Über 100 Millionen Geräte mit Alexa wurden mittlerweile verkauft. Aber auch andere Sprachassistenten – allen voran Apples Siri und Googles Assistant – sind längst millionenfach verbreitet. Google gibt sogar an, dass der hauseigene Assistent auf fast einer Milliarde Devices installiert ist. Da er auf quasi allen aktuellen Smartphones und Tablets mit Android ausgeliefert wird und nur noch aktiviert werden muss, wundert diese imposante Zahl wenig.
Wir Menschen sehen diese Systeme als Bereicherung an, nutzen sie immer häufiger und längst nicht mehr nur zum Spaß. Aber ein vernünftiger Umgang mit ihnen scheint uns noch schwer zu fallen. So mancher einer behauptet sogar, wir würden unsere Höflichkeit durch sie verlieren. Ist das wirklich so?
Alexa, kannst du mir bitte sagen, wie spät es ist?
Über die Weihnachtsfeiertage las ich eine Kolumne in der B.Z.. Der Autor meinte, gerade Kinder würden es dank Alexa verlernen, „bitte“ und „danke“ zu äußern. Auch ich habe mich schon häufig mit der Frage beschäftigt, inwiefern ein Sprachassistent unsere Art der Kommunikation verändern könnte. Wir geben Befehle, jemand führt sie aus. Alltagskommunikation, geprägt von einem Imperativ – ob das gut sein kann?
Ich denke, dass wir es sind, die die Regeln machen. Die Schuld auf Computer und Cloud-basierte Dienste zu schieben, die uns und unsere Kinder verrohen, ist zu einfach gedacht. Unser Nachwuchs zum Beispiel orientiert sich nicht vorrangig an Alexa und Co., sondern an uns. Die Eltern leben vor, die Kids übernehmen und ahmen nach. Befehlen wir, werden es die Kleinen auch tun. Verzichten wir auf ein „Bitte“, brauchen wir uns nicht zu wundern, wenn genau das die Kinder nicht mehr sagen. Später auch nicht mehr zu ihren Freunden, zu ihren Großeltern, zu ihren Lehrern.
Höflich zu einem Sprachassistenten sein?
Es scheint, als wüssten wir nicht so genau, wie wir korrekt mit einem Sprachassistenten agieren sollen. Für die meisten sind Alexa, Siri und Cortana weiblich. Sowieso vermenschlichen wir die künstlichen Stimmen, da sie manchmal Humor beweisen und in Zügen bewusst menschliche Eigenschaften haben. Zugleich wissen wir ganz genau, dass wir mit einem geschlechtslosen Computer reden, programmiert von großen Konzernen und ihren Interessen. Und sie sehen aus wie Lautsprecher oder kleine Schachteln – ganz und gar nicht wie ein Mensch also. Wir nutzen dennoch gerne etwas, obwohl es auf gewisse Weise widersprüchlich für uns ist.
Entscheidend ist daher eines: Gerade dann, wenn Kinder im Haushalt wohnen, zeigen WIR ihnen, wie eine zwischenmenschliche Kommunikation funktioniert. Kleine Jungs und Mädchen können nicht auf die gleiche Weise wie Erwachsene zwischen Mensch und Maschine unterscheiden. Es ist meiner Meinung nach nur sinnvoll, wenn wir auch der digitalen Assistentin, der Box, dem smarten Speaker einen gewissen Respekt entgegenbringen. Nicht in erster Linie dem Computer zuliebe, sondern den Menschen in unserem Umfeld. Was vielleicht auch nicht jeder weiß: Alexa beispielsweise ist genau darauf längst vorbereitet.
Reaktionen auf bitte und danke
Alexa ist ein gutes Beispiel dafür, dass uns kein Zacken aus der Krone fallen muss, wenn wir einer Maschine gegenüber höflich auftreten – vor allem nicht bei Anwesenheit von Kindern. Es ist problemlos möglich, Sprachbefehle mit einem „Bitte“ zu beenden, also beispielsweise „Alexa, schalte das Licht aus bitte“. Eine natürlichere Aussprache wie „Alexa, schalte bitte das Licht aus“ funktioniert in der Regel auch.
In Kombination mit dem noch recht neuen Alexa-Aufmerksamkeitsmodus steht einem abschließenden „Danke“ nach Ausführen der Aktion nur selten etwas im Weg. Auf ähnliche Weise könnt ihr auch mit Cortana, dem Google Assistant und Siri kommunizieren. Das klappt nicht in jedem Fall perfekt, aber gut genug für eine freundliche Konversation. Und wie gesagt: Das macht ihr nicht, um der Sprachassistentin zu gefallen, sondern Vorbild für die Kinder zu sein beziehungsweise zu bleiben und auch in Zukunft eure Freundlichkeit zu behalten. Denn ich bin mir sicher, dass ein „schlechtes Benehmen“ eurerseits auch auf euch abfärbt.
Mensch-Maschine-Missverständnis: Alexa, was ist der Sinn des Lebens?
Woran die Entwickler allerdings noch arbeiten könnten: Einen speziellen Modus (für Kinder), der gerne mal ein Dankeschön einfordert und bei verbalen Entgleisungen ermahnt, könnte ich mir vorstellen. Andererseits sollte klar sein, dass eine gute Erziehung durch die Eltern kommt, nicht durch Alexa, Cortana oder Siri.
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Auf jeden Fall bitte bitte den Kindermodus einführen und am besten auch noch den Eltern Bescheid geben wenn die Kinder entgleist sind.
Eigentlich einerseits eine super Idee, aber andererseits auch etwas Überwachung der Kids, oder?