„Künstliche Intelligenz“ nervt

Wir malen uns eine Zukunft aus, in der künstliche Intelligenz über den Menschen dominiert. Doch erste Anwendungen in dem Bereich entpuppen sich nicht selten als wenig clever, zumindest aber wenig menschenfreundlich.

„Künstliche Intelligenz“ nervt
Künstliche Intelligenz ist nicht in der Lage, ein Feuerzeug als solches zu erkennen.

Es war vor ein paar Tagen, als ich Googles neues Programm Autodraw für das Trendblog ausprobierte. Das Programm soll einfache Federstriche zu hübschen Symbolen umfunktionieren. Künstliche Intelligenz will erkennen, was ihr da malt, und passende Symbole vorschlagen, die viel besser aussehen als eure. Autodraw funktionierte bei mir im ersten Test nicht, aber das ist nicht das, was ich kritisiere. Es ärgert mich, dass alles heute „Intelligenz“ verkauft wird, was gar keine ist.

Malprogramm erkennt kein einziges Symbol

Google Autodraw ist ein Schwesterprojekt von Quick Draw. In dieser Art Spiel habt ihr 20 Sekunden Zeit, Objekte zu malen und von der künstlichen Intelligenz beurteilen zu lassen, ob ihr das richtig gemacht habt. Quick Draw erkannte keine meiner sechs Zeichnungen. Nicht einmal ein Feuerzeug, das ich für meine Verhältnisse eigentlich ganz gut getroffen hatte:

Künstliche Intelligenz ist nicht in der Lage, ein Feuerzeug als solches zu erkennen.
Künstliche Intelligenz ist nicht in der Lage, ein Feuerzeug als solches zu erkennen.

Quick Draw zeigte mir noch eine Menge weiterer Vorschläge an, die wie ein Feuerzeug aussahen. Offenbar lernt der Algorithmus, pardon: das neuronale Netz, aus etlichen Vorschlägen, die andere Menschen zum Thema Feuerzeug gemalt hatten. Und doch passte mein Feuerzeug nicht in dieses Netz hinein.

Food-App mit KI braucht immer neuen Input menschlicher Nutzer

Ganz ähnlich erging es mir mit Everypixel Aesthetics, einer vermeintlich künstlichen Intelligenz, die euch sagen kann, ob eure Fotos hübsch sind oder nicht. Die Ergebnisse des Programms fand ich schlicht nicht nachvollziehbar. Hierbei greift das Tool auf den Input von Grafikdesignern und Profifotografen zurück. Was diese als schön erachtet haben, hat Everypixel versucht als Tool abzubilden. Kontrast, Ausleuchtung, goldener Schnitt. Derartige Faktoren sollen in die künstliche Intelligenz mit einfließen – und im Falle von Everypixel Aesthetics misslingt es.

Bildqualität messen: Ein Tool von Everypixel will euch sagen, ob euer Foto eindrucksvoll ist

Vor einiger Zeit stieß ich auf die App Bitesnap. Hier fotografiert man sein Essen und lässt die App erkennen, was es ist und wie viele Kalorien es hat. Bei vielen einfachen Gerichten erkennt Bitensap allerhand Zutaten ziemlich gut. Aber wenn es an die Details geht, benötigt Bitesnap Hilfe des menschlichen Nutzers. Ist das da Spinat auf dem Teller oder doch Grünkohl? Ist es Fanta Pink Grapefruit oder Rhabarberschorle? Bitesnap weiß es schlicht nicht und wird es wohl auch nie wissen können.

Intelligent ist das nicht

Und das zeigt: Intelligent ist künstliche Intelligenz nicht wirklich. Es ist nur ein Algorithmus, an das eine riesige, von Menschen gefütterte Datenbank angeschlossen ist. Und diese Datenbank kann zu einem Thema sehr viele Informationen liefern. Aber sie kann keinen Millimeter über den Tellerrand hinaus gucken. Wenn ein Mensch eine völlig andere Vorstellung von einem Feuerzeug hat als andere, versagt der Algorithmus. Eine Datenbank für Essen wird bei einem Bild über Autos keinen Deut weiterhelfen können. Intelligent ist das nicht.

„Künstliche Intelligenz“ beschreibt also eigentlich nichts Anderes als moderne Computerprogramme, die derzeit vor allem in der Sprach- und Bilderkennung eingesetzt werden. Und hier liefern die guten Vertreter dieser gigantischen Datenbanken inzwischen sehr anständige Ergebnisse. Dass hierbei Arbeitsplätze für Tätigkeiten ersetzt werden, die zuvor Menschen gemacht haben, sehe ich hier allerdings nicht oder allenfalls kaum. Ist die große Angst vor KI also unbegründet? Wir werden sehen. Ich denke: ja.

Lest hier im Trendblog weitere Beiträge über künstliche Intelligenz.

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