Steam Deck: 12 Fragen und Antworten zum Switch-Konkurrenten

Die Nintendo Switch bekommt mit dem Steam Deck Konkurrenz. Das müsst ihr über die neue Handheld-Konsole von Valve wissen.

Steam Deck: 12 Fragen und Antworten zum Switch-Konkurrenten

Valve, Schöpfer des legendären „Half-Life“-Universums und vor allem bekannt für die Spieleplattform Steam, bringt tatsächlich noch 2021 eine neue Handheld-Spielkonsole heraus. Nach den gescheiterten Experimenten rund um die Steam Machines und dem wenig erfolgreichen Steam Controller ist der Schritt mutig. Aber die tragbare Konsole hat einiges zu bieten und könnte der Nintendo Switch Paroli bieten.

Inhaltsverzeichnis

Was ist das Steam Deck überhaupt?

Wollte Valve vor Jahren mit den Steam Machines noch PC-basierte Spielkonsolen etablierten, ist es jetzt eine Handheld-Konsole geworden, die auf den ersten Blick an eine wuchtige Version der Nintendo Switch erinnert. Das Geschehen erlebt ihr auf einem 7 Zoll großen Touchscreen, im Inneren werkelt eine eigens entwickelte APU von AMD, die Unterstützung von 16 GB RAM und mindestens 64 GB eMMC-Speicher erhält.

Das ist das Steam Deck von Valve. (Foto: Valve)
Das ist das Steam Deck von Valve. (Foto: Valve)

Technische Daten Steam Deck

Prozessor: AMD APU:
CPU: Zen 2 4c/8t, 2-4 – 3,5GHz
GPU: 8 RDNA 2 CUs, 1,0 – 1,6GHz
Speicher:16GB LPDDR5 RAM (5500 MT/s)
Kleines Modell: 64GB eMMC (PCIe Gen 2 x1)
Mittleres Modell: 256GB NVMe-SSD (PCIe Gen 3 x4)
Bestes Modell: 512GB Hochgeschwindigkeits-NVMe-SSD (PCIe Gen 3 x4)
Steuerung:ABXY-Tasten
Steuerkreuz
L & R Analogtrigger
L & R Schultertasten
Ansichts- und Menütasten
4x zuweisbare Grifftasten
2x Analogsticks
2x 32,5mm Trackpads mit haptischem Feedback
Gyroskop
6-Achsen-IMU
Anzeige:7 Zoll LCD-Display mit 1280 x 800 Pixel (16:10 Seitenverhältnis)
400 Nits
60Hz
Verbindung:Bluetooth 5.0
Dual-Band-WLAN-Sender (2,4GHz & 5 GHz, 2×2 MIMO, IEEE 802.11 a/b/g/n/ac)
Audio:Stereo-Lautsprecher mit DSP
Doppelmikrofon-Array
Anschlüsse:3,5mm-Stereo-Kopfhörerbuchse
microSD-Speicherkartenslot
USB-C mit DisplayPort 1.4 (USB 3.2 Gen)

Das Konzept von Valve ist simpel und verlockend: Zockt alle eure via Steam digital erworbenen Spiele unterwegs auf dem Steam Deck. Zugleich möchte euch der Hersteller größtmögliche Freiheiten bieten – sowohl bei der Steuerung als auch bei der Art des Spielens. Wenn ihr wollt, schließt ihr die Konsole auch an einen Monitor oder Fernseher an.

Spannend auch: Steam Deck verspricht einen extrem einfachen Start. Einschalten, euch mit euren Steam-Daten einloggen und bequem auf vorhandene Spiele zugreifen, sie downloaden sowie offline spielen und online Steam-typische Features aufrufen.

Welches Betriebssystem nutzt das Steam Deck?

Windows? Nein, Valve verlässt sich auf sein eigenes SteamOS. Das Betriebssystem in Version 3.0 basiert auf Linux (Arch). Dank der eigenen Umgebung Proton sollen sämtliche Spiele aus der Steam-Bibliothek funktionieren – auch die, die Studios ursprünglich für Windows entwickelten. Möglich ist dies durch eine Anpassung der Opensource-Software Wine, die Windows-Anwendungen unter Linux erlaubt.

Das Steam Deck erhält eine angepasste Oberfläche. (Foto: Valve)
Das Steam Deck erhält eine angepasste Oberfläche. (Foto: Valve)

Natürlich erhaltet ihr ein an das Steam Deck angepasstes Interface mit Schnellzugriff auf Bibliothek, Shop, Chat und die Community. Im besten Fall könnt ihr, auch dank Cloud-Anbindung, von eurem stationären Rechner oder Laptop nahtlos zum Steam Deck wechseln. Und wieder zurück vom Deck zum großen PC im Spielzimmer.

Gut zu wissen: Das Steam Deck könnt ihr mit der optional erhältlichen Dockingstation sogar als Desktop-PC verwenden und reguläre (Linux-)Anwendungen darauf installieren.

Wie leistungsstark ist das Valve Steam Deck?

Valve beschreibt das Steam Deck mit „die höchste Spielleistung“, die ihr je in den Händen gehalten habt. Und tatsächlich: Ein Blick auf die Hardware beeindruckt durchaus. Der Hersteller arbeitete mit Chip-Profi AMD zusammen, um eine speziell für die Handheld-Konsole angepassten Prozessor zu entwickeln.

Zum Einsatz kommt eine CPU mit Zen 2-Architektur und vier Rechenkernen, die bis zu 448 GFlops schaffen. Der bis zu 3,5 GHz getaktete Chip enthält eine Grafikeinheit mit acht RDNA-2-CUs und einem Takt von bis zu 1,6GHz. Die GPU kommt auf stolze 1,6 TFlops.

Aktuelle Spiele? Wohl kein Problem! (Foto: Valve)
Aktuelle Spiele? Wohl kein Problem! (Foto: Valve)

Zur Einordnung: Das Steam Deck kommt vereinfacht dargestellt auf ungefähr 2TFlops an Leistung. Die Nintendo Switch OLED liegt mit ihren verbauten Tegra-Chip von Nvidia bei rund 1 TFlops, also eine Billion mathematische Rechenprozesse pro Sekunde. Die PlayStation 4 mit 1,84 TFlops kommt der Handheld-Konsole wohl am nächsten. Eine Xbox Series S hat mit 4 TFlops viel mehr Power. Eine Xbox Series X sowieso (12 TFlops).

In Anbetracht der Tatsache, dass es sich beim Steam Deck um eine sehr kompakte Handheld-Konsole handelt, ist die potenzielle Performance in jedem Fall beachtlich.

Laufen alle meine gekauften Spiele auf dem Steam Deck?

Valve verspricht, dass „die neuesten AAA-Spiele problemlos laufen“. Ob Proton wirklich komplett problemlos alle Windows-Spiele auf das Linux-System bringen kann? Persönlich bin ich dezent skeptisch, doch die Software entwickelt sich fortlaufend weiter. In der Theorie aber heißt es: Alle Spiele, die ihr bei Steam gekauft habt, laufen auch auf dem Steck Deck.

Aktuelle Blockbuster sollen auch auf dem Steam Deck laufen. (Foto: Valve)
Aktuelle Blockbuster sollen auch auf dem Steam Deck laufen. (Foto: Valve)

Generell ist das Steam Deck technisch imposant, zumal Spiele auf dem 7 Zoll großen Bildschirm in einer verhältnismäßig niedrigen Auflösung von 1280 x 800 Pixeln zu sehen sind. Das spart enorm viel Rechenleistung und dürfte für die meisten aktuellen Spiele genügen.

Anders dürfte es aussehen, wenn ihr die maximale Auflösung von 8K (60Hz) bzw. 4K (120Hz) über einen angeschlossenen Fernseher bzw. Monitor ausnutzen wollt. Hier dürfte der Hardware bei anspruchsvollen Spielen in diesen Auflösungen schnell die Puste ausgehen. Spätestens dann könnt ihr Remote Play nutzen, also direkt von einem Highend-PC Spiele auf das Steam Deck streamen. Vorausgesetzt, ihr befindet euch mit beiden Geräten im gleichen Netzwerk.

Wie steuere ich Spiele auf dem Steam Deck?

Ungewöhnlich sind die Gamepad-Eingaben, denn ihr müsst auf nichts verzichten: ABXY-Tasten, Steuerkreuz, Analogtrigger, Schultertasten, zwei Analogsticks und zwei Trackpads sind vorhanden. Diese lassen sich nicht wie die Joycons der Switch entfernen, sondern sind feste Bestandteile der recht großen Konsole.

Die Touchpads eignen sich gut für PC-typische Strategiespiele. (Foto: Valve)
Die Touchpads eignen sich gut für PC-typische Strategiespiele. (Foto: Valve)

Aber: Vor allem die Trackpad-Flächen sollten in Kombination mit dem Multitouch-Bildschirm prima geeignet sein, um unterwegs PC-typische Strategiespiele mit Maus-Bedienung zu zocken. Es heißt, die 32,5mm großen und qudratischen Trackpads verfügen über eine 55 Prozent bessere Latenz im Vergleich zum Steam Controller. Zusätzlich besitzen die Analogsticks kapazitive Berührungssensoren für mehr Präzision.

Wenn Spiele dies unterstützen, könnt ihr auch das integrierte Gyroskop verwenden. Die physische Position des Geräts in euren Händen kann so unter anderem die Kameraperspektive im Spiel beeinflussen.

Kann ich das Steam Deck aufrüsten und vorhandenes Zubehör nutzen?

Prozessor und Grafikeinheit sind fest verlötet, auch könnt ihr den Speicher nicht erweitern. Das Aufrüsten ist also nicht vorgesehen. Aber dank Bluetooth und USB-C soll das Steam Deck mit nahezu allen Arten von Ein- und Ausgabegeräten kompatibel sein. Zusätzliche Tastatur, Maus, Kopfhörer, Controller? Alles kein Problem.

Eine Möglichkeit, dem Deck weiteren Speicher zu spendieren, geht über den microSD-Kartensteckplatz. Die Konsole unterstützt Karten mit UHS-I (SD, SDXC, SDHC).

Wie lange hält der Akku vom Steam Deck?

Sicherlich ein Knackpunkt ist der 40-Wattstunden-Akku, den ihr über ein 45 Watt-USB-C-PD-3.0-Netzteil aufladet. Denn im schlimmsten Fall hält der Akku nur zwei Stunden bei anspruchsvollen Games.

Immerhin ist von bis zu 8 Stunden die Rede, wenn ihr die Valve-Handheld-Maschine für einfache 2D-Spiele, Surfen im Netz oder Streamen von Spielen verwendet.

Wozu brauche ich eine Dockingsstation für das Steam Deck?

Passend zum Steam Deck ist auch eine offizielle Dockingsstation geplant, die bereits Ausgänge für HDMI 2.0 und DisplayPort 1.4 hat. Ein Ethernet-Port und drei USB-Ports (1x USB-A 3.1, 2x USB-A 2.0) bekommt ihr ferner.

Wenn ihr das Steam Deck auch als Desktop-PC nutzen wollt, ist die Dockingsstation sicherlich praktisch. (Foto: Valve)
Wenn ihr das Steam Deck auch als Desktop-PC nutzen wollt, ist die Dockingstation sicherlich praktisch. (Foto: Valve)

Gerade dann, wenn ihr das Deck am Fernseher oder Monitor betreiben wollt, ist das sicherlich ein Komfortgewinn, denn ansonsten braucht ihr zum Beispiel einen USB-C-zu-HDMI-Adapter für eine Verbindung zum TV.

Es ist ähnlich wie bei der Nintendo Switch: Unterwegs oder auf der Couch zockt ihr direkt an der Konsole, bequem wechselt ihr auf Wunsch zum großen Fernseher, indem ihr das Steam Deck ins Dock steckt. Nur spätestens dann braucht ihr separate Controller zum Spielen.

Gibt es Alternativen zum Steam Deck?

Bereits vor vielen Jahren versuchte sich ein Startup an einer ähnlichen Handheld-Lösung, die erst auf den Namen Steamboy und später Smach Z hörte. Nach einem großen Erfolg bei Kickstarter scheiterte das ambitionierte Projekt Mitte 2021 – noch bevor das zuständige Unternehmen die ersten Geräte ausliefern konnte.

Doch abgesehen von diesem eher prominenten „Crowdunding-Fail“ gibt es eine auf Windows 10 basierende Handheld-Konsole aus China namens Aya Neo mit AMD Radeon RX Vega 6-Grafikeinheit, AMD Ryzen 5 4500U und 7 Zoll Display. Es handelt sich allerdings auch eher um ein Nischenprodukt, das Enthusiasten bei Indigogo finanzierten.

Der GPD Win Max ist auf gewisse Weise eine Alternative zum Steam Deck. (Foto: GPD)

In eine ähnliche Richtung schielen Mini-Laptops wie der GPD Win Max (2021) oder das One Netbook One-GX1. Letztlich sind das reguläre Rechner mit Windows-Betriebssystem, die Entertainment wie eine Handheld-Konsole versprechen. Preislich sind diese, gerade der GPD Win Max, dagegen deutlich kostspieliger als das Steam Deck.

Was macht das Steam Deck besser als eine Nintendo Switch?

Auch wenn das Konzept mit der Nintendo Switch vergleichbar ist, so reden wir dennoch über unterschiedliche Ausrichtungen. Denn entscheidet ihr euch für eine Switch, bekommt ihr eine fast schon klassische Konsole vor allem mit den berühmten Helden von Nintendo. Das in sich geschlossene System lässt euch keinen Spielraum, ihr kauft Games auf Cartridge oder digital.

Eine Handheld-Konsole für PC-Spieler. (Foto: Valve)
Eine Handheld-Konsole für PC-Spieler. (Foto: Valve)

Das Steam Deck kann auch eine solche Handheld-Konsole sein, die nicht mehr und nicht weniger bietet. Andererseits handelt es sich um einen auch vollwertigen Linux-Computer, der einen Desktop-Rechner ersetzen kann. Zumindest zum Teil erwarten euch hier offene Strukturen, viel Flexibilität und den Fokus auf PC-Spiele. Tausende! Ob das besser oder schlecht als die Switch ist, das liegt im Auge des Betrachters. Das Steam Deck will PC-Gamer begeistern, die sich womöglich gar nicht für die Switch interessieren.

Gibt es etwas, was am Steam Deck nicht so toll ist?

Es mag ein subjektives Gefühl sein, aber ich finde das Steam Deck doch erstaunlich klobig und schwer. Im Gegensatz zur neuen Nintendo Switch mit OLED mit einem genauso großen 7-Zoll-Bildschirm ist das Deck mit 669 Gramm mehr als doppelt so schwer wie das Nintendo-Gegenstück (320 Gramm Konsole, inklusive Joycon-Controller 420 Gramm).

Maße:Nintendo Switch (OLED): 102 x 242 x 13,9 mm
Steam Deck: 117 x 298 x 49mm
Gewicht:Nintendo Switch (OLED): 320 Gramm (Konsole) bzw. 420 Gramm (inkl. Joycons)
Steam Deck: 669 Gramm
Display:Nintendo Switch (OLED): 7 Zoll OLED, 1280 x 720 Pixel
Steam Deck: 7 Zoll LCD, 1280 x 720 Pixel
Akku: Nintendo Switch (OLED): 16Wh
Steam Deck: 40Wh

Auch die Ausmaße zeigen: Das Deck ist ein echter Brummer. Von den kurzen Akkulaufzeiten ganz zu schweigen. Hier schafft eine Switch (OLED-Modell) im Vergleich bis zu 9 Stunden bei regulären Games. Das ist schon ein deutlicher Unterschied.

Wann erscheint das Steam Deck und was kostet sie?

Valve möchte das Steam Deck noch im Dezember 2021 in Europa veröffentlichen. Preislich los geht’s bei 419 Euro für das kleinste Modell mit 64 GB eMMC-Speicher und Tragetasche dazu. Für 549 Euro gibt’s 256 GB NVMe-SSD-Speicher, für 679 Euro 512 GB NVMe-SSD. Letztgenannte Variante hat außerdem ein höherwertiges, entspiegeltes und geätztes Glas, was sich manche wohl auch wünschen dürften.

Eine Reservierung ist ab dem 16. Juli 2021 direkt bei Valve möglich.

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