Strom sparen mit einem Balkonkraftwerk

Strom sparen mit einem Balkonkraftwerk ist eine gute Sache. Es ist schnell montiert und amortisiert sich meist innnerhalb weniger Jahre.

Strom sparen mit einem Balkonkraftwerk

Ein Balkonkraftwerk gehört zu den besten Sparmöglichkeiten, um steigenden Strompreisen zu begegnen. Es ist ganz leicht ein Balkonkraftwerk anzubringen, das bis zu 600 Watt Strom produziert. Wir sagen dir, was du beachten musst:

Was ist ein Balkonkraftwerk eigentlich?

Grob gesagt: Ein Balkonkraftwerk besteht aus ein bis zwei Solarpanels, einem Wechselrichter, Befestigungsmaterial und einem Kabel. Der Wechselrichter muss auf eine Leistung von 600 Watt beschränkt sein. Das ist die Obergrenze der Leistung, die ein Balkonkraftwerk in Deutschland erbringen darf. Sind es mehr, muss ein Fachmann die Installation übernehmen. Mehr dazu erfährst du unten.

Wie misst du den Ertrag deines Balkonkraftwerks?

Wenn du deinen Ertrag messen willst, solltest du eine smarte Steckdose benutzen. Falls du eine FritzBox als Router benutzt, kann ich dir die Fritz Dect 210 empfehlen. Die benutze ich auch. Du kannst sie via DECT in dein Smart Home einbinden und dir genau anzeigen lassen, wie viel Strom du wann erzeugt hast.

Smarte Steckdose Fritz Dect 210 im Außeneinsatz.
Mit einer smarten Steckdose wie der Fritz Dect 210 misst du den Stromertrag deines Balkonkraftwerks.
Die Ausbeute meines Balkonkraftwerks
In diesem Beispiel erzeugt das Balkonkraftwerk gerade etwas über 300 Watt.

Kannst du den Strom eines Balkonkraftwerks speichern?

Es gibt zwar zusätzliche Speicher, aber die sind in der Regel so teuer, dass sie sich erst nach Jahrzehnten amortisieren. Meist würden sie gar nicht so lange halten. Besser ist es also, darauf zu verzichten und den Strom direkt zu verbrauchen. Aber dazu ebenfalls mehr unten.

Kannst du ein Balkonkraftwerk selbst anbringen?

Ja, ohne Probleme. Das ist einer der großen Vorteile eines Balkonkraftwerks gegenüber einer echten Photovoltaikanlage mit vielen Solarpaneelen, die vom Fachmann installiert werden muss.

Bei meinem Balkonkraftwerk war das komplette Installationsmaterial schon dabei. Nur zur Einstellung des richtigen Winkels habe ich noch ein paar Gewindestangen im Baumarkt gekauft.

Balkonkraftwerk mit Gewindestangen zur Einstellung des optimalen Neigungswinkels
Balkonkraftwerk mit Gewindestangen zur Einstellung des optimalen Neigungswinkels

Ich brauchte noch einen Akkuschrauber, um Löcher für die Geländerhalterungen in die Stangen zu bohren, an denen ich die Solarpaneele befestigt habe. Ansonsten musste ich nur ein bisschen schrauben. Da bei meinem System jedes Paneel rund 20 kg wiegt, brauchst du auch jemanden, der dir dabei hilft, es über das Geländer zu heben und der es hält, wenn du die Schrauben anziehst. Ich habe das mit Hilfe meiner Frau ganz gut hinbekommen.

Kleine Bohrarbeit
Kleine Bohrarbeit
Die Halterung des Balkonkraftwerks
Die Halterung des Balkonkraftwerks

Ist jeder Balkon für ein Balkonkraftwerk geeignet?

Ich würde sagen: So ziemlich jeder. Am besten ist es natürlich, wenn er nach Süden zeigt und nicht im Schatten liegt. Ein normales Solarpaneel ist ca. 1 m × 1,7 m groß und wiegt rund 20 kg. Dafür sollte an deinem Balkon also Platz sein und das sollte das Geländer auch aushalten. Es gibt auch kleinere und leichtere Solarpaneele für Sonderfälle.

Wieviel Strom erzeugt ein Balkonkraftwerk?

Ganz einfach: Ein Balkonkraftwerk erzeugt 600 Watt. Höchstens. Mehr ist in Deutschland nicht erlaubt. Willst du mehr Leistung erzeugen, musst du einen Fachmann beauftragen und kannst auch die Anmeldung nicht einfach so selbst übernehmen.

Bis 600 Watt Leistung kannst du eine vereinfachte Anmeldung vornehmen. Die Solarpaneele dürfen dabei ruhig mehr Leistung erzeugen. Meine zum Beispiel haben je 320 Watt, zusammen also 640 Watt. Die werden aber nur unter optimalen Bedingungen erreicht, die fast nie vorhanden sind. Der Wechselrichter begrenzt die Leistung sowieso auf 600 Watt. Damit bist du also auf der sicheren Seite.

Wie kommt der Strom vom Balkonkraftwerk in mein Netz?

Der Strom kommt ganz einfach über eine passende Steckdose vom Balkonkraftwerk in dein Stromnetz. Denn über eine Steckdose kannst du nicht nur Strom entnehmen, du kannst ihn darüber auch einspeisen.

Es gibt zwar Normen, die die Verwendung einer speziellen Energiesteckvorrichtung vorschreiben. Das soll die Nutzerin oder den Nutzer vor einem Stromschlag schützen. Denn das Solarmodul erzeugt ja über den Wechselrichter Strom, du würdest also rein theoretisch einen Schlag bekommen, wenn du das blanke Kabel berührtest. Darum werden Balkonkraftwerke oft über eine sogenannte Wielandsteckdose ans Hausnetz angeschlossen. Da können keine stromführenden Teile versehentlich berührt werden.

Allerdings haben diese Normen keinen Gesetzescharakter. Wenn dein Balkonkraftwerk also den DGS-Sicherheitsstandard erfüllt – und das sollte es – kannst du auch einen Schuko-Stecker für eine normale Steckdose verwenden. Der integrierte NA-Schalter schaltet dann den Strom bei starken Spannungsschwankungen ab – also zum Beispiel, wenn du den Stecker aus der Dose ziehst. Dadurch kannst du keinen Schlag bekommen, wenn du die Kontakte des Steckers berührst.

Am besten ist dazu eine wettergeschützte Außensteckdose geeignet. Hast du keine, dann gibt es verschiedene Möglichkeiten:

  • Du lässt eine Außensteckdose installieren
  • Du bohrst ein Loch durch die Wand, führst das Kabel ohne Schukostecker hindurch und installierst dann den Schukostecker am Kabel, um es in eine Innensteckdose einzustecken
  • Du bohrst ein Loch durch den (Holz-)Fensterrahmen, um das Kabel nach innen zu führen und dann wie beim Loch in der Wand zu verfahren.

Voraussetzungen, um Strom über ein Balkonkraftwerk einzuspeisen:

  • Erlaubnis des Vermieters oder der Eigentümergemeinschaft, falls du nicht selbst Hausbesitzer bist
  • Wieland-Steckdose oder Schuko-Steckdose
  • FI-Schalter im Sicherungskasten (heutzutage Standard)
  • Steckdose, am besten geschützt außen.
  • Stromzähler mit Rücklaufsperre oder Zweirichtungszähler (mehr Infos zum Stromzähler findest du hier)

Wo musst du dein Balkonkraftwerk anmelden?

Bei zwei Stellen. Zum einen bei deinem Netzbetreiber. Die Unterlagen dazu schickt dir der Verkäufer des Balkonkraftwerks in der Regel mit oder er stellt sie zum Download bereit. Die schickst du dann an deinen Netzbetreiber. Zum anderen bei der Bundesnetzagentur. Hier musst du dich als Stromerzeuger anmelden. Mit den Instruktionen meines Verkäufers hat das bei mir online aber auch nur gute 10 Minuten gedauert.

Wieviel kWh kannst du mit einem Balkonkraftwerk im Jahr erzeugen?

Das kommt drauf an. Auf den Standort deines Kraftwerks – im Süden ist die Ausbeute etwas höher als im Norden. Auf die Ausrichtung – am besten nach Süden. Auf den Winkel – die Frage nach dem optimalen Neigungswinkel hat mein Kollege Jürgen Vielmeier schon beantwortet. Auf dein(e) Solarpaneel(e). Und natürlich auch auf das Wetter und auf die Jahreszeit. Mein Balkonkraftwerk läuft noch keinen Monat, aber dafür in einem der sonnenreichsten Monate des Jahres (Juli). Die Prognose meiner smarten Steckdose Fritz Dect 210 mit über 890 kWh pro Jahr ist darum viel zu optimistisch. Realistisch dürften es eher so um die 600 kWh sein.

Der Ertrag meines Balkonkraftwerks
Stromausbeute der verschiedenen Tage. An Tag 1 ging es erst um 16:30 Uhr
Strom sparen mit einem Balkonkraftwerk: die Prognose
Strom sparen mit einem Balkonkraftwerk: die Prognose

Wieviel Geld kannst du damit sparen?

Auf deiner Stromrechnung steht, wie viel du pro kWh zahlst. Bei mir sind es 0,31 € pro kWh. Bei diesem Preis würde ich bei selbst erzeugten 600 kWh ca. 186 € pro Jahr sparen (600 kWh * 0,31 € = 186 Euro). Wie viel es am Ende genau sein wird, kann ich erst in einem knappen Jahr sagen. Dann werde ich den Artikel hier aktualisieren.

Wann amortisiert sich ein Balkonkraftwerk?

Mein Balkonkraftwerk hat rund 850 € gekostet. Wenn meine Prognosen oben sich bewahrheiten, heißt das, in ca. viereinhalb Jahren habe ich die Kosten wieder eingespart. Ab dann mache ich Gewinn. Da ein Balkonkraftwerk locker 20 Jahre und mehr halten sollte, lohnt sich das auf lange Sicht auf jeden Fall. Und wenn die Stromkosten weiter so munter steigen wie zuletzt, amortisiert sich die Anlage sogar noch früher.

Fazit: Für mich lohnt sich mein Balkonkraftwerk definitiv

Ein Balkonkraftwerk ist deutlich erschwinglicher und einfacher zu installieren als eine echte Photovoltaikanlage und amortisiert sich sehr schnell. Darüber hinaus ist es auch ein gutes Gefühl, Solarstrom zu produzieren (auch wenn wir sowieso schon Ökostrom beziehen). Ich freue mich jetzt über jede Sonnenstunde und nutze auch den Strom viel bewusster.

Update: Jetzt noch lohnender, bald noch einfacher

Seit 2023 lohnt sich ein Balkonkraftwerk noch mehr

Die Bundesregierung fördert Balkonkraftwerke zum Zeitpunkt unseres Beitrags zwar nicht direkt durch Zuschüsse, aber immerhin indirekt. Denn seit dem 1. Januar 2023 fällt für dich die Umsatzsteuer weg, wenn du ein Balkonkraftwerk kaufst, um es selbst zu betreiben. Das heißt, dein Anbieter kann seinen Preis theoretisch um 19% senken. Allerdings ist er nicht dazu verpflichtet.

Auch beim Austausch und der Installation defekter Komponenten muss keine Umsatzsteuer (von manchen auch Mehrwertsteuer) gezahlt werden. Genaues kannst du beim Bundesfinanzministerium nachlesen.

Außerdem gibt es jede Menge regionale Förderprogramme, von denen du profitieren kannst. Die fallen allerdings je nach Wohnort sehr unterschiedlich aus. In Braunschweig zum Beispiel erhältst du für eine Anlage von bis zu 400 Watt 250 € Zuschuss, für eine Anlage mit bis zu 600 Watt sogar 400 € . Im Main-Taunus-Kreis dagegen gibt es 100 €, unabhängig von der Wattzahl. Am besten, du erkundigst dich bei deiner Stadt, welche Förderprogramme es in deiner Gegend gibt.

VDE fordert einfachere Regeln für Balkonkraftwerke

Der VDE (Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik e.V.) schlägt zudem einfachere Regeln für Balkonkraftwerke vor. In einem aktuellen Positionspapier fordert er die folgenden fünf Punkte.

  1. Einführung einer Bagatellgrenze bis 800 W
    Bisher sind Balkonkraftwerke nur bis maximal 600 W in Deutschland zugelassen. Auf europäischer Ebene sind es jedoch schon 800 W. Das sollte auch für Deutschland gelten.
  2. Balkonkraftwerke dürfen an jedem Zählertyp verwendet werden
    Zur Zeit dürfen Balkonkraftwerke nicht an rückwärtslaufenden Zählern verwendet werden. Auch das soll sich ändern, wenn es nach dem VDE geht.
  3. Vereinfachte Anmeldung und Inbetriebsetzung
    Eine Anmeldung bei der Bundesnetzagentur soll in Zukunft ausreichen, so dass dann die zusätzliche Anmeldung beim Netzbetreiber entfallen könnte.
  4. Duldung des Schuko-Steckers für die Einspeisung bis 800 W
    Es muss nicht immer ein Wieland-Stecker sein. Für Balkonkraftwerke will der VDE auch Schuko-Stecker dulden.
  5. Sicherheitsvorgaben für Mini-Energieerzeugungsanlagen
    Schließlich sollte für steckerfertige Balkonkraftwerke eine Prüfung durch ein unabhängiges Prüfinstitut vorgeschrieben werden, damit du beruhigt sein kannst, dass dein neues Balkonkraftwerk auch wirklich sicher ist.

Wie sieht es bei dir aus? Denkst du auch darüber nach, ein Balkonkraftwerk zu installieren oder ist das nichts für dich?

Dein EURONICS-Fachhändler in der Nähe hilft dir bei der Installation einer Solaranlage.

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6 Kommentare zu “Strom sparen mit einem Balkonkraftwerk

  1. kann man technisch gesehen auch mehrere Solarpanel kombinieren? Also darf der Elektriker z.B: 5x 600Watt, (10 Solarpanels) auf meine Terasse montieren?

    1. Hallo Necat kurt, das wäre dann schon wieder eine Photovoltaik-Anlage. Ein Balkonkraftwerk zeichnet sich ja gerade dadurch aus, dass die Obergrenze bei 600 Watt liegt und es nur aus einem oder zwei Panelen mit einem Wechselrichter besteht. Natürlich kannst du auch mehr Solarmodule zusammenschalten, aber das ist dann eben kein Balkonkraftwerk mehr, und dann gelten andere, deutlich kompliziertere Regeln.

  2. Macht es Sinn an zwe Wänden Süd und West jrweils 600 Watt Panel zu installieren, die dann aber maximal auf 600 Watt gestutzt werden, wegen der Vorgaben?

    1. Hallo Kluge, das wäre ja annähernd doppelt so teuer, ich glaube nicht, dass das sinnvoll wäre. Lieber 2 Panel, die ein bisschen mehr Leistung liefern. Mein Set ist auf 640 W ausgelegt, zu dem Zeitpunkt war es das einzige, das lieferbar war. Es gibt aber z.B. auch Balkonkraftwerke mit 770 W, die dann trotzdem auf 600 W begrenzt sind. So etwas würde sich schon lohnen. Aber mit 4 Panels ist das Preis-Leistungs-Verhältnis nicht mehr so gut.

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