Gaming-Smartphone Motorola G200 im Test: Ein Auge bleibt trocken

Motorola baut einen Highend-Prozessor und ein 144-Hz-Display in das Mittelklasse-Smartphone G200 ein. Das geht nur beinahe gut.

Gaming-Smartphone Motorola G200 im Test: Ein Auge bleibt trocken
Motorola G200 Test

Der Trend ist vor allem bei einigen China-Herstellern mittlerweile beliebt: Nehme einen Top-Prozessor, lasse bei der übrigen Ausstattung was weg und schon hast du ein schnelles Smartphone zum Mittelklasse-Preis. Das Motorola G200 schlägt in diese Kerbe, und echte Schwächen finden wir im Test nicht.

Aber die kleinen Defizite fallen doch schneller ins Auge, als Motorola lieb sein dürfte: Für den anvisierten Verkaufspreis von 450 Euro wäre ein OLED-Display ein Muss, für das Gaming-Erlebnis Stereo-Sound. Und auch die Kamera offenbart ungeahnte Schwächen – zumindest aus der Perspektive eines Flaggschiffs.

Motorola G200: Design und Äußeres

Geschmäcker sind verschieden, aber auffällig ist, dass Motorola für das G200 ein professionelles Design haben wollte. Schön sieht deswegen die Rückseite aus mit dem matt glänzenden Stellar Blue. Zwar ist das Gehäuse nur aus Kunststoff, wirkt aber ungemein griffig. Ohnehin liefert Motorola wieder eine transparente Silikonhülle gleich mit – so könnt ihr auch mit Cover noch einen Blick auf das gut geschützte Gehäuse werfen. Die drei Kamera-Objektive machen ebenfalls optisch etwas her und ragen – ganz im Stile eines Spitzen-Smartphones – keilförmig aus dem Gerät heraus. Ähnlich wie im Oppo Find X5 Pro gibt es allerdings keinen lästigen Buckel. Das Kamera-Modul „fließt“ in das Gehäuse. Ein schönes Design!

Wirklich hübsch! Das Motorola G200 in Stellar Blue
Wirklich hübsch! Das Motorola G200 in Stellar Blue

Allerdings liegt das Gerät nicht eben auf einem Tisch auf, sondern wackelt, wenn ihr auf das Display tippt. Die Lautstärke-Wippe und die Ein-Aus-Taste rechts haben etwas Spiel. Das scheint gewollt zu sein, wäre aber nicht unbedingt nötig gewesen. Motorola hat sogar noch eine weitere Taste links untergebracht. Sie startet den Google Assistenten per Knopfdruck. Es wird zunehmend beliebter, Sprachassistenten auch auf einem Phone oder einer Smartwatch zu verwenden, also eigentlich eine gute Idee. Dass wir die Taste auch bei Abschaltung des Assistenten nicht deaktiviert oder umfunktioniert bekommen haben, ist aber etwas schade.

Dual-Sim-Schublade, aber keine Speichererweiterung
Dual-Sim-Schublade, aber keine Speichererweiterung

In der Schublade unten finden 2 Nano-Sim-Karten Platz – das G200 ist also ein Dual-Sim-Smartphone – eine Speichererweiterung allerdings leider nicht. Der USB-3.1.-Anschluss (Typ-C-Kabel) lädt den ausdauernden 5.000-mAh-Akku über das mitgelieferte 33W-TurboPower-Ladegerät in etwa 50 Minuten wieder voll auf. Kabelloses Laden ist leider nicht möglich. Ein 3,5mm-Kopfhöreranschluss fehlt. Der Lautsprecher an der Unterseite ist der einzige im Gerät. Er liefert einen erstaunlich guten, klaren, basslastigen und raumfüllenden Klang. Ist aber eben der einzige, weswegen das G200 kein Stereo bietet.

Klassisch. Motorola liefert eine Silikonhülle, ein Ladegerät und ein Kabel mit
Klassisch. Motorola liefert eine Silikonhülle, ein Ladegerät und ein Kabel mit

Wir könnten das G200 überdies gut in einer Hand halten und bedienen. Dank des 20:9-Formats wirkt das längliche Smartphone auch mit dem riesig klingenden 6,8-Zoll-„Max Vision“-Display handlich.

Ausstattung: G200 vs. G100

Motorola G200Motorola G100
Display6,8-Zoll-LCD mit FHD+-Auflösung (2460 x 1080px), 60-144 Hz Bildwiederholrate6,7-Zoll-LCD mit FHD+-Auflösung (2520 x 1080px), 90 Hz Bildwiederholrate
KameraDreifachkamera mit Weitwinkel (108 MP, f/1.9, Pixelgröße: 2,1µm), Ultraweitwinkel (13 MP, f/2.2, 1,12µm)
Tiefen-/Makro-Kamera mit 2 MP (f/2.4, 1,75µm), 3cm Fokussierabstand
Dreifachkamera mit Weitwinkel (64 MP, f/1.7, Pixelgröße: 1,4µm), Ultraweitwinkel (16 MP, f/2.2, 1,0µm)
Tiefenkamera mit 2 MP (f/2.4, 1,75µm)
ChipsetQualcomm Snapdragon 888+ 5GQualcomm Snapdragon 870 5G
Speicher/Preis128/8GB (449 Euro)128/8GB (499 Euro)
Akku5.000 mAh, 33W-Schnellladesystem, Ladegerät im Lieferumfang, kein kabelloses Laden5.000 mAh, 20W-Schnellladesystem, Ladegerät im Lieferumfang, kein kabelloses Laden
Misc5G, spitzwassergeschützt nach IP52, Gesichtserkennung, Fingerabdrucksensor im Einschaltknopf, WiFi 6E, Bluetooth 5.2, USB-C 3.1, NFC, Dual-Sim, kein 3,5-mm-Audio, keine Speichererweiterung5G, spitzwassergeschützt nach IP52, Gesichtserkennung, Fingerabdrucksensor im Einschaltknopf, WiFi 6, Bluetooth 5.1, USB-C 3.1, NFC, Dual-Sim/Speichereerweiterung, 3,5-mm-Audio
BetriebssystemAndroid 11 mit MyUX, Ready-For-PlattformAndroid 11 mit MyUX, Ready-For-Plattform

Im Vergleich zum Vorgänger G100 hat das G200 den noch potenteren Prozessor und vor allem das Display mit der schnellen 144-Hz-Wiederholrate spendiert bekommen (nur 90 Hz. im G100). Der Akku lädt im G200 schneller, und auch die Kamera hat Motorola verbessert. Das betrifft die Sensoren und die Pixelgrößen, aber auch die Tiefenkamera, die im G200 nun gleichzeitig eine Makrokamera ist. Dafür fehlen dem G200 die Speichererweiterung und der 3,5mm-Klinkenanschluss, den das G100 noch hatte.

Display

Hier sticht als erstes ins Auge, woran Motorola (neben dem Mono-Lautsprecher und dem fehlenden Klinkenanschluss) noch gespart hat. Das Display setzt zwar auf (bis zu) stolze 144 Hertz Bildwiederholrate – das ist selbst für diese Preisklasse ungewöhnlich. Allerdings verwendet der Hersteller hier ein einfaches IPS-LC-Display, also kein OLED.

OLED, noch einmal zur Erinnerung, arbeitet mit selbstleuchtenden Pixeln, die auch ganz ausgeschaltet werden können und dann echte Schwarzwerte liefern, hohe Kontraste sowieso.

Leider kein OLED: Das Display des Moto G200
Leider kein OLED: Das Display des Moto G200

All das bietet das Display im Motorola G200 leider nicht. Tatsächlich sehen auch die Farben weniger froh aus als auf Highclass-OLED-Displays. Farbliche Übergänge sind etwas zu klar zu erkennen. Die adaptive Display-Wiederholrate macht das Arbeiten angenehmer, wobei den Unterschied zwischen 120 und 144 Hz mit dem bloßen Auge wohl niemand wirklich erkennen kann.

Die maximale Helligkeit ist indes gut. Wir konnten auch in gleißendem Sonnenlicht auf dem Display noch gut etwas erkennen:

Hell genug ist das Display des G200, auch im Sonnenlicht

Kamera

Bei früheren Tests mit Motorola-Phones zeigte sich eigentlich immer, dass die Kameras hochsolide Ergebnisse erzeugten. Selbst wenn sie auf dem Display nicht immer hübsch aussahen. Leider können wir dem Motorola G200 das nicht uneingeschränkt attestieren. Bei besten Lichtverhältnissen ist noch alles okay, und selbst in den Schatten ist bei harten Kontrasten auf den besten Bildern noch gut etwas zu erkennen:

Bei anderen Kontrastbildern liefert die Hauptkamera allerdings nicht immer beste Ergebnisse:

Diese Bilder (aufgenommen mit der Haupt- und der Ultraweitwinkelkamera) sind wiederum in Ordnung:

Bei nachlassenden Lichtverhältnissen leidet nach und nach auch ein wenig die Bildqualität des G200:

Und bei Nacht scheinen Bewegungen tödlich für die Bildqualität zu sein:

Schöne Ergebnisse – zumindest bei gutem Licht – lieferte immerhin das dritte Objektiv, die Makro-Kamera:

Kommt nah an den Milchschaum heran: Der Makro-Modus im G200.

Bei der Frontkamera scheint ein Beautymodus voreingestellt zu sein. Separat deaktivieren lässt dieser sich nicht; nur, wenn wir die KI komplett ausschalten.

Beseitigt Falten und macht den Redaktionsleiter um 10 Jahre jünger. Danke, aber die schnöde Wahrheit ohne Beautymodus wäre uns lieber gewesen.

Kritik ist das natürlich mal wieder eine auf hohem Niveau. Für ein Mittelklasse-Smartphone ist die Kamera des G200 ziemlich gut.

Entsperrung, Akku, Speed und Spielerlebnis

Der Fingerabdrucksensor im G200, den Motorola im Ein-Aus-Knopf untergebracht hat, funktioniert wunderbar und zuverlässig. Die Gesichtsentsperrung bei guten Lichtverhältnissen und wenig Kopfschmuck (nur Brille, nur Mütze) ebenfalls schnell und meistens treffsicher. Mit Maske oder bei schlechten Lichtverhältnissen war die Gesichtserkennung aber gar nicht zu gebrauchen. Ohnehin war sie nach einem Geräteneustart nicht mehr aktiv, ohne dass wir sie ausgeschaltet hätten.

Mototola bietet für das G200 Gesten an. Die gewöhnliche Android-Steuerung mochten wir, das Auslösen von Screenshots mit drei Fingern ebenfalls. Der Unterschied zwischen Einschaltknopf drücken und Einschaltknopf kurz drücken ist uns allerdings nicht klar, und gelang uns auch in der Praxis nicht wirklich…

Muss einem erst einmal gelingen: Die Ein-Aus-Taste zweimal kurz drücken und dabei NICHT sofort das Gerät ein- und wieder ausschalten.

An der Akkulaufzeit haben wir nichts zu bemängeln. Wir kamen damit locker über anderthalb Tage. Nach einer ausgedehnten Fotosession hatten wir abends noch etwa 30 Prozent Akkuladung übrig. Das ist fantastisch.

Motorola setzt im G200 auf den allerbesten Chip des Vorjahres, den Snapdragon 888+. Und wie erwartet, liefert der im Test eine pfeilschnelle Reaktion. Wartezeiten gibt es praktisch nicht. Einen Unterschied zu einem anderen Top-Prozessor merken wir aber in der Praxis natürlich auch nicht. Im Geekbench 5 lässt das Gerät dann auch vermeintlich potentere Konkurrenz wie das Samsung Galaxy S21 Ultra hinter sich. Auch im PCMark-Benchmark rangiert das G200 weit vorne. Überrascht haben uns höchstens die Ergebnisse des Display-Tests 3DMark Wildlife, der offenbar keinen Zugang zu den vollen 144 Hertz bekam und unser Smartphone deswegen mit einem Mittelfeldplatz bestrafte.

Klare Sache aber: Motorola richtet das Gerät mit diesem Powerpaket und dem 144-Hz-Modus an Gamer. Zumal sich das Gerät via Kabel und die integrierte Plattform Ready for auch an einen größeren Bildschirm anschließen lässt.

In unserem Testspiel Asphalt Legends 9 sammelte das G200 dann auch massig Punkte. Die hohe Bildwiederholrate konnte ihre Vorzüge hier voll ausspielen. Nichts ruckelte, selbst aufwändigste Darstellungen flossen durchs Bild. Doch auch hier: echte Schwarzwerte und vor allem Stereosound wären uns noch ein wenig lieber gewesen.

Unsere Bewertung
  • Pfeilschneller Prozessor
  • 144-Hz-Display
  • Tolle Verarbeitung, schönes Design
  • Gute Akkulaufzeit
  • Kein Stereo-Sound
  • kein kabelloses Laden möglich
  • Nur 100 GB freier Speicher, keine Erweiterung möglich
  • Nur LC-Display, kein OLED

Fazit: Was ist das Motorola G200?

Gaming-Flaggschiff light, aber dann nicht ganz zu Ende ausgestattet. So würden wir unsere Eindrücke des Motorola G200 zusammenfassen. Es ist, als hätte Motorola einen Rennwagenmotor in einen Golf eingebaut, dann aber die Windschutzscheibe mit Stahlwolle poliert. Die Maschinerie ist pfeilschnell und gehört zu den besten auf den Markt. Und zusammen mit dem Display wird beim Spielen kein Auge trocken.

Zumindest fast keins. Denn mit Stereolautsprechern und einem OLED-Display wäre noch mehr möglich gewesen. Und auch mit einem etwas größeren Speicher, denn 128 GB (wovon nur etwas über 100 GB frei verfügbar sind), sind bei einem Gaming-Smartphone schnell voll.

Uns ist natürlich klar, dass Motorola bei einem Verkaufspreis von 450 Euro an etwas sparen muss. Dazu gehört offenbar auch die Kamera. Alles in allem hat die Arbeit mit dem G200 aber Spaß gemacht. Ein Smartphone für den Durchschnitts-Büroangestellten, der wenig fotografiert, der auf dem Heimweg in der Bahn dann aber anständig zocken möchte. Oder für wen sonst? Wir haben es nicht so ganz herausgefunden…

Neue Beiträge abonnieren!

Täglich frisch um 17 Uhr im Postfach

Themenauswahl

Änderungen jederzeit über die Abo-Verwaltung möglich – weitere Themen verfügbar

Jetzt kommentieren!

Ein Kommentar zu “Gaming-Smartphone Motorola G200 im Test: Ein Auge bleibt trocken

Schreibe einen Kommentar

*
*
Bitte nimm Kenntnis von unseren Datenschutzhinweisen.