Premium-Kompaktkameras für 500 Euro und mehr? Oh ja, dafür schon!

Es gibt Urlaubskameras für 100 Euro, die völlig in Verruf geraten sind. Und es gibt ihre großen Brüder, die 500 oder gar 1.000 Euro kosten. Ein Profi würde doch eine solche Premium-Kompaktkamera nie anfassen, glaubt der Laie. Falsch gedacht.

Premium-Kompaktkameras für 500 Euro und mehr? Oh ja, dafür schon!

Denkt man an Kompaktkameras, fallen einem zunächst Urlaubskameras für 100 Euro ein. Dass es unter den Kompaktkameras aber viele verschiedene Typen gibt, versuche ich euch in einer kleinen Serie gerade vorzuführen. Dazu zählen natürlich auch Premium-Kompaktkameras, um die es heute gehen soll. Sie kosten mehrere hundert oder gar über 1.000 Euro, dabei sehen sie auf den ersten Blick aus, wie ihre einfachen Pendants. Was macht sie so besonders und vor allem: so teuer?

Premium-Kompaktkamera Sony RX 100 V knackt die 1.000-Euro-Marke

Zwei Sony-Kameras beschreiben Premium-Kompaktkameras sehr gut. Beide sehen fast gleich und auf den ersten Blick wie eine 100-Euro-Kamera aus. Beide tragen auch fast den gleichen Namen. Die RX 100 kostet allerdings um die 500 Euro, die RX 100 V um 1.200 Euro. Und jetzt wollen wir natürlich wissen wieso.

Die Sony RX 100 war die erste Generation von Sonys Premium-Kompaktkameras der RX-100-Serie und sie ist bereits 2012 auf den Markt. Aufgrund ihrer Popularität verkauft Sony sie bis heute, zu einem mittlerweile reduzierten Preis. Besonderheiten sind hier ein Exmor R-Sensor und ein im Vergleich zu einfachen Kompaktkameras großer 1-Zoll-Sensor. Das Vario-Objektiv schafft 3,6-fachen optischen Zoom und tut sich vor allem mit einer lichtstarken Maximalblende von f/1.8 hervor. Im Vergleich zu einfachen Kompaktkameras erlaubt sie eine vollständig manuelle Steuerung etwa von Schärfe, ISO, Blende und Verschlusszeit.

Nur kleine Veränderungen zwischen der RX 100 (oben) und der RX 100 V, ansonsten hat Sony das Gehäuse der Premium-Kompaktkamera über die Jahre fast unverändert gelassen. Bild: Sony
Nur kleine Veränderungen zwischen der RX 100 (oben) und der RX 100 V, ansonsten hat Sony das Gehäuse der Premium-Kompaktkamera über die Jahre fast unverändert gelassen. Bild: Sony

Die Sony RX 100 V kam erst im vergangenen Herbst heraus und ist mittlerweile die fünfte Generation der erfolgreichen RX 100 (das „V“ im Namen ist als römische fünf zu verstehen). Sony verwendet weiterhin einen 1-Zoll-Sensor, allerdings vom verbesserten Typ Exmor RS. Der Prozessor ist vor allem schneller geworden. Er erlaubt Zeitlupen-Fotos mit 960 (!) Bildern pro Sekunde, ist in 0,05 Sekunden bereit und bietet besonders schnelle Auslösezeiten bis 1/32000 Sekunde. Natürlich kamen mittlerweile kleine Verbesserungen hinzu, auch wenn Sony das Gehäuse der Premium-Kompaktkamera im Vergleich zur ersten RX 100 mehr oder weniger unverändert gelassen hat. So unterstützt die RX 100 V unter anderem 4K-Videoaufnahme, WLAN und NFC, Phasenautofokus und Standbildaufnahme während der Videoaufzeichnung.

Kreative können sich bei Premium-Kompaktkameras frei austoben

Verändert hat sich also über die Jahre bei der Sony RX 100 schon einiges, aber das Prinzip bleibt gleich: Kreative können sich hier frei austoben. Und wenn man bei einer Kompaktkamera mit Schärfe, Blenden, Verschlusszeiten und variablen Brennweiten frei spielen kann: wieso muss es dann überhaupt eine Spiegelreflexkamera oder Systemkamera sein?

Canon PowerShot G9 X Mark II. Bild: Canon
Canon PowerShot G9 X Mark II. Bild: Canon

Solche Premium-Kompaktkameras gibt es natürlich nicht nur von Sony. Auch andere Hersteller wie Panasonic oder Canon mischen mit. Canon etwa mit der PowerShot G-Serie. Darunter befindet sich die PowerShot G9 X Mark II. Diese verfügt, ähnlich wie die Sony, über einen 1-Zoll-Sensor. Ferner gibt es dreifach optischen Zoom, Aufnahmemöglichkeit im RAW-Format, Full HD-Videoaufnahme (leider kein 4K) und einen Lichtempfindlichkeitsbereich von ISO 125 bis 12800. Auch ein optischer Bildstabilisator ist drin. Viele Profis schätzen solche Funktionen und greifen gerne auf Premium-Kompaktkameras als Zweitkameras zurück.

Nikon sagte Premium-Kompaktkameras wieder ab

Panasonic mischt hier mit der Lumix LX-Serie mit, zum Beispiel der LX15 mit Leica-Objektiv, 4K-Video und einer stolzen Maximalblende von f/1.4 im kleinsten Brennweitenbereich.

Panasonic Lumix LX15. Bild: Panasonic
Panasonic Lumix LX15. Bild: Panasonic

Nikon hat leider eine Serie angekündigter Profi-Kompaktkameras vor kurzem abgesagt. Schuld seien hohe Entwicklungskosten und ein schwieriges Marktumfeld, teilte der Traditionshersteller mit. Und damit hat er nicht ganz Unrecht. Denn wer greift heute zu Profi-Kompaktkameras außer, eben, Profis, die diese als Zweitkamera benutzen? Für ambitionierte Amateurfotografen sind heute eher Systemkameras und immer noch Spiegelreflexkameras die Wahl. Denn auch wenn eigentlich alle hier vorgestellten Kameras einen 1-Zoll-Sensor verwenden, der meist größer ist als der in Bridge- und Superzoomkameras oder einfachen Kompaktkameras: Die meisten System- und Spiegelreflexkameras haben noch größere 4/3-Zoll- oder APS-C-Sensoren.

Sony allerdings will das nicht auf sich sitzen lassen. Die Japaner haben seit einigen Jahren eine Profi-Kompaktkamera mit riesigem Vollformat-Kleinbildsensor im Angebot. Da lecken sich selbst Profis alle zehn Finger nach. Kostenpunkt für die RX1R II allerdings auch: um 4.000 Euro.

Beitragsbild: Sony

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2 Kommentare zu “Premium-Kompaktkameras für 500 Euro und mehr? Oh ja, dafür schon!

  1. Hallo
    Der trend zu grossen sensoren in kompaktkameras ist zu begrüssen. Doch die preise driften in bereiche, wo man sich fragt, warum nicht eine kompakte sytemkamera mit gutem objektiv und dazu ein günstiges smartphone zum selben preis kaufen?

    1. Hallo Mike,

      Ein Vorteil kann schon sein, dass man hier eine Kamera hat, die sich schnell in der Hosen- oder Jackentasche verstauen lässt und trotzdem die gleiche Funktionalität wie eine Profikamera aufweist. Das kann in manchen Situationen ganz hilfreich sein. Systemkamera und Co. wären immer noch ein ganzes Stück größer.

      Stimme dir aber zu: Diese Kameras müssten dann bestmögliche Ausstattung und Sensoren haben. Sonst lohnt sich der Kauf nicht.

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