Vielleicht geht es dir wie mir: Du arbeitest seit der Pandemie (oder schon vorher) viel im Homeoffice, hast Südseite und gar nicht einmal so viele technische Geräte in deinem Büro. Also warum den hohen Preisen nicht einfach ein Schnippchen schlagen, mit gutem Gewissen und ohne bauliche Maßnahmen deinen eigenen Strom produzieren? Das habe ich mit einer EcoFlow River Pro Powerstation und dem mobilen 160W-Solarmodul dazu versucht. Doch gleich vorweg: am Ende bringt nur ein konservativer Ansatz die Erlösung.
Heim-Büro mit Solarenergie: Nur wenige Geräte
Die Idee lag nahe: Ich habe ohnehin nur wenige Geräte in meinem Homeoffice. Bei gutem oder auch bewölkten Wetter lädt das Solarpanel die Powerstation auf, die mit 4 USB-Anschlüssen und zwei Wechselstrom-Steckdosen den Strom für meine technischen Geräte bereitstellt. Das Setup:
Verbraucher | Stromquelle |
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MacBook Air M1 | EcoFlow River Pro (720Wh-Powerstation) |
Smartphone (Galaxy A53) | EcoFlow 160W Solarpanel |
Zimmerlampe mit E27 LED | |
Vodafone-Kabelrouter | |
Kleingeräte zum seltenen Aufladen wie Powerbank oder Fitnesstracker |
Das sind wenige Dinge. Ich spare mir etwa eine Digitalkamera, indem ich nur noch mit dem Smartphone fotografiere. Und ich arbeite nur am Laptop, keinem PC, der dauerhaft Strom saugen würde. Auch externen Monitor spare ich mir. Der Ansatz ist klar: Je weniger Geräte, desto eher ist sichergestellt, dass die Powerstation genug Strom liefert. Auch wenn ich sie bei Regenwetter mal ein paar Tage lang nicht aufladen kann.
Ich habe einen kleinen Balkon mit Südseite vor meinem Büro, auf dem der Vermieter bislang kein Balkonkraftwerk erlaubt. Deswegen stelle ich für gewöhnlich einen kleinen Balkontisch auf und platziere das aufgefaltet knapp 1qm große EcoFlow 160W Solarpanel darauf. Die mit M4C-Kabel und einem Adapter angeschlossene Powerstation stelle ich möglichst in den Schatten und von Regen geschützt auf. Das ist mal auf dem Balkon, mal hinter der Balkontür im Büro.
Wann immer ich eins meiner technischen Geräte aufladen muss, schließe ich es über eine der USB-Ladebuchsen an der Vorderseite an. Die EcoFlow River Pro verfügt über 1 USB-C-Anschluss mit Schnellladefunktion (100W). Daran lade ich mein MacBook Air genauso auf wie mein Samsung Galaxy A53. Möchte ich mehrere Geräte gleichzeitig laden, weiche ich mit entsprechenden Ladekabeln auf eine der USB-A-Buchsen aus, von der eine ebenfalls Schnellladen unterstützt.
Abends trenne ich das Solarpanel von der Powerstation und hole beides vom Balkon. Dann schließe ich auch die Lampe an einer der Wechselstromsteckdosen der Powerstation an.
Homeoffice mit Solarstrom: Das Ergebnis
Das 160W Solarpanel von EcoFlow ist potent genug, um die River Pro Powerstation des gleichen Herstellers in 5-6 Stunden zu laden. Zumindest bei bestem Wetter produziert es bei optimalem Neigungswinkel zwischen 100 und 150 Watt. Mehr noch: Ich kann die Riesenbatterie gleichzeitig laden und von ihr Strom entnehmen. In besten Zeiten arbeiten bei einem Outdoor-Solartest auf dem „Rock am Ring“-Festival drei Smartphones und ein Wasserkocher an dem Gerät. Weil aber gleichzeitig das Solarmodul massig Strom reinpumpt, steigt der Akkustand gleichzeitig sogar an.
Auch an einem sonnigen Tag im Büro wird schnell klar: Lade ich nur mein MacBook, mein Smartphone und hin und wieder mal ein weiteres technisches Gerät daran auf, sind Solarpanel und Powerstation hoffnungslos unterfordert. Auch wenn ich bei Dunkelheit die etwa 5 Watt starke Bürolampe über die Wechselstromsteckdose hinzuschalte, langweilt sich die Riesen-Powerbank.
Technisches Gerät | Verbrauch/Zeit |
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MacBook Air M1 | 45W/ 1-2h Ladezeit |
Galaxy A53 | 10W/ 2h Ladezeit |
Bürolampe (LED) | 5W/h Nutzung |
Router | 30W dauerhaft |
Die Herausforderung: Der Router an der Powerstation
Um das Ganze etwas spannender zu machen, schließe ich zusätzlich noch den Router an die Powerstation an. Die Vodafone-Hausmarke läuft bei mir praktisch Tag und Nacht, weil ich damit über ein Gastnetzwerk auch meine Nachbarn von oben mit versorge. Denn die sind zu ganz anderen Zeiten wach und zu Hause als ich. Letztendlich gäbe es nur etwa 5 Stunden nachts, in denen niemand von uns WLAN braucht. Dafür lohnt es sich kaum, den Router abzuklemmen.
Bei einem Test wird aber schnell klar: Schließe ich den Router Tag und Nacht an die Powerstation an, stößt plötzlich auch sie an ihre Grenzen.
Bei sonnigem Wetter liefert das Panel genug Strom, um tagsüber den Router und weitere Geräte mit zu versorgen. Wenn ich aber abends um 1900 Uhr bei einem Akkustand von 100 Prozent das Solarmodul abklemme und den Router angeschlossen lasse, zieht der etwa 4-5 Prozent Akkuladung pro Stunde. Klingt wenig, summiert sich aber. Am nächsten Morgen gegen 1000 Uhr (also 13 Stunden später) sind nur noch etwa 30 Prozent Restladung übrig. Folgt jetzt ein Regentag, habe ich ein Problem.
Konservatives Hilfsmittel fürs Solarladen: eine Zeitschaltuhr
Als ich das an einem Tag mit bewölktem Himmel und einigen Regenschauern ausprobiere, wird es mit der Akkuladung tatsächlich eng. Bis 1800 Uhr bringt das Solarmodul den Akkustand der Powerstation auf noch 44 Prozent. Als ich dann zu meinem Abendtermin aufbreche und später wiederkomme, vergesse ich, den Router abzuklemmen. Nachts um 0500 Uhr schrecke ich aus dem Schlaf hoch und überprüfe, ob die Geräte noch laufen. Sie tun es! Die River Pro meldet noch ganze 1 Prozent Akkustand, und auch der Router läuft noch. Ich erlöse die Powerstation und weiche kurzerhand doch auf eine echte Steckdose aus.
Klar ist: so wird das nichts. Als meine Nachbarn wenige Tage später ausziehen, besorge ich mir eine gute, alte Zeitschaltuhr im Baumarkt, stecke sie zwischen Powerstation und Router und sogar damit dafür, dass nachts für 9 Stunden (etwa 0000 bis 0900 Uhr) der Router vom Netz getrennt ist. Bei 77 Prozent Akkuladung gehe ich schlafen. Die Zeitschaltuhr selbst zieht laut Display gerade mal 1 Watt.
Deswegen beinahe ein Schock, als ich am nächsten Morgen den Akkustand kontrolliere: Nur noch 55 Prozent sind übrig. Wie kann denn das sein!
Rechnerisch geht das kaum auf. Meine Vermutung ist aber, dass der ständige Betrieb der Wechselstromsteckdose die River Pro überfordert. Sie muss Gleichstrom in Wechselstrom umwandeln, dauerhaft Strom liefern, zum Teil dabei auch den Lüfter einschalten. Für den Dauerlauf ist sie schlicht nicht konzipiert.
Wann hat sich eine Solaranlage amortisiert?
Die Antwort auf die Frage, wann sich eine Solaranlage amortisiert hat, ist hart: Erst bei noch deutlich höheren Strompreisen! Ich zahle derzeit etwa 50 Euro pro Monat für Strom in meiner Wohnung, davon dürften 20 Euro fürs Büro anfallen. Weil der Router herausfällt, kann ich vielleicht 10 Euro davon mit Solarstrom decken.
Die EcoFlow-Solaranlage kostet zum Zeitpunkt meines Tests etwa 1.100 Euro. Die traurige Rechnung also: Sie hätte sich erst nach (1.100/10 =) 110 Monaten oder 9 Jahren amortisiert. Vorausgesetzt, das Panel würde nicht verknicken und auch die Powerstation hielte so lange durch. EcoFlow garantiert aber nur 800 Ladezyklen, was für nur wenige Jahre ausreichen würde.
Anders sieht es natürlich aus, wenn du das Solarkraftwerk auch unterwegs benutzt, etwa im Auto oder beim Camping. Oder wenn du deutlich mehr Bürogeräte hast und auch Küchenkleingeräte hin und wieder daran anschließt. Deckst du 50 Euro deiner monatlichen Stromkosten damit, hätte sich das Solarkraftwerk schon nach 22 Monaten amortisiert, also nach gerade mal 2 Jahren.
Büro mit Solarstrom: Fazit und Tipps
Eigentlich ist die Rechnung ganz einfach: Möchtest du deine Geräte mit Solarstrom betreiben, dann entschlacke zunächst dein Büro. Behalte nur die Geräte, die du wirklich brauchst. Lade und beitreibe deine Arbeitsgeräte wie Notebook, Tablet, Scanner oder Smartphone nur, wenn sie gerade Strom brauchen. Stecke sie danach wieder aus. Und nutze tagsüber die Zeit, deine Powerstation mit dem Solarpanel gleichzeitig zu laden.
Die Powerstation ist ideal dafür, Strom für Geräte zu liefern, die nur sporadisch Energie brauchen. Dazu gehören neben Notebooks und Smartphones auch Bildschirme, Fernseher, Drucker, ja sogar Wasserkocher. Alles, was dauerhaft Strom zieht, würde ich nach wie vor an eine handelsübliche Steckdose anschließen. Dazu gehören Router, Access Points oder WLAN Verstärker. Denn die sind für eine Powerstation eine zu große Herausforderung.
So habe ich es letztendlich auch gemacht. Meine wichtigsten Bürogeräte lade ich nach wie vor an der River Pro. Der Router läuft jetzt doch wieder an der Haushaltssteckdose. Die Zeitschaltuhr allerdings habe ich seitdem dazwischen geschaltet.
Denn eins hat mir das Experiment gezeigt: Das eine oder andere Gerät verbraucht auf die Dauer ganz schön viel Strom. Und bei einigen Geräten wie einem WLAN-Extender oder einem zusätzlichen Access Point solltest du dir wirklich die Frage stellen: Bist du bereit, dafür dauerhaft so viel Strom zu bezahlen?
Viele Jahre war mir das egal. Aber jetzt bei den steigenden Energiepreisen lohnt es sich zunehmend, die teuren Verbraucher zu ermitteln, sie hin und wieder schlicht abzuschalten – oder einige davon gleich ganz auszumustern. Sparen ist wieder in.
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