Auf der CES 2021 präsentierte die Dolby Laboratories Inc., das Unternehmen hinter den etablierten Standards Dolby Vision und Dolby Atmos, ihre neueste Technologie. Dolby Voice möchte die Qualität von Telefon- und Videokonferenzen gravierend verbessern. Möglich soll diese eine Kombination aus einer intelligenten Software und (vorhandener) Hardware machen.
Das bietet Dolby Voice
Dolby verspricht angenehmere und sich authentisch anfühlende Konferenzen. Wer einige digitale Unterhaltungen mit Kollegen in Zeiten der Corona-Pandemie geführt hat, kennt sicher die teils schlecht verständlichen Gesprächspartner und schwankenden Lautstärken. Dolby Voice ist in der Lage, die unterschiedlichen Lautstärken der Teilnehmer individuell zu erkennen und anzupassen – sodass quasi alle ähnlich laut sind. Hinzu gesellen sich eine eigens entwickelte Rauschunterdrückung, das Minimieren von Hintergrundgeräuschen und die Reduzierung meist anstrengender Echoeffekte.
Highlight dürfte die dynamische Erkennung und Korrektur unterschiedlicher Stimmen in einem Raum sein. Steht bei einer Konferenz jemand auf und entfernt sich vom Mikrofon, passt Voice die Lautstärke eigenständig an.
Voraussetzungen für Dolby Voice
Theoretisch ist es möglich, Dolby Voice nachzurüsten. Dolby plant eine entsprechende Software für geeignete Geräte, die allerdings bestimmte Voraussetzungen erfüllen müssen. Hier gehen die Verantwortlichen nicht ins Detail. Über eine entsprechende Leistung müssen die integrierten Mikrofone und Lautsprecher beispielsweise geeigneter Laptops aber verfügen.
Im Zweifel könnte das Nachrüsten von Dolby Voice über passende Mikrofone und Lautsprecher denkbar sein. Bezogen auf die Speaker könnte ein System für Dolby Voice geeignet sein, wenn es bereits für Dolby Atmos ausgelegt sind.
Neue Geräte mit Dolby Voice
Besprechungen sollen mit Dolby Voice klarer, natürlicher und weniger ermüdend sein. Um es Anwendern leichter zu machen, gibt’s optimal auf die Technologie abgestimmte Angebote von Herstellern. Den Anfang macht Lenovo mit den neuen ThinkPad X1 Carbon (9. Generation) und dem X1 Yoga (6. Generation). Beide mobilen Rechner setzen auf vier 360-Grad-Fernfeld-Mikrofone, die die komplexe Sprachtrennung erlauben.
Und damit müssen wir in Zukunft rechnen: Viele Basisfunktionen dürften bei schon erhältlichen Computern zur Verfügung stehen, anspruchsvollere Elemente verlangen ggf. weiteres Zubehör. Wie Dolby den Standard voranbringen möchte, zeigt sich wahrscheinlich in einigen Monaten – wenn erste Geräte erhältlich sind und sich die Mehrwerte zeigen.
Kein völlig neues Konzept
Persönlich begrüße ich es, dass Dolby auch in diesem Bereich ein einheitliches System schaffen möchte, um so die Qualität bei Online-Konferenzen zu verbessern. Dabei ist das sogar für den Konzern kein völlig neuer Ansatz. Denn im Profi-Segment sind längst Lösungen erhältlich. Dolby Room ist ein Video-Konferenz-System mit 4K-Weitwinkel-Kamera, HDR und Raumklang-Elementen für eine ideale Verständlichkeit bei Gesprächen. In eine ähnliche Richtung gehen Dolby Pro und das Dolby Conference Phone.
Andere Unternehmen arbeiten an ähnlichen Ansätzen. Google Meet oder Discord zum Beispiel fügten eine Hintergrund-Rauschunterdrückung längst in ihre Services hinzu. Nvidia Broadcast (RTX Voice) lässt die KI übernehmen und liefert durch diese bessere Ergebnisse bei Unterhaltungen – sofern ihr über eine RTX-Grafikkarte des Herstellers verfügt.
Zum richtigen Zeitpunkt
Dolby könnte mit Voice einen Vorteil gegenüber Mitbewerbern haben: Eine Lösung, die bestenfalls mit allen erhältlichen Videokonferenz-Anwendungen und den meisten Hardware-Konfigurationen funktioniert. Ein perfektes Nutzungserlebnis verspricht dennoch neue, angepasste Hardware.
So oder so kommt Voice zum richtigen Zeitpunkt. Homeoffice gewinnt an Bedeutung, was in den nächsten Jahren klassische Büros schrumpfen lässt. Die persönliche Kommunikation über das Internet bleibt und sollte bestmöglich funktionieren. Entweder mit Profi-Equipment wie Dolby Room oder Logitech Group. Oder Anwender greifen zu (Business-)Laptops mit Dolby Voice, um sich so in bestmöglicher Audioqualität an Konferenzen mit Kollegen zu beteiligen.
Dennoch: Bisher zieht nur Lenovo mit, andere Hersteller mit ihren Produkten lassen auf sich warten. 2021 dürften allerdings noch etliche weitere Produktankündigungen mit Voice-Unterstützung folgen.
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