Manchmal gefällt mir der Ausschnitt bei den Zoomstufen meiner Smartphone-Kamera nicht. 0,5x, 1x oder 3x? Am besten sieht das Motiv vielleicht bei 1,2-facher oder 2,4-facher Vergrößerung aus. Also einfach ranzoomen? Eine alte Fotografenweisheit sagt: lieber nicht! Denn dann greift statt dem optischen Zoom der Digitalzoom. Hier muss die Smartphone-Kamera Pixel „erfinden“, die schlicht nicht da sind, und das ist immer mit einem Qualitätsverlust verbunden.
Aber leidet bei den Telekameras und ihren oft viel kleineren Sensoren nicht auch die Bildqualität? Ist der Digitalzoom heute wirklich noch so schlecht? Wir haben gezoomt.
Inhalt:
- Zoomen mit einem Top-Kamera-Smartphone tags
- Nachts
- Zoomen mit einem Mittelklasse-Phone
- Zoomen mit einem Einstiegsklasse-Phone
- Optischer Zoom vs. Digitalzoom erklärt
- Tipps und Tricks fürs Zoomen
- Fazit
2,9x- oder 3x-Zoom: Wo ist der Unterschied?
Für unseren kleinen Test zum Einsatz kommen zunächst zwei Top-Kamera-Smartphones zum Zeitpunkt der Recherche: das iPhone 14 Pro und das Huawei P60 Pro. Beide haben neben ihren Ultraweitwinkel- und Hauptkameras noch jeweils eine Telekamera mit optischem Zoom an Bord, das iPhone mit 3-facher Vergrößerung, das Huawei mit 3,5-facher. Wenn wir nun von dort ein wenig auszoomen, zum Beispiel auf 2,9- bzw. 3,3-fachen Zoom, springt das Kamera-Set auf die Hauptkamera zurück. Es greift dann ein Digitalzoom mit recht hoher Vergrößerung. Und wir können direkt vergleichen, was besser ist. Hier beim iPhone 14 Pro:
Hier siehst du es in den Details: Zwischen dem 2,9x- und dem 3x-Zoom der Kamera im iPhone 14 Pro bemerkst du keinen nennenswerten Qualitätsunterschied. Störende Artefakte, Treppcheneffekt, nachlassende Schärfe, falsche Farbdarstellung – hält sich alles in Grenzen. Auch das 1x-Bild, das wir auf einen ähnlichen Ausschnitt vergrößert haben, hält qualitativ mit. Bei dem zeigt sich aber ein anderes Problem: Die Vergrößerung später am Rechner reduziert die Pixelmenge für den gleichen Ausschnitt drastisch. Sie würde nicht mehr ausreichen, um das Bild ohne sichtbare Schwächen auszudrucken.
Ähnlich ist es bei folgendem Motiv. Wir sehen kaum nachlassende Bildqualität in den gezoomten Bildern und ihren Vergrößerungen am Rechner:
Beim Huawei P60 Pro verhält es sich ähnlich. Die Bilder sehen auf kleinen wie großen Displays gut aus, egal ob im Original oder 1,2-fach eingezoomt. Gleiches gilt für die Qualität bei 3,2- oder 3,5-facher Vergrößerung. Weil beim 3,5-Zoom eine andere Kamera zum Einsatz kommt, sehen wir allerdings interessanterweise eine etwas andere Farbgebung. Das Bild aus der Telekamera ist etwas rötlicher:
Zur Vollständigkeit noch der Garagentoranstrich als Vergleich. Auch hier sehen wir bei der 3,5x-Telezoomkamera etwas gesättigtere Farben, aber gleich wenig Rauschen in allen Zoombereichen und damit eine ähnlich hohe Qualität. Allerdings ist beim vergrößerten 1x-Bild natürlich auch hier die Pixelmenge deutlich kleiner, so dass du den Ausschnitt nicht ohne Qualitätsverlust ausdrucken könntest:
Schon deswegen zeigt sich hier: Wenn du planst, einen sehr kleinen Ausschnitt zu wählen, dann zoome lieber auf dem Smartphone ein wenig heran, als später auf dem Rechner das Bild zuzuschneiden.
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Top-Smartphones: Zoomen bei Nacht
Tagsüber haben die wenigsten Smartphone-Kameras überhaupt nennenswerte Schwächen, aber wie sieht es nachts aus? Machen wir auch hier den Vergleich. Zunächst das Huawei P60 Pro:
Hier merken wir bei den beiden großen Zoom-Faktoren in der Vergrößerung tatsächlich einen deutlichen Qualitätsabfall gegenüber dem unvergrößerten oder nur leicht vergrößerten Bild der Hauptkamera. Dafür sehen wir wenig Unterschied sowohl zwischen der 1- und 1,2-fachen Bildgröße als auch zwischen der 3,2- und 3,5-fachen Vergrößerung.
Das iPhone 14 Pro bekommt das Zoomen bei Nacht noch etwas besser hin als das Huawei:
In den höheren Zoomfaktoren fällt das Ergebnis auch hier ab, wenn auch nicht so deutlich wie beim P60 Pro.
Das Fazit zum Zoomen bei Nacht lautet deswegen: Benutze nachts am besten nur die Hauptkamera. Mit der kannst du beinahe bedenkenlos ein paar Stufen einzoomen. Lass nachts dafür aber besser die Finger von der Zoomkamera, die kann dann keine so gute Qualität liefern. Wenn du sie aber ohnehin benutzen willst, spielt es keine Rolle, ob du von der dreifachen Vergrößerung noch etwas ein- oder auszoomst.
Zoomen mit einem Mittelklasse-Phone
Wenn du jetzt sagst: „Schön und gut, aber du hast da ja zwei unheimlich teure Smartphones mit sehr guten Smartphone-Kameras auf dem Markt verglichen. Meins hat tausend Euro weniger gekostet. Kann es das auch?“
Schauen wir einmal. Hier der Bildvergleich mit dem Mittelklasse-Phone Samsung Galaxy A53:
Auch bei diesen Bildern sehen wir zwar, dass das Samsung Galaxy A53 nachts keine so schönen Bilder macht wie tagsüber und viel Licht verschluckt. Einen nennenswerten Qualitätsunterschied zwischen den gezoomten und den nicht gezoomten Fotos siehst du aber nicht, auch nicht in den Vergrößerungen.
Zoomen mit einem Einstiegsklasse-Smartphone
Und auch ein Smartphone der Einstiegsklasse haben wir für unseren Test herangezogen und damit gezoomt: das Motorola G13.
Nachts ist nicht die beste Stunde dieses Einstiegsklasse-Phones: Du erkennst auf allen Bildern kaum noch etwas, auch nicht bei denen, die die Hauptkamera geschossen hat. Die herangezoomten Bilder sind folglich auch nicht schlechter. Am Tag schießt die Kamera dafür gute Bilder, die auch herangezoomt nichts merklich an Qualität vermissen lassen.
Optischer Zoom und Digitalzoom bei Smartphones erklärt
Digitalzoom nimmt sich Algorithmen zu Hilfe. Der Bildprozessor kommt zum Einsatz, um neue Pixel ins Bild „einzurechnen“, die ihre Farbinformationen von benachbarten Pixeln erhalten. Diese Informationen sind nie so gut wie in der Natur und immer mit einem Qualitätsverlust verbunden.
Allerdings sind die meisten Smartphones heute gerade in ihrer Hauptkamera mit hochauflösenden Sensoren ausgestattet, die über viele Megapixel verfügen – also beim Heranzoomen gar nicht so viele Pixel einfügen müssen. Auch die Algorithmen, die diese Pixel hereinrechnen, werden immer besser.
Optischen Zoom gibt es fast ausschließlich für eher teure Smartphones mit Dreifachkamera. Hier setzen die Anbieter schlicht eine oder manchmal gar zwei weitere Kameras ein, die im Vergleich zur Hauptkamera eine höhere Brennweite haben. Damit holen sie das Motiv optisch näher heran. Lies dazu auch unseren Beitrag zum Thema Smartphones mit optischem Zoom.
Einen Nachteil allerdings haben diese Zoom-Kameras: Sie verwenden meist einen deutlich kleineren und schlechteren Sensor im Vergleich zur Hauptkamera. Weil zusätzlich noch meist kleinere Blenden verwendet werden, fällt insgesamt deutlich weniger Licht auf den Sensor; Bildrauschen ist die Folge. Bis zum Redaktionsschluss dieses Beitrags hat noch kein Smartphone-Hersteller eine Zoom-Kamera vorgestellt, die genauso gut wäre wie die jeweilige Hauptkamera. Also ist auch das Verwenden des optischen Zooms bei Smartphones immer mit einem Qualitätsverlust verbunden.
Tipps und Tricks fürs Zoomen mit der Smartphone-Kamera
- Das beste Zoomen bleibt das Zoomen mit deinen Füßen. Wenn du kannst: Gehe möglichst so nah an dein Motiv ran, bis du ohne zu zoomen den besten Bildausschnitt findest.
- Wir raten zum leichten Einzoomen. Also vielleicht 1,2x oder auch mal 2,3x. Je mehr du heranzoomst, desto mehr Pixel muss das System hineinrechnen und desto schlechter wird das Bild.
- Zoome nur in Bilder hinein, die du später nicht unbedingt ausdrucken möchtest. Gerade auf großen Ausdrucken in A4 oder größer fällt die geringere Qualität gezoomter Bilder auf. Auf kleineren Smartphone-Displays für Instagram und Co.: nicht so sehr.
- Benutze die Hi-Res-Funktion deiner Smartphone-Kamera (falls vorhanden). Die nimmt Bilder mit mehr Megapixeln auf, und du kannst auch später am Rechner noch Ausschnitte mit hoher Auflösung davon auswählen.
- Nimm gut beleuchtete Motive auf und halte dein Smartphone bei der Aufnahme ruhig. Das erhöht die Chance, dass auch der Zoom noch eine gute Qualität liefert.
Fazit: Trau dich und zoome
Kurz gesagt ist jedes gezoomte Bild immer etwas schlechter als das mit der Normalbrennweite aufgenommene. Mittlerweile hat der Digitalzoom von Smartphone-Kameras aber aufgeholt und liefert bei nicht all zu starkem Zoom gute Ergebnisse. Gerade wenn du dir vor Augen führst, dass auch Telezoom-Kameras mit 2x- oder 3x-Brennweite immer mit einem Qualitätsverlust fotografieren.
Wenn du dein Bild nicht hochauflösend ausdrucken möchtest, sondern nur deine Schnappschüsse mit deinen Freunden oder in den sozialen Netzwerken teilen, kannst du mit deinem Smartphone bedenkenlos ein wenig heranzoomen.
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