3 E-Scooter ausprobiert: Unverschwitzt durch Singapur

E-Scooter dürfen bald auch auf Deutschlands Radwegen rollen. Damit ihr beim Kauf Bescheid wisst, sagen wir euch, worauf es in der Praxis wirklich ankommt.

3 E-Scooter ausprobiert: Unverschwitzt durch Singapur
E-Scooter Speedway 4 mit angeschraubtem Sitz

Zwei Dinge stehen Deutschland bevor: ein heißer Sommer und die Freigabe für E-Scooter. Für mich die Hoffnung, dass ein Wunsch endlich in Erfüllung geht: Ein Verkehrsmittel, um bei Hitze unverschwitzt von A nach B zu gelangen.

Ihr kennt das: Draußen sind es 30 Grad und im Bus gefühlte 40, weil die Klimaanlage bei Hitze ausfällt. Stehen müsst ihr natürlich auch. Ihr kommt verschwitzt zu eurem Termin. Im Auto steht ihr im Stau, die Klimaanlage läuft erst nach ein paar Minuten. Fahrrad oder E-Bike? Der Fahrtwind kühlt euch, aber das Treten bei Hitze strengt euch an. Ihr kommt verschwitzt zu eurer Verabredung…

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3 E-Scooter im Schnellvergleich: Erstaunlich gutes Fahrgefühl

Die Lösung für das Dilemma: Ein E-Scooter mit Sitz, auch Leichtmofa genannt. Kein Helm, kein Selbertreten, kein Stehen, kein Stau, trotzdem Fahrtwind. In der Theorie das beste Verkehrsmittel, um unverschwitzt von A nach B zu kommen.

Weil ich zufällig gerade in Singapur war, bot es sich an, dort einmal drei E-Scooter für euch zu testen. Der Sonnenstaat liegt nahe des Äquators; 30 Grad bei mindestens 80 Prozent Luftfeuchtigkeit sind die Regel. Wenn es einen Ort gibt, um dem schweißfreien Pendeln einen Härtetest zu unterziehen, dann hier.

Dyu D1

Mein erster E-Scooter ist ein Dyu D1. In Deutschland ist er nicht zugelassen und wird es vermutlich auch nie werden. Dafür fehlt ihm ein Zweikreis-Bremssystem. Der Rollerverleih hat mein Testgerät zusätzlich noch mit einer Schaltung und einem Tacho etwas getuned. Bis 20 km/h wird er schnell, 40 Kilometer soll die Reichweite betragen. Zusätzlich ist er ein echtes Leichtgewicht, der nicht einmal 15 Kilo auf die Waage bringt.

Dyu D1
Dyu D1

Trotz der offensichtlichen Nachteile – ich kann nicht einmal Sitz- und Lenkerhöhe einstellen, bietet der Dyu D1 ein gutes Fahrgefühl. Er beschleunigt angenehm, liegt perfekt in jeder Kurve und erreicht eine Spitzengeschwindigkeit von etwas über 20 km/h, was bei der Hitze von 30 Grad bei – zum Glück – bewölktem Himmel für ordentlich Fahrtwind sorgt. Lediglich wenn es etwas steiler aufwärts geht, kommt der Dyu D1 an seine Grenzen und schafft nur noch wenige km/h. Mit dem Fuß helft ihr ihm ein wenig aus der Patsche.

Dyu D1 in Singapur
Dyu D1 in Singapur

Bremsen, wieder beschleunigen. Alles kein Problem. Und obwohl ich die Höhe von Sitz und Lenker nicht verstellen kann, fühle ich mich auf dem kleinen, leichten Roller wohl. Der Dyu D1 zeigt: Ein flotter E-Scooter kann auch klein und leicht sein.

Speedway 4

Der Speedway 4, den ich als nächstes teste, ist ein klassischer Steh-Roller mit Elektroantrieb, dem der Rollerverleih einen Sitz selbst eingebaut hat. Die Konstruktion ist etwas wackelig, auch die der Lenkstange vorne. Wenigstens kann ich sie, ebenso wie den Sitz, in der Höhe verstellen und auf meine Größe anpassen. Auf Wunsch kann ich hier das Licht ein- und ausschalten, der Tacho zeigt die Geschwindigkeit genauer an.

E-Scooter Speedway 4 mit angeschraubtem Sitz
E-Scooter Speedway 4 mit angeschraubtem Sitz

Auf gerader Strecke bringt es der Speedway 4 auf bis zu 28 km/h. Was in Deutschland nicht erlaubt wäre, hier in der Marina Bay auf der offiziellen Formel-1-Rennstrecke aber mal so richtig Spaß macht. Hier zeigt sich mir auch, dass 30 km/h in der Spitze für einen E-Roller eigentlich drin sein sollten. Weniger wird auf gerader Strecke schnell eintönig.

Höhenverstellbarer Sitz: ein Muss bei einem Leichtmofa.
Höhenverstellbarer Sitz: ein Muss bei einem Leichtmofa.

Dafür schwitze ich bei beim Speedway 4 etwas mehr als auf dem Dyu D1, was vermutlich der Tatsache geschuldet ist, dass mein Körper sich dem etwas wackeligen Konstrukt anpassen muss. Ich habe an diesem Tag aber Glück – oder für meinen Hitze-Härtetest eher etwas Pech – dass es bewölkt ist, die Sonne also nicht vom Himmel knallt. Einen großen Nachteil aber hat der ansonsten sehr angenehm zu fahrende Speedway 4: Er beschleunigt nur, wenn der Fahrer/ die Fahrerin die ganze Zeit an einem Hebel zieht. Und das ist für längere Strecken nicht gerade komfortabel.

Nicht ideal gelöst: Um den Speedway 4 zu beschleunigen, müsst ihr die ganze Zeit den kleinen Hebel oben rechts gezogen halten.
Nicht ideal gelöst: Um den Speedway 4 zu beschleunigen, müsst ihr die ganze Zeit den kleinen Hebel oben rechts gezogen halten.

i-walk Urban 2

Der i-walk Urban 2 bringt es in meinem Test auf gut 25 km/h Spitze. Ich beschleunige ähnlich wie beim Dyu D1, indem ich den rechten Griff drehe. Die Kurvenlage des i-walk ist exzellent, er beschleunigt angenehm dynamisch. Steigungen meistert er ähnlich gut wie der Speedway 4, also besser als der Dyu D1.

i-walk Urban 2
i-walk Urban 2

Mit dem i-walk Urban 2 lege ich durch angrenzende Parks insgesamt die längste Strecke auf freier Fläche zurück. Das Fahren macht im Prinzip Spaß, doch durch die ungewohnte Sitzposition hocke ich mit einem leichten Rundrücken auf dem nicht höhenverstellbaren Sattel, und das verursacht mir schon bald Rückenschmerzen.

Der Sattel des i-walk Urban 2 ist nicht höhenverstellbar, was zu Rückenschmerzen führt.
Der Sattel des i-walk Urban 2 ist nicht höhenverstellbar, was zu Rückenschmerzen führt.

Trotzdem schwitze ich hier letztendlich so gut wie nicht. Der Fahrtwind auf gerader Strecke kühlt angenehm, und ich bin am Ende sogar weniger verschwitzt als vorher.

Fazit: Worauf beim E-Scooter-Kauf achten?

Das alles bringt mich auf die wesentlichsten Punkte, die ihr vor einem E-Scooter-Kauf beachten solltet:

  • Sitz und Lenker des E-Scooters sollten höhenverstellbar sein. Eine zu angepasste Sitzweise verleidet euch den den Spaß und verursacht Rückenschmerzen.
  • Der E-Scooter eurer Wahl sollte sich durch Drehen des Lenkergriffs beschleunigen lassen. Ständig an einem Hebel ziehen oder einen Knopf drücken zu müssen, damit das Gerät überhaupt fährt, ist nicht ergonomisch.
  • Wirklich unverschwitzt von A nach B kommt ihr nur mit einem E-Scooter mit Sitz, also einem Leichtmofa.
  • Im Idealfall lässt sich der Akku herausnehmen und an einer beliebiger Steckdose wieder aufladen. Das ist hilfreich gerade bei einem schweren E-Scooter oder wenn ihr kein Eigenheim mit Außensteckdose besitzt.
  • Wie haltbar sind Bauteile und Reifen? Gibt es Ersatzteile? Wo lässt sich der E-Scooter reparieren, wenn mal etwas kaputt gehen sollte? Könnt ihr einen platten Reifen eventuell selbst tauschen? Fragen, die ihr Herstellern und Händlern schon vor dem Kauf stellen solltet.
  • Bonustipp: Wenn ihr in Singapur mit einem E-Scooter unterwegs seid, probiert die für den Autoverkehr gesperrte Formel-1-Zielgerade direkt neben dem Riesenrad Singapore Flyer und den angrenzenden Park aus.

Und dann wäre da noch ein kleines Dilemma. Bei Hitze wirklich kühl von einem Ort zum anderen kommt ihr eigentlich nur ohne Helm. Der Gesetzgeber wird es so erlassen, dass ihr nur bis 20 km/h mit einem E-Scooter ohne Helm werdet fahren dürfen.

E-Scooter-Situation in Deutschland

Und für so sinnvoll ich eine Helmpflicht für höhere Geschwindigkeiten auch halte: 20 km/h sind ganz schön langsam, wenn ihr kilometerweite Strecken zurücklegen wollt. Ist das euer Ziel, solltet ihr eher zu einem E-Scooter greifen, den ihr schneller fahren dürft. Dann allerdings nur mit Helm.

Auf dem E-Scooter kommt die nächste Revolution

Das zeigt auch: Das perfekte Verkehrsmittel ist auch ein E-Scooter mit Sitz nicht. Aber es kommt dem schweißfreien Reisen am nächsten.

In Deutschland wird der Gesetzgeber E-Scooter für den Straßenverkehr voraussichtlich im Mai freigeben. Schon jetzt auf Deutschlands Radwegen rollen dürft ihr mit dem Metz Moover, den ihr auch im Sortiment von Euronics findet.

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