Samsung Bixby im Test: Das Mixtape der Sprachassistenten

Samsung will mitmischen auf dem boomenden Markt für Sprachassistenten. Bixby verzögerte sich, spricht weiterhin kein Deutsch und präsentierte sich bei uns im Test als eine Art Remix anderer Assistenten. Das macht aber nichts.

Samsung Bixby im Test: Das Mixtape der Sprachassistenten
Samsung Bixby-Hands-on

Sprachassistenten sind das neue große Ding, Geräte mit integrierter künstlicher Intelligenz versprechen noch viel Wachstum. Und der Markt an sich scheint noch nicht zu Ende abgesteckt. Deswegen kommt auch Samsung noch nicht zu spät mit seiner eigenen Lösung Bixby. Sicher trifft dieser Assistent auf namhafte Konkurrenz wie Apples Siri, Amazons Alexa, Microsofts Cortana und Googles Assistent. Aber wer viel auf die Produkte Samsungs setzt und auch das Smart Home vernetzen möchte, könnte Bixby eine Chance geben. Denn zumindest schlechter als die anderen macht Samsung es auch nicht.

Tja, Bixby, das gilt es herauszufinden.
Tja, Bixby, das gilt es herauszufinden.

Und das ist Fluch und Segen zugleich. Zum einen ist Bixby bisher nur auf einigen Samsung-Geräten überhaupt verfügbar: dem Galaxy S8(+) und dem Galaxy Note 8, was sich mit einigem Zubehör wie den Gear Icon X 2017 koppeln lässt. Zum anderen erinnert das, was Bixby zu diesem Zeitpunkt ist, sehr stark an die digitalen (Sprach-)Assistenten anderer Hersteller, fast wie eine Remix dieser.

Denn Bixby Anfang September 2017…

  • Ist ein Sprachassistent (Bixby Voice), mit dem man mittlerweile auch in Deutschland auf Englisch oder Koreanisch kommunizieren kann. Nur leider noch nicht auf Deutsch.
  • Bietet eine bunte Oberfläche von persönlichen Infos und relevanten Nachrichten (Bixby Home), die für einen Nutzer interessant sein könnten. Wetter, Restaurant-Empfehlungen, anstehende Termine, News, …
  • Bietet eine Objekt- oder Texterkennung (Bixby Vision) über eine intelligente Bilderkennung.

Und diese Bilderkennung ist, Stand jetzt, wirklich am interessantesten an Bixby. Sie braucht ein wenig, bis sie Objekte erkannt hat, und ihre obersten Treffer sind nicht die besten. Aber bei einem Test mit meiner Logitech-Computermaus und meiner Ibanez-Ukulele waren genauere Treffer zumindest unter den ersten zehn Ergebnissen:

Bixby Vision hält meine Ukulele zunächst für eine Gitarre.
Bixby Vision hält meine Ukulele zunächst für eine Gitarre.
Weiter unten in der Ergebnisliste aber ein erstaunlicher Volltreffer: Die gleiche Ukulele vom Hersteller Ibanez wird trotz weniger Infos erkannt.
Weiter unten in der Ergebnisliste aber ein erstaunlicher Volltreffer: Die gleiche Ukulele vom Hersteller Ibanez wird trotz weniger Infos erkannt.
Bixby Vision erkennt Dinge, die zumindest so ähnlich aussehen wie meine Maus
Bixby Vision erkennt Dinge, die zumindest so ähnlich aussehen wie meine Maus
Etwas weiter unten in der Ergebnisliste ist auch ein Treffer dabei.
Etwas weiter unten in der Ergebnisliste ist auch ein Treffer dabei.

Bixbys Nachrichtenfeed „Home“ ist derweil, pardon, nicht der Rede Wert. Das hat man so schon vor Jahren als HTC BlinkFeed und vor allem Google Now gesehen. Samsung hätte diese Infos auch direkt in den Benachrichtigungen oder auf dem Homescreen anzeigen können. Bislang ist das nicht mehr als gesammelte Benachrichtigungen und damit nicht wirklich intelligent.

Als ich mir auf Netflix einen Film anschaute, schaltete sich Bixby plötzlich ein, verstand aber nichts (links). Ein Feed wie Bixby Home ist im Jahre 2017 wahrlich nichts Neues mehr (Mitte). Bixby ist mit immer mehr Apps verfügbar und zeigt hier das Potenzial eines mächtigen Tools (rechts).
Als ich mir auf Netflix einen Film anschaute, schaltete sich Bixby plötzlich ein, verstand aber nichts (links). Ein Feed wie Bixby Home ist im Jahre 2017 wahrlich nichts Neues mehr (Mitte). Bixby ist mit immer mehr Apps verfügbar und zeigt hier das Potenzial eines mächtigen Tools (rechts).

Bei Bixbys Sprachassistent samt Oberfläche (Bixby Voice) werde ich das Gefühl nicht los, dass sich Samsung an Apples Siri orientiert hat. Man muss bei Bixby wie bei Siri einen Button zu viel drücken, bis der Assistent mit einem spricht. Und auch die Oberfläche erinnert leicht an die Optik von Siri. Dafür wiederum – pardon diesmal an Apple – versteht Bixby mein stark akzentuiertes Denglisch sehr gut. Anders als der Google Assistent allerdings verliest Bixby nicht die meisten Antworten, sondern greift etwas schneller als Google auf Suchergebnisse aus dem Web zurück, die einem einfach auf den Bildschirm gepfeffert werden. Das hilft nicht wirklich, wenn man gerade nicht auf das Smartphone gucken kann. Hier ist Samsung wieder nahe bei Siri, das viele Suchfragen ähnlich plump mit Google-Trefferlisten beantwortet.

Die Einrichtung verlief etwas schleppend. Bixby verlangt, dass man ein Samsung-Konto verwendet. Das wollte ich mir eigentlich ersparen, aber ohne geht es anscheinend nicht. Bei der Anmeldung stellte ich fest, dass ich schon ein Konto hatte und hier also das Passwort ändern musste. Sagen wir es so: Der Prozess dauerte etwas länger als notwendig, aber nach einer guten Viertelstunde stand Bixby dann für mich bereit.

Bixby verlangt den Zugriff auf ein Samsung-Konto, was 1. kompliziert zu erstellen ist, und 2.: wozu eigentlich?
Bixby verlangt den Zugriff auf ein Samsung-Konto, was 1. kompliziert zu erstellen ist, und 2.: wozu eigentlich?

Bixby bat mich dann noch ein Sprachpasswort anzulegen, was mich etwas ratlos zurückließ. Kann das nicht jeder hören, der in der Nähe ist, und dann das Gerät einfach entsperren, wenn er es in die Finger bekommt? Mir fiel außerdem auf die Schnelle kein englischsprachiger, kryptischer Begriff ein. Deswegen nahm ich die Möglichkeit dankend an, diesen Punkt zu überspringen.

Bixby lässt den Nutzer ein Sprachpasswort erstellen. Na, ob das eine gute Idee ist?
Bixby lässt den Nutzer ein Sprachpasswort erstellen. Na, ob das eine gute Idee ist?

Hin und wieder zeigte Bixby starke Ansätze. So verstand der Dienst zwar mein Nuschelenglisch manchmal falsch, zeigte dann aber doch erstaunlicherweise genau die Ergebnisse an, die ich eigentlich gesucht hatte, wie hier nach dem Wetter in Bonn. Schwer von Begriff ist der Dienst also nicht…

Interessant! Bixby versteht meine Frage (gefährlich) falsch, kriegt aber noch die Kurve. Durchaus intelligent!
Interessant! Bixby versteht meine Frage (gefährlich) falsch, kriegt aber noch die Kurve. Durchaus intelligent!

… dann wiederum kam manchmal gar kein Resultat zustande:

Hier workte Bixby etwas länger on it. Es kam kein Resultat.
Hier workte Bixby etwas länger on it. Es kam kein Resultat.

Bixby hat Potenzial, oh ja! Ich denke gerade an die Möglichkeit, sein Zuhause mit dem Dienst zu steuern. Angenommen, man hat ein Samsung Smart TV und könnte mit diesem wie mit einem Amazon Echo reden und ihn Dinge im Smart Home steuern lassen. Und dann gibt es auch heute doch noch Einstellungen auf dem Smartphone, die von Hand einfach viel zu umständlich sind. Bixby könnte einem die Arbeit abnehmen, zum Beispiel das Galaxy S8 mit Gear Icon X-Kopfhörern mit einem Befehl verbinden lassen. Statt dass man erst Bluetooth einschaltet und das Gerät in den Einstellungen zum Koppeln auswählt.

You wanna do what now?
You wanna do what now?

Nur: Im Moment ist Bixby noch nicht so weit. Es ist erstaunlich und erfreulich, was der Dienst jetzt schon kann. Schön wäre natürlich noch, wenn Bixby auf absehbare Zeit Deutsch spräche. Bislang ist nur die Textoberfläche auf Deutsch. Wir wissen, nicht nur von anderen Sprachassistenten: deutsche Sprache, schwere Sprache. Bixby auf Deutsch wird kommen und ich prognostiziere dem Dienst, der ja jetzt schon mein Denglisch gut versteht, dass er eine gute Worterkennung mitbringen wird. Es kommt dann also auf die Ergebnisse an, und da ist Bixby zumindest heute noch ausbaufähig.

Bierernste Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Lebens. Bei genauerer Betrachtung ist die Antwort ohnehin powered by Google
Bierernste Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Lebens. Bei genauerer Betrachtung ist die Antwort ohnehin powered by Google

Und jetzt? Ein wenig Geduld haben! Digitale Assistenten auf dem Smartphone sind ohnehin nicht für jeden und sparen dem Nutzer, wie oben beschrieben, nur in manchen Fällen wirklich Zeit. Sinnvoller sind diese Assistenten auf smarten Wohnzimmerlautsprechern. Und da arbeitet Samsung schon an einem. Ja, Deutsch fehlt noch, wird aber sicher binnen der nächsten Monate kommen. Und dann hat Bixby noch eine Chance, der Konkurrenz ein Stück vom Kuchen abzuschneiden.

Kleiner Tipp am Schluss für große Lacher: Lasst das englischsprache Bixby eure deutschen WhatsApp-Nachrichten vorlesen. Das Ergebnis ist schlicht zum Schreien!

Ein großer Spaß! Das englischsprachige Bixby deutsche WhatsApp-Nachrichten vorlesen lassen. ;)
Ein großer Spaß! Das englischsprachige Bixby deutsche WhatsApp-Nachrichten vorlesen lassen. 😉

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Ein Kommentar zu “Samsung Bixby im Test: Das Mixtape der Sprachassistenten

  1. Mit Android 9 wird einem Bixby (jetzt auch in Deutsch – HURRA!) noch mehr aufgezwängt als bei Android 8. Man kann nicht einmal mehr die Bixby-Taste deaktivieren, sondern lediglich einstellen, daß Bixby erst beim zweiten Drücken startet. Ich brauche und will keinen Sprachassistenten auf meinem Smartphone! Warum räumt Samsung mir nicht das Recht ein, diese App vollständig abzulehnen? Ich werde diesen Unsinn boykottieren, wo es nur geht, und hoffe, daß nach dem nächsten Update ein komplettes Abschalten möglich ist.

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