Kaffee gehört mit 164 Litern Pro-Kopf-Konsum zu den beliebtesten Getränken der Deutschen. Unter den möglichen Zubereitungsarten bevorzugen wir nach wie vor die Filterkaffeemaschine, doch auch Kapsel- und Padmaschinen und Vollautomaten gewinnen immer mehr an Beliebtheit. Ich selbst wechsle zwischen meinem Vollautomaten und einer italienischen Handkanne von Bialetti – je nachdem, wieviel Zeit ich mir fürs Kaffeekochen nehme. Aber welche Zubereitungsart des Kaffeekochens ist eigentlich die umweltfreundlichste?
Für unsere Betrachtung haben wir vor allem den entstehenden Verpackungsmüll und den Energieaufwand untersucht. Für eine vollständige Beurteilung müssen wir auch noch der Anbau des Kaffees selbst, die Röstung und den Transport berücksichtigen.
Die Umweltfreundlichkeit der Kaffeezubereitung mit verschiedenen Maschinen und Techniken lässt sich mit den folgenden Kriterien bestimmen: einerseits die verbrauchten Ressourcen in Form von Wasser, Energie und Kaffee und andererseits der bei der Zubereitung verursachte Müll.
Wie energieeffizient sind unsere Kaffeemaschinen?
Grundsätzlich ist es äußerst wichtig zu beachten, dass Kaffeemaschinen einen großen Teil des Stromverbrauchs nicht für die Zubereitung des Kaffees aufwenden, sondern für seine Warmhaltung und den Standby-Modus, so eine Messung des Ökoinstituts e.V. Deswegen solltet ihr beim Kauf unbedingt auf eine Maschine mit integrierter Abschaltautomatik nach maximal 30 Minuten achten.
Im nächsten Schritt kommt es darauf an, wieviel Kaffee ihr zubereitet und wieviel davon ihr tatsächlich trinkt. Kapsel- und Padmaschinen haben hier tatsächlich einen Vorteil. Denn sie bieten bereits genau portionierte Mengen an, weswegen sie immer genauso viel Kaffee zubereiten, wie ihr auch trinkt. Zudem setzen Kapselmaschinen das zugeführte Wasser zu 90 Prozent zu trinkfertigem Kaffee um, Padsysteme liegen sogar bei 92 Prozent. Massenverlust durch z.B. Verdampfung und Wasserrückstand in Kaffeesatz vermeiden diese Maschinen.
Ökobilanz der Filtermaschine: Hier seid ihr selbst gefragt
Die klassische Filtermaschine hat nur dann eine gute Ökobilanz, wenn sie mit einer modernen Thermoskanne ausgestattet ist, sodass sie keine Energie fürs Warmhalten verschwendet. Natürlich könnt ihr auch selbst eingreifen und die Maschine nach der Zubereitung direkt wieder ausschalten. Filterkaffeemaschinen mit Glaskanne und Heizplatte nutzen nämlich sonst bis zu 50 Prozent des Stromverbrauchs für das Warmhalten des Kaffees.
Zudem lauft ihr hier Gefahr, bei falscher Dosierung schnell viel Kaffee zu verschenken, was sich deutlich negativ in der Ökobilanz niederschlägt. Dafür hat sie einen gewichtigen Vorteil gegenüber etwa Espressomaschinen: Sie verwendet einen Durchlauferhitzer, während Espressomaschinen das Wasser im Tank erst aufwändig aufheizen müssen.
Grundsätzlich bieten Filtermaschinen aber eine gute Energieeffizienz, wenn ihr viel Kaffee trinkt und diesen auch mit einer Dosierhilfe zubereitet. Noch umweltfreundlicher wäre keine automatische Filtermaschine, sondern ein Handfilter in Kombination mit einem energieeffizientem Wasserkocher.
Darum wechselte ich vom Kaffee-Vollautomaten zur klassischen Filtermaschine
Vollautomaten hingegen machen dann Sinn, wenn ihr gerne portionsweise Kaffee in größeren Mengen trinkt. Bedingung hierbei: Ihr schaltet die Maschine nach der Verwendung aus und lasst sie nicht im Standby-Modus. Utopia hat gemeinsam mit dem Ökoinstitut e.V. eine Liste der energieeffizientesten Vollautomaten aufgestellt, die strengen Kriterien unterliegen. Für die Bewertung hat das Institut etwa eine Obergrenze für Stromverbrauch und CO2-Emissionen festgelegt.
Kapseln produzieren Müll bei jeder Tasse
Bei den durch das Kaffeezubereiten produzierten Abfällen fällt das Urteil klar aus: Das Aluminium der Kapseln ist in der Produktion Energie-intensiv, schadstoffreich, verursacht einen hohen CO2-Ausstoß – und produziert außerdem Müll bei jeder einzelnen Tasse. Nespresso wirbt zwar mit der Möglichkeit, die Kapseln anschließend in der gelben Tonne zu recyclen oder, noch besser, zu Rückgabestellen zu bringen. Aber Hand aufs Herz: Tut ihr das? Außerdem löst der Hersteller damit nur ein selbst geschaffenes Problem. Wieviel Prozent der verkauften Kapseln letztendlich an einer der Rückgabestellen ankommen, verrät Nespresso nicht.
Fazit zu Nespresso: Aluminium-Kapseln fallen durch eine sehr schlechte Ökobilanz auf. Eine bessere Alternative sind wiederverwendbare Kapseln oder solche aus kompostierbarem Material, wie z.B. von von My-CoffeeCup. Die alternativen Kapseln und Pads gibt es mittlerweile schon mit Kaffee in Bioqualität aus fairem Handel.
Grundsätzlich könnt ihr euch auch die Verpackung für Kaffeebohnen sparen, wenn ihr mit eurem eigenen Behälter zum Beispiel in einen Unverpackt-Laden oder eine kleine Kaffeerösterei geht. Dort habt ihr meist auch eine super Auswahl an fair und nachhaltig produzierten Kaffeesorten.
Umweltfreundlich: French Press und Mokkakanne
Am umweltfreundlichsten bereitet ihr euren Kaffee mit klassischen Methoden wie der FrenchPress oder dem Espressokocher (auch Mokkakanne, Handkanne oder – nach dem Originalhersteller – Bialetti genannt) zu. Hier fällt deutlich weniger Verpackungsmüll als bei Kapsel- oder Padmaschinen an. Wenn ihr mit eurem eigenen Behälter einkauft, dann sogar gar keiner. Es bleibt also nur der Energieaufwand für die Erwärmung des Wassers. Auch das Warmhalten entfällt auf diese Art natürlich.
Besitzt ihr einen energieeffizienten Wasserkocher, so habt ihr mit der FrenchPress eine super umweltfreundliche Variante des Kaffeekochens. Beim italienischen Espressokocher müsst ihr nur darauf achten, beim Brühvorgang eine kleine Herdplatte zu wählen, sodass nicht unnötige Energie daneben verheizt wird. Kaffee-Connaisseure raten dazu, das Wasser schon vorgewärmt in den Tank der Bialetti zu füllen und den Herd nicht auf die höchste Stufe zu stellen.
Kaffeeanbau: Selten nachhaltig
Eine Alternative dazu bieten auch Espressokocher mit integrierter elektrischer Herdplatte, wie von Cilio. Den Kaffee frisch mahlen, gut portioniert in die Espressokanne füllen, aufkochen lassen und mit dem Duft von frisch gebrühten Kaffee aufwachen und in den Tag starten. Für mich gibt es nichts Schöneres. Plus: mein Bewusstsein für guten Kaffee hat sich sichtbar gesteigert.
Zu guter Letzt richten wir noch einen kurzen Blick auf den Kaffee selbst: Im Kaffeereport 2020 (PDF via Brand Eins) berichtet Jeffrey Sachs vom Center of Sustainable Development von extremer Armut der kleineren Kaffeebauern und dem Verlust von wichtigen Anbauflächen, Kaffeearten und Qualitäten des Kaffees. Die Gründe sieht er dabei im Klimawandel, in fehlenden Investitionen in die Ausbildung der Bauern und nicht nachhaltige Anbaumethoden, sowie die niedrigen Rohkaffeepreise der vergangenen Jahre.
Auch ist die eigentliche Landwirtschaft des Kaffeeanbaus der größte Emittent im gesamten Produktlebenszyklus, denn die Produktion benötigt sehr viel Wasser und Energie. Sachs appelliert daher an jeden einzelnen: „Jeder, der ein Bewusstsein für das Ungleichgewicht entwickelt, kann etwas tun.“ Wirklich nachhaltiger Konsum liegt nach wie vor in der Hand von uns Konsumenten, denn jede unserer Kaufentscheidungen zählt. So sollten wir auch bei unserem Kaffeekonsum Verantwortung übernehmen und zukünftig zu nachhaltigem Kaffee von Initiativen wie Fairtrade oder Gepa greifen.
Fazit
Für umweltfreundlichen Kaffeegenuss solltet ihr folgendes beachten:
- Standby-Modus und Warmhaltefunktionen schaden der Umwelt enorm und treiben außerdem eure Stromrechnung in die Höhe – schaltet eure Maschinen nach der Zubereitung direkt aus.
- Verpackung sparen: Vermeidet Kapseln aus Aluminium, steigt auf die Alternative wie Pads oder biologisch abbaubare Kapseln um. Noch besser, ihr füllt den Kaffee selbst ab.
- Setzt auf die besten Zubereitungsarten: FrenchPress oder Handkanne (Mokkakanne).
- Trinkt Kaffee bewusster: Macht euch Gedanken über die Zubereitung, die Herkunft und die Qualität des Kaffees. Tatsache ist: Die Produktion von Kaffee verbraucht viel Wasser und Energie, ist also grundsätzlich nicht umweltfreundlich. Gerade deshalb sollten wir unser Bewusstsein für das Produkt stärken und es sorgsamer einsetzen.
Autorin: Janina Bauer
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