In-Ear, On-Ear oder Over-Ear?
Die klassischen In-Ear-Kopfhörer
In-Ear-Kopfhörer stecken normalerweise genau im Gehörgang und verschließen diesen. Das müsst ihr mögen, bzw. euch daran gewöhnen. Außerdem sollten die Silikonstopfen genau passen. Nur dann könnt ihr sie längere Zeit tragen, ohne dass sie drücken. Und nur dann könnt ihr auch den optimalen Klang aus den Kopfhörern herausholen. Die meisten Hersteller liefern glücklicherweise Pfropfen in verschiedenen Größen mit.
Sonderfall Ear Buds
Ear Buds (wie Apples Air Pods) dagegen sitzen eher locker in der Ohrmuschel vor dem Gehörgang. Dadurch bekommt ihr meist mehr von der Umwelt mit und müsst sie nicht in den Gehörgang drücken.
Die neuen AirPods Pro übrigens halten anders als alle ihre Vorgänger im Ohr. Sie werden wie ganz normale In-Ear-Kopfhörer in den Gehörgang gedrückt und über unterschiedlich große Silikonstöpsel individuell angepasst.
On-Ear-Kopfhörer
Diese Art sieht auf den ersten Blick so aus wie Over-Ear-Kopfhörer. Im direkten Vergleich fällt dann auf, dass On-Ear doch etwas kleiner sind. Die Polster liegen direkt auf den Ohren. Sie bedecken in der Regel die Ohren, ohne sie komplett zu umschließen. Ist der Bügeldruck zu stark, kann das nach einer Weile unangenehm werden.
Over-Ear-Kopfhörer
Mit ihren großen Hörmuscheln umschließen Over-Ear-Kopfhörer die Ohren (im Idealfall) vollständig. Dadurch werden bei einer geschlossenen Bauweise die Umweltgeräusche gedämpft. Umgekehrt dringt aber auch wenig von dem nach draußen, was ihr so hört. Gut für öffentliche Verkehrsmittel. Im Sommer können diese Kopfhörer allerdings für zu warme Ohren sorgen – besonders die mit Lederpolstern.
Beim Kopfhörer-Kaufen auf den Sitz achten
Der Sitz ist für mich das wichtigste Kriterium, sogar noch vor dem Klang. Denn wenn eure Kopfhörer schon nach kurzer Zeit unangenehm zu tragen sind, nützt schließlich der beste Klang nichts. Wenn es drückt oder wackelt, wenn ihr ständig am Nachjustieren seid, werdet ihr die Kopfhörer schnell links liegen lassen. Dummerweise muss man die Kopfhörer aber oft erst einmal eine Weile ausprobieren, um zu merken, wie sie sitzen. Bei Over-Ear- oder On-Ear-Modellen kann das funktionieren. Die Voraussetzung dafür ist jedoch ein gut sortiertes Fachgeschäft. Bei In-Ear-Kopfhörern ist das schon schwieriger. Hier wird man sich nicht eben mal schnell ein Ausstellungsstück in den Gehörgang drücken wollen und können.
Kopfhörer kaufen: auf den Klang achten
Hier kann ich fast keinen Rat geben. Ob ein Kopfhörer für seinen Träger gut klingt, hängt von sehr vielen Faktoren ab. Vom eigenen Klangempfinden und Hörvermögen über die Musikvorlieben bis hin zur Stimmung und zur Umgebung, in der ihr euch etwas anhört. Außerdem gewöhnt ihr euch ziemlich schnell auch an einen weniger guten Klang. Euer Küchenradio zum Beispiel klingt etwas dünn? Das stört euch wahrscheinlich nur, wenn ihr es im direkten Vergleich mit der Highend-Stereoanlage hört. Ansonsten könnt ihr ganz gut damit leben.
Davon abgesehen, sollte euch klar sein, dass ihr bei billigen Kopfhörern natürlich überall ein paar Abstriche machen müsst. Wollt ihr einen gut klingenden Kopfhörer, der auch eine Weile hält, müsst ihr schon ein paar Euro investieren. Eine Rolle beim Klang spielen unter anderem folgende beide Faktoren
Die Impedanz
Auch als Nennscheinwiderstand oder Eingangsimpedanz bezeichnet. Dieser frequenzabhängige Widerstand eines Kopfhörers wird in Ohm angegeben. Kopfhörer für mobile Geräte wie Smartphones und MP3-Player besitzen eine niedrige Impedanz, weil Akkus nur wenig Spannung liefern. Der Bereich liegt meist zwischen 16 Ohm und 100 Ohm. Kopfhörer für Stereoanlagen dagegen haben of eine höhere Impedanz.
So gibt es einen Klassiker von beyerdynamic, den DT 880, in drei verschiedenen Versionen, die sich nur in der Impedanz unterscheiden. Den Beyerdynamic DT 880 Edition (32 Ohm) für mobile Geräte, den Beyerdynamic DT 880 Edition (250 Ohm) für die Hifi-Anlage zu Hause und den Beyerdynamic DT 880 Edition (600 Ohm) für Anlagen mit besonders kräftigem Kopfhörerausgang.
Bei EURONICS kaufen
Warum gleich drei Versionen? Ganz einfach: Wollt ihr einen hochohmigen Kopfhörer an einem mobilen Gerät betreiben, hört ihr kaum etwas, der Ton wird viel zu leise sein. Dann müsst ihr noch einen Kopfhörerverstärker dazwischenschalten. Umgekehrt können niedrigohmige Kopfhörer nicht unbedingt das letzte Bisschen an Auflösung aus einer Hifi-Anlage herausholen.
Der Übertragungsbereich
Der Übertragungsbereich bezeichnet das Spektrum der Frequenzen, die der Kopfhörer wiedergeben kann. Dieser Bereich geht meist über den hinaus, den das menschliche Ohr wahrnehmen kann (ca. zwischen 50 Hz und 10.000 Hz). Der Übertragungsbereich von normalen Kopfhörern liegt oft so zwischen 20 Hz bis 20.000 Hz. Je größer dieser Bereich ist, desto natürlicher könnt ihr den Klang wahrnehmen. Der DT 880 z.B. hat einen Übertragungsbereich von 5 – 35.000 Hz.
Die Bedienung
Einfache und durchdachte Bedienelemente tragen dazu bei, dass ihr euren Kopfhörer gerne verwendet. Eine Fernbedienung mit Play/Pause-Taste, Vor- und Zurückspringen gehören heute zum Standard. Entweder über Tasten oder über Touch-Felder. Darüber hinaus schalten sich manche Kopfhörer ein, wenn ihr sie auseinanderfaltet.
Andere wiederum haben eine Hear-Through-Taste, welche die Außengeräusche über die Mikrofone nach innen leiten. Das ist z.B. hilfreich, wenn ihr Lautsprecherdurchsagen mitbekommen wollt. Wichtig ist in jedem Fall, dass alle Bedienelemente gut zu erreichen und klar voneinander getrennt sind. Denn bei Doppelt- und Dreifachbelegungen vertippt ihr euch leichter. Darum ist es besser, wenn jede Taste eine klare Funktion hat.
Material und Verarbeitung
Klar, von höherpreisigen Kopfhörern dürft ihr eine bessere Verarbeitung und längere Lebensdauer erwarten. Welche Materialien ihr bevorzugt, ist natürlich Geschmackssache. Lederpolster sind meist sehr weich und haltbar. Aber Veganer werden statt Lammleder-Polstern wohl doch eher Kunstleder wählen. Vom Material abgesehen, ist die saubere Verarbeitung viel wichtiger.
Die Ausstattung
Mit Ausstattung meine ich das Zubehör. Gibt es eine feste Transporttasche oder nur einen Beutel? Oder vielleicht gar nichts in der Richtung? Was ist mir Kabeln und Adaptern? Falls sie nicht dabei sind und ihr sie braucht, müsst ihr sie noch einmal extra kaufen.
Der Preis
Der Preis ist nur in gewissem Umfang ein Indikator für die Qualität eines Kopfhörers. Klar, ganz billige Teile für ein paar Euro werden in keinem Fall Lieblingskopfhörer werden. Aber dass heißt auch nicht unbedingt, dass ein Paar für 600 Euro besser ist als eines für 200 Euro. Oder zumindest nicht so viel besser, dass sich der Aufpreis lohnt.
ANC oder nicht?
Active Noise Cancelling (ANC) ist besonders dann eine feine Sache, wenn ihr in öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs seid. Aber nicht jeder braucht diese aktive Geräuschunterdrückung. Je nach der Situation, in der man seine Kopfhörer trägt, reicht oft auch die passive Geräuschunterdrückung durch die Silikonstöpsel oder Ohrpolster.
Und nicht jeder kann sich an das Druckgefühl gewöhnen, das oft zu Anfang bei eingeschaltetem ANC entsteht. Außerdem benötigt ANC Energie und verkürzt bei Bluetooth-Kopfhörern die Laufzeit des Akkus.
Wie lange hält der Akku?
Das gilt natürlich nur für Bluetooth-Kopfhörer. Aber das werden schließlich immer mehr. Over-Ear-Kopfhörer haben dabei das Potenzial zu längerer Laufzeit als True Wireless In-Ear-Kopfhörer. Ein kleinerer Akku hält nunmal nicht so lange wie ein großer. Manche Over-Ear- oder On-Ear-Kopfhörer können auch mit Kabel betrieben werden, wenn der Akku leer ist.
Mit oder ohne Kabel
Das Kabel ist nicht nur bei leerem Kopfhörer-Akku nützlich. Auch im Flugzeug, im Flugmodus, könnt ihr damit problemlos eure Kopfhörer nutzen. Und natürlich könnt ihr euch mit Geräten verbinden, die nicht über Bluetooth verfügen, sondern nur über eine normale Audiobuchse. Wenn Ihr euch also für einen Bluetooth-Kopfhörer entscheidet, achtet darauf, dass ihr ihn auch mit Kabel betreiben könnt. Sonst bleiben euch diese Möglichkeiten verschlossen. Umgekehrt lässt sich immer etwas machen. Dafür gibt es spezielle Bluetooth-Adapter. Mehr darüber im Artikel „So verwendet ihr einen Bluetooth-Adapter mit Kabelkopfhörern“
Fazit: Den einen perfekten Kopfhörer für alles gibt es nicht
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Ihr müsst ausprobieren, hören, tragen und überlegen, für welche Situation und welche Musik ihr euren Kopfhörer hauptsächlich einsetzen wollt. Ich hoffe, diese Zusammenstellung hilft euch bei der Auswahl eurer nächsten Kopfhörer. Wenn ihr aktuell gerade auf der Suche seid, findet ihr hier im Shop auf jeden Fall eine sehr umfangreiche Auswahl an Kopfhörern aller Art.
Jetzt kommentieren!
Guten Tag, Ihre Empfehlung, Kopfhörer zu probieren, ist ja jetzt, in Zeiten der Pandemie ,ein Unding.
Über das Telefon bestelle ich eine Kopfhöree. Kann ihn an der Kasse abholen.
Nehme ihn mit nach Hause.
Probiere ihn zuhause.
Und ich bin total unzufrieden.
Nun bringe ich ihn zurück.
Wie oft mache ich das?
Es grüßt Sie Veronika Mühlenbeck
Liebe Frau Mühlenbeck, wie Sie am Datum sehen, ist der Artikel vor der Pandemie erschienen. Davon abgesehen: Wenn man sich vor dem Kauf mit den von mir beschriebenen Dingen beschäftigt, steigt die Chance, auf Anhieb den idealen Kopfhörer für die eigenen Bedürfnisse zu finden. Und eben nicht total unzufrieden zu sein, wenn man seinen Kopfhörer in Ruhe zu Hause ausprobiert.
Herzliche Grüße
Frank Müller