Als Bayern-Fan von Kindesbeinen an schaue ich nicht mit viel Optimismus auf die neue Fußball-Saison. Die drei Jahre unter Pep Guardiola haben mir viel Spaß bereitet. Doch im letzten Jahr fehlte mir ein wenig die Leidenschaft – auf dem Platz wie auch beim Zuschauen. Schöner anzusehen waren die Spiele von Manchester City. Meist habe ich irgendwo mitgeschaut, wo ich nicht zahlen musste. Doch ab und an zückte ich auch selbst die Kreditkarte und gönnte mir ein Sky Ticket, um ein Spiel der Bayern zu sehen. Für die Saison, die jetzt beginnt, könnte ich mir stattdessen ein Dazn-Abo holen. Mal schauen.
Team und Stream – beides muss stimmen
Ganz ehrlich: Um alle Spiele meiner Bayern zu sehen, müsste ich 29,99 Euro pro Monat für ein Sky Ticket zahlen und zusätzlich noch 29,99 Euro pro Jahr an Eurosport. Das war es mir bislang nicht wert, das wird es mir auch in Zukunft nicht wert sein. Dazn, das selbsternannte Netflix des Sports, will in den nächsten Jahren aber ordentlich zulegen – was die Sportrechte betrifft, aber auch die Zahl der Abonnenten. Der Preis von 9,99 Euro pro Monat soll erst einmal bleiben, sagte James Rushton, Chef des Streamingdienstes, in zwei Interviews mit der Süddeutschen Zeitung und dem österreichischen Standard. Das wäre ich bereit zu zahlen.
Im Prinzip kann ich nichts falsch machen. Die ersten 30 Tage sind kostenlos. Das anschließende Abo ist innerhalb eines Monats gekündigt, wenn das Streaming nicht funktioniert. Bei Sky Ticket habe ich mal zwei von drei Toren eines Spiels verpasst, weil der Stream erst hing und dann schließlich sprang. Das würde ich mir auf Dauer nicht antun.
Abo-Zahlen erhöhen, nicht den Preis
10 Millionen Euro will Dazn jetzt in Werbung investieren. Um diese Summe wieder reinzuholen, müssten 83.000 neue Kunden gewonnen werden, die ein Jahr komplett zahlen. In fünf Jahren möchte der Dienst bereits so viele Abonnenten haben wie Sky jetzt. Das wären 5 Millionen. Auch wenn die aktuellen Kundenzahlen von Dazn nicht bekannt sind, das wäre ein enormer Zuwachs. Das frische Geld würde in neue Sportrechte fließen, was den Streamingdienst dann wieder für Neukunden attraktiv macht. Ich glaube, ihr habt das Geschäftsmodell verstanden. Aber um mal eine Zahl aufzurufen: 600 Millionen Euro sollen Sky und Dazn gerade zusammen für die Rechte an der Champions League bezahlt haben. Die größte Gefahr für Sky ist, dass der Streamingdienst diese Summe irgendwann allein stemmen kann.
Es sei nicht attraktiv, so heißt es, Fußball auf dem PC-Bildschirm zu schauen. Mir macht das nichts aus. Ich besitze keinen Fernseher und habe einen Kabelanschluss auch nur wegen des verlässlichen Internetzugangs. Andere werden die Spiele auf einem Smart-TV mit Dazn-App schauen. Doch Rushton verriet in den Interviews auch, dass DAZN mit Telekom, Vodafone und den Kabelnetzbetreibern verhandele, um auch über deren Plattformen empfangen werden zu können. Golem interpretiert das so, dass Dazn einen eigenen Kanal bei T-Entertain erhalten könnte. Ich habe jedoch nur gelesen, dass der Dazn-Chef sich vorstellen kann, anderen Sendern die Zusammenfassungen der Bundesliga als Sublizenz zu überlassen. Dort könnten sie dann am Montag laufen. Die Rechte, um ganze Bundesliga-Spiele live zu streamen, hat Dazn ohnehin nicht.
Sky wählt die CL-Spiele aus
Am Samstag werden die Zusammenfassungen der einzelnen Spiele jedenfalls exklusiv 40 Minuten nach Spielende auf Dazn zu sehen sein. Das soll „keine zweite Sportschau“ werden. Es wird keinen Moderator geben, kein Studio. Es muss sich auch niemand durch alle Spiele quälen, es lässt sich auch direkt das Spiel der eigenen Mannschaft wählen. Schlicht und einfach.
Zurück zum Anfang: Ich werde wohl Dazn nutzen, um die Premier League zu schauen. Ab der Saison 2018/2019 würde dann noch die Champions League hinzukommen. Woanders lese ich immer, Dazn würde „ausgewählte Partien“ zeigen. Das ist Quatsch. Sky wählt die Partien aus, obwohl dort insgesamt weniger gezeigt werden. Die meisten der interessanten Spiele werden dann wohl beim Pay-TV-Sender laufen und nicht bei Dazn.
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