Bevor ihr euer erstes Elektroauto kauft, solltet ihr euch überlegen, wo und wie ihr es am besten ladet.
Am besten dort, wo ihr wohnt. Wenn ihr einen festen Platz habt, wo euer Auto steht: eine Garage, ein Carport oder ein Stellplatz auf dem Grundstück. Dann könnt ihr eine Wallbox installieren. Inhalt:
- Eigentumswohnung
- Mietwohnung
- Genehmigung durch Energieversorger
- Installation
- Brandschutz
- Versicherungen
- Fazit
Der Vorteil beim Laden über eine fest installierte Wallbox: Ihr könnt euer Auto über Nacht laden. Sprich: Ihr stellt den Wagen abends ab, geht schlafen und fahrt morgens wieder mit einem vollen Akku los.
Eine Wallbox im Baumarkt zu kaufen, zuhause an die Wand zu hängen und in eine freie Steckdose zu stecken, ist leider nicht erlaubt.
Für die Installation einer Wallbox benötigt ihr die Genehmigung von Hausbesitzer oder Eigentümergemeinschaft. Zudem müsst ihr – auch als Hausbesitzer – die Arbeiten von einem Fachbetrieb durchführen lassen und den Betrieb beim lokalen Energieversorger zumindest anmelden. Doch auch als Mieter habt ihr Möglichkeiten!
#1 Genehmigung durch die Eigentümergemeinschaft
Wenn euch das Haus gehört, in dem ihr eine Wallbox installieren wollt, trefft ihr die Entscheidung selbst. Bei einer Eigentümergemeinschaft braucht ihr jedoch die formale Zustimmung durch die Eigentümerversammlung.
Das Wohneigentumsmodernisierungsgesetz (WEMoG) hat die Installation einer Wallbox ab Dezember 2020 erleichtert: Seit der Neuregelung kann ein einzelner Eigentümer die Zustimmung zum Einbau verlangen. Eine Mehrheit in der Eigentümerversammlung ist nicht mehr notwendig.
Vom Gesetz nicht geregelt ist allerdings die konkrete Umsetzung. Die Eigentümergemeinschaft bestimmt also per Mehrheit, wie hochwertig gebaut wird und wie die Kosten zu teilen sind.
Oft wird das darauf hinauslaufen, dass derjenige, der die Wallbox anschaffen und nutzen will, diese auch allein bezahlt. Durch ihre Vorgaben können die anderen Eigentümer den Preis sogar hochtreiben, den Einbau aber letztlich nicht verhinden.
Für Anschaffung und Installation privater Wallboxen gibt es seit November 2020 einen Zuschuss von bis zu 900 Euro vom Staat, vergeben über die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Die bereitgestellten Fördergelder waren schnell aufgebraucht. Der Topf wird aber immer wieder aufgefüllt.
Auch einige Kommunen fördern die Installation von Wallboxen. Hier müsst ihr euch vor Ort erkundigen.
Staat und Kommunen geben euch auch einen Zuschuss zum Kauf eines Elektroautos – bis zu 9.000 Euro.
#2 Genehmigung erhalten als Mieter
Mieter dürfen auf eigene Kosten eine Wallbox installieren lassen, müssen aber auch für den Rückbau aufkommen, wenn der Mietvertrag ausläuft und der Nachmieter die Anlage nicht übernimmt.
Vermieter dürfen die Installation einer Wallbox nur in wenigen Fällen verbieten – zum Beispiel wenn das Haus unter Denkmalschutz steht. Eine Grenze, was zumutbar ist und was nicht, werden aber wohl letztlich die Gerichte definieren müssen.
Aber fragt doch erst einmal euren Vermieter, ob er nicht die Kosten übernimmt. Dann bliebe die Wallbox nach eurem Auszug im Haus, was sich wertsteigernd auswirkt und neue Mieter anlocken könnte.
#3 Genehmigung durch Energieversorger
Eine Wallbox mit einer Leistung von bis zu elf Kilowatt (kW) müsst ihr bei eurem lokalen Energieversorger anmelden, damit dieser den hohen Verbrauch bei Betrieb und Ausbau seines Netzes berücksichtigen kann. Dies regelt die Niederspannungsanschlussverordnung.
Anlagen mit mehr als elf Kilowatt müsst ihr sogar genehmigen lassen. Der Netzbetreiber kann die Genehmigung aber nicht verweigern, sofern alles fachmännisch installiert wurde.
Den Antrag stellt in der Regel die Elektrikerin.
#4 Installation durch Fachbetrieb
Wandladestationen laufen mit 11 oder 22 kW Leistung. Daher reicht keine normale Steckdose wie bei den ICCBs – ihr benötigt einen Anschluss mit mehr Leistung: einen Drehstromanschluss mit drei Phasen, wie auch ein Elektroherd ihn nutzt.
In vielen Häusern allerdings sind die bereits verlegten Leitungen in Garage oder nach draußen nicht für einen so hohen Energiedurchsatz ausgelegt. Dann muss die Elektrikerin eine neue Leitung ziehen und extra absichern, bevor ihr die Wallbox in Betrieb nehmen könnt.
Diese Arbeiten darf allerdings nur ein Fachbetrieb durchführen. Viele Euronics-Märkte sind es und bieten den Elektroinstallationsservice an.
Wichtig ist eine passende Anschlussleistung sowie ein intelligentes Lastmanagement, damit es später nicht zu Problemem kommen kann. Ratsam ist auch ein eigener Stromzähler, damit ihr einen speziellen Autostromtarif nutzen könnt, der günstiger ist.
#5 Brandschutz
Aus Brandschutzgründen darf der Betrieb einer Wallbox auch nicht untersagt werden, wenn ihr euch an die Vorschriften haltet.
Die VDI-Richtlinie 2166, Bl. 2 zum Brandschutz sagt in Kap. 6.4: „Grundsätzlich dürfen Elektrofahrzeuge in privaten und öffentlichen Garagen abgestellt werden. […] Durch den Ladevorgang entstehen bei Elektrofahrzeugen nach UNECE R100 keine zusätzlichen Gefahren, konstruktive Sicherheit ist gegeben…“
Elektroautos brennen seltener als Autos mit Verbrennermotor. Durch die Lithium-Ionen-Batterien haben sie jedoch einen anderen Brandverlauf, der durchaus zum Problem werden kann. Brennen diese Batterien, setzen sie sehr viel Energie sehr schnell frei, und giftige Gase entstehen.
Wallboxen und generell Ladestationen müssen brandschutztechnisch von anderen Bereichen getrennt werden – insbesondere in Tiefgaragen. Zudem muss der Fachbetrieb beim Einbau auf Abstand zu anderen Fahrzeugen achten. Leicht entflammbare oder entzündliche Materialien dürfen sich nicht in unmittelbarer Nähe befinden, zum Beispiel Mülltonnen. Stellplatz und Wallbox müssen über eine ausreichende Belüftung verfügen.
In einigen Fällen ist für die Installation einer Wallbox eine Baugenehmigung erforderlich, zum Beispiel in Tiefgaragen aus Brandschutzgründen. Im Zweifelsfall müsst ihr euch beim Baumamt erkundigen.
#6 Versicherungen
Da die Wallbox als Bestandteil des Gebäudes gesehen wird, ist sie in der Gebäudeversicherung mitversichert und darf nicht gekündigt werden. Dennoch solltet ihr eine neue Wallbox anmelden. Rechtslagen können sich ändern, insbesondere nach neuen Gerichtsurteilen.
Auch der Hausratsversicherung solltet ihr eure neue Wallbox melden, da sie als ein potenzieller Risikofaktor gesehen werden kann.
Alternative: öffentliche Ladesäulen
Wenn ihr keinen festen Stellplatz an eurem Haus habt, sondern euer Elektroauto an der Straße abstellen müsst, solltet ihr wissen, wo es in eurer Nähe Ladesäulen gibt.
Das Netzwerk wird kontinuierlich ausgebaut, vor allem vom Energieversorgern und Autoherstellern, aber letztlich braucht ihr nur einen Standort in der Nähe eurer Wohnung, an dem Ladezeit und Preis stimmen.
Kollege Kay Nordenbrock hat in einem weiteren Beitrag ausgeführt, wie ihr die nächste Ladesäule in eurer Nähe findet.
Fazit: Ihr habt ein Recht darauf
Die Wallbox im eigenen Haus ist immer eine bessere Methode, ein Elektroauto zu laden, als eine normale Steckdose oder eine öffentliche Ladesäule.
Grundsätzlich sollt und dürft ihr eine Wallbox installieren. Hausbesitzer und Eigentümergemeinschaften dürfen dies erst einmal nicht verbieten.
Allerdings müsst ihr einiges beachten. Ein Elektrofachbetrieb hilft dabei, die Kosten zu kalkulieren und die notwendigen Genehmigungen einzuholen. Die Wallbox installieren muss er ebenfalls.
Bei der Installation einer Wallbox in einer Tiefgarage müsst ihr noch den Brandschutz beachten und eventuell eine Baugenehmigung einholen.
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