Mittlerweile ist ja alles „künstliche Intelligenz“, was früher einfach „Algorithmus“ hieß. KI ist zu einem Modewort geworden und meint doch in den meisten Fällen nur Bilderkennung verknüpft mit einer Datenbank menschlicher Erfahrung. Als ich jetzt von Everypixel Aesthetics las, da wollte ich das aber auf jeden Fall trotzdem ausprobieren. Denn das Tool will einem sagen, ob die eigenen Fotos etwas taugen, sprich „awesome“ sind, oder nicht. Aber lässt sich Bildqualität so einfach messen?
Extremwerte oder wenig Nachvollziehbares
Ich bin Hobbyfotograf. Nur hin und wieder gelingt mir mal ein Schnappschuss. Also war mir klar, dass ich Everypixel Aesthetics erst einmal mit Fremdfotos füttern müsste. Gleich mal einen Test gemacht mit einem Foto der Kirschblüte hier in meiner Bonner Nachbarschaft. Hunderte Touristen kommen deswegen mittlerweile täglich. Das schlaue Bilderkennungstool gibt dem Bild allerdings eine schlechte Note:

Everypixel kann nach eigenen Angaben die Bildqualität messen, indem das Tool Wert auf Helligkeit, Kontrast, Bildrauschen und Ähnliches legt. Welche Kriterien das genau sind, verraten die Anbieter allerdings nicht. Man wird auf das Berufsgeheimnis pochen, klar. Angeblich hat man einem neuronalen Netzwerk ein Bildbeispiel gegeben und dann Designer, Bildredakteure und erfahrene Stockfotografen gebeten, einen Datensatz zu erstellen. Das neuronale Netz soll daraufhin Muster guter und schlechter Fotos erkannt haben. Demnach soll ein „herzloser Algorithmus“ gelernt haben, die Schönheit von Fotos zu sehen, ebenso wie ein Mensch das könne.
Standard-Stockfoto erhält eine 0,0
Markige Worte. Also Zeit für einen zweiten Test, um die Bildqualität zu messen. Ein kostenloses Stockfoto eines Sonnenuntergangs am Strand, das ich neulich für eine Recherche im Netz gefunden habe. Schöner geht’s nun wirklich kaum:

Und das scheint auch Everypixel Aesthetics so zu sehen. Wobei mir fast 100 Prozent schon sehr merkwürdig hoch vorkommt. Ein Beispielfoto, das Everypixel selbst anführt, bringt es derweil überraschend auf das Gegenteil: 0,0 Prozent Bildqualität:

Sicher, das Bild wirkt gleich auf den ersten Blick wie ein unrealistisches Stockfoto von der Stange. Aber gänzlich gut gekleidete, schöne Menschen, gut ausgeleuchtet und mit dem Spiel von Schärfe und Unschärfe. Und hier kann Everypixel nur 0,0% Bildqualität messen? Das ist schon sonderbar.
Letzter Versuch also: ein hässliches Bild. Ein solches zu finden, ist in der Regel ganz einfach: Man schaut mal die Galerie seines Smartphones durch. Eine Smartphone-Kamera macht schon per se schlechtere Fotos als eine echte Kamera. Hier ist fast alles Weitwinkel und mit der Beleuchtung ist es meistens auch nicht weit hin. Voilà: ein misslungener Schnappschuss von mir, bei Everypixel Aesthetics hochgeladen:

Ja, schön war das schon nicht, was ich da verknippst habe. Aber hier kann Everypixel nur 0,7 Prozent Bildqualität messen? Das ist schon ein Extremwert und beinahe beleidigend. Nein, so richtig kann ich die Bewertung des Tools nicht nachvollziehen.
In Ordnung ist in jedem Fall die Bilderkennung, die Everypixel hier einsetzt. Die erkannte zumindest, dass ich in dem Bild Gebäude aufgenommen habe und dass es irgendwas mit Verkehr zu tun haben muss.
Verbesserung der eigenen Bildsuchmaschine
Warum Everypixel hier überhaupt ein Tool anbietet, das die Bildqualität misst? Angeblich geht es darum, die eigene Meta-Suchmaschine für Bilddatenbanken weiter zu verbessern. Diese kann bereits Bilder nach Größe, Ausrichtung oder Farbton durchsuchen. Als nächster Schritt soll dann eine Suche nach der Qualität hinzukommen.
Meine Vermutung: Wird trotz vermeintlich künstlicher Intelligenz nicht funktionieren. Aber immer schön, sowas mal auszuprobieren und weitere Potenziale schöner Fotos auszureizen. Vielleicht funktionieren Tools wie Everypixel Aesthetics ja auch irgendwann.
Ein paar Tipps, wie ihr schöne Fotos von Nordlichtern macht, habe ich euch vor kurzem an dieser Stelle vorgestellt.
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So etwas hat gerade noch gefehlt :-)!!! Eine emotionslose Maschine. die meine Bilder bewerten soll. Was ich aber erstaunlich fand, waren die Details die als Tags ausgegeben werden. Da war wirklich vieles sehr passend. Aber was anderes ist das jetzt auch nicht für mich – eine Tag-Ausgabe-Maschine für meine Fotos.
Dreimal knapp 100% finde ich super. https://cloudup.com/cV6D7q67iaW
Landschaftsfotos sind offenbar bevorzugt „awesome“. Naja, interessantes Tool, was man nicht zu ernst nehmen sollte.