Winter is here – und einige der Energiespartipps, die ich gelesen habe (oder sogar selbst geschrieben), befolge ich überraschenderweise nur halbherzig. Doch damit war zu rechnen: In der Praxis sieht es oft anders aus als in der Theorie.
Thermometer statt elektrischer Thermostate
Jeder Artikel zum Energiesparen enthält garantiert diesen Tipp: elektrische Thermostate. Ich habe keine, brauche sie auch nicht, erst recht keine smarten, denn meine Wohnung ist klein. Von den fünf Heizkörpern nutze ich zwei erst gar nicht, die im Schlafzimmer und in der Küche. Die restlichen drei regle ich von Hand.
Warum also der Hype um elektrische Thermostate? – Die integrierten Sensoren verhindern, dass es zu kalt wird (Schimmelgefahr) oder zu warm (Energieverschwendung). Bei vielen Heizkörpern im Haus ist das praktisch. Ich habe mir stattdessen ein analoges Thermometer gekauft – für 3,99 Euro. Es hing an einem Aufsteller neben der Kasse.
Wenn mir kalt wird und das Thermometer sagt, dass es auch im Raum kälter geworden ist, drehe ich das Thermostat auf. Wenn sich die Temperatur nicht verändert hat, liegt es an mir. Dann heißt es: Blutdruck hochschrauben. Körper in Gang bringen. Ein paar Übungen in der Wohnung machen. Einen Spaziergang draußen. Tee trinken. Wärmflasche auffüllen. Mehr anziehen.
Die Alternative wäre ein Luftgütemesser gewesen, den ich hier noch herumliegen habe. Doch um die Temperatur abzulesen, müsste ich erst das Smartphone zur Hand nehmen, entsperren, die App aufrufen, in der App die Synchronisation abwarten, die Ansicht wechseln und einen Slider verschieben. Das dauert mir einfach zu lange.
In der Regel zeigt mein Thermometer 18 Grad an. Zwischendurch sinkt es auch mal auf 16. Dann muss ich dringend heizen, damit kein Schimmel in der Wohnung entsteht.
Körper statt Raum aufwärmen
So tiefe Temperaturen sind dann auch mir zu kalt. Dabei ist nicht die objektiv gemessene Gradzahl im Raum entscheidend, sondern wie es mir gerade damit geht.
Ich darf meine Körperwärme nicht so leicht verlieren, also isoliere ich ihn gut: Ich trage Merinowolle direkt auf der Haut. Darüber schichte ich dann wie eine Zwiebel. Darunter staut sich die Wärme. Also: Nicht der so oft empfohlene Pullover oben drüber macht den Unterschied, sondern die eng anliegende Schicht Merino auf der Haut.
Erst dann stellt sich die Frage: Kann der Körper selbst genug Wärme produzieren? Und wieviel Wärme muss ich stattdessen möglichst nah an den Körper bringen?
Bewegung ist das A und O, denn die Muskulatur erzeugt im Körper die Wärme. Ich stehe zwischendurch auf, wenn mir kalt ist, gehe in die Küche oder trage etwas von A nach B. Oder ich mache direkt etwas Sport. Das mache ich allerdings auch alles im Sommer, im Winter versuche ich zusätzlich öfter raus in die Kälte zu gehen.
Es härtet den Körper ab, wenn er immer wieder der Kälte ausgesetzt ist. Das lässt mich dann die geringe Wärme drinnen (aber immerhin Wärme!) angenehm empfinden.
Während ich im Sommer versucht habe, alle Erledigungen außer Haus in einem Schwung zu erledigen (Spaziergang mit dem Einkauf verbinden, davor noch ein Paket wegbringen), so war mein Vorsatz für den Winter, dies auf mehrere Gänge zu verteilen, um den Körper in Bewegung zu erhalten.
Doch leider klappt das nicht so gut. Ich schaffe es einfach nicht, morgens um acht einkaufen zu gehen, um dann um neun mit einem heißen Tee am Rechner zu sitzen.
Wärme von außen kommt in Form einer Wärmflasche, also möglichst körpernah. Sie begleitet mich an kalten Tagen überall hin – vom Schreibtischstuhl zum Sofa und abends mit ins Bett.
Effektiv lüften
Natürlich achte ich darauf, dass meine Räume nicht auskühlen, denn ich möchte keinen Schimmel in meiner Wohnung haben. Konsequent lüfte ich morgens und abends durch. Zehn Minuten, mit einem Luftzug quer durch die gesamte Wohnung.
Lüften soll man nicht unbedingt nach einem Zeitplan, sondern wenn der Sauerstoff verbraucht ist oder wenn die Luftfeuchtigkeit zu hoch ist. Ein Indikator für zu wenig Sauerstoff ist ein hoher CO2-Gehalt. Wer sich wegen Corona eine CO2-Ampel gekauft hat, kann diese jetzt auch dafür nutzen.
Die Luftfeuchtigkeit sollte zwischen 40 und 60 Prozent liegen. Leider habe ich mir beim Kauf des Thermometers nicht eines der vielen Kombigeräte gekauft: Thermometer + Hygrometer.
Meine Wäsche trockne ich im kleinen Badezimmer, andere Möglichkeiten gibt es nicht im Haus. Der Wäscheständer passt gerade so hinein. Heizen, lüften, heizen, lüften. Die Wäsche ist relativ schnell trocken, der Energieaufwand für das Heizen des kleinen Raumes begrenzt. Weniger waschen ist hier der größte Energiesparer. Wolle auslüften statt waschen. Und wieder: Merino auf der Haut tragen.
Das Problem mit den Türen
Es gibt einen weiteren Rat, dem ich nicht folge. Ich schließe nicht die Türen und teile damit meine Wohnung nicht in unterschiedliche Temperaturzonen ein.
Momentan heize ich das Schlafzimmer vom Wohnzimmer aus mit. In meinem Fall ist das auch sinnvoll, da das Schlafzimmer recht klein ist und sich viele Stoffe darin befinden, sogar direkt vor der Wand. Da sind dann die Stellen, an denen leicht Schimmel entsteht. Eine höhere Temperatur kann dies verhindern. Allerdings sollte ich beginnen, den Heizkörper im Raum zu nutzen.
Die Tür zwischen Wohnzimmer und Flur schließe ich auch nicht. Ich gehe schlichtweg zu häufig hindurch und vergesse es dann irgendwann. Vom Flur gehen Bad und Küche ab. Am anderen Ende befindet sich die Wohnungstür, mit einem großen Spalt darunter, den ich noch nicht abgedichtet habe. Allerdings befindet sich dahinter ein kleiner Vorraum, den ich mir mit der Nachbarin teile. Dort ist es nicht so kühl wie im Treppenhaus.
Der kleine Luxus beim Duschen
Was sich als Energiespartipp ebenfalls in allen Ratgebern findet: kürzer duschen. Die ersten Wochen war ich sehr diszipliniert. Mittlerweile hat die Disziplin nachgelassen. Ich dusche wieder heißer und länger als noch im Herbst, aber bei weitem nicht so heiß und lange wie in vergangenen Wintern.
Auch hatte ich mir vorgenommen, morgens früh zu duschen, wenn es andere im Haus auch machen. Ich wohne im dritten Stock eines Altbaus. Wenn ich nach etwas Sport am frühen Abend dusche, zapfe ich erst einmal kaltes Wasser aus einer mehr als 10 Meter langen Leitung. Das kalte Wasser muss ich dann als Warmwasser bezahlen. Mein Verhalten habe ich bislang nicht geändert. Auch das hat nicht geklappt.
Fazit: Minimalismus und Achtsamkeit
Mein Energiesparkonzept für diesen Winter lautet in aller Kürze: Minimalismus und Achtsamkeit. Ich besitze schon weniger Dinge als andere und wollte deshalb auch das Energiesparen nicht in Konsum ausarten lassen. Neue Geräte habe ich mir nicht angeschafft – von einem analogen Thermometer abgesehen.
Stattdessen frage ich mich im Moment, was die richtige Entscheidung ist: mehr heizen oder mich aufwärmen. Trotz einer sehr niedrigen Grundtemperatur in der Wohnung bin ich da nicht zu streng mit mir – auch weil mir die notwendige Disziplin fehlt, alle Energiespartipps konsequent durchzuhalten.
Beitragsbild: Peter Giesecke
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Erst einmal Danke & Bravo ! für diese Tipps. Denn ähnlich mache ich’s fast genauso.
Keine Türen schließen, wo keine frische Luft hinein gelangt, alle paar Std Fenster auf, dass die CO2 Ampel wieder runter auf 400 – 500 PPM geht. Wasser steht bei mir im Waschbecken, zur Mehrfachverwendung. Duschen, kann man den Stöpsel einstecken, je nachdem ob man Badewanne oder Dusche hat. Warme Klamotten sind das A und O , wenn man schon die Heizung drosseln muss, damit man nicht von seinen Heiz,-Wasser,Gas Kosten erschlagen wird, bei der nächsten Abrechnung.
Und nicht auf dümmliche Ratschläge, wie die Nutzung eines Waschlappens, im selben Atemzug wird einem noch von diesen Leuten erklärt, dass diejenigen selbst schon bestens ihr Haus isoliert, Wärme gedämmt haben, draußen vor ihrem Haus die Elektro Ladestation fürs E-Auto gerade angeschafft wurde, von Leuten die 5x so viel verdienen, wie man es selbst tut, aber von Rentnern, H4 Empfängern die man zuhauf im Supermarkt im Winter sieht, wo der Einkaufswagen so leer ist wie ein Mäusehaus, scheinbar in der Realität selbst noch nichts davon gesehen haben, weil sich diese Klientel nur reines BIO leistet und stolz auf ihre Energiesparratschläge ist.