Wide Gamut erklärt: Der neue Farbstandard?

Wide Gamut oder AdobeRGB sind neue Trends bei Monitoren. Beide Begriffe bezeichnen einen erweiterten Farbraum und versprechen bessere Kontraste und sattere Farben.

Wide Gamut erklärt: Der neue Farbstandard?

Was ist Wide Gamut?

Der erweiterte Farbaum Wide Gamut hat viele Bezeichnungen: Wide-Gamut RGB Color Space, Adobe RGB oder – fälschlicherweise synonym verwendet – HDR.

Hinter dem Namensallerlei verbirgt sich der von Adobe Systems entwickelte erweiterte Farbraum. Was der Begriff meint, erklären wir euch in einem anderen Trendblog-Beitrag zum Thema Farbräume.

Gamut (gesprochen: »Gamma ut«) bezeichnet das Farbdreieck, das ein Gerät (Monitor, Drucker, Scanner, Video- oder Bilddatei) erfassen oder ausgeben kann. Ausgehend vom Gamma-Mittelpunkt mit purem Weiß spannt sich ein Dreieck auf, das mal größer oder kleiner ist. Je nachdem, was der jeweilige Farbraum verwalten kann.

Die Vorteile von Wide Gamut gegenüber RGB und sRGB

Das menschliche Auge nimmt nur einen kleinen Teil des gesamten Lichtspektrums wahr. Ultraviolette oder infrarote Strahlung beispielsweise erfassen wir nicht. Bildausgebende Geräte wie Monitore sind stärker limitiert als unsere Sinneszellen und geben nur einen Ausschnitt wieder. Je größer dieser ist, desto näher kommt die Wiedergabe an natürliches Sehen heran.

Die zwei gebräuchlichsten Bildausgabe-Standards schneiden bei der farbechten Ausgabe nur befriedigend ab: sRGB gibt 35,9 Prozent des sichtbaren Lichtspektrum wieder, das »normale« RGB immerhin 52,1 Prozent. Der Wide-Gamut-Raum deckt 77,6 Prozent ab. Nur NTSC bietet mehr, ist für den Heimgebrauch aber schlicht zu teuer.

Farbe ist gleich Farbe? Mitnichten! Jeder Standard stellt das sichtbare Lichtspektrum anders, gesättigter oder farbechter dar. (Bild: EIZO)

Videospiele, Büro-Anwendungen wie Microsoft 365 oder die meisten Filme profitieren nicht von dieser farbgetreueren Wiedergabe, da sie vielfach auf 8-Bit-Farbkanäle setzen.

Doch mittlerweile hat sich daneben HDR mit 10 Bit pro Farbe etabliert, insbesondere bei HDR-Fernsehern. Für diese TV-Geräte aufbereitetes Filmmaterial bietet feinere Kontraste, sattes Schwarz, gleißendes Weiß. Wide Gamut verwaltet die zusätzlichen Farbinformationen, ist damit aber keineswegs ausgereizt.

Die Vorteile von Wide Gamut in der Medienerstellung

Vor allem in der visuellen Medienerstellung und -wiedergabe ist Wide Gamut ein weit verbreiteter Standard. Die erwähnten Schwarz- und Weißabstufungen profitieren davon. Vor allem wirken Farben hochgesättigt und lebendig, während sie in einem kleineren Farbraum wie sRGB wegen entsättigter Farbtöne »flacher« wirken.

Kann eine Software den erweiterten Farbraum nutzen, ist die Darstellung erheblich näher am Quellmaterial. Das Ausgabegerät muss jedoch dazu kompatibel sein. Und vielfach werben Hersteller mit einem AdobeRGB-Verhältnis – was nicht viel darüber aussagt, wie viel vom erweiterten Farbraum abgedeckt ist.

Zwischen Wide-Gamut-Verhältnis und -Abdeckung bei Monitoren

Zum »kleinen« Farbraum sRGB sind nahezu alle Monitore kompatibel. Die Landschaft von Bildschirmen, die zu Wide Gamut oder AdobeRGB passen, ist hingegen fragmentierter.

Viele Hersteller werben mit einem AdobeRGB-Verhältnis. Das kann gerne mal bei 120 % liegen. Klingt toll, die Tücken stecken aber im Detail. Denn hinter der Angabe steht nur das Flächenverhältnis, das sich nicht mit dem Wide-Gamut-Raum decken muss.

Wollt ihr einen Monitor erwerben, der nahe an den Adobe-RGB-Raum kommt, achtet auf die Angabe zur »Abdeckung«. Der dort angegebene Wert gibt exakt an, zu wie viel Prozent die Wiedergabe Wide-Gamut-getreu ist.

Links ein AdbeRGB-Verhältnis von 100 Prozent – trotz dieses Werts ist die Wiedergabe „verschoben“. Wäre die Abdeckung bei 100 Prozent, würde das Spektrogramm aussehen wie rechts dargestellt. (Bildmaterial EIZO)

Das i-Tüpfelchen sind Farb-Funktionen, die ineinander greifen. Eine Gamma-Korrektur, die im Monitor abläuft, sorgt für die korrekte Zuordnung der einzelnen Werte. Ist diese kombiniert mit einer Korrektur zur gleichmäßigen Ausleuchtung des Panels, sind Farbfeinheiten und -reinheiten gewährleistet. Diese findet ihr im Datenblatt als »Korrektur der Farbhomogenität«.

Zu guter Letzt sind die verbauten Panels mitverantwortlich für die Fähigkeit, Inhalte farbgetreu wiederzugeben. IPS- und VA-Panels sind am besten dafür geeignet. TN-Monitore hinken in diesem Punkt ihren Technologiekonkurrenten hinterher, holen aber mit jeder neuen Gerätegeneration auf.

Der Schlüssel zu Wide Gamut: Die Kalibrierung

Habt ihr einen passenden Monitor oder Fernseher gefunden, geht es an die Kalibrierung. Denn im Gegensatz zum menschlichen Auge passt sich die Farbdarstellung nicht den Lichtverhältnissen in der Umgebung an. Dabei gibt es zwei wesentliche Arten der Kalibrierung: Über die Hardware und über die Software.

Die Software-Kalibrierung funktioniert über das Betriebssystem oder die Konfigurationsprogramme eurer Grafikkarte. Unter Windows reicht ein Rechtsklick auf den Desktop. Wählt dann den Punkt »Anzeigeeinstellungen« und im aufgeploppten Fenster unter »Windows HD color« die »Windows HD Color-Einstellungen«. Dort könnt ihr die Einstellungen vornehmen, sofern euer Display HDR unterstützt.

Sollte das nicht möglich sein, nehmt ihr den eleganten Weg über die Systemsteuerung eurer Grafikkarte. Besitzer einer nVidia-Grafikkarte rechtsklicken auf den Desktop und wählen dort den Punkt »NVIDIA Systemsteuerung«. Im daraufhin erscheinenden Fenster wählt ihr unter »Anzeige« den Menüpunkt »Desktop-Farbeinstellungen anpassen« und so könnt ihr dort von Helligkeit über Kontrast bis Gamma alles kalibrieren.

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Die Hardware-Kalibrierung erfolgt direkt über den Bildschirm. Die Vorteile liegen darin, präziser in der Feinabstimmung und vielfach weniger aufwändig zu sein. Wie diese im Einzelnen funktioniert, ist vom Geräte-Modell abhängig.

Die hardwareseitige Konfiguration ist den Einstellungen in der Software vorzuziehen. Habt ihr dies einmal vorgenommen, gewinnt die Darstellung visueller Inhalte an satten Kontrasten und lebendigen Farben. Wide Gamut ist in jeder Hinsicht den meisten anderen Farbräumen überlegen.

(Aufmacher: Kévin via Pexels.com)

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