Die Profi-Knipse: Canon Powershot G5 X Mark II aus Sicht eines Einsteigers

Eine Kamera aus zwei Welten: Die kompakte Canon Powershot G5 X Mark II überzeugt durch schnelle Technik und eine zuverlässige Automatik. So gelingen gute Bilder aus der Hüfte.

Die Profi-Knipse: Canon Powershot G5 X Mark II aus Sicht eines Einsteigers
Profi-Kompaktkamera Canon Powershot G5 X Mark II (Bild: Peter Giesecke)

Gute Fotos machen – ohne eine schwere Kamera mit mir herumzutragen. Das wollte ich schon immer. Dafür knipse ich mit einer Kompaktkamera. Und mit jedem Modell wurden die Fotos besser. Mein Anspruch steigt auch noch. Und doch fehlt mir die Zeit, mich mehr mit der Technik zu beschäftigen. Ich fotografiere meist im Automatikmodus.

Freunde raten mir zur Spiegelreflexkamera, manche auch zur Systemkamera oder gar zum Smartphone mit künstlicher Intelligenz. Doch das ist alles nichts für mich. Aus unterschiedlichen Gründen. Die Alternative flatterte mir in Form eines Testgeräts in Haus: die Canon Powershot G5 X Mark II.

Gute Qualität auch bei maximalem Zoom: Die Canon Powershot G5 X Mark II schlägt hier meine einfache Kompaktkamera um Längen. (Bilder: Peter Giesecke)

Die Kompaktkamera aus dem Highendbereich teste ich nicht als Fotoprofi, sondern als jemand, der sich verbessern möchte, ohne all zu viel über die Technik zu wissen. Oder anders ausgedrückt: Ich möchte mit einer Kamera, die in die Hosentasche passt und einen Automatikmodus bietet, möglichst gute Aufnahmen machen. Point and shoot – diese Kameraklasse wurde nicht ohne Grund erfunden.

Schnelle Kamera mit großem Sensor

Eine Faustregel besagt, dass die Bildqualität mit der Größe des Sensors wächst. In der Canon PowerShot G5 X Mark II steckt ein 1 Zoll großer, mehrschichtiger CMOS-Sensor. Meine alte Canon S200 hat nur einen 1:1,7 Zoll großen CCD-Sensor. Ein 1-Zoll-Sensor ist klein im Vergleich zu den APS-C- und Vollformatsensoren vieler Spiegelreflex- und Systemkameras; durchaus groß jedoch im Vergleich zu Smartphones und den meisten anderen Kompaktkameras.

Bildsensoren grafisch dargestellt: Vom Mini-Smartphone-Sensor bis zur Vollformatkamera

Die Bilder lösen mit 20,1 Megapixeln auf. In der Profi-Kompaktkamera steckt zudem mit dem DIGIC 8 derselbe schnelle Bildprozessor, den Canon auch in der Profi-Systemkamera EOS R einsetzt. Der integrierte DRAM sorgt ebenfalls für eine zügige Bearbeitung, sodass schnelle Bildfolgen möglich sind.

Serienbilder könnt ihr im RAW Burst Modus mit einer Rate von maximal 30 Bildern pro Sekunde (fps) aufnehmen. In Normalmodus sind es 20 Bilder pro Sekunde. Wer den Autofokus nutzt, der sich bei Bewegungen nachstellt, schießt immerhin mit 8 Bildern pro Sekunde.

Lichtstarkes Objektiv mit 5fach-Zoom

Das Objektiv der Canon Powershot G5 X Mark II ist fest verbaut und es zoomt mit einer Brennweite von 24 bis 120 mm. Das entspricht einem 5-fachen optischen Zoom. In diesem Punkt übertrifft die Canon meine einfache Kompaktkamera und auch ihr Schwestermodell, was unter anderem den etwas höheren Preis rechtfertigt.

Der Unterschied ist groß: Bei wenig Licht ist auf einem Foto der Profi-Kompaktkamera links, der Canon Powershot G5 X Mark II, wesentlich mehr zu erkennen als von einer einfachen Kompaktkamera (Bilder: Peter Giesecke)

Mit einer Blende von f/1.8 bis f/2.8 ist das Objektiv sehr lichtstark. Um Überbelichtungen zu vermeiden, reduziert ein zuschaltbarer ND-Filter den Lichteinfall auf Wunsch um drei Blendenstufen.

Den mechanischen Verschluss könnt ihr zwischen 30 Sekunden und 1/2.000-Sekunde einstellen. Wenn ihr den elektronischen Verschluss nutzt, könnt ihr die Belichtungszeit sogar auf 1/25.600-Sekunde verkürzen.

Auch bei schummrigem Tageslicht: Die Profi-Kompaktkamera links, die Canon Powershot G5 X Mark II, zeigt wesentlich mehr Details an als die einfache Kompaktkamera (Bilder: Peter Giesecke)

Die optische Bildstabilisierung arbeitet mit fünf Achsen. Mit der AF+MF-Funktion könnt ihr den Fokus manuell verändern, nachdem die Kamera diesen bereits automatisch eingestellt hat. Das konnte meine rein automatisch fokussierende Powershot 200 freilich nicht. Der geringste Fokussierabstand zum Objekt ist mit dem Weitwinkel 5 cm, mit dem Tele 20 cm.

Videos in 4K oder in Slow Motion

Von einer guten Kamera würde ich mir wünschen, dass sie auch gute Videos macht. Die Canon Powershot G5 X Mark II kann dies mit der 4K-Auflösung von 3.840 x 2.160 Bildpunkten – mit bis zu 30 Vollbildern pro Sekunde und einer Länge von bis zu 10 Minuten. Das Besondere dabei: Die Bildbreite wird dabei nicht beschnitten. 4K-Videos nimmt die Profikamera also ohne Crop auf.

Gischt
Mit maximalem Zoom auf die Gischt gehalten und als Serienfoto aufgenommen, um das beste auszusuchen (Bild: Peter Giesecke)

Wenn ihr Videos mit der kleineren Full-HD-Auflösung dreht, sind Bildraten mit bis zu 120 Bildern pro Sekunde möglich. Das wiederum ermöglicht euch Slow-Motion-Videos, die gerade in den sozialen Netzwerken sehr angesagt sind. Das Schwestermodell Powershot G7 X Mark III bietet sogar noch ein paar mehr Social-Media-Funktionen.

Ein weiterer Unterschied zwischen beiden Profi-Kompaktkameras ist, dass ihr bei Aufnahmen mit der Powershot G5 X Mark II auf das integrierte Stereomikrofon angewiesen seid. Das von mir getestete Modell besitzt keine Klinkenbuchse, an der sich ein externes Mikrofon anschließen ließe.

Kleiner als der Vorgänger …

Die technischen Werte können noch so gut sein und das Ergebnis befriedigend: Wenn mir eine Kamera zu groß oder zu schwer ist, nehme ich sie nicht mit. Die Canon Powershot G5 X Mark II misst 110,9 x 60,9 x 46 mm und wiegt mit Akku und Speicherkarte 340 Gramm.

Die Canon Powershot G5 X Mark II lässt sich gut bedienen. Schwer ist sie dennoch (Bilder: Peter Giesecke)

Im Vergleich zum Vorgänger wirkt sie fast zierlich. Canon hat den Sucherbuckel samt Blitzschuh entfernt. Der neue OLED-Sucher löst mit 2,36 Megapixel auf. Er springt aus dem Gehäuse heraus, nachdem ihr einen Taster an der Seite betätigt habt.

Das integrierte Blitzgerät funktioniert ähnlich. Der Auslöser befindet sich jedoch auf dem engen Raum zwischen dem Pop-Up-Blitz und dem Auslöser. Der rechte Zeigefinger muss nur vom Auslöser heruntergleiten, doch der aufpoppende Blitz schrabbt immer etwas am Finger entlang. Nicht optimal, aber auch kein wirkliches Problem.

Konstruktionsbedingt wahrscheinlich gar nicht anders möglich. Aber nun fehlt natürlich der in der G5 X Mark I noch integrierte Kontaktschuh für externe Blitzgeräte und anderes Zubehör, das Profis gerne verwenden.

… aber immer noch groß und schwer

Ist die Powershot G5 X Mark II nun handlich genug? Wenn sie neben meiner Powershot S200 liegt, wirkt der Unterschied gar nicht groß. Dennoch ist er spürbar. Die Profi-Kompaktkamera ist fast doppelt so dick und fast doppelt so schwer. Wenn ich die Kamera in der Hand trage, trage ich wirklich etwas in der Hand.

Die Canon Powershot G5 X Mark II und die Canon Powershot S200 im Vergleich. Mehr Qualität braucht auch mehr Platz (Bilder: Peter Giesecke)

In eine gut sitzende Jeans passt sie nicht hinein. In einer Cargohose zieht sie die Tasche nach unten. Auf eine dreistündige Stadterkundung oder Wanderung würde ich sie nicht mitnehmen, ohne dass ich sie in eine Jacke stecken oder mir um den Hals hängen kann.

Die Powershot G5 X Mark II ist generell gut verarbeitet. Lediglich der Objektivsteuerring wirkt nicht ganz High-End. Ihr könnt spüren, dass es sich um einfaches Plastik handelt. Und er sitzt etwas lose, doch dafür ist er auch sehr leichtgängig.

Was sonst noch wichtig ist

Wenn ihr den neuen OLED-Sucher nicht nutzen wollt, schaut ihr auf das Display. Dies ist ein Touchscreen, über den ihr den Fokus beliebig setzen könnt. Er lässt sich allerdings nur in eine Richtung klappen. Das ermöglicht Aufnahmen von oben oder als Selfie von vorne, aber keine aus einem größeren seitlichen Winkel.

Distel
Vorne scharf, hinten verschwommen: Was bei jedem Smartphone diskutiert wird, die Canon Powershot G5 X Mark II kann es (Bild: Peter Giesecke)

Die Daten könnt ihr klassisch per Speicherkarte oder USB-C auf den Laptop übertragen. Wenn ihr unterwegs Platz freischaufeln müsst, geht dies auch per WLAN oder Bluetooth auf das Smartphone. Bei der Präsentation im familiären Wohnzimmer könnt ihr die Canon Powershot G5 X Mark II auch per Mini-HDMI mit einem Fernseher verbinden.

Leider müsst ihr den Akku entfernen, um ihn zu laden. Eine Ladegerät, das ihr an den USB-C-Port anstecken könnt, liegt dem Paket nicht bei, kann aber dazugekauft werden. Dann könnt ihr die Profi-Kompaktkamera auch im Dauerbetrieb nutzen – zum Beispiel bei Langzeitaufnahmen der Nordlichter oder bei längeren Videoaufnahmen.

Was ich nicht getestet habe

In meinen Tests habe ich nur mit der Automatikeinstellung fotografiert. Einige von euch werden sich daran stören, dass ich die Canon Powershot G5 X Mark II so unterfordert habe. Doch das war die Aufgabenstellung, die meinem geringen Fotowissen geschuldet ist. Vielen Nutzern eine Kompaktkamera wird es nicht anders gehen. Eine gute Automatik bleibt das A und O einer Kompaktkamera.

Leine
Die Bäume spiegeln sich im Fluss (Bild: Peter Giesecke)

Allen, die es besser können, stehen auch die klassischen Belichtungsprogrammene P, A, S und M zur Verfügung, bei denen ihr die Blende, die Belichtungszeit oder beides manuell wählen könnt. Geht also davon aus, dass ihr noch mehr aus den Motiven herausholen könnt.

Fazit: Bessere Bilder, schlechtere Handhabbarkeit

Ich bin hin- und hergerissen. Eine kleine Knipse wie meine alte Powershot 200 gibt es für unter 200 Euro. Bei der Powershot G5 X Mark II müsst ihr schon bereit sein, bis zu 1.000 Euro auszugeben. Doch dafür bekommt ihr auch einen Gegenwert.

Die Bilder der Canon Powershot G5 X Mark II sind merklich besser. Wenn ihr euch verbessern möchtet, euch aber die Zeit fehlt, euch mehr mit der Technik zu befassen, müsst ihr nicht von einer Kompaktkamera zur System- oder Spiegelreflexkamera wechseln. Eine Profi-Kompaktkamera kann ebenfalls die Lösung sein. Sie verfügt über viele gute Eigenschaften aus dem Profibereich.

Die G5 X Mark II ist immer noch kompakt, doch für meinen Geschmack einen Tick zu groß und zu schwer. Dennoch geht die Entwicklung in die richtige Richtung. Der Vorgänger sah noch wie eine geschrumpfte Spiegelreflex aus. Ich freue mich schon auf die (hoffentlich) weiter geschrumpften Modelle der nächsten Jahre.

Profi-Kompaktkameras wie die Canon Powershot G5 X Mark II sind für mich auch eine Alternative zu den 1.000 Euro teuren Smartphones mit KI-Kameras. Da behalte ich mein 3,5 Jahre altes Smartphone noch ein weiteres Jahr und kaufe mir stattdessen eine gute Kamera.

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3 Kommentare zu “Die Profi-Knipse: Canon Powershot G5 X Mark II aus Sicht eines Einsteigers

  1. Hallo, nicht auf andere hören. 1 Zoll Kamera reicht für 85 % der Anwendungen.
    Was man noch erwähnen sollte ist der integrierten ND-Filter. Mein Tipp: ,, in A-Modus
    fotografieren„. Mit der Blindenauswahl werden die Bilder viel viel besser.
    Gutes Licht, Grüssle Paul.

  2. Bin auch der Typ „Automatikknipser“ allerdings nutzte ich auch oft die Programmautomatik, da kann man zumindest Einige leichte Einstellungen ändern und austesten.

    Ich war auch lange am austesten und probieren, was die ideale Kamera für mich ist. Habe von der Bridgekamera (Pana FZ150), über Edelkompakt (Nikon P7800) bis hin zur System Sony Alpha 5000) aus fast jedem Bereich etwas dabei gehabt. Und da ich wie gesagt auch Automatikknipser bin, konnte mich am Ende nur die Nikon überzeugen. Aber die hatte ich halt auch nicht immer dabei und da ich gern meine Bilder posten und mir das zu aufwendig war, Abends oder am Wochenende die SD Karte an den Rechner zu klemmen bin ich mittlerweile tatsächlich auf die teure „Handyknipse“ umgestiegen. Denn 1. Hab ich die IMMER dabei… Auch bei 3 stündigen Wanderungen, 2. Ist deren Kamerasensor mit 1/1,7 genau so groß wie der in Ihrer und meiner „alten Kamera“, dazu ebenso optisch stabilisiert und mit f 1,6 auch noch bedeutend lichtstärker. Im Gegensatz zu den normalen Kameras kann man die Bilder auch gleich intern bearbeiten und auch sofort verwenden.

    Was bei der getesteten Kamera sehr gut und deutlich besser wie bei der Handykamera ist, sind der ND Filter und das lichtstarke 5 fach Zoom Objektiv.

    Die Hoffnung, daß derartige Kameras noch kleiner werden, sind, denke ich schwer erfüllbar. Technisch bedingt, durch den großen Sensor und den Zoom, den Bildstabilisator, etc wird es schwer möglich sein, diese Kameraklasse noch kleiner zu bauen. Es gibt zwar noch die Sony Cyber-shot DSC-RX100 VII die ebenfalls einen 1 Zoll Sensor hat und die sogar mit 8fach Zoom „kleiner und leichter“ ist. Aber das ist nur minimal.

    1. Sven Kudoke schreibt:
      „Im Gegensatz zu den normalen Kameras kann man die Bilder (beim Smartphone) auch gleich intern bearbeiten und auch sofort verwenden. “

      Das stimmt so nicht! Viele Kameras, so auch die „Canon G5 X mark 2“ haben sehr wohl eine eingebaute Bildbearbeitung, fast aber immer bei RAW-Fotografie! Und auch das Drucken oder aber Senden der Fotos geht direkt aus der „Canon G5 X mark 2)!

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