Wie das MacBook Air die Laptop-Welt in 10 Jahren verändert hat

Mit dem ersten MacBook Air schickte sich Apple vor zehn Jahren an, die Laptop-Welt zu revolutionieren. Das ist gelungen – aber es dauerte seine Zeit. Und aus der Sensation von einst ist ein Auslaufmodell geworden.

Wie das MacBook Air die Laptop-Welt in 10 Jahren verändert hat
Steve Jobs erstes MacBook Air auf der Mac World Expo 2008. Bild: Matthew Yohe

Die Präsentation sollte in die Geschichte eingehen: Am 15. Januar 2008, also vor ziemlich genau 10 Jahren, zog Apple-Gründer Steve Jobs einen Laptop aus einem Briefumschlag. Die Begeisterung war groß. Ein so dünner Laptop? Kaum denkbar in dieser Zeit, in der die meisten Notebooks mehrere Kilo schwere Schinken waren. Hier seht ihr den Moment mit dem Umschlag im Video:

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Apple hatte zu dieser Zeit einen Lauf: Das erste iPhone kam ein Jahr zuvor auf den Markt, der iTunes App Store ein halbes Jahr nach dem MacBook Air. Rückblickend kann man festhalten, dass das MacBook Air den Laptop-Markt mächtig durchgeschüttelt hat. Allerdings ließ diese Veränderung eine ganze Zeit auf sich warten – und sie hätte schon viel früher beginnen können.

MacBook Air das erste schlanke Notebook? Keinesfalls.

Denn schlanke Notebooks waren keinesfalls eine Erfindung von 2008. Schon 1997 stellte HP auf der CeBIT (!) in Hannover das kaum mehr als 2 Zentimeter hohe und nur 1,5 Kilogramm leichte Soujourn OmniBook vor. Und schlanke Notebooks folgten auch immer wieder im Jahrzehnt danach, zum Beispiel das Sony Vaio X505 von 2004. Ich erinnere mich auch noch an dünne IBM ThinkPads aus der Zeit – die allerdings an einer Docking-Station wieder aufgetankt werden mussten.

Kurz vor dem ersten MacBook Air ging der Trend allerdings tatsächlich wieder hin zu besonders leistungsfähigen – und damit wuchtigen – Notebooks. Wer sich einen abschleppte, galt als bestens versorgt. Chiropraktiker konnten sich über einen Mangel an Patienten nicht beklagen. Apple vermarktete die Wende hin zu schlanken Laptops also genau zur richtigen Zeit.

Geschwächter Prozessor, kein optisches Laufwerk

Dabei gab es die vermeintliche Laptopsensation nur für über 1.700 Euro und damit teuer Geld. Die Leistung des Geräts war zudem eingeschränkt. Damit der damals verwendete Intel Core 2 Duo-Prozessor überhaupt in das schlanke Gehäuse passte, musste er verkürzt, böse gesprochen: kastriert werden. Und eine weitere Entscheidung sorgte für Diskussionen: Apple sparte im MacBook Air das DVD-Laufwerk ein. Nichts, worauf sich die PC-Schwergewichte damals einlassen wollten.

Optisch kaum weiterentwickelt: Auch das neueste MacBook Air sieht im Wesen noch so aus wie das erste Modell. Bild: Apple
Optisch kaum weiterentwickelt: Auch das neueste MacBook Air sieht im Wesen noch so aus wie das erste Modell. Bild: Apple

Es dauerte bis zur Computex 2011, bis Intel sich endlich so weit sah, leistungsfähige Chips so schlank zu fertigen, dass sie dünne Laptops mit ansprechender Leistung befeuern konnten. Die Idee der Ultrabooks war geboren: Zugeklappt nicht höher als 2cm und dabei nicht schwerer als 2 Kilogramm. Optische Laufwerke aber durften sie trotzdem weiterhin verwenden. Touchscreens waren zudem möglich und gerne gesehen.

MacBook Air heute ein Auslaufmodell

Apple konterte die neue Konkurrenz in der Folge mehrfach. Zum einen wurde das MacBook Air selbst immer schneller und leistungsfähiger. Intels jeweils neueste Premium-Chip-Generation kam mittlerweile auch hier zum Einsatz. 2013 sorgte Apple mit der „Ganztags-Akkulaufzeit“ in der damals neuesten MacBook-Air-Version noch einmal für Anerkennung. „Ganztags“ meinte hier zwar nur 12 Stunden und sie wurde auf Kosten eines eigentlich schon damals überfälligen Retina-Displays erkauft. Aber die Geräte blieben gefragt.

Die aktuelle MacBook Pro-Generation ist flacher als das einstige Schlankheitswunder MacBook Air. Bild: Apple
Die aktuelle MacBook Pro-Generation ist flacher als das einstige Schlankheitswunder MacBook Air. Bild: Apple

Ein Retina- oder Full-HD-Display hat das MacBook Air bis heute nicht bekommen. Apple belässt die Air-Serie zwar im Sortiment, hat sie aber seit Jahren kaum noch weiterentwickelt. Die Sensation von einst ist inzwischen zu Apples Einstiegs-Laptop geworden. Die neueren 12-Zoll-MacBooks und auch das neue MacBook Pro sind mittlerweile dünner. Das MacBook Air ist heute ein Auslaufmodell.

Apples Verdienst: Ein Laptop muss heute dünn sein

Trotzdem ist heute nichts mehr wie es damals vor zehn Jahren war. Selbst Einsteiger- oder besonders leistungsstarke Gaming-Klapprechner sind heute per se kompakter gebaut als damals. Das Design des MacBook Air wurde von vielen Konkurrenten imitiert. Selbst Einsteiger-Geräte, wie der von mir kürzlich getestete 200-Euro-Laptop HKC NT14W-DE sind auf den ersten Blick oft nicht mehr von einem MacBook zu unterscheiden.

Selbst ein vergleichsweise einfacher Klapprechner wie das Lenovo IdeaPad 320 ist heute schlank. Apples Verdienst? Bild: Lenovo
Selbst ein vergleichsweise einfacher Klapprechner wie das Lenovo IdeaPad 320 ist heute schlank. Apples Verdienst? Bild: Lenovo

Von Premium-Laptops wird heute schon erwartet, dass sie ultraschlank daherkommen. Deswegen ist auch von „Ultrabooks“ kaum noch die Rede. Flache, leichte und trotzdem leistungsstarke Laptops sind – dem Himmel sei Dank – zur Normalität geworden. Und die Entwicklung hat Apple vor zehn Jahren mit dem ersten MacBook Air maßgeblich ins Rollen gebracht.

Update: Im November 2018 hat Apple ein neues MacBook Air angekündigt, das in vielen Punkten verbessert wurde. Aber auch ein iPad Pro, das Apple bereits als Laptop betrachtet. Der Link führt zu einem direkten Vergleich.

Beitragsbild: Matthew Yohe unter CC-Lizenz BY 3.0

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