleichzeitig. Möglich wird dies dadurch, dass die Kamera auf der Vorderseite dank 130-Grad-Weitwinkel-Objektiv die gesamte Fahrt wahrnimmt, während die Cam für die Rückseite durch eine Zoom-Linse den Bereich der Heckscheibe abdeckt. Das Ergebnis sind stets zwei Videos in 1080p-Auflösung und 30fps (Bilder pro Sekunde) – eins für vorne, eins für hinten.
Zugegeben: Das ist schon eine verrückte Idee. Ansonsten gibt’s einen 2,7 Zoll LCD-Bildschirm, auf dem Einstellungen vorgenommen und in Echtzeit die Fahrten dargestellt werden. Der G-Sensor wird bei Erschütterungen aktiv und blockt Aufnahmen, die nicht mehr gelöscht werden können. GPS-Modul, WIFI-Anbindung zum Smartphone und integrierter Lautsprecher sowie Mikrofone fehlen nicht.
Noch ein paar Besonderheiten? Der Night-Vision-Modus sorgt für eine bessere Qualität bei Nachaufnahmen und ein intelligenter Parkmodus nimmt selbständig Videos auf, sobald eine Bewegung erkannt wird. Nur mal ehrlich: Wenn jemand ins Auto einbricht, dann wird er vermutlich auch die gerade aufnehmende Dashcam mitnehmen, oder? Sinnvoll dagegen ist dieses Feature, wenn jemand zum Beispiel auf dem Parkplatz mit eurem Fahrzeug kollidiert und Fahrerflucht begeht.
Das bietet die Nextbase Go 112
Die Go 112 ist die günstigste Möglichkeit von Nextbase, in das Segment der Dashcams einzusteigen. Entsprechend lesen sich die technischen Daten: Die Kamera nimmt Videos in 720p auf – bei 30 Bildern pro Sekunde. 1 Megapixel Sensor, 120 Grad Weitwinkel, 2 Zoll LCD und Parkmodus wie bei der Duo HD sind vorhanden.
So gesehen genügt das eigentlich auch für eine Dashcam, möchte diese im Vergleich zu einer Actioncam nur unauffällig den Straßenverkehr beziehungsweise das eigene Verhalten aufnehmen. Entscheidend sind daher die Qualität der Kameras, eine simple Bedienung und im besten Fall eine separate Taste zum manuellen Speichern der aktuellen Situation. Daher kann die Go 112 einfachsten Ansprüchen durchaus genügen.
Einrichtung und Beschränkungen
Egal ob Go 112 oder die große Duo HD – in beiden Fällen kommt die von Nextbase stammende „Click & Go“-Funktion zum Einsatz. Und die ist wirklich praktisch. Platziert erst einmal die Saugnapfhalterung an der gewünschten Stelle an der Frontscheibe, am besten unterhalb des Rückspiegels. Danach könnt ihr über das magnetische System die Dashcam leicht anbringen oder entfernen. Das Kabel zum Zigarettenanzünder legt ihr am Sonnenschutz entlang. Das ist eine typisch lästige Frickelei, genauso wie bei einem Navigationsgerät.
Wichtig: Nextbase verzichtet auf interne Speicher, sodass ihr stets eine microSD-Speicherkarte benötigt. Eine günstige mit 32GB genügt vollkommen, schließlich werden die ältesten Inhalte automatisch überschrieben, sobald der Speicher voll ist. Die Videos werden aus diesem Grund in 2-bis-5-Minuten-Stücke gesplittet, eine einzige Aufnahme einer langen Autofahrt bekommt ihr also nie.
Eine Ausnahme sind die geschützten Videos, die die Dashcams automatisch sichern und schützen, wenn es zu einer Erschütterung wie einem Unfall kommt oder die an beiden Geräten vorhandene Taste drückt. Diese können nur manuell gelöscht werden, ansonsten bleiben sie auf der Speicherkarte.
Go 112 und Duo HD funktionieren ähnlich: Sobald alles angeschlossen ist und sich euer Auto in Bewegung setzt, beginnt die Aufnahme. Ihr müsst nichts tun. Wenn ihr wollt, nehmt ihr zusätzliche Einstellungen vor (Menü-Taste), passt die Videoauflösung an oder entscheidet euch für/gegen eine Aufnahme des Tons aus dem Innenraum. Vorhandene Videos lassen sich übrigens auch direkt auf den Displays der Dashcams anschauen, schützen und löschen.
Mehr Komfort hat seinen Preis
Worauf die Go 112 und die Duo HD gleichermaßen verzichten, das sind Komfortfunktionen wie Fahrspurerkennung, Gesten- und Sprachsteuerung oder Kollisionswarnsysteme, wie sie heutige Navigationsgeräte und so manche Dashcams anderer Hersteller bieten. Es scheint sogar beabsichtigt zu sein, dass sich die Go 112 wirklich auf ein Minimum an Funktionalität beschränkt und damit auch für Einsteiger geeignet ist.
Für Einsteiger und Anspruchsvolle: Die richtige Dashcam für jeden Geldbeutel
Für mich als Techniknerd ist daher die Duo HD spannender, bietet sie doch einige Spielereien. Gerade die Anbindung zum Smartphone via WIFI und eine dazugehörige „Cam Viewer“-App (für Android und iOS) erleichtert die Bedienung und ermöglicht eine schnelle Übertragung und ggf. Teilung in den sozialen Netzwerken.
Noch eine Ecke reizvoller finde ich die Software Replay 3, die Nextbase der Duo HD auf CD-ROM (sowas gibt’s noch!) beiliegt. Installiert das Programm unter Windows 10 oder macOS, übertragt direkt von der Dashcam oder der Speicherkarte die Videos und lasst euch anzeigen, wo genau ihr langgefahren seid. Tempo, die Strecke auf einer Google-Maps-Karte und andere Informationen werden ansprechend präsentiert. Das ist dank des GPS-Moduls sehr präzise, aufschlussreich und auf gewisse Weise auch unterhaltsam.
Fazit: Für Einsteiger und Anspruchsvollere
Die billigste und die kostspieligste Dashcam von Nextbase sind sich ähnlich und sehr unterschiedlich zugleich. Wenn ihr wollt, funktionieren sie als simple Kameras, die ohne zu murren eure Fahrten aufnehmen. Dann machen sie nicht mehr und nicht weniger als genau das, wofür sie gebaut wurden.
Die Go 112 besitzt eine ordentliche Bildqualität und hat kaum Komfortfunktionen oder gar Besonderheiten zu bieten. Sie ist flott eingerichtet, läuft automatisch nebenbei und lässt sich dank des cleveren Click & Go-Mechanismus in Windeseile entfernen oder anbringen. Möchtet ihr nicht mehr als eine einfache Dashcam, trefft ihr hier eine gute Wahl.
Für Technik-Enthusiasten ist die leider auch sehr viel teurere Nextbase Duo HD der verlockendere Kandidat. Dass ihr vorne und hinten gleichzeitig filmt, ist für spezielle Fälle und bei Bedarf ein guter Ansatz. Und bei meinen Versuchen funktionierte das auch gut und in einer ansprechenden Bildqualität in 1080p. Nachtaufnahmen sind sehr viel besser als bei der Go 112, die App-Steuerung ein Mehrwert. Höchstens das Design des Gehäuses ist eine Frage des Geschmacks.
Hier noch ein Video von der Duo HD. Ich habe die Frontaufnahme ausgewählt:
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Alles in allem gefallen mit die von mir getesteten Geräte von Nextbase gut. Hier und da entsteht ein Retrogefühl, gerade bei der Gestaltung der Verpackungen und der Geräte selbst. Die Technik, letztlich das Entscheidende, ist dagegen grundsolide und daher empfehlenswert.
Die Nextbase Go 112 ist bei Euronics erhältlich. Die Nextbase Duo HD ebenfalls.
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