Der große Cloud-Gaming-Mini-Test: 4 Anbieter im Vergleich

Wir haben vier bekannte Cloud-Gaming-Anbietern einem Mini-Test unterzogen.

Der große Cloud-Gaming-Mini-Test: 4 Anbieter im Vergleich

Um die Cloud-Gaming-Bewegung ist es mittlerweile still geworden. Nachdem die großen Anbieter ihre Projekte angekündigt und veröffentlicht haben, scheint das Interesse der Gamer geringer als erwartet. Aber neue Technik muss sich oft erst einmal entwickeln. Gerade in der Pandemie-Zeit ist es doch schön, mit lediglich einem Bildschirm und einer Internetverbindung alle neuen Blockbuster-Titel zu spielen. 

Wir haben uns einige der größten Cloud-Gaming-Anbieter noch einmal angesehen, um zu schauen, wie sich die Technik entwickelt hat und ob sich ein Abo lohnt. Wir haben die Anbieter auf einem Windows-10-PC mit einer Internetleitung von 16 Mbit/s getestet. 

Diese Services haben wir getestet:

Amazon Luna: Der neuste Konkurrent im Ring

Amazon Luna startet im März 2023 und bietet auf den ersten Blick all die Vorzüge der bereits abgeschalteten oder auch noch aktiven Konkurrenz: Statt Spiele auf Konsole, PC oder Smartphone zu installieren, streamt ihr Gaming-Inhalte über eine Server-Farm auf den Bildschirm.

Luna Controller von Amazon. (Foto: Amazon)
Der Luna Controller von Amazon erinnert an Nintendos Pro Controller. (Foto: Amazon)

Amazon bietet für den Cloud-Service einen eigenen Controller an, den du aber nicht zwingend bräuchtest. Es klappt auch mit anderen Eingabegeräten, darunter auch dem Smartphone, dank Luna Controller App für iPhone auf iTunes oder für Android im Google Play Store.

Zwingend vorausgesetzt für den vollen Zugriff auf Amazon Luna ist ein Abo, das dich 9,99 Euro pro Monat kostet und die „größte und vielfältigste Spielsammlung“ bereithält. Darin sind Spiele wie „Beach Buggy Racing 2“, „Resident Evil 2“ oder „Spongebob: Battle for Bikini Bottom – Rehydrated“ enthalten. Das Angebot erweitert Amazon monatlich.

Prime-Abonnenten kommen immerhin in den Genuss einer kostenfreien Schnuppervariante: Ein oder mehrere monatlich wechselnde Spiele stehen zum Anzocken bereit. Das kann mal „Mega Man 11“ sein oder „Jackbox Party Pack 3“.

Als weiteres Bonbon hat Amazon noch zwei Partner an Bord: Ubisoft bietet seinen PC-Gamern für ausgewählte Titel kostenfreies Streaming und Jackbox Games bieten ein exklusives Partyspiel-Abo für 4,99 Euro/Monat.

Nicht in der Pressemitteilung, aber im Bildmaterial zu finden ist auch "Star Wars Squadrons" von EA. (Foto: Amazon)
Nicht in der Pressemitteilung, aber im Bildmaterial zu finden ist auch „Star Wars Squadrons“ von EA. (Foto: Amazon)

Xbox Cloud Gaming: Abo-Bonus für Game Pass Ultimate

Mit Xbox Cloud Gaming bietet Microsoft einen Service als Bonus für zahlende Game-Pass-Ultimate-Mitglieder an – und nur für diesen Gamer-Kreis. Zahlst du die 12,99 Euro pro Monat, kannst du auf gut 200 Spiele zugreifen, die dir der Xbox-Service auf den Computer, das Smartphone, den Browser oder – ganz klassisch – die Xbox One oder Series S|X streamt.

Offiziell ist der Service in der Beta, was die schwankende Qualität erklärt. Mal flutschen Spiele und sehen nur minimal schlechter aus als ihre installierten Pendants von der Festplatte. Dann aber gibt es allerdings Sessions, die mit vielen Bild-Artefakten und spürbaren Latenzen nerven. Wie am Beispiel Halo Infinite illustriert:

In Bild 1 ist alles noch gut erkennbar. In Bild 2 zeigt sich, dass die Bandbreite einbricht, was in Bild 3 zu heftigen Artefakten führt. Einen Sekundenbruchteil später ist die Grafik [Bild 4] schon wieder ansehnlicher, kämpft aber noch mit verbliebenen Artefakten, die sich erst nach dem nächsten Keyframe wieder auflösen.

Microsoft hat bei Bild und Latenz noch viel zu tun, ehe der Service als vollwertiges Produkt im Markt steht. Pluspunkte sammelt das Angebot aber schon jetzt: Unabhängig der Plattform könnt ihr die Games zocken und die (Cloud-)Speicherstände einfach überall hin mitnehmen. Auf Smartphone laufen viele Titel mit einer angepassten Touch-Steuerung, die den Controller (meist gut) ersetzt. Und statt nur kleine oder alte Titel im Portfolio zu führen, landen die Exclusives der Xbox Studios schon an Tag 1 im Abo. So spart ihr euch das Geld fürs nächste Halo, Forza Horizon oder Gears of War.

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GeForce Now: Wo ist der Input-Lag geblieben? 

Weiter ging es mit GeForce Now, dem Cloud-Gaming-Anbieter von Nvidia. Hier stellt der Grafikkartenhersteller euch keine Spielebibliothek bereit, sondern nur die Server. Das heißt, ihr könnt GeForce Now mit eurem Steam-Account, Epic-Games-Account oder anderen Plattformen verbinden und dann die Spiele, die ihr dort besitzt, auf den Servern von Geforce Now spielen. 

Auch im alten Griechenland auf meinem brennenden Ross war ich schon lange nicht mehr.

Auch hier müsst ihr erst einmal einen GeForce-Account einrichten. Dafür braucht ihr aber keine Kreditkarte oder einen Personalausweis, was den Vorgang relativ flott macht. Dazu bietet der Service die Option, die Spiele im Chrome-Browser zu zocken. Das Feature ist aber noch in der Beta-Version. Leider konnte ich mich über den Browser nicht in meinen Steam-Account einloggen, weshalb ich mir den Klienten heruntergeladen habe. 

Und gleich zu Anfang gibt es schlechte Nachrichten: Nvidia empfiehlt Streaming über mein Netzwerk nicht, da nur eine maximale Auflösung von 1280 x 720 bei 30 Bildern pro Sekunde möglich sei. Das ist zwar schade, aber sollte mich vom Testen nicht abhalten. Ich habe erst Assassin’s Creed: Odyssey gespielt, gefolgt von dem Rennspiel The Crew 2. 

Rennspiele wie The Crew 2 spielen sich sehr gut ohne Input-Lag. Wenn jetzt noch die Grafik stimmen würde..

Wie in der Warnung angekündigt, war die Auflösung in beiden Spielen sehr niedrig, genau wie die Framerate. Zumindest mit meiner Verbindung bekomme ich hier also keine gut aussehenden Spiele. Trotzdem bin ich schon in den ersten Minuten positiv überrascht, denn ich spüre so gut wie keinen Input-Lag. Die Eingaben fühlen sich sehr reaktionsschnell an, sowohl mit Maus und Tastatur als auch mit meinem Xbox-One-Controller

Die Verbindung selbst war recht stabil. Hin und wieder gab es einen kleinen Ruckler, aber das war kaum spürbar. Wenn hier noch die Grafikqualität gestimmt hätte, wäre es der perfekte Cloud-Gaming-Service für mich. Man kann nicht alles haben. 

PlayStation Now: PS-Exklusivität auf dem PC

Auf PlayStation Now habe ich mich sehr gefreut, da es mir erlaubt, PlayStation-Exklusiv-Spiele auf meinem PC zu spielen. Vor meinem Mini-Test konnte ich aber noch nicht ahnen, dass Sony mich auf eine Achterbahn der Gefühle mitnimmt. Im ersten Schritt habe ich mich natürlich über das Angebot informiert und ein PlayStation-Now-Abonnement abgeschlossen. Danach habe ich mir die App heruntergeladen, mit der ich dann alle im Abo enthaltenen Spiele streamen kann. Zumindest sollte es so sein. 

Als ich die App geöffnet habe, musste ich mich erst einmal einloggen. So weit, so gut. Allerdings hat die PS-Now-App nach der Anmeldung wie ein Browser fungiert, der mir ausschließlich die PlayStation-Webseite anzeigt. Von dieser kann ich aber keine Spiele starten, herunterladen oder sonst irgendwas machen, was ich mit PlayStation Now machen können sollte. Nachdem ich mir einige Tutorials zu PS Now im Internet angesehen habe, war mir klar, dass mit meiner App irgendetwas nicht stimmt. Und was macht der erfahrene Tech-Journalist in dem Fall? Richtig: den PC Neustarten. 

Mein Start mit PS Now war holprig.

Nach dem Neustart lief die App dann zum Glück so, wie sie sollte. Naja fast zumindest. Meine ersten rund sieben bis acht Versuche, ein Spiel zu starten, endeten mit der Meldung “Dein Spiel wurde nicht wie erwartet gestartet. Versuche erneut, es zu starten:” Okay, das hab ich dann mit verschiedenen Spielen gemacht. 

Kurze Zeit später konnte ich Detroit: Become Human starten und spielen. Das hat mich sehr erfreut. Das Spiel lief gut und auch der Input-Lag war kaum störend. An dieser Stelle sollte ich erwähnen, dass ich nach wie vor einen Xbox-One-Controller verwende, da ich keinen Dualshock-Controller besitze. Denn nach circa zehn Minuten im Spiel komme ich an eine Stelle in der Tutorial-Mission, wo es heißt “Wische zum Interagieren über das Touchpad”. Mein Controller hat aber kein Touchpad und in den Einstellungen kann ich nichts dazu finden. Das bedeutet Game Over für mich. 

Ein Dualshock-4-Controller ist mit PS Now zu empfehlen.

Fairerweise muss ich dazu sagen, dass PlayStation euch rät, einen Dualshock-Controller zu verwenden und jetzt weiß ich auch warum. Die Spiele von PS Now laufen nun mal auf einer PlayStation und arbeiten deshalb auch am besten mit dem systemeigenen Controller zusammen. Danach habe ich noch ein wenig God of War Remastered gezockt, wo ich nichts zu meckern und viel Spaß hatte. 

Anfangs hatte ich einige Probleme mit PlayStation Now und ein sehr frustrierendes Erlebnis. Als ich den Service dann aber zum Laufen bringen konnte, hatte ich viel Spaß damit. Die Grafik sieht gut aus und der Input-Lag ist vollkommen okay. Gerade wenn euch die Bibliothek mit PS-Exklusiv-Games gefällt, ist der Dienst interessant. Kleiner Geheimtipp: Besorgt euch einen Dualshock-4-Controller, wenn ihr mit PS Now zocken wollt.

Fazit: Cloud-Gaming-Mini-Test

Die Technik ist nicht perfekt und die Qualität schwankt stark von Anbieter zu Anbieter. Am besten hat mir der Service von Google Stadia gefallen, da ich hier am schnellsten reinkomme, direkt im Browser spielen kann und die Grafik sehr gut aussieht. Bei GeForce Now war ich vom Input-Lag überzeugt, da dieser fast nicht zu spüren ist. Ich konnte kaum einen Unterschied zu lokal installierten Spielen spüren.

Magenta Gaming von der Telekom konnte mich leider in keinem Punkt überzeugen. Aber auch diese Technik kann sich mit der Zeit noch entwickeln. Mit PS Now bekomme ich Zugriff auf Spiele, die mir sonst als PC-Spieler verwehrt bleiben. Dazu stimmen Grafikqualität sowie Input-Lag.

Ich denke Cloud Gaming ist jetzt schon eine alternative zu Gaming-PCs und die Technik wird sich wahrscheinlich noch weiter entwickeln. 

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3 Kommentare zu “Der große Cloud-Gaming-Mini-Test: 4 Anbieter im Vergleich

  1. Wieso wird der X-Box Game Pass nicht mit aufgeführt.
    Allein schon das da cloud gaming nicht nur auf das Endgerät PC beschränkt ist

    1. Hallo Mirko, das ist eine sehr gute Frage. Der Cloud-Gaming-Dienst von Xbox befindet sich momentan noch in der Beta-Phase. Das heißt Microsoft arbeitet noch fleißig daran und optimiert. Wir wollten den Dienst nicht testen bevor er fertig ist.

      Du kannst alle genannten Dienste, außer PS Now, auf verschiedenen Endgeräten wie Smartphones, Tablets, Fernsehern oder PCs nutzen. Diese Funktion ist nicht auf den Dienst von Xbox beschränkt.

  2. Ich benutze Stadia und bin bis jetzt sehr zufrieden. Anfangs hatte ich aber sehr zu kämpfen gehabt mit Input-Lags (ich spielte auf PC mit XBox Controller).
    Mittlerweile habe ich mir ein Stadia Controller zugelegt und habe das Problem nicht mehr. Der Stadia Controller verbindet direkt zum Streaming-Dienst über WLAN.

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