Honor hat ein bewegtes Jahr 2021 hinter sich. Die einstige Tochtermarke löste sich von der Mutter Huawei und beeilte sich, neue Smartphones mit Android und Google-Diensten vorzustellen – wie den inoffiziellen Vorgänger Magic 50 Pro. Ein echtes Flaggschiff bekamen wir 2021 dann nicht mehr zu kaufen. Das heute vorgestellte Magic4 Pro soll nun ein solches sein. Allerdings dürften noch gut und gerne 4 Monate vergehen, bis wir es auch werden kaufen können. Und das wirft Fragen auf.
Honor Magic4 Pro: Ausstattung und Highlights
Ein Flaggschiff präsentiert sich heute in der Regel mit dem bestmöglichen Qualcomm-Snapdragon-Chip (oder einer gleichwertigen Eigenentwicklung), einem vielseitigen Kamera-System, einem tollen Display, guter Handhabung, Hardware, einem modernen Betriebssystem und idealerweise noch mit einem echten Hingucker. Das Honor Magic4 Pro soll all das bieten:
Honor Magic4 Pro | |
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Display | 6,81-Zoll-OLED-Display (LTPO, Curved) mit 2.848 x 1.312 Pixeln und 1-120 Hz Bildwiederholrate, 1,07 Mrd. Farben, HDR10+, 1000 nits maximale Helligkeit |
Kamera | Triple-Kamera mit 3 Brennweiten. 50-Megapixel-Weitwinkelkamera (f/1.8), 50-MP-Ultraweitwinkelkamera (f/2.2), 64-MP-Telekamera (f/3.5) mit Periskop und 3,5x optischem Zoom Video maximal: 4K mit 60 fps, Magic-Log 10-bit Log 4K 60fp Dual-Frontkamera |
Prozessor | Qualcomm Snapdragon 8 Gen 1 (Otacore), Adreno-730-Grafik |
Speicher | 8 GB RAM / 256 GB ROM 12 GB RAM / 512 GB ROM |
Akku | 4.600 mAh mit 100-Watt-Schnellladesystem, kabelgebunden wie kabellos |
Betriebssystem | Android 12 mit Magic UI 6.0 |
Misc | 5G, Dual-Sim, USB-C (3.1 Gen 1), Wi-Fi 6, Bluetooth 5.2, Stereo-Lautsprecher, Staub- und Feuchtigkeitsschutz nach IP68 |
Maße | 74,7 x 163,6 x 9,15 mm |
Gewicht | 215 Gramm |
Hingucker dürfte auf jeden Fall die Schnellladetechnik sein, die sogar kabellos mit 100 Watt arbeitet. Honor verspricht hier, dass sich der 4.600 mAh große Akku in 15 Minuten kabellos zu 50 Prozent aufladen lasse. Die vollen 100 Prozent in 30 Minuten verspricht Honor derweil nur für das kabelgebundene Laden. Vollständiges kabelloses Laden dürfte also ein klein wenig länger dauern.
Videos in „höchster Kinoqualität“
Das Kamerasystem deckt die drei wichtigsten Brennweitenbereiche (Normal, Ultraweitwinkel und Tele) ab, wobei das Tele-Objektiv 3,5-fachen optischen Zoom bietet und trotz des eingesetzten Periskops mit einer Maximalblende von f/3.5 vergleichsweise lichtstark daher kommt.
Honor verspricht außerdem Videoaufnahmen „in höchster Kinoqualität“. Dafür sollen Filmeffekte mit Künstlicher Intelligenz, vor allem aber 10-bit Magic Log 4K sorgen, also einem logarithmischen statt eines linearen Profils, das die Dynamik eines Sensors voll ausnutzen soll, ohne zu viel Speicherplatz zu verbrauchen. Die Farbdynamik nähert sich damit dem größtmöglichen Spektrum des Sensors an.
Wer nicht gerade professionelle Videos mit dem Smartphone aufnehmen will, wird mit der Funktion vielleicht nicht viel anzufangen wissen. Der Rest der Welt freut sich aber darüber, dass Honor hart daran arbeitet, das eigene Kamerasystem mit spannenden Extras anzureichern – auch wenn Profivideofilmern 8K sicher noch lieber gewesen wäre.
Magic4 Pro: Alles, was ein Flaggschiff braucht?
Auch das Display des Magic4 Pro braucht sich vor der Konkurrenz nicht zu verstecken. OLED, LTPO, eine hohe Auflösung von 2.848 x 1.312 Pixeln (460 ppi) und auch das volle Spektrum der Bildwiederholraten (1 bis 120 Hertz) klingen fortschrittlich.
Dazu kommen Gehäuseschutz nach IP68, Bluetooth 5.2, Dual-Sim und natürlich 5G. 256 GB Speicher in der Mindestausstattung sind ganz nebenbei äußerst begrüßenswert. 128 GB, was einige andere Hersteller noch anbieten, würde ich heute niemandem mehr empfehlen, der gedenkt, sein Flaggschiff täglich, umfangreich und für mehrere Jahre zu nutzen. Und natürlich soll auch Android 12 installiert sein, unter der Oberfläche von Honors Magic UI 6.0.
Wer genau hinschaut, findet allerdings auch ein paar Abzüge in der B-Note. 8 GB RAM in der 256-GB-Version klingen im Vergleich zum Rest der Spitze fast schon etwas wenig. Wi-Fi 6E fehlt, 8K-Video auch und die 1.000 Nits Maximalhelligkeit des Displays sind weit von der Spitze etwa eines Samsung Galaxy S22 Ultra (1.700 Nits) entfernt. Das Design mit einem Curved-Display wirkt ein klein wenig altbacken, wie ein Huawei- oder Samsung-Topgerät von vor ein paar Jahren.
Dann allerdings hat Honor noch gar keine Preise für das Magic4 Pro bekannt gegeben. In Deutschland zu kaufen geben soll es das Flaggschiff erst im „Sommer 2022“ – ein Starttermin, der einen Tag vor dem meteorologischen Frühlingsanfang in weiter Ferne klingt.
Verkaufsstart erst im Sommer: Warum?
Über die Gründe können wir nur spekulieren. Vieles lässt sich ja derzeit auf den Chipmangel und das unberechenbare politische Klima schieben. Wir vermuten aber etwas ganz Anderes: Honor ist schlicht noch nicht so weit, will und muss im hart umkämpften Smartphone-Markt aber im Gespräch bleiben. Dann lieber mal ein Flaggschiff weit vor Verkaufsstart ankündigen, als dass sich die Klientel wundert, dass man „von denen gar nichts mehr hört“ und schon lange kein echtes Topmodell mehr gesehen habe.
Der Vorgänger Magic3 Pro – in Deutschland verkauft als Honor 50 Pro – war noch kein echtes Topmodell, mehr obere Mittelklasse. Sehr viele andere große Hersteller früherer Tage haben sich mittlerweile ganz aus der Riege der Flaggschiffe verabschiedet. Es ist schön zu sehen, dass Honor trotz der Schwierigkeiten des Neustarts daran festhält. Wir sind sehr auf das Magic4 Pro gespannt!
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