Als mir meine Eltern kurz nach der Wende einen Commodore 64 kauften, besiegelten sie vermutlich meine „Karriere“ viele, viele Jahre später. Mitte der 1990er ging meine Reise zum Amiga 500 und recht schnell zum ersten PC weiter. Ein 486er SX25! Der Hammer! CD-ROM-Laufwerk statt mehr Arbeitsspeicher – für „Star Wars: Rebel Assault“. Das war eines der ersten Spiele, die in dieser Form nur dank der CD möglich waren. Und es war seinerzeit (technisch) unglaublich beeindruckend.
Der Spiele-PC für die Arbeit
Spiele auf PC und Konsolen – sie begleiteten mich die ganze Zeit. Um die neuesten Games zocken zu können, fing ich schon zu Schulzeiten an, mir meine eigenen Computer zusammenzubauen. Mutti und Vati zahlten. Zum Glück. Später musste ich zwar vom selbst verdienten Geld Hardware kaufen, doch der Wunsch, immer die neueste Grafikkarte, massig Arbeitsspeicher und genügend Festplattenkapazität haben zu müssen, blieb. Nur, dass ich irgendwann den Profis die Montage überließ.
Am 1. November 2009 bestellte ich bei dem Unternehmen Mifcom (hey, die gibt es noch immer!) einen individuell zusammengestellten Rechner für unfassbar viel Geld. Kein Wunder, denn in diesem steckte die erste DirectX11-fähige Grafikkarte. Luxusklasse-Mainboard, 8GB RAM und eine riesige HDD waren vor 10 Jahren alles andere als günstig. Zum diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass das mein letzter PC im Towergehäuse sein würde.
Wenn sich Interessen und technische Möglichkeiten verändern
Tatsächlich benötigte ich sehr viele Jahre auch beruflich einen leistungsstarken PC. Nicht für Videobearbeitung, sondern für Games. Ich testete Spiele und schrieb über sie. Doch schon vor dem Kauf meines Monster-PCs änderte sich einiges dank meines HDTVs, der Ende 2006 in meinem damaligen Arbeits- und Spielezimmer seinen Platz fand. Den Toshiba 37 WL 68 P besitze ich übrigens nach wie vor, seitdem kaufte ich mir kein neues TV-Gerät.
Der Fernseher war es, der mich beim Spielen weg vom (kleineren) Monitor hin zu den „riesigen“ 37 Zoll lockte. Und Xbox 360 sowie PlayStation 3 unterstützen die hohe Auflösung (auf meinem TV bis zu 1080i!) ja ohnehin. Mit den Jahren spielte ich mehr an den Konsolen, der PC dagegen mutierte zum Arbeitstier. Zum Coden, Tüfteln, Basteln, Recherchieren und Tippen.
Diese Verschiebung der Interessen verstärkte sich noch einmal deutlich mit dem Erscheinen der PlayStation 4 und der Xbox One. Microsofts Konsole kaufte ich sogar als X-Modell erst recht spät, was sicherlich auch meiner gesunkenen Begeisterung für Spiele geschuldet war. Ich kann gar nicht mal sagen, ob es am zunehmenden Alter lag/liegt oder an meinem Job, der sich ebenfalls veränderte. Statt über Spiele zu schreiben, spielten zunehmend andere Bereiche eine Rolle. Vor Jahren war mein Lebensmotto eh: „Stillstand ist Rückschritt“, doch besser passt wohl ein anderer Kalenderspruch: „Nichts ist so beständig wie Veränderung“. Das merke ich als Selbständiger immer wieder.
Größer und kleiner
Der Fernseher wanderte aus dem Arbeits- ins Wohnzimmer, die Konsolen ebenfalls. Der PC verweilte dort, wo ich (im Homeoffice) die meiste Zeit fürs Arbeiten verbrachte: Neben dem Schreibtisch. Auf dem Tisch wuchsen die Monitorgrößen kontinuierlich. Aktuell bin ich bei zwei Displays mit 24 Zoll (PIVOT-Funktion fürs Schreiben) und 27 Zoll (Curved, für Recherche und Co.) angelangt.
Mitte 2015 überkam mich das erste Mal das Gefühl, ich könnte doch den großen PC durch ein kompakteres Gerät ersetzen. Ich kaufte mir das Surface Pro 3 in der nahezu besten Ausstattung und stellte fest: Das schöne Tablet von Microsoft kommt bezogen auf die Performance nicht an meinen alten Rechenknecht heran, den ich zwischenzeitlich mit leisen Lüftern und einer SSD ausstattete. Zwar konnte ich das Tablet gut als Desktop-Ersatz mittels der feinen Dockingstation einsetzen, aber bei aufwändigen Anwendungen ging dem Pro 3 dann doch ab und an die Puste aus. Und so hing ich letztlich wieder am starken PC.
Es blieb tatsächlich erst bis Ende 2018 eine „Utopie“, den Computer mit seinem enormen Energiebedarf komplett verschwinden zu lassen. Als mein Arbeitszimmer dem Kinderzimmer weichen musste, suchte ich wieder nach flexibleren Lösungen. Ich entschied mich für das Surface Pro 6 und bin seitdem glücklich.
Klar, mit der schwachen Grafikeinheit kann ich keine aktuellen Spiele mehr erleben. Abgesehen davon erfüllt das Surface Pro 6 alle meine Vorstellungen: Besagtes Dock vom Surface Pro 3 funktioniert tadellos am 6er, an dem meine zwei Monitore hängen. Das Tablet mit Tastatur ist mein Arbeits-PC daheim sowie unterwegs, im Büro (das ich seit 2019 habe) entfaltet sich der große Computer, der auch für Bild- und Videobearbeitung potent genug ist. Gelegentlich lese ich im Tabletmodus auf der Couch Artikel im Netz, wofür sich das Surface prima eignet. Ach, und Strom spart das Gerät natürlich auch.
Wie war das früher gleich nochmal?
Ich zögerte lange, um den Wechsel vom alten Desktop zum Surface Pro 6 komplett zu vollziehen. Für den Umzug aller Daten ließ ich mir wahnsinnig viel Zeit, weil ich den großen PC und das Arbeitsumfeld so gewohnt war. Doch jetzt – bald ein Jahr später – weiß ich schon gar nicht mehr aus dem Kopf, wie mein Schreibtisch mal aussah. Zumindest eines ist sicher: Ich war sehr viel unflexibler. Jetzt kann ich meinen kompletten Rechner überall mit hinnehmen, muss aber nicht auf Komfort wie Performance und zwei Displays (im Büro) verzichten. Optimal für mich.
Ohne den technischen Fortschritt der letzten zehn Jahre wäre die Veränderung meines Arbeitsplatzes nicht möglich gewesen. Noch vor fünf Jahren konnte ein Tablet meinen damals schon nicht mehr taufrischen Desktop nicht ersetzen. Jetzt dagegen ist die CPU-Power (GPU und mögliche Drosselung mal abgesehen) völlig ausreichend auch für aufwändige Programme oder zahllose geöffnete Browsertabs. Ich trauere meinem alten Computer keine Sekunde nach. Und wenn ich mal wieder was spielen will – ich habe ja nach wie vor meine geliebten Konsolen.
Dieser Beitrag ist Teil eines umfassenden Rückblicks auf die 2010er-Jahre und darauf, wie sich unser Leben seit der Jahrtausendwende verändert hat. Weitere Beiträge dazu folgen in den kommenden Wochen auf dem Trendblog. Welche Meinung habt ihr zu dem Thema? Sagt es uns in den Kommentaren!
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