Stolze sechs Jahre habe ich mit dem MacBook Air von 2013 gearbeitet, dem ersten MacBook, dem Apple die Eigenschaft „Ganztags-Akkulaufzeit“ verlieh. Bisher hat noch kein anderer Rechner so lange bei mir durchgehalten. Mittlerweile ist es aber doch Zeit für etwas Neues. Da trifft es sich gut, dass Apple im vergangenen Herbst den lange ersehnten Nachfolger vorgestellt hat: das neue MacBook Air 2018. Wie schlägt es sich im Test?
MacBook Air 2018: Erster Eindruck
Ein Bote überreicht mir ein erstaunlich kleines, aber dafür tiefes und recht schweres Paket. Das neue MacBook Air 2018 im im Vergleich zum alten Modell etwas kleiner geworden, aber mit 1,25 im Vergleich zu 1,35kg nur ein wenig leichter.
Was als allererstes auffällt: Der neue MacBook Air 2018 ist richtig, richtig hübsch, selbst in der von mir nicht präferierten Farbe Roségold. Displayproportionen, Farbe und Anordnung der Tastatur, Größe und Lage des Trackpads, generell die Ergonomie: stimmt alles, wunderbar aufeinander abgestimmt.
Das MacBook schaltet sich beim Aufklappen sofort ein und startet den Installationsprozess. Land, Sprache und Tastaturlayout wähle ich aus. Das Übertragen der Daten von meinem alten Mac gelingt allerdings nicht. Minutenlang sucht das neue MacBook nach dem alten. Ich gehe einen Schritt zurück und starte den Prozess erneut: vergebens. Nach dem dritten Versuch gebe ich auf und richte den Mac neu ein.
Gleich zweimal will das MacBook Air 2018 dann zunächst Software-Updates einspielen und das Gerät jeweils neu starten.
Zunächst muss ich einiges am Trackpad verstellen (und so viel sei vorweg genommen: die allerbesten Freunde werden wir nicht mehr), „natürliches Scrollen“ ausschalten, alle ungewünschten Apps aus dem Dock entfernen. Der Einrichtungsprozess verläuft alles in allem erfolgreich, wirkt aber fast schon etwas altmodisch. Apple-Fans mögen mir vergeben, aber das Acer Chromebook 514, das ich kürzlich testete, war schneller eingerichtet und wirkte sogar noch etwas mehr wie „it just works“.
Die Tastatur: Angenehmer und schneller schreiben
Wenn noch eins neben dem minimalistischen Design sofort positiv auffällt, dann ist das die Tastatur. Schon vor sechs Jahren wunderte ich mich über den deutlich kürzeren und angenehmeren Hub im Vergleich zu meinem MacBook-Vorgänger. Und auch nun merke ich wieder eine deutliche Verbesserung. An das Tippen auf der Butterfly-Tastatur gewöhne ich mich quasi sofort. Der Hub ist im Vergleich zum alten MacBook Air noch einmal verkürzt. Die Tasten sind einige Millisekunden schneller wieder oben.
Dass Apple den Abstand zwischen den einzelnen Tasten verringert hat, erhöht meine Schreibgeschwindigkeit noch einmal. Wie schnell ich mich an die neue, auch angenehm beleuchtete Tastatur gewöhnt habe, merke ich erst, als ich nach einer Woche einmal etwas an meinem alten MBA erledigen muss – und mir plötzlich vorkomme wie in der Steinzeit.
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Vom Schreibgefühl her ist die Butterfly-Tastatur im MacBook Air 2018 ein großer Fortschritt. Apple hat leider nach wie das Problem mit störrischen Tasten. Das System registriert dann keinen Anschlag, Tasten geben Zeichen doppelt aus oder hängen fest. Da das Problem nach wie vor nicht gelöst ist, hat Apple jüngst das Austauschprogramm für die Butterfly-Tastatur erweitert. Solltet ihr also Probleme damit haben: Ihr könnt kostenlos eine Reparatur oder einen Austausch beauftragen.
Müßig zu erwähnen, dass während der 4 Wochen meines Tests mit dem MBA 2018 keine Probleme auftraten, der kurze Zeitraum aber auch nicht ausreichend für eine Bewertung ist.
Anschlüsse und Lautsprecher
Im Vergleich zum 12-Zoll-MacBook hat Apple im MacBook Air 2018 immerhin zwei USB-C-Schnittstellen und einen 3,5-mm-Klinkenanschluss für Kopfhörer und Mikrofon eingebaut. Im Vergleich zur stark eingeschränkten Auswahl an Anschlüssen im 12-Zoll-MacBook ist das ein Fortschritt. Mir wäre es noch lieber gewesen, Apple hätte die beiden USB-Schnittstellen auf die beiden Seiten verteilt und nicht direkt nebeneinander.
Benutze ich die eine Schnittstelle zum Aufladen, passen gleichzeitig nicht alle Stecker daneben, so wie ein Stick, den ich als Kartenleser einschieben will. Da ist einfach zu wenig Platz. Auf einen Kartenleser selbst hat Apple im Vergleich zum alten MacBook Air verzichtet.
Akkulaufzeit
Bei der Akkulaufzeit bleibt Apple sich treu. Das 2013er MacBook Air war das erste, das Apple mit einer Ganztags-Akkulaufzeit beworben hatte. Und das ist jetzt auch wieder der Fall. Mit einer Akkuladung komme ich bei geöffnetem Chrome-Browser und im Schnitt 5-10 offenen Tabs, der Vorschau, einem Bildbearbeitungsprogramm, Spotify und WhatsApp für Mac und hin und wieder Pixelmator locker über den Arbeitstag.
Dreht ihr ein klein wenig an den Stellschrauben, hält das Air auch noch länger durch. Zum Beispiel, wenn ihr die Helligkeit um ein paar Punkte herunterregelt, hin und wieder mal eine App schließt und bei ausreichend Helligkeit im Raum die Tastaturbeleuchtung ausschaltet. Vielleicht reicht das sogar so weit, wie Apple mit den 12 Stunden im offiziellen Datenblatt angibt. Bei mir waren es eher 10 Stunden unter Last, was ich aber auch in Ordnung finde.
Schön ist, dass Apple das MacBook Air 2018 an beiden USB-C-Ports aufladen lässt. In etwas mehr als 2 Stunden ist der Akku mit dem beiliegenden Ladegerät wieder voll aufgeladen.
Display, Sound, Webcam
Endlich Retina, werden Apple-Fans sagen: Das MacBook Air der letzten Generation verzichtete bis zuletzt auf ein hoch auflösendes Display. Das MacBook Air 2018 hat nun eine WQXGA-Auflösung (2560 x 1600 Pixel) spendiert bekommen. Das geht weit über Full HD (1920 x 1080 px) hinaus und ist tatsächlich eins der Highlights am MacBook Air. Ihr seht hier endlich gestochen scharf.
Ein klein wenig Potenzial verschenkt Apple allenfalls an den Display-Rändern. Etwa 1 Zentimeter links und rechts und 2cm oben. Das lässt sich zwar verschmerzen, aber hier wäre noch mehr gegangen. Zumal Apple anders als im 12-Zoll-MacBook die Stereo-Lautsprecher links und rechts neben die Tastatur setzt statt darüber. Heißt: Apple hätte das MacBook Air 2018 gar noch etwas kompakter bauen können ohne an der Display-Diagonalen zu verlieren.
Die erwähnten integrierten Lautsprecher bieten einen ordentlichen Sound, der mit anderen Notebooks gleicher Größe gut mithalten kann. Auf satte Bässe müsst ihr derweil verzichten, da sind die Möglichkeiten seiner Luftigkeit begrenzt. In voller Lautstärke verlieren auch die Höhen stark an Reinheit. Zu einem Klirren kommt es Zeit meines Tests aber nie. Auch die integrierten Mikrofone bieten einen klaren Klang, die allerdings auch viel von der Atmo mit einfängt.
Enttäuscht bin ich hingegen von der Qualität der Webcam. Hier hat Apple die Auflösung im Vergleich zum Vorgänger unverändert bei 720p belassen. Und das in einer Zeit, in der die halbe Welt Videos von sich auf YouTube or Twitch hochlädt. Selbst in Mittelklasse-Smartphones ist eine 4K-Kamera inzwischen Standard. Im neuen Air ist es also nur HD Ready.
Mit einem Laptop Videos drehen? Ja, warum denn nicht? Die meisten YouTuber und Streamer filmen sich doch direkt am Schreibtisch beim Zocken oder wie sie in die Kamera sprechen. Hier zumindest die Möglichkeit anzubieten, einfache Videos mit einer ansprechenden Frontkamera zu drehen, halte ich im Jahre 2019 für unabdingbar.
Handling, Gewicht, Trackpad
Vielleicht das Wichtigste an einem Laptop, neudeutsch: Handling. Hier brilliert das MacBook Air 2018 in der mir zur Verfügung gestellten Konfiguration mit einem Intel Core i5 und 8 GB RAM. Apps starten sofort, selbst unter Last ruckelt kaum etwas. Die Maschine bleibt flott.
1,3 Kilogramm Kampfgewicht klingen zwar zunächst nicht nach übermäßig viel. Apple legt beim MacBook Air aber seit jeher Wert auf das Alleinstellungsmerkmal Ultraportabilität. Und ja, wieder schön schlank ist das MBA geworden und in den Ausmaßen etwas kleiner im Vergleich zur alten MacBook-Generation. Trotzdem fühlen sich diese 1,3 Kilogramm nicht übermäßig leicht an. Verglichen mit dem gar nicht so viel kleineren 12-Zoll-MacBook, das nur 920 Gramm auf die Waage bringt, frage ich mich, ob da nicht sogar noch mehr gegangen wäre.
Als Schreibtischlaptop fällt dieses Gewicht nicht störend auf. Seine Luftigkeit liegt eben auf dem Tisch auf, wackelt nicht. Die Arbeit ist angenehm, das Display herrlich augenfreundlich und die Tastatur (solange sie einwandfrei funktioniert) eine Wohltat beim Schreiben.
Navigieren und Scrollen mit dem Trackpad gelingen mir wunderbar. Auch versehentliche Auslöser passieren mir so gut wie nicht. Mehrere Versuche, im Finder markierte Objekte mit Drag and Drop zu verschieben, misslingen aber. Ein Klick unten rechts startet immer mal wieder die Spotlight-Suche, statt ein neues Browserfenster zu öffnen. So richtig warm wurden das Trackpad und ich in den 4 Wochen nicht miteinander. Gut möglich aber, dass das einfach noch etwas mehr Zeit braucht.
Recycling
Apple weist darauf hin, dass das Gehäuse des MacBook Air 2018 aus zu 100 Prozent recyceltem Aluminium bestehe. Das ist löblich. Und auch wenn Apple viel tut, um giftige Substanzen zu vermeiden, Altmaterialien zu recyceln und Verpackungsmaterial einzusparen: Es gibt natürlich noch Materialien, die nicht so sauber gewonnen werden (können). Jede Medaille hat zwei Seiten, wobei jede einzelne Verbesserung natürlich ein erfreulicher Fortschritt ist.
macOS
Das MacBook Air 2018 läuft natürlich wieder mit macOS. Eins der großen Alleinstellungsmerkmale Apples und nach wie vor ein tolles Betriebssystem, bei dem auch auf meinem Testgerät selten etwas hakt, bei dem ihr nahezu jede Software findet, die ihr euch denken könnt (ob nun im MacApp Store oder von Hand installiert). Und noch immer umweht macOS ein wenig die Aura des Besonderen. Gerade Kreative finden hier explizit auf sie zugeschnittene Software für Bildkomposition, Musik, Videoschnitt, Grafikdesign und vieles mehr.
Apple verbessert macOS immer weiter, wobei ich den Eindruck nicht los werde, dass das nicht mehr mit der gleichen Vehemenz geschieht, wie das Unternehmen iOS weiterentwickelt. Stabilität und Sicherheitskonzept von macOS sind weiterhin führend, beim Einrichtungsprozess verschenkt das System aber ein paar Punkte. Und auch mit einiger der verwendeten Software wie FaceTime, PhotoBooth, dem Bildschirmfoto oder der Bildbearbeitung in der Vorschau werde ich einfach nicht warm.
Fazit
Apple macht in meinen Augen beim MacBook Air 2018 das meiste richtig. Ein messerscharfes Display, eine Tastatur, die man nie wieder hergeben mag (wenn sie durchhält), ein wunderschönes Design, zumindest ausreichend Anschlüsse, wieder einmal eine sportliche Akkulaufzeit und ein akzeptabler Sound.
Abzüge in der B-Note gibt es für das nur leicht reduzierte Gewicht, für die aus der Zeit gefallene Webcam und die Tatsache, dass die Probleme mit der Butterfly-Tastatur offenbar immer noch nicht behoben sind. Alles in allem eine Kaufempfehlung? Ja, unbedingt! Das MacBook Air 2018 ist wieder der Preis-Leistungs-Sieger mit macOS, und es macht Spaß.
Das MacBook Air 2018 gibt es natürlich auch bei Euronics.
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