Mein Jahresrückblick 2017: Megatrends, Begeisterndes und eine Enttäuschung

2017 stand ganz im Zeichen künstlicher Intelligenz. Welche Trends gab es noch, was war grandios, was eher eine Enttäuschung? Trendblog-Redaktionsleiter Jürgen Vielmeier zieht Bilanz und brennt auf eure Eindrücke.

Mein Jahresrückblick 2017: Megatrends, Begeisterndes und eine Enttäuschung
Zu groß nicht, aber unförmig: Huawei Mate 10 Pro mit 18:9-Bildverhältnis.

Das Jahr 2017 ist zu Ende und damit auch ein Jahr voller interessanter Entwicklungen, Trends, aber auch Enttäuschungen. Ich möchte euch meine Sicht der Dinge mitteilen und bin danach auf eure gespannt!

Künstliche Intelligenz: Segen, Fluch oder beides?

Künstliche Intelligenz war ohne Zweifel DAS Thema 2017. Smartphones, Autos, Laptops, Sprachassistenten, Kühlschränke. Alles kommt plötzlich mit künstlicher Intelligenz daher. Das Thema bereitet vielen Menschen Unbehagen, andere sehen unendliche Möglichkeiten.

Werbung für das Huawei Mate 10 Pro, das einen neuen Chip für künstliche Intelligenz integriert hat.
Werbung für das Huawei Mate 10 Pro, das einen neuen Chip für künstliche Intelligenz integriert hat.

Ich selber glaube, wir stehen noch ganz am Anfang der Entwicklung und werden es hoffentlich schaffen, die Technik zu unser aller Wohl einzusetzen, nicht zu unserem Untergang. Positiv stimmen mich Berichte über den Einsatz von KI in der Medizin. Etwa bei der Krebs- oder Diabetesforschung, in der Prozesse deutlich beschleunigt werden können. KI unterstützt dabei den Spezialisten und ersetzt ihn nicht. Patienten kann schneller und effektiver geholfen werden. Das ist doch wunderbar!

Sprachassistenten: Schlaue Helfer oder Zeiträuber?

Auch Sprachassistenten arbeiten mit künstlicher Intelligenz. Geräte wie der Amazon Echo Dot oder der Google Home Mini wurden gerade am Black Friday beinahe verramscht. Bereichern Alexa, Siri und Co. wirklich unseren Alltag?

Google Home Mini
Google Home Mini

Sie können uns einiges abnehmen. Ich persönlich sehe nach wie vor keinen Vorteil für mich in den Geräten und ihren Assistenten. Sie verstehen mich schlecht, wissen oft keine Antwort oder brauchen manchmal länger, um etwas zu suchen als ich selbst. Spannend finde ich das große Potenzial der Alexa Skills, gerade im Hinblick auf die Steuerung von Smart Homes. Ich selbst habe als Mieter einer kleinen Wohnung aber bislang keine Verwendung dafür. Ihr schon?

Intelligente Smartphone-Kameras: Da kommt noch was!

Huawei hat es im Mate 10 Pro schon einmal versucht mit einer Objekterkennung dank künstlicher Intelligenz. Bei mir im Test erkannte die Kamera des Mate 10 Pro Pflanzen oder Gegenstände, schöner wurden die Bilder allerdings dadurch nicht. Da ist noch viel Luft nach oben. Aber es wäre zu früh, das Thema schon abzuhaken. Apple zum Beispiel verwendet künstliche Intelligenz für das hochinteressante Porträtlicht.

Porträtlicht im iPhone 8 Plus
Porträtlicht im iPhone 8 Plus

Fotografie: Wird Porträtlicht alles verändern?

In ersten Social-Media-Profilen sieht man sie bereits: Selfies mit edlem schwarzen Hintergrund. Keine Frage: Das ist das neue Porträtlicht im iPhone 8 Plus oder iPhone X. Künstliche Intelligenz rechnet euch die Bilder schön. „Verfälschung“ sagen die einen, „ein Meilenstein“ die anderen.

Ein weiterer Nagel im Sarg der etablierten Kamerahersteller? Ich hoffe nicht. Denn auch wenn ich Portätlicht mag, weiß ich, dass eine gute Systemkamera noch etliche Vorteile gegenüber einer Smartphonekamera hat. Ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass die zuletzt leider wirklich etwas unkreative Fotoindustrie hier noch die Kurve kriegt.

Augmented Reality

Pokémon Go brachte den Durchbruch für Augmented Reality in der Gaming-Welt. Taugt die Technik auch für den "seriösen Alltag"?
Pokémon Go brachte den Durchbruch für Augmented Reality in der Gaming-Welt. Taugt die Technik auch für den „seriösen Alltag“?

Das Thema Augmented Reality soll dank Apple und dem leistungsstarken A11-Chip in iPhone 8 und iPhone X ein Revival feiern. Zusatzinformationen über die Realität eingeblendet, hat noch großes Potenzial, wie die letztjährige Sommersensation Pokémon Go zeigt.

Geschwindigkeit ist hier alles! Da leg ich mich fest. Wir werden Zusatzinformationen zur „einfachen“ Realität dankend annehmen, aber die Infos müssen flutschen. Und da sind nicht nur schnelle Prozessoren und künstliche Intelligenz gefragt, sondern auch Mobilfunkprovider, die das Ganze mit starken Netzen unterstützen. Womit wir beim nächsten Thema wären…

Gigabit-Mobilfunk? Na ja

Die ersten Gigabit-Smartphones kamen 2017 auf den Markt – und Deutschland bleibt das Land in Westeuropa, in dem mobile Datenpakete am teuersten sind. Discounter beschränken die Datenrate auf 50 Mbit/s oder noch darunter und die Netzabdeckung auf dem Land bleibt ein Trauerspiel. Gigabit-Mobilfunk? Wichtiger wäre erst einmal eine bundesweite Netzabdeckung, wie auch Kollege Peter Giesecke treffend kommentierte.

EU-weites Roaming: Mein persönliches Highlight 2017!

Gar nicht mal nur am Strand: EU-weites Roaming nimmt Reisenden ins benachbarte Ausland eine große Sorge. Bild: Vodafone
Gar nicht mal nur am Strand: EU-weites Roaming nimmt Reisenden ins benachbarte Ausland eine große Sorge. Bild: Vodafone

Ausgerechnet das „Bürokratiemonster“ Europäische Kommission leitete einen der schönsten Sommer aller Zeiten ein: EU-weites Roaming ohne Mehrkosten. Ich setzte mich ins Auto und fuhr durch Nordeuropa, um das direkt mal auszuprobieren. Noch gibt es Fallstricke, etwa neue Tarife, in denen Anbieter Roaming von Haus aus ausschließen, und ein höheres Preisniveau als früher. Trotzdem: Der Grundstein ist gelegt und damit endlich „echte Reisefreiheit“ in der EU.

Stream-on: Das Netz wird zu Grabe getragen und keinen interessiert’s

Die Kunden freuen sich: Wenn sie Telekom Stream-on oder Vodafone Pass nutzen, können sie unbegrenzt Spotify oder YouTube streamen, ohne dass ihr Datenvolumen belastet wird.

Was sie nicht ahnen: Dass das nur der erste Schritt ist, um sie später für jeden einzelnen Dienst abzukassieren. Du willst Facebook-Daten genauso schnell wie alle anderen geliefert bekommen? Kein Problem: Zahl 5 Euro im Monat dafür!

Telekom Stream On: Netflix streamen kostet nichts, Spotify aber schon – ist das fair?

Dieses Szenario hat 2017 mit Telekom Stream-on und Vodafone Pass eine sehr unglückliche Entwicklung genommen. Stoppen lässt sich das wohl nicht mehr, dafür ist das Paket für Kunden einfach zu attraktiv. Mich enttäuscht das zutiefst.

Hat Virtual Reality schon fertig?

So richtig kam Virtual Reality auch 2017 nicht aus dem Quark. Sicher, Brillen wie die Oculus Rift wurden endlich billiger. Aber Preise und Kabelsalat schrecken noch viele ab. Dass mit der neuen HTC Vive ein endlich kabelloses System kommt, könnte fast zu spät sein. Denn richtig geniale Nutzungserlebnisse wie Farpoint VR (mit großem Spaß getestet) bleiben die absolute Ausnahme.

Noch immer kein echter Durchbruch für Virtual Reality im Jahr 2017. Kommt er noch? Bild: Google
Noch immer kein echter Durchbruch für Virtual Reality im Jahr 2017. Kommt er noch? Bild: Google

2018 dürfte die letzte Chance der Technik anbrechen. Brillen müssen billiger werden, und es bedarf zeitgleich Killer-Anwendungen. Sonst springen nicht genug Nutzer auf den Zug auf und den treibenden Kräften geht finanziell die Puste aus.

Smartphones und smarte Rechner: Alles im Fluss

Bahnbrechende Neuerfindungen beim Thema Smartphones habe ich 2017 trotz künstlicher Intelligenz nicht gesehen. Macht aber nichts, denn die eigentliche Sensation spielte sich unter der Haube ab. Die besten Smartphone-Prozessoren sind mittlerweile so stark, dass sie in Windows-Laptops zum Einsatz kommen.

Always Connected PCs: Immer an, immer Saft, immer Internet? Her damit!

Vor allem im Huawei Mate 10 Pro habe ich das erlebt: Das Ding ist keinesfalls perfekt, wie ich auch im Testbericht dazu geschrieben habe. Aber das Gerät lief zu aller Zeit so flüssig und schnell, wie ich es noch in keinem Smartphone früher erlebt habe. Endlich scheinen die Prozessoren schnell genug für die Anforderungen zu sein. Das wurde Zeit in dem Jahr, in dem das erste iPhone zehnjährigen Geburtstag feierte.

Smartphones für 1.000 Euro und mehr: Muss das?

Apple hat in diesem Jahr die Schallmauer durchbrochen. Das iPhone X kostet in Deutschland weit über 1.000 Euro – eine magische Marke, an die sich bisher nur Luxushersteller herangewagt hatten.

iPhone X
iPhone X

Das iPhone X ist mit seiner Nur-Display-Vorderseite, schneller Gesichtserkennung, Porträtlicht und neuartiger Gestensteuerung sehr schön geworden. Den Preis halte ich trotzdem für übertrieben. Und er wird andere Hersteller ermuntern, die Preise für ihre Neuentwicklungen weiter heraufzusetzen.

Weg mit den Kabeln? Ach, schön wär’s

Den Klinkenanschluss haben erste Hersteller 2017 abgeschafft. Besser ist dadurch wenig geworden. Bevor man sich einen neuen Kopfhörer mit USB-C kauft, schließt man seinen alten Kopfhörer über einen Adapter an – und kann das Smartphone dann nicht gleichzeitig laden.

Die Apple Air Pods neben einer Apple Watch Series 3
Die Apple Air Pods neben einer Apple Watch Series 3

Es sei denn über drahtloses Laden, was in immer mehr Smartphones zum Einsatz kommt. Auch Ikea und Apple mischen inzwischen hier mit.

Bei Kopfhörern geht der Trend denn auch in Richtung kabellos. Die ersten ganz kabellosen Kopfhörer sind angekommen und werden immer zahlreicher genutzt. Bluetooth 5.0 unterstützt schnelleres Koppeln. Das schützt die Apple AirPods nicht vom Herausfallen und auch die Google Pixelbuds sind laut ersten Testeindrücken keinesfalls eine Offenbarung. Aber ein wichtiger Schritt ist immerhin jetzt gegangen.

Smarte Geräte: Das losgelöste Internet

Überhaupt, Smartphones. Die Geräte sind über die Jahre immer besser, aber auch beliebig geworden. Der Trend geht langsam aber spürbar hin zu eigenständigen Systemen. Mobiles Internet, aber ohne Smartphone. Direkt im Auto etwa, in persönlichen Assistenten zuhause oder auch am Handgelenk.

Gesprochen wird davon seit Jahren, aber so langsam kommen wir auch dahin, dass wir kein Smartphone mehr brauchen, nur um unterwegs ins Netz zu gehen.

CarConnect: Nach 23 Jahren tatsächlich ein Telekom-Produkt, das mich begeistert

Jetzt brenne ich darauf zu erfahren, wie ihr 2017 erlebt habt! Was waren für euch die Themen des Jahres und was die größten Enttäuschungen? Diskutiert mit mir in den Kommentaren!

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4 Kommentare zu “Mein Jahresrückblick 2017: Megatrends, Begeisterndes und eine Enttäuschung

  1. Moin! Na ja, so neuartig sind die Gesten in iP10 ja auch nicht, siehe, PalmWebOS (bestes System meiner Meinung nach, leider tot..) und auch BB10, teilweise auch Android. Nun will auch OnePlus etwas mit Gesten machen… Könnte einer vielleicht das WebOS-Interface reanimieren? 🙂

    1. In LG-Fernsehern hast du es ja noch. 😉 Ansonsten gibt es wohl noch Patentstreitigkeiten deswegen. Nun ja, WebOS auf dem Smartphone ist nun einmal tot, akzeptieren wir es. Ein Stück weit lebt die Technik dann wohl im iPhone X weiter. Hatte neulich mal eins in der Hand: Gar nicht so wuchtig wie befürchtet und dann irgendwie doch nett zu bedienen. Kann man machen – wenn auch in meinem Falle nicht für den Preis…

  2. Moin, das mit dem WebOS bei LG, „pfui, deibel!“ 🙂
    Das Interface ist da gänzlich anders, der Unterbau könnte alles mögliche sein, auch wenn es WebOS ist, ist das UE vollkommen anders, und laaaangsam ist es 🙁
    Was ich meine wäre ein „WebOS“-Interface für Android oder iOS, ein Launcher so zu sagen, natürlich unter Beachtung von Patenten, aber das wird für immer ein Traum bleiben.
    Wie Du schon sagst, ein Teil wird im iOS weiter leben, und vielleicht auch wachsen. Was das „X“ angeht, nun ja, ganz gut ist es, aber teures „Image“-Produkt, muss man unbedingt wollen. Ich hoffe die übernehmen einige gute Sachen in den nächsten SE, dann würde ich nach dem Ableben von meinen BB10-Geräten wohl dorthin wechseln, mit Android werde ich leider nicht warm. Habs mit dem Priv versucht, habe auch ein KindleFire zum lesen, zu viele unlogische Kleinigkeiten die von Anfang an „mitgeschleppt“ werden und mich stören. Das ist bei iOS teilweise auch so, aber das X ist vielleicht ein Schritt in die richtige Richtung um zu evolutionieren. Ist aber nur meine persönliche Meinung, manch einer mag die „Heim“-Taste und klagt über die Gesten…

  3. Ich kann diesen Sprachassistenten nichts abgewinnen. Für mich ist das nur ein weiterer Schritt zu mehr Überwachung. Zudem ist es für mich nur eine Frage der Zeit, bis so ein System gehackt wird. Je mehr diese Geräte verbreitet werden, desto größer ist der Anreiz dazu. Jedoch sind die möglichen Auswirkungen nach meiner Meinung für den Privathaushalt deutlich gravierender als bei einem PC. Man stelle sich Hacker übernehmen die Steuerung von Heizung und Strom. Bei mir wird so ein Gerät in der nächsten Zukunft nicht ins Haus kommen.

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