Fairphone: Reparieren, lange nutzen, Umwelt schonen

Akku ohne Werkzeug tauschen, Display und Kamera nur mit einem Schraubendreher. Kein Smartphone lässt sich so einfach reparieren wie das Fairphone 3+.

Fairphone: Reparieren, lange nutzen, Umwelt schonen
Frau mit Fairphone 3+ (Bild: Fairphone)

Wenn euer ökologische Gewissen beim Kauf mitentscheidet, dann solltet ihr euch das Fairphone anschauen. Dieses Smartphone ist möglichst konfliktfrei, recycelbar und langlebig – sprich: nicht ganz so schädlich für die Umwelt wie andere Smartphones.

Das hat allerdings einen Preis: Es gibt nicht jedes Jahr ein neues Modell. Die Leistung ist nur Mittelklasse. Und der Kaufpreis liegt höher als bei anderen Geräten mit vergleichbarer Technik.

Wenn ein Teil kaputt ist, könnt ihr es austauschen. Das ist sogar wörtlich gemeint: IHR könnt es austauschen. Die einzelnen Module bietet Fairphone zum Nachbestellen an. Passendes Werkzeug gehört sogar schon zum Lieferumfang.

Der Schwerpunkt dieses Beitrags liegt auf der Reparierbarkeit des Fairphones 3+.

Das Fairphone 3+ ist nicht verklebt

Das Fairphone ist nicht so dünn wie andere Smartphones. Es hat einen vergleichsweise dicken Rahmen um das Display und ist nicht wasserdicht.

Doch was andere Smartphones auf den ersten Blick attraktiver macht, ist ökologisch gesehen ein riesiger Nachteil. Deren Gehäuse lassen sich nur noch schwer öffnen, weil alles verklebt ist – auch Akku und Display. Viele Komponenten sind auf die Platine gelötet oder anderweitig fest verbaut.

Alle Module des Fairphone 3+. Es fehlen bloß die Schrauben (Bild: Fairphone, Bearbeitung: Euronics)

Wer so ein Smartphone reparieren möchte, muss es erst einmal auseinander reißen, also noch weiter kaputt machen, bevor er es reparieren und wieder zusammensetzen kann.

Beim Fairphone ist das anders. Die Abdeckung auf der Rückseite (Nr. 1 im Bild) könnt ihr einfach abnehmen, sie ist nur aufgeklemmt. Den Akku (Nr. 2 im Bild) nehmt ihr heraus, indem ihr den Fingernagel in eine Kerbe setzt und dann den Akku heraushebelt. So wie das früher war.

Wenn ihr mehr tauschen wollt, müsst ihr zum Schraubendreher greifen. Ein passendes Gerät liegt bei. Komfortabler geht es mit einem eigenen, größeren Modell.

So repariert ihr das Fairphone 3+

Wenn ihr die 13 Kreuzschlitzschrauben entfernt habt, könnt ihr das Display (Nr. 8 im Bild oben) mit etwas Vorsicht abhebeln. Der Schraubdreher hat einen Hebel aus Kunststoff am Ende des Griffs bereits integriert. Nehmt bitte kein Werkzeug aus Metall, das sich statisch aufladen kann.

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Darunter kommen vier Module (Nr. 4–7 im Bild oben) zum Vorschein, die ihr einzeln herausnehmen könnt, nachdem ihr die letzten Schrauben entfernt habt. Die Kontakte sind lediglich gesteckt. Dadurch geht auch das Einbauen unkompliziert.

Die vier Module enthalten teilweise mehrere Komponenten:

  • Nr. 4 im Bild oben: Frontkamera, Telefon-Lautsprecher, Zweitmikrofon, Klinkenanschluss für Kopfhörer
  • Nr. 5 im Bild oben: Lautsprecher
  • Nr. 6 im Bild oben: Vibrationsmotor, Mikrofon, USB-C-Port
  • Nr. 7 im Bild oben: Hauptkamera

Die Module mit mehreren Komponenten könnt ihr teilweise noch weiter zerlegen. Dafür braucht ihr dann wieder einen Schraubendreher – und etwas Geschick. Das ist aber letztlich nicht vorgesehen, da ihr nur diese vier Module nachkaufen und einbauen könnt.

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Nicht austauschen könnt ihr Komponenten, die auf der Platine (Nr. 3 im Bild oben, noch verbunden mit dem Rahmen) verlötet sind:

  • Näherungssensor
  • Umgebungslichtsensor
  • Blitz-LEDs
  • Prozessor
  • Arbeitsspeicher/RAM
  • Speicher
  • Funk-Komponenten (WLAN, Bluetooth usw.)

Und damit ist dann auch klar, warum das Fairphone nicht so dünn sein kann wie andere Smartphones. Die einzelnen Module benötigen mehr Platz, wenn sie nicht verklebt sind.

Das Display braucht zudem einen Rahmen, wenn es nicht durch Klebstoff fixiert wurde. Und ein Gerät, das ihr einfach so aufschrauben könnt, kann auch nicht wasserdicht sein. Prinzipbedingt.

Welche Fairphone-Upgrades sind sinnvoll?

Theoretisch besteht die Möglichkeit, auf diese Weise die Hardware upzudaten, wie das bereits mit der Software geschieht. Ein Upgrade von 16 auf 48 Megapixel? Oder ein Upgrade von einer Linse auf zwei oder sogar drei?

Erstes gibt es bereits für das Fairphone 3. Letzteres wird es wohl nie geben – weil der Platz im Modul fehlt und die Platine schlichtweg nicht dafür vorbereitet ist. Und die wird kein Upgrade erhalten.

Kamera-Modul des Fairphone 3+
Das Kamera-Modul des Fairphone 3+ mit 48 Megapixel und Pixel-Binning (Bilder: Fairphone)

Die Module sind vor allem für einen Austausch im Schadensfall gedacht – damit ihr den Rest des Geräts weiternutzen könnt. Das ist der ökologische Gedanke dahinter.

Ein neuer Akku für das Fairphone 3+ kostet 30 Euro, ein neues Display 90 Euro. Sogar für das 2015 erschienene Fairphone 2 könnt ihr noch Module nachkaufen.

Verantwortungsvoll konsumieren

Wer sich ein Fairphone kauft, um jährlich neue Module einzubauen, steckt dagegen immer noch in der alten Konsumschleife fest. Dabei ist das Ziel doch, genau diesem Hamsterrad zu entkommen. Entsprechend bietet Fairphone auch nur selten neue Module an.

Das Fairphone ist – und bleibt daher auch – ein gutes Mittelklasse-Smartphone. Es macht das, was ein Smartphone normalerweise macht: telefonieren, ins Internet gehen, ein paar Apps beherbergen, unterwegs einen Schnappschuss machen.

Das Fairphone ist kein Gerät zum Angeben, es hat keine Highend-Kamera mit eingebauter Bildbearbeitung für Instagram oder TikTok, keine Spielekonsole, kein Smartphone mit tausend Apps, die alle gleichzeitig aktiv sind.

Das Fairphone 3+ in Zahlen

Das Fairphone 3+ ist mit einem 5,65 Zoll großen Bildschirm noch recht kompakt und eines der wenigen Smartphones unter 6 Zoll. Dennoch verfügt es über eine hohe Auflösung von 2.160 x 1.080 Pixeln. Es misst 15,8 x 7,2 x 0,99 cm und wiegt 189 Gramm.

Der Prozessor Snapdragon 632 macht das Fairphone 3+ zur Mittelklasse. Er ist schon älter und nicht der schnellste, aber solide. Er ermöglicht eine Nutzung von mehreren Jahren, wenn ihr das Gerät schlank haltet. Hinzu kommen noch 4 GB Arbeitsspeicher und 64 GB für Apps und Daten. Diesen Speicher könnt ihr aber noch erweitern.

Das Fairphone 3+ ist nicht dünn und auch nicht leicht, aber es ist ein Smartphone, das möglichst wenig Umweltressourcen verbraucht (Bild: Fairphone)

Die Kamera auf der Rückseite des Fairphone 3+ fasst 48 Megapixel (f/1.79, Pixel-Binning). Im Vorgänger, dem Fairphone 3, waren es noch 16 Megapixel. Doch dort könnt ihr auch das neue, bessere Kameramodul einsetzen. Die Frontkamera fasst 16 MP bzw. 8 MP.

Das Fairphone 3+ verfügt über WLAN ac, Bluetooth 5.0, NFC, USB-C, 3,5-mm-Klinke, einen austauschbaren 3.000-mAh-Akku und Android 10. Ihr könnt aber auch das alternative mobile Betriebssystem /e/ installieren oder das Phone sogar damit kaufen.

Fairphone 3 / Fairphone 3+ (Gewicht: 189 Gramm)
Maße: 158 x 71,8 x 9,9 mm
Prozessor: Qualcomm Snapdragon 632 / Grafikeinheit: Adreno 506
Display: 5,65 Zoll Touchdisplay, 2.160 x 1.080 Pixel (18:9-Seitenverhältnis)
Arbeitsspeicher: 4 GB / Flashspeicher: 64 GB, erweiterbar via microSDXC-Karte
Kamera: rückseitig 48 MP (f/1.79 – Fairphone 3+) bzw. 16 MP (Fairphone 3) / Frontkamera mit 16 MP (Fairphone 3+) bzw. 8 MP (Fairphone 3)
Ausstattung: WLAN 802.11 a/b/g/n/ac / Bluetooth 5.0 / NFC / USB-C-Anschluss / Fingerabdruckscanner / 3,5-mm-Klinkenanschluss
Betriebssystem: Android 10 / alternative OS installierbar
Akku: 3.000 mAh / austauschbar / keine Info zur Laufzeit

Aktion zum Umwelttag

Zum Umwelttag am 5. Juni führt Fairphone eine Redemption Campaign durch, die bis zum 20. Juni 2021 geht. Im Mittelpunkt steht die Reparierbarkeit des Smartphones.

Wenn ihr bis zu diesem Tag ein Fairphone 3 oder Fairphone 3+ bei teilnehmenden Partnern kauft, könnt ihr einen 50-Euro-Gutschein im Onlineshop von Fairphone redeemen. Sprich: Ihr könnt zu einem späteren Zeitpunkt Fairphone-Ersatzteile in diesem Wert erwerben. Beachtet bitte die genauen Teilnahmebedingungen.

Was ein nachhaltiges Smartphone ausmacht

Ein Smartphone möglichst lange zu nutzen, ist ein wichtiger Beitrag zu einem nachhaltigen Leben.

Fairphone informiert sich in einer ruandischen Mine, unter welchen Bedingungen die Arbeiter:innen Wolfram abbauen (Bild: Fairphone)

Das muss nicht das Fairphone sein. Aber wenn ihr euch anschaut, wie lange sich ein Smartphone tatsächlich nutzen lässt, dann führt die einfache und günstige Reparierbarkeit des Fairphones dazu, dass dieses Smartphone dann doch in der engeren Wahl ist.

Darüber hinaus verwendet das Fairphone viele recycelte Materialien – Kunststoffe, Aluminium, aber auch seltene Erden. Diese werden aus alten Smartphones gewonnen oder zumindest umweltschonender als bei anderen Smartphones. Sie stammen auch nach Möglichkeit aus konfliktfreien Quellen. Zudem achtet Fairphone auf faire Arbeitsbedingungen und Lieferketten.

Kollege Sven Wernike hat das Thema noch ausführlicher in seinem Beitrag über nachhaltige Smartphones beschrieben.

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