Was ist Künstliche Intelligenz? Und müssen wir Angst davor haben?

Überall steht jetzt „Künstliche Intelligenz“ drauf. Gestern wurde erstmals ein Schachweltmeister geschlagen. Heute ist es ein Verkaufsargument für halbgare Algorithmen. Morgen schon könnten Maschinen die Weltherrschaft übernehmen. Ist diese Angst berechtigt?

Was ist Künstliche Intelligenz? Und müssen wir Angst davor haben?
Neuronales Netz (Bild: Unsplash/Jingyi Wang)

Dass ein Computer irgendwann einmal einen Schachweltmeister besiegen würde, war gar nicht so schwer vorherzusehen. Kaum ein Mensch kann bei diesem Spiel mehr als drei Züge vorausdenken, doch mit der schieren Rechenkraft eines Computers würden sich schon alle möglichen Spielstellungen errechnen lassen – und damit auch der Weg zum Sieg am Brett. So ist es dann 1996 erstmals geschehen, Deep Blue schlug Garri Kasparow. Überraschender war schon, dass AlphaGo 2015 und 2016 mehrere Go-Spieler auf Weltniveau besiegte. Bei so vielen Feldern war es schlichtweg unmöglich, alle Züge durchzuprobieren.

Werden Maschinen die Macht übernehmen?

Auch wer selbst programmiert und Wenn-dann-Beziehungen verinnerlicht hat, versteht kaum noch, wie das funktioniert. Durch solche Algorithmen werden Computer noch mehr zur Black Box, als sie ohnehin schon sind. Das Mystische hat auch einen Namen: künstliche Intelligenz. Dabei ist dieser Begriff gar nicht genau definiert, denn dahinter können sich viele Methoden verbergen, die alle irgendwie das menschliche Denken nachempfinden sollen.

Daraus entsteht dann manchmal auch die Angst, dass die künstliche Intelligenz irgendwann der menschlichen überlegen sein könnte. Wenn dann Algorithmen nicht nur neue Algorithmen schaffen, sondern auch noch die Maschinen dazu, könnten sie sogar den Menschen überflüssig machen. Hört sich nach Science Fiction an? Tesla-Gründer Elon Musk glaubt daran. Und vielleicht sollten wir uns wirklich rechtzeitig Gedanken machen, wie das zu verhindern wäre – falls es doch möglich ist. Aber das ist nicht das Thema dieses Textes.

Algorithmen sind auch nur Fachidioten

Quick Draw. In dieser Art Spiel habt ihr 20 Sekunden Zeit, Objekte zu malen und von der künstlichen Intelligenz beurteilen zu lassen, ob ihr das richtig gemacht habt. Quick Draw erkannte keine meiner sechs Zeichnungen. Nicht einmal ein Feuerzeug, das ich für meine Verhältnisse eigentlich ganz gut getroffen hatte.

Trendblog-Kollege Jürgen Vielmeier ist genervt vom Hype um die künstliche Intelligenz. Es ärgert ihn, „dass alles heute als Intelligenz verkauft wird, was gar keine ist“. Zurecht. Gerne wird in einen Topf geworfen, was sich nicht wirklich zusammengehört. Zuerst sollten wir zwischen zwei Arten künstlicher Intelligenz unterscheiden: Die Artificial General Intelligence soll alles können, was auch ein Mensch kann. Davor ängstigt sich Elon Musk. Doch Deep Blue und AlphaGo konnten gerade einmal besser Schach oder Go spielen als der beste Mensch – aber nicht einmal beides. Das ist hoch spezialisierte künstliche Intelligenz oder Artificial Narrow Intelligence, aber nicht mit der intellektuellen Leistung eines Menschens vergleichbar.

Aufhören zu wundern über die Black Box

Schach und Go eignen sich hervorragend, um zu studieren, wie solche Algorithmen prinzipiell funktionieren. Alltagsprobleme sehen aber anders aus: Wird auf zwei Fotos dieselbe Person gezeigt? Was hat jemand gerade gesagt? Was steht dort geschrieben? Durch künstliche neuronale Netze oder maschinelles Lernen werden Muster erkannt. Das hilft uns im Smart Home, im Wohnzimmer voller Home Entertainment, aber auch auf dem Smartphone. Doch anders als bei Deep Blue und AlphaGo, die bereits im Vorfeld der Schaukämpfe gelernt haben, gut zu spielen, begegnen wir immer wieder Algorithmen, die auf uns losgelassen werden, um zu lernen. Da kann ich Jürgen gut verstehen, dass das nervt. An mangelnden Fähigkeiten zu zeichnen, lag es sicherlich nicht, dass Google Quick Draw ihm nicht das gewünschte Ergebnis lieferte.

Aber anders ist das kaum möglich. Gesprochene Sprache zu verstehen und korrekt zu übersetzen, braucht viele Menschen mit unterschiedlichen Dialekten und Ausdrucksweisen, um zu lernen. Daher ist es sinnvoll, Apps auf die Menschheit loszulassen, die den Betastatus noch nicht überschritten haben. Sie dürfen gerne auch scheitern, solange sich die Anwendungen herauskristallisieren, die das Mystische verlieren und zu einer ganz normalen Black Box werden, bei der sich niemand mehr wundert, was darin passiert. Schonmal einen Dreijährigen beobachtet, mit welcher Selbstverständlichkeit er mit dem Finger über einen Touchscreen streicht? Außer Spezialisten weiß niemand, wie diese Technik genau funktioniert. Aber das ist doch egal, oder?

Bild: Unsplash/Jingyi Wang

Neue Beiträge abonnieren!

Täglich frisch um 17 Uhr im Postfach

Themenauswahl

Änderungen jederzeit über die Abo-Verwaltung möglich – weitere Themen verfügbar

Jetzt kommentieren!

Ein Kommentar zu “Was ist Künstliche Intelligenz? Und müssen wir Angst davor haben?

  1. Alles was sich mathemaisch berechnen oder darstellen lässt wird wohl früher oder später ein Algorithmus besser können. Ich beneide zukünftige Generationen immer weniger. Weg vom menschlichen hin zu einer rationalen Welt. Wie schon Einstein sagte:“ Der intuitive Geist ist ein Geschenk und der rationale Verstand ein Diener. Wir haben eine Gesellschaft erschaffen die den Diener ehrt und das Geschenk vergessen hat.“

Schreibe einen Kommentar

*
*
Bitte nimm Kenntnis von unseren Datenschutzhinweisen.