Amazfit Bip U Pro im Test: Smartwatch für 60 Euro überrascht

Wozu 300 Euro ausgeben, wenn eine Smartwatch wie die Amazfit Bip U Pro für um die 60 Euro (fast) alles bietet?

Amazfit Bip U Pro im Test: Smartwatch für 60 Euro überrascht

Zugegeben: Vor meinem Test der Amazfit Bip U Pro war ich etwas voreingenommen. Ich glaubte, für deutlich unter 100 Euro gäbe es garantiert keine vernünftige Smartwatch. Ich nahm die Uhr mit in den Urlaub, ging mit ihr baden und wandern, behandelte sie (unbeabsichtigt) auch mal grob. Jetzt weiß ich: Die Bip U Pro ist sehr viel besser, als ich dachte. Aber sie hat auch einige Schwächen.

Das bietet die Amazfit Bip U Pro

Beim flüchtigen Anschauen erinnert die Amazfit Bip U Pro ein wenig an eine Apple Watch. Das Gewicht von nur 31 Gramm deutet aber auch an: Es dominiert Kunststoff. Dennoch hinterlässt die Armbanduhr einen sportlich-schicken Eindruck, der mir sehr zusagt.

Schlichte, aber stylische Packung. Viel Zubehör bietet die Amazfit Bip U Pro aber nicht. (Foto: Sven Wernicke)
Schlichte, aber stylische Packung. Viel Zubehör bietet die Amazfit Bip U Pro aber nicht. (Foto: Sven Wernicke)

Gewiss dem Preis geschuldet ist der schmale Lieferumfang. Magnetisches Ladekabel, Infoheftchen, Uhr – mehr gibt’s nicht. Ein USB-Netzteil braucht ihr also noch (es sei denn, ihr wollt sie am Laptop aufladen). Dafür möchte die Amazfit Bip U Pro mit technischen Finessen punkten, die ich in der Form eher in höherpreisigen Produkten erwartet hätte. Herzfrequenz- und Stressüberwachung sowie Blutsauerstoff-Messung sind definitiv Highlights der angenehm-kompakten Uhr.

Technische Daten Amazfit Bip U Pro

Gewicht:31 Gramm (mit Standard-Armband)
Schutz:Wasserdicht bis 50m (5 ATM)
Display:1,43 Zoll TFT, Auflösung 320 x 302 Pixel
Sensoren:Biologisch-optischer Sensor BioTracker 2 PPG
6-Achsen-Beschleunigungssensor
6-Achsen-Gyrosokop
GPS
Akku:Ladezeit zirka 2 Stunden, Laufzeit rund 9 Tage
Betriebssystem:RTOS

Wenig Speicher und viele Funktionen

Klar, bei einem 60-Euro-Gerät erhaltet ihr keinen OLED-Bildschirm, aber auch der 1,43 Zoll große TFT leistet gute Dienste und ist zumindest bei maximaler Helligkeitseinstellung hervorragend ablesbar – jederzeit und auch bei strahlendem Sonnenschein. 50 Ziffernblätter stehen zur Auswahl, wobei ihr nur eine gewisse Anzahl direkt auf der Uhr speichern könnt. Für mehr als vier Motive reicht der Speicherplatz der Bip U Pro aber nicht aus.

Hinweis: Ihr braucht noch ein USB-Netzteil, das dem Lieferumfang nicht beiliegt. (Foto: Sven Wernicke)
Ihr braucht noch ein USB-Netzteil, das dem Lieferumfang nicht beiliegt. (Foto: Sven Wernicke)

Über 60 Sportmodi stehen zur Auswahl. Das integrierte GPS-Modul erlaubt eine genaue Ortung, erkennt aber nicht selbständig die gerade ausgeführte Aktivität. Abgesehen vom normalen Schrittzähler. Zusätzlich verfügt das Gadget über einen Menstruationszyklus-Kalender, eine automatisierte Zusammenfassung eures Gesundheitszustands und eine Schlafüberwachung. Klingt alles gut, aber nicht alles ist vollends zufriedenstellend. Das fängt schon bei der Einrichtung an…

Unkomplizierte Einrichtung…

Dreh- und Angelpunkt für Statistiken und andere „Spielereien“ mit der Uhr ist die Zepp-App von Amazfit, die sich bei Bedarf auch mit Google Fit, Relive, WeChat oder Strava Daten synchronisieren kann. Vorausgesetzt, ihr habt euer Telefon mit der Uhr verbunden. In meinem Fall war das schnell erledigt – wirklich wenig aufwändig.

Beim ersten Einschalten erwartet euch ein QR-Code. Den müsst ihr in der App nur einscannen, schon geht's los. (Foto: Sven Wernicke)
Beim ersten Einschalten erwartet euch ein QR-Code. Den müsst ihr in der App nur einscannen, schon geht’s los. (Foto: Sven Wernicke)

Zepp lässt euch bequem die Ziffernblätter tauschen und Vitalwerte der letzten Zeit abrufen. Standardmäßig zeichnet die Uhr alle zehn Minuten die aktuellen Herzfrequenz-Werte auf, genauso zum Beispiel 150 Mal pro Minute den Puls (und damit den Stresspegel). SpO2, also die Blutsauerstoff-Messung, führt ihr dagegen manuell aus. Das ist sinnvoll, denn die Funktion belastet den Akku sehr stark. Und eine Analyse muss nicht stündlich erfolgen, sondern höchstens täglich.

…, aber die Amazfit Bip U Pro macht kleinere Probleme

So weit, so gut. Doch es gibt allerlei Ungereimtheiten. Trotz zahlloser Versuche gelang es mir nicht, Benachrichtigungen vom Smartphone auf der Smartwatch anzeigen zu lassen. Auch erkennt Zepp Schlafanalyse-Werte, obwohl ich die Uhr nicht einmal im Schlafzimmer liegen hatte oder sie in der Nacht trug.

Die Sensoren auf der Rückseite der Smartwatch. (Foto: Sven Wernicke)
Die Sensoren auf der Rückseite der Smartwatch. (Foto: Sven Wernicke)

Und: Der SpO2-Sensor funktioniert sehr unpräzise bzw. offenbar auch nur, wenn er Lust dazu hat. Ihr müsst die Amazfit Bip U Pro sehr fest am Armgelenk tragen, damit überhaupt eine Messung startet. Das ist technisch bedingt, aber klappt leider unzuverlässig. Dies ist schon ernüchternd und lässt in mir die Frage aufkommen: Wie genau sind eigentlich Puls- und Herzfrequenzmessung? Zumindest laut Statistiken ist alles im grünen Bereich.

Dass die Uhr Aktivitäten trotz GPS und Gyroskop nicht automatisch erkennt, ist bedauerlich. So müsst ihr vor dem Start eures Trainings eine Sportart auswählen, was dank der intuitiven Bedienung via Touchscreen und Taste immerhin schnell erledigt ist. Trotzdem schade.

Hin und wieder hat die Smartwatch Schwierigkeiten, den Bildschirm mit Uhranzeige rechtzeitig zu aktivieren. Dann müsst ihr die Taste drücken. Das ist etwas doof, aber gerade noch so verschmerzbar.

Alexa an Bord

Dank eines integrierten Mikrofons könnt ihr sogar Alexa einsetzen, sofern eine Verbindung zum Smartphone und damit Internet besteht. Die Ergebnisse sind teils skurril, zum Beispiel zeigt die Smartwatch englische Antworten oder falsche Maßangaben an. Obwohl in der Zepp-App alles korrekt konfiguriert ist.

Alexa spuckt manchmal lustige Infos aus. (Foto: Sven Wernicke)
Alexa spuckt manchmal lustige Infos aus. (Foto: Sven Wernicke)

Manchmal dagegen ist das Sprachassistenten-Feature ganz praktisch bzw. witzig. Ihr könnt auf diese Weise zum Beispiel euer Smart Home steuern. Also alle Befehle nutzen, die ihr auch daheim zum Bedienen des Lichts nutzt.

Die schönen Seiten der Uhr

Zwar sind jetzt schon zwei kleine Kratzer auf dem Display zu erkennen, doch das war meine Schuld. Auch etwas mehr Action im Alltag steckt die Amazfit Bip U Pro locker weg. Sie ist ein echt robustes Stück Technik, das ihr tatsächlich ohne weiteres eine Woche nicht aufzuladen braucht.

Dies liegt an der im Vergleich zur Apple Watch oder Samsung Galaxy Watch einfachen Technik und dem Betriebssystem RTOS, das sich auf das Wesentliche konzentriert und keinen unnötigen Schnickschnack bietet. Das führt zwar dazu, dass sich die Bip U Pro eher wie ein Fitness-Armband anfühlt, andererseits aber eine richtige Anzeige und ansprechende Ziffernblätter bietet.

Mehr als Touchscreen und diesen Button braucht ihr nicht. (Foto: Sven Wernicke)
Mehr als Touchscreen und diesen Button braucht ihr nicht. (Foto: Sven Wernicke)

Die Folge ist, dass ihr die Bip U Pro nicht mit zig Apps erweitern oder sie als Navigationsgerät nutzen könnt. Nein, hier geht’s in erster Linie um Uhrzeit und Gesundheitsdaten sowie Sport-Statistiken. „Weniger ist mehr“ ist hier die Devise, die aufgeht.

Und wie schon gesagt: Die Bip U Pro sieht sehr gut aus. Das elastische Armband ist zwar nicht allzu atmungsaktiv, passt aber bestens zur Uhr. Ich schnalle sie mittlerweile echt sehr gerne um, was auch einen anderen Grund hat…

Vom Smartphone-Glotzer zum Uhrenträger

Eigentlich bin ich seit vielen Jahren kein Uhrenträger mehr, stattdessen benutze ich das Smartphone. Und das ist eigentlich eine gar nicht mal so gute Idee. Ich schaue aufs Telefon für die Uhrzeit und sehe plötzlich drei, vier Benachrichtigungen. Hier noch im Messenger etwas beantworten, dort noch etwas lesen, da eine Mail beantworten. Und schon wieder stehe ich fünf Minuten am Straßenrand rum, obwohl ich doch eigentlich nur die Uhrzeit checken wollte. Mit einer Smartwatch wie der Amazfit Bip U Pro, die die Benachrichtigungen nicht so recht darstellen mag, kann das nicht mehr passieren.

Im Urlaub hatte ich sie jeden Tag um und dabei. Und mein Telefon blieb häufiger in der Tasche. Eine gute Sache – gerade dann, wenn man sich und seinem Kopf mal eine Pause gönnen möchte. Vielleicht kann eine Smartwatch ja sogar ein wenig zum Digital Detox beitragen?

Fazit: Die Amazfit Bip U Pro bietet viel für wenig Geld

Mein Fazit ist ein positives. Ich mag meine Amazfit Bip U Pro gerne, ich mache sie bereits intuitiv beim Verlassen des Hauses um und spare mir häufiger den Blick aufs Smartphone. Klar, das kann jede andere Smartwatch auch, aber: Diese Uhr kostet deutlich unter 100 Euro und bietet trotz des schmalen Preises viele Komfortfunktionen. Nicht alles klappt so, wie ich es mir erhofft hatte, aber letztlich kann die Uhr sehr viel mehr, als ich anfänglich dachte.

Nicht ganz perfekt, aber die Amazfit Bip U Pro macht eine gute Figur. (Foto: Sven Wernicke)
Nicht ganz perfekt, aber die Amazfit Bip U Pro macht eine gute Figur. (Foto: Sven Wernicke)

Herzfrequenz, Puls bzw. Stress, Statistiken und auch ein wenig Alexa sind schon sehr praktisch. Dass der SpO2-Sensor manchmal keine Resultate liefert, ist meiner Auffassung nach verschmerzbar. Dann versucht man es eben noch einmal.

Wenn ihr für 60 Euro nichts erwartet, dann dürfte euch die Amazfit Bip U Pro begeistern. Gefällt, macht Spaß, reicht vollkommen aus und ist ein wenig smart. Sind euch 150 oder gar 300 Euro für eine clevere Uhr zu happig, habt ihr nun die richtige Uhr für euch gefunden. In meinen Augen ist die Bip U Pro durchaus auch eine stimmige Smartwatch für Senioren.

Die Amazfit Bip U Pro ist bei Euronics erhältlich.

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4 Kommentare zu “Amazfit Bip U Pro im Test: Smartwatch für 60 Euro überrascht

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