HDR10+ Gaming: Immersiveres Spielerlebnis dank Samsung und Nvidia

Schärfer und besser: Der Standard HDR10+ Gaming verspricht ein hochwertigeres HDR-Erlebnis auf dem PC. Doch der Einstieg ist kostspielig.

HDR10+ Gaming: Immersiveres Spielerlebnis dank Samsung und Nvidia

HDR10+ Gaming präsentierte Hersteller Samsung erstmals auf der CES 2022 der Öffentlichkeit. Der Wunsch der Koreaner ist es, ein bestmögliches Spielerlebnis zu erzeugen. Doch dafür braucht es neben einem aktuellen Fernseher oder Monitor von Samsung aus dem Jahr 2022 auch einen Rechner mit einer starken Grafikkarte von Nvidia. Und um das Potenzial dieser teuren Hardware auszuschöpfen, müssen passende Spiele den neuen Standard unterstützen. Bisher sind das nur ein paar Games.

Ist HDR10+ Gaming also unnötig? Nicht unbedingt, denn die Pläne sind ambitioniert. Vor allem möchte Samsung dem ebenfalls neuen und konkurrierenden HDR-Standard Dolby Vision Gaming Paroli bieten.

Was ist HDR10+ Gaming und wie funktioniert es?

HDR10+ Gaming basiert auf dem von der HDR10+ Technologies entwickelten HDR-Standard HDR10+, den vor allem Samsung mit seinen Fernsehern vorantreibt. Die für Spielinhalte gedachte Gaming-Erweiterung bringt neben einem erweiterten Dynamikbereich und einer größeren Farbtiefe bis 10bit weitere Gaming-relevante Elemente mit, darunter Unterstützung für eine variable Bildwiederholfrequenz (VRR), eine automatische HDR-Kalibrierung und Tone Mapping bei einer niedrigen Latenz.

HDR10+ Gaming verspricht ein besseres HDR-Erlebnis, vor allem auf PCs. (Foto: Samsung)
HDR10+ Gaming verspricht ein besseres HDR-Erlebnis, vor allem auf PCs. (Foto: Samsung)

Was technisch klingen mag, ist gerade für Spieler enorm praktisch – und durchaus auch für Entwickler, die sich an einheitliche Vorgaben halten und so ein optimales Erlebnis für Gamer sicherstellen können. Sofern diese die passende Hardware besitzen.

HDR10+ Gaming hat konkrete Vorzüge: Das manuelle Kalibrieren des Displays für HDR-Spiele ist nicht mehr erforderlich. Das Spiel optimiert selbständig die Videoausgabe, berücksichtigt hier also explizit die kreative Intention der Entwickler, die zum Beispiel bestimmte Lichteffekte oder Farbdarstellungen integrieren möchten.

Zusätzlich kommt Tone Mapping zum Einsatz, das die Latenz nicht erhöht und basierend auf den HDR-Metadaten die digitalen Signale an die technischen Möglichkeiten des TV-Geräts anpasst.

Welche Hardware benötige ich?

Mit HDR10+ Gaming möchte zuerst Samsung Gamer dazu bewegen, sich neue Fernseher zu kaufen. Die 2022er-Modelle der NEO-QLED-Reihe, beginnend mit der Q70-Serie, soll zuerst von den neuen Möglichkeiten profitieren. Auch die ab 2022 erscheinenden Gaming-Monitore verfügen über HDR10+ Gaming. Panasonic, neben Samsung Mitbegründer von HDR10+ Technologies, dürfte perspektivisch auch auf den Gaming-Standard setzen, kündigte bisher aber noch keine TV-Geräte an.

Gaming-Monitore mit HDR10+ Gaming kommen im Jahresverlauf. (Foto: Samsung)
Gaming-Monitore mit HDR10+ Gaming kommen im Jahresverlauf. (Foto: Samsung)

Für HDR10+ Gaming braucht es ebenfalls passende Rechner. Und hier ist Chiphersteller Nvidia Vorreiter. Via Treiber-Update sollen alle Grafikkarten der RTX 16-, 20- und 30er-Serie im Jahresverlauf die Kompatibilität erhalten.

Kein Konsolen-Hersteller beabsichtigt gegenwärtig, HDR10+ Gaming zu unterstützen. Auch AMD ist mit seinen Grafikchips nicht mit von der Partie.

Wie unterscheidet sich HDR10+ Gaming von Dolby Vision Gaming und HGiG?

Wer sich ein klein wenig mit Dolby Vision Gaming beschäftigt hat, stellt sich zu Recht die Frage, wo die Unterschiede zu HDR10+ Gaming sind. Und tatsächlich: Bezogen auf die Features gibt’s keine nennenswerten Differenzen, abgesehen vielleicht von einem Aspekt: Dolby Vision Gaming verspricht zusätzlich eine Optimierung von Spielen, die „nur“ HDR oder Auto-HDR bieten. HDR10+ Gaming bietet ein ideales Bild nur bei Games, die auch darauf ausgelegt sind. Außerdem unterstützt Dolby Vision Gaming eine Farbtiefe von 12bit, HDR10+ Gaming maximal 10bit.

Dolby Vision Gaming ist dezent überlegen. (Foto: Microsoft)
Dolby Vision Gaming ist dezent überlegen. (Foto: Microsoft)

Grob kann man sagen: Dolby Vision Gaming ist derzeit exklusiv auf Konsolen (von Microsoft) verfügbar, das Gegenstück HDR10+ Gaming ausschließlich auf Rechnern (mit aktuellen Nvidia-Grafikkarten).

HGiG dagegen ist kein Standard, sondern eher eine Sammlung an Vorschlägen der HDR Gaming Interest Group (HGiG), wie Hersteller (von Fernsehern & Monitoren, aber auch Entwicklerstudios) ihre Produkte entwerfen sollten, um eine bestmögliche HDR-Qualität zu erhalten. HDR10+ Gaming verwendet beim Tone Mapping, also dem automatischen Kalibrieren der besten HDR-Qualität, sogar die Empfehlungen von HGiG. Sehr viele Unternehmen nutzen diese Vorgaben, darunter Sony bei der PlayStation 4 und 5, Microsoft bei seinen Xbox-Konsolen und die meisten Fernseherhersteller (Samsung, Sony, Panasonic, LG…).

HGiG lässt allerdings für anspruchsvolles Spielen wichtige Aspekte wie VRR und 120Hz Bildrate außen vor. Hier haben HDR10+ Gaming und Dolby Vision Gaming deutlich die Nase vorn.

Welche Spiele sind kompatibel?

Stand Januar 2022 ist das Angebot an Spielen, die das Potenzial von HDR10+ Gaming ausschöpfen, gering. Samsung nennt diese Titel:

  • Pinball FX
  • Redout 2
  • Happy Trails and the Kidnapped Princess

Aber mit der Veröffentlichung der kompatiblen Grafikkartentreiber von Nvidia könnte sich die Situation zum Positiven ändern. Sowieso ist eines klar: Ohne die Unterstützung bekannter und beliebter Spiele dürfte sich HDR10+ Gaming nicht durchsetzen.

Funktioniert HDR10+ Gaming auf Xbox Series S/X und PlayStation 5?

Bisher sind Microsoft und Sony nicht daran interessiert, HDR10+ Gaming für ihre Konsolen anzubieten. Dabei wäre das technisch möglich. Ein Software-Update für Xbox Series S/X und PlayStation 5 dürften genügen. Doch es sind vermutlich die individuellen Interessen, die dafür sorgen, dass sich das in Zukunft nicht ändert. Microsoft arbeitet eng mit Dolby zusammen, um für die aktuellen Xbox-Konsolen Dolby Vision Gaming zu etablieren.

HDR10+ Gaming für die PlayStation 5? Das ist derzeit unwahrscheinlich. (Foto: Sony)
HDR10+ Gaming für die PlayStation 5? Das ist derzeit unwahrscheinlich. (Foto: Sony)

Auch bei Sony ist die Begeisterung nicht allzu groß, HDR10+ Gaming zu unterstützen. Schon der für Videoinhalte verfügbare Standard HDR10+ fand bisher nicht den Weg auf die Bravia-Fernseher der Japaner. Aber auch für Dolby Vision scheint man sich bei Sony nicht so recht erwärmen zu können. Vorrangig verlässt sich das Unternehmen auf (reguläres) HDR bzw. HGiG.

Ob sich in den kommenden Jahren daran etwas ändert? Unklar.

Lohnt sich HDR10+ Gaming (jetzt schon)?

Nein. Derzeit (Stand Januar 2022) nicht. Für HDR10+ Gaming benötigt ihr einen höherpreisigen Fernseher und einen Computer mit einer kostspieligen Nvidia-Grafikkarte. Investiert ihr zum Beispiel 2000 Euro und mehr, könnt ihr nur ein paar Games mit diesem Standard erleben. Das ist – auch für Early Adopters und Enthusiasten – wirklich nicht sinnvoll.

Was bringt die Zukunft?

Es ist noch zu früh, über die Zukunft zu spekulieren. Fakt ist: HDR10+ konnte sich schon nicht durchsetzen – den auf Videoinhalte ausgelegten Standard findet ihr in erster Linie bei TV-Geräten von Samsung und Panasonic sowie bei einigen Serien von Amazon Prime Video. Zwar unterstützen über 128 Partner HDR10+, doch zu uns Verbrauchern dringt dies kaum durch. Möglich, dass dies auch bei dem Gaming-Ableger so verläuft.

HDR10+ konnte sich schon nicht etablieren... (Foto: HDR10+ Technologies)
HDR10+ konnte sich schon nicht etablieren… (Foto: HDR10+ Technologies)

Andererseits: HDR10+ Gaming hat Potenzial. Ein gleichwertiges Dolby Vision Gaming gibt’s für PC-Gamer bisher nicht, daher könnte der Standard Fuß fassen und mit Hilfe von Nvidia eine Verbreitung finden. Denn HDR10+ Gaming definiert klare Regeln, wie Rechner und Display miteinander optimal kommunizieren, um VRR, Tone Mapping, 120Hz und niedrige Latenz bei bester HDR-Qualität in Einklang zu bringen. In der Form gibt’s das auf dem PC noch nicht.

Sollten Spieler echte Mehrwerte sehen und kommende Games die Vorteile ausnutzen, hat der Standard eine Chance – vorausgesetzt, genügend Leute kaufen sich entsprechende Displays und Grafikkarten. Dennoch: Die Konkurrenz schläft nicht…

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