Erinnerst du dich noch an den Netbook-Hype in den späten Nullerjahren? Die verdammt kleinen, sehr günstigen Mobilrechner wälzten damals den Markt für mobile Rechner um. Sie waren überall – in der U-Bahn, im Büro, im Hörsaal, daheim.
Nochmals kleiner als ein Netbook
Mit dem MNT Pocket Reform definiert ein deutsches Startup aus Berlin die Kategorie „Mobilrechner“ neu. Zusammengeklappt ist das Gerät gerade mal 20 x 12,6 x 4,5 cm groß. Damit passt es bequem in jede Handtasche oder Rucksack. Zwar schweigen sich die Entwickler zum Gewicht aus, das dürfte aber weit unter der magischen 1-kg-Grenze der gehypten Ultrabooks liegen.
Wie durchdacht das Gesamtkonzept ist, zeigen die vielen Details. So besitzt der MNT Pocket Reform einen gerade einmal 7 Zoll großen Full-HD-Bildschirm. Durch die Wahl eines ortholinearen Layouts mit Tasten in immer gleicher Größe im Waffelraster angeordnet, verfügt der Pocket Reform über eine vollwertige QWERTZ-Tastatur. Und das in eben dem kleinen Gehäuse.
Trackball statt Touchfläche
Kompromisse mussten die Ingenieure dennoch eingehen: Die Leertastaste besteht aus zwei nebeneinander liegenden Tasten, die Eingabetaste ist nur eine Taste groß. Für ermüdungsfreies Tippen spendierte MNT mechanische Low-Profile-Switches.
Weil Platz auf dem MNT Pocket Reform rar ist, gibt es statt eines klassischen Trackpads einen Trackball mit vier Tasten – je zwei links und rechts der Kugel – verbaut. Das erinnert an frühere Notebooks, ist aber einmal mehr konsequent durchdacht.
Für Präsentationen und den Anschluss an einen Monitor bietet der Pocket Reform einen Micro-HDMI-Port und zweimal USB Type-C.
Die Konkurrenz heißt Raspberry Pi
Anders als zunächst zu vermuten wäre, setzt MNT Pocket Reform auf eine ARM-Plattform. Also jene Chips, die Smartphones, Tablets seit ein paar Jahren aber auch Apples Macs antreiben und als besonders energieeffizient gelten. Der Prozessor heißt in diesem Fall NXP i.MX8Mplus und bietet vier ARM-Cortex-A53-Kerne mit einem Takt von 1,8 GHz. Als Bonus hat der NXP-Chip noch einen Co-Prozessor für KI-Anwendungen wie maschinelles Lernen dabei.
Die Besonderheit liegt nicht in der puren Rechenleistung. Da wären viele andere ARM-Prozessoren deutlich überlegen. Der NXP-Prozessor ist jedoch quelloffen und so kann MNT garantieren, dass User auch auf Open-Source-Firmware und -Treiber zugreifen können.
Mit 4 oder 8 Gigabyte Arbeitsspeicher und aufgelötetem eMMC-Speicher bis 128 GB samt NVMe-SSD-Slot für Platten mit 2 TB sollte der Pocket Reform ausreichend Speicher bieten.
Rechenleistung und Hardware-Ausstattung konkurrieren nicht mit einschlägigen Herstellern von Windows-Notebooks oder Apple-Macbooks. MNT attackiert eher den Einplatinen-Primus Raspberry Pi. Leistungstechnisch dürften Raspberry Pi 4 und dessen All-in-One-Rechner Pi 400 als Vorbilder dienen.
MNT Pocket Reform (Gewicht: n.b.) |
Prozessor: NXP i.MX8Mplus (ARM 4 Kerne; 2,50GHz) / Grafikeinheit: Neon Media Processor Engine |
Display: 7 Zoll IPS; 1.920 x 1.080 Pixel |
Arbeitsspeicher: 4 oder 8 GB / Flashspeicher: bis 128 GB eMMC / NVMe-SSD bis 2 TB nachrüstbar |
Ausstattung: 2 x USB-C 3 / Mikro-HDMI-Out / ix-Ethernet-Anschluss mit RJ45-Adapterkabel / WiFi 5 (802.11 ac) / Bluetooth 5.0 / microSDXC-Cardreader / Slot für 4G/5G/LTE-Modem / Mono-Lautsprecher |
Betriebssystem: Debian Linux – kompatibel zu Arch, Ubuntu, Void |
Akku: noch keine Angabe |
Linux als OS
Und wie auch bei den Himbeertorten setzen die Entwickler von MNT auf ein Linux-System. Debian ist zuerst genannt, Arch, Ubuntu und Void sind aber ebenfalls unterstützt. Ganz ausdrücklich kann der MNT Pocket Reform auch mit den Emulatoren VICE (C64), Amiberry (Amiga), DOSBox, Snes9x (Super Nintendo) oder DuckStation (PlayStation) umgehen.
Ein quelloffener Rechner für Bastler
Überhaupt soll der Pocket Reform in jeglicher Hinsicht quelloffen sein. Das wiederum adressiert vor allem Bastler und Personen, die sich mit den schier unendlichen Modifikationen einer offenen Computer-Hardware auseinandersetzen.
Wer daran Interesse hat, kann schon einmal das nötige Kleingeld ansparen. Eine finale Preisgestaltung gibt es nicht, anvisiert ist aber ein Preis von etwa 850 Euro. Damit fiele es fast in unsere Liste der besten 800-Euro-Notebooks. Erscheinen soll das Gerät 2023.
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