Migros CoffeeB: Kapsel-Kaffee endlich ohne Kapseln

Kein Aluminium, dafür ein Ball – CoffeeB von Migros verwendet keine Kapsel mehr. Die Hülle um den Kaffee ist in vier Wochen kompostiert.

Migros CoffeeB: Kapsel-Kaffee endlich ohne Kapseln
Coffee-Ball mit CoffeeB-Kaffeemaschine (Bild: Coffee B)

Kaffee aus der Kapselmaschine – portionsweise aufgebrüht, die Kapsel schnell entsorgt. Eine saubere Sache. Und wenn einem dabei noch George Clooney in die Augen schaut! Wer kennt denn nicht die Nespresso-Werbung?

Kapsel-Kaffee hat jedoch zwei entscheidende Nachteile: Die Kapseln sind eine Verschwendung von Energie und Rohstoffen. Dazu sind sie noch sehr teuer.

Das Schweizer Unternehmen Migros bietet nun Kapsel-Kaffee ohne Kapseln an – so zumindest das Werbeversprechen von CoffeeB. Das ist zwar eine Verbesserung für die Umwelt – aber leider noch nicht die Lösung.

Passt nicht in die Nespresso-Maschine

Der kapsellose Kaffee von CoffeB passt nicht in die Kapselmaschinen von Nespresso. Diese sind zwar kompatibel mit den Kapseln anderer Kaffeeröster. Dazu gibt es noch Geräte anderer Hersteller, die das gleiche Format nutzen.

Ohne neue Kaffeemaschine geht es nicht (Bild: CoffeeB)

Doch der Kaffee von CoffeeB hat die Form einer Kugel. Du musst also eine dazu passende Maschine kaufen, die dann allerdings sehr ähnlich funktioniert. Du setzt die Kugel dort ein, wo sonst die Kapsel sitzt. Die Maschine drückt das Wasser durch den Kaffee in die Tasse. Fertig.

Auch hier bleiben Kaffeereste übrig. Du kannst sie jedoch bei dir zuhause im Garten kompostieren. Es gibt wirklich keinen Abfall für die gelbe Tonne.

Ohne Kapsel, aber mit Hülle

Warum nun eine Kugel? Migros spricht von gepresstem Kaffee. Diesen in eine Kugelform zu bringen, ist relativ einfach.

Was die Schweizer Handelskette aber nur im Nebensatz erwähnt und deshalb in ihrer Berichterstattung oft nicht auftaucht: Um den Kaffee herum gibt es sehr wohl eine Hülle – sie heißt nur nicht „Kapsel“.

Ist das nur gepresster Kaffee? Die Hülle aus Meeresalgen ist nicht zu erkennen, wenn man es nicht weiß (Bild: Migros)

Diese Hülle besteht aus Meeresalgen. Sie ist farblos und geschmacksneutral. Der wesentliche Unterschied ist, dass du sie kompostieren kannst.

Du denkst jetzt vielleicht: Moment, kompostierbare Kapseln gibt es doch schon lange! Warum ist die von CoffeeB nun besser?

Warum Kapseln so umweltschädlich sind

Es gibt bereits Alternativen, die sich selbst das Label Gut für die Umwelt geben: Diese Kapseln sind recycelbar, kompostierbar oder wiederbefüllbar, so zumindest die Versprechen. Die Umwelt interessiert letztlich aber nur, was wirklich mit den Kapseln passiert.

Tatsächlich werden nur wenig Kapseln recycelt. Wenn sie denn wirklich aus dem gelben Sack als Rohstoff wieder herausgeholt werden. Aluminium zu recyceln benötigt viel Energie. Zu viel Energie! Den Rohstoff zu erhalten, reicht allein noch nicht, damit Recycling gut für die Umwelt ist.

Über Kaffeekapseln freut sich die Umwelt nicht (Bild: Jisu Han/Unsplash)

Kompostierbarkeit bedeutet bei sehr festen, stabilen Materialien wie Bio-Plastik aus Maisstärke, Zellulose und Naturharzen, dass sie sich nur in speziellen Kompostieranlagen unter bestimmten Bedingungen zersetzen – zum Beispiel bei hohen Temperaturen.

Auf dem heimischen Komposthaufen wird es Jahre dauern, bis sich diese Art kompostierbarer Kapseln aufgelöst hat. In die Biotonne werfen darfst du sie nicht.

In vier Wochen kompostiert

Migros verspricht dagegen, dass die CoffeeB-Hüllen aus Meeresalgen innerhalb von vier Wochen zerfallen – auf dem heimischen Kompost. Migros macht mit CoffeeB also einiges richtig: kein Aluminium mehr, schnell und ohne Energieaufwand kompostierbar.

Den Coffee Ball einfach zerdrücken, der Kaffeesatz düngt die Blumen (Bild: CoffeeB)

Allerdings entstehen 70 Prozent der umweltschädlichen Emissionen beim Anbau. In die Maschine sollte deshalb auch Kaffee aus kontrolliert biologischem Anbau.

Viel zu teuer

Der CoffeeB ist zwar (etwas) umweltfreundlicher, aber noch lange nicht günstiger. Aktuell kostet eine Tasse 50 Cent – nur der Kaffee gerechnet, nicht das Wasser, nicht die Energie.

Ich kann gar nicht aus dem Kopf sagen, wieviele Tassen ich aus meinen 250 Gramm Bio-Espresso für 7 Euro ziehe, aber es sind sicher mehr als 14 Tassen.

Nach neun Tassen Kaffee muss bereits eine neue Packung Coffee Balls gekauft werden (Bild: CoffeeB)

Freunde von mir haben eine Kapselmaschine in ihrer Küche, um Besuch eine Tasse Kaffee anbieten zu können. Der seltene Einsatz relativiert den Preis. Zudem haben sie die Kapselmaschine schnell gereinigt.

Es geht aber auch anders: Ein kleiner Espressokocher für den Herd oder – noch einfacher – ein Handfilter wären genauso unkompliziert und schnell einsatzbereit.

Vorerst nur in der Schweiz

CoffeeB von Migros ist ein interessanter Ansatz, wenn die Kapselmaschine der Maßstab ist – ganz gleich, ob die Kapsel aus Aluminium ist, kompostierbar oder wiederbefüllbar. Doch leider ist der Kaffee, den es nur bei einem Anbieter gibt, viel zu teuer.

CoffeeB ist aktuell nur in der Schweiz erhältlich – bei Migros und in acht verschiedenen Geschmacksrichtungen zu je neun Kugeln pro Box.

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