Lenovo Yoga C640 im Test: Klein macht Laut

Lenovo gelingt mit dem flexiblen Notebook Yoga C640 ein Überraschungserfolg. Im Test störte uns nur ein einziges Detail: der dauerhaft heulende Kühler.

Lenovo Yoga C640 im Test: Klein macht Laut
Lenovo Yoga C640 Testbericht

Fazit

Das Lenovo Yoga C640 ist ein überraschend gutes Notebook mit schöner Optik und viel Flexibilität. Die Probleme mit der zu empfindlichen Kühler-Einstellung sollte Lenovo allerdings noch mit Software-Updates beheben.

Sieht gut aus und ist es auch: Das Lenovo Yoga C640
Sieht gut aus und ist es auch: Das Lenovo Yoga C640

Lenovo Yoga C640: Kein Schlankheitspreis, aber angenehm reduziert

Nutzer mit gehobenen Ansprüchen werden sich vermutlich bei höherpreisigen Notebooks umsehen und das Lenovo Yoga C640 nicht ins Auge fassen. Das ist in schade, in mehrfacher Hinsicht. Als erstes wäre die Optik zu nennen: Das Notebook kommt in einem hervorragend verarbeiteten Aluminiumgehäuse in der Farbe „Eisengrau“ daher. Die Oberfläche fühlt sich leicht gummiert und damit griffig an. Das Gerät ist zwar nicht das dünnste (zugeklappt 1,69cm) und leichteste (1,25kg) auf dem Markt, darf aber gut und gerne noch als sehr portabel gelten.

Etwas kleiner als das alte MacBook Air unten: Lenovo verschenkt im Yoga C640 wenig Platz.
Etwas kleiner als das alte MacBook Air unten: Lenovo verschenkt im Yoga C640 wenig Platz.

Vor allem aber misst es in der Breite und Tiefe deutlich weniger als manch andere 13-Zoll-Notebooks. Obwohl Lenovo auch die Lautsprecher direkt links und rechts neben der Tastatur anbringt, wirkt hier kein Platz verschenkt.

Wirkt gegenüber dem (alten) MacBook Air unten fast schon wuchtig, ist aber noch schlank und portabel: Das Lenovo Yoga C640
Wirkt gegenüber dem (alten) MacBook Air unten fast schon wuchtig, ist aber noch schlank und portabel: Das Lenovo Yoga C640

Das Touchscreen-Display bietet angenehme Sicht und Farben. Die Maximalhelligkeit von 400 cd/m3 ist in Ordnung, könnte für meinen Geschmack gerade an sonnigen Tagen aber gar noch etwas höher sein. An der Reaktionsgeschwindigkeit der Touchoberfläche habe ich nichts zu mäkeln. Als echter Gewinn entpuppt sich auch der rechts unterhalb der Tastatur angebrachte Fingerabdrucksensor. Der entsperrt Windows 10 in Sekundenbruchteilen und wirkt an der Stelle weniger störend als Vertreter des Wettbewerbs, die im Touchpad untergebracht sind.

Gut platzierter Fingerabdrucksensor
Gut platzierter Fingerabdrucksensor

Lenovo Yoga C640: Elegant in den Tent-Modus

Genanntes Touchpad ist baulich leicht abgesenkt, damit zurückhaltend und zuverlässig; es löst nicht versehentlich aus. Der Finger gleitet ein wenig schwerer als bei anderen Vertretern über die Oberfläche. Die Bedienung ist aber gut, ebenso die des integrierten Tastendrucks. Auf der Tastatur lässt sich wunderbar tippen. Der Tastenhub wirkt anfangs etwas hoch, doch die Zuverlässigkeit ist beachtlich. Die Steuerungstasten lassen sich beinahe blind erfühlen. Für die Tastatur lässt sich eine Hintergrundbeleuchtung einschalten, die zwar nicht dimmbar ist, für die es aber immerhin zwei Stufen gibt.

Lässt sich leicht umklappen: Das Lenovo Yoga C640
Lässt sich leicht umklappen: Das Lenovo Yoga C640

Der integrierte Yoga-Modus ist schnell und einfach aufgeklappt. Die Scharniere wirken wertig und robust. Trotzdem muss ich mich beim Umklappen nicht all zu sehr anstrengen. Nicht besonders ideal funktioniert dafür der Touchscreen im Zusammenspiel mit dem Tablet-Modus von Windows 10, das auf einzelne Eingaben wie den Zurück-Button nicht reagiert. Schaue ich mir bei umgeklapptem Bildschirm außerdem Videos an, vermisse ich schmerzlich eine einfache Möglichkeit, die Lautstärke anzupassen. Die Lauter-Leiser-Tasten befinden sich ja oben an der Tastatur, also auf der anderen Seite. Der Sound ist derweil auch von dort gut hörbar.

Guter Akku, konservative Anschlussauswahl

Der Akku im Lenovo Yoga C640 mit Yoga-Modus ist durchaus eine Wucht. Ich komme mit ihm gut und gerne über den Arbeitstag, womit ich im Energiemodus gar noch etwas mehr herausholen kann. Die von Lenovo beworbenen „bis zu 22 Stunden“ erreiche ich zwar nicht einmal annähernd; real sind es eher 10 bis 12. Aber auch das ist bei einem modernen Notebook schon schwer in Ordnung.

Die oben schon kurz erwähnten Stereo-Lautsprecher unterstützen Dolby Atmos. Im Test fand ich sie allerdings wenig berauschend, den Klang eher dumpf. Die verschiedenen Dolby-Einstellungen, die sich per integrierter App vornehmen lassen, sind deutlich unterscheidbar. Für einen wirklich guten Klang sind die Lautsprecher aber – weniger verwunderlich – einfach zu klein.

Kein Schloss, kein Speicherkarten-Einschub, aber USB-C und USB-A
Kein Schloss, kein Speicherkarten-Einschub, aber USB-C und USB-A

Lenovo hat sich für eine semi-konservative Auswahl an Anschlüssen entschieden. 2x USB-A, 1x USB-C, 1x 3,5-mm-Audioklinke. Im Falle des mir vorliegenden Testgeräts kommt noch ein Einschubfach für eine Nano-Sim-Karte hinzu. Ebenfalls rechts neben den Anschlüssen befindet sich auch der Ein-Aus-Knopf. Lenovo verzichtet auf den Anschluss für ein Kensington-Schloss und einen Einschub für Speicherkarten.

Update behebt Verbindungsprobleme, aber nicht die lauten Kühlergeräusche

Anfangs habe ich auf dem Lenovo Yoga C640 massive Verbindungsprobleme. Das WLAN schmeißt mich in schlechten Zeiten alle paar Minuten wieder raus und verbindet sich ein paar Augenblicke später erneut, bevor es mich wieder rausschmeißt. Für ein Update des Treibers gehe ich ins Einstellungsmenü. Eine Alternative wäre das Lenovo-Vantage-Programm, das als App ebenfalls einige Updates und Support anbietet. Mit Erfolg übrigens: Nach dem Treiber-Update habe ich bis zum Ende des Tests keinerlei Verbindungsprobleme mehr. Das integrierte WiFi 6 funktioniert schnell und tadellos.

Notebooks 2020: Ein kleiner Überblick

Gleiches gilt übrigens auch für den (bei einzelnen Versionen) verfügbaren LTE-Modus. Mit dem wähle ich mich an mehreren Stellen problemlos und schnell ins Internet ein. Höchst sonderbar ist dafür ein Bug, den ich nur durch Abschalten der Funktion behoben bekomme, den ich aber getrost Microsoft zuschieben kann: Windows 10 synchronisiert die Systemzeit mehrfach falsch und behauptet immer wieder, es sei eine Stunde früher, als es tatsächlich ist.

Rückseite des Lenovo Yoga C640 mit den Kühlerrippen: Vorerst keine Lösung in Sicht
Rückseite des Lenovo Yoga C640 mit den Kühlerrippen: Vorerst keine Lösung in Sicht

Bis zum Ende keine vernünftige Lösung finde ich für den einzigen echten Pferdefuß am Lenovo Yoga C640: Die Kühlergeräusche. Selbst bei wenigen geöffneten Apps und – laut Anzeige – einer Temperatur von weniger als 40 Grad Celsius pro Kern springt der Kühler ständig an. Würde er dauerhaft laufen, wäre das noch nicht einmal das allergrößte Problem. Meistens ist es aber so, dass er alle paar Sekunden hochtourt, sich wieder abschwächt und wieder aufheult. Besonders laut ist er unter Windows. Die Geräusche verfolgen mich bis in den Schlaf.

Unter Linux deutlich ruhiger

Im UEFI des Lenovo Yoga C640 stehen dafür drei Einstellungen zur Verfügung. Eine Möglichkeit, die Temperatur von Hand anzupassen, scheint nicht vorgesehen. Mit dem „intelligenten“ Modus, den ich dort einschalte, meine ich, das Problem ein klein wenig abzuschwächen. Was außerdem hilft, ist die Installation von Linux, das ich neben Windows installiere. Voyager OS, was ich hier verwende, geht deutlich sparsamer mit dem Kühler um. Auch hier springt er immer wieder an, aus und wieder an. Er begnügt sich dabei aber mit der weit ruhigeren Sparflamme.

Funktioniert auch mit Linux, hier Voyager OS
Funktioniert auch mit Linux, hier Voyager OS

Linux steht dem Yoga C640 übrigens besser zu Gesicht, auch wenn die von mir verwendete Ubuntu-Abwandlung Voyager OS nicht den Touchscreen und wenig später nicht einmal mehr das Touchpad erkennt. Windows bleibt mir dafür als hochtourige, überladene und dazu teils altmodische Riesenmaschine in Erinnerung. Der Tiefpunkt ist erreicht, als ich die Microsoft Solitaire Collection ausprobieren will, die Bord-App mir 30 Sekunden lang nicht wegklickbare Video-Werbung vorspielt (Warum? Was soll das?) und zu allem Überfluss zeitgleich noch das vorinstallierte McAfee Antivirus mal wieder dafür wirbt, doch bitte gekauft zu werden:

Windows-Horror: Nicht ausschaltbare Video-Werbung einer On-Board-App und zeitgleich aufpoppende Anti-Virus-Werbung
Windows-Horror: Nicht ausschaltbare Video-Werbung einer On-Board-App und zeitgleich aufpoppende Anti-Virus-Werbung

Lenovo tut sich keinen Gefallen damit, die Maschine mit derartiger Bloatware vollzuladen und selbst noch ein wenig eigene Software obendrauf zu legen. Aber das dürfte auf anderen Windows-Maschinen leider nicht viel anders sein.

Notebooks: Meine 13 Favoriten für 2020

Kein Notebook ist perfekt, das Lenovo Yoga C640 ist es auch nicht. Und doch hat es meine Erwartungen übertroffen. Ich war eigentlich von einem gehobenen Mittelklassegerät ausgegangen; mit einer solchen Leistungsmaschine mit vortrefflichem Formfaktor hätte in der Preisklasse eigentlich kaum gerechnet. In der Version mit einem Intel Core i7, einem LTE-Chip, 512 GB SSD-Speicher und 16 GB RAM kostet das Notebook UVP 1.199 Euro. Ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. In einer anderen Konfiguration findet ihr das Yoga C640 aktuell auch bei Euronics.

Und der Kühler – dürfte ein Software-seitiges Problem sein. Lenovo kann hier noch nachbessern, und tut das hoffentlich auch.

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