Starke Anwendungen sind alles für ein System. Wenn gute und beliebte Software-Lösungen fehlen, vergeht einem schnell der Spaß an der Arbeitsumgebung. Und manchmal müssen es natürlich auch die Originale wie Skype, Facebook, Office oder Photoshop sein. Böse Zungen behaupten, das sei etwa die größte Schwäche von Linux-Distributionen. Schwierig war es bislang auch für Googles Cloud-Betriebssystem Chrome OS, eine noch weiter reduzierte Linux-Oberfläche.
Android Apps für alle (neuen 2017er-Chromebooks, nach und nach)!
Auf Chrome OS gab es lange Zeit maßgeblich Google-Anwendungen wie Drive, Docs, Kalender, natürlich den Chrome-Browser, noch zwei, drei andere bekannte Anwendungen und sonst eigentlich nichts, was mit nativen Apps auf anderen System vergleichbar gewesen wäre. Vergangenen Herbst wurde gemunkelt, Google könnte Chrome OS und Android zu einem System namens Andromeda verschmelzen, aber die Gerüchte haben sich zumindest damals nicht bewahrheitet. Es gab statt dessen einen persönlichen Assistenten zu sehen.
Was es aber gibt, ist der Zugang zu Google Play und damit über 1 Million Android-Apps auf neueren Chromebooks. Die Zahl der unterstützenden Geräte war lange Zeit begrenzt. Aber nun melden Techcrunch, AndroidPolice und andere mit Blick auf eine Google-Support-Seite, dass zahlreiche weitere Chromebook-Modelle Zugang zu Google Play erhalten. Vor allem aber: Alle 2017 neu vorgestellten Chromebooks. Darunter sind zahlreiche Modelle bekannter Marken wie Acer, Asus, HP, Lenovo und die beiden zur CES neu vorgestellten Samsung-Chromebooks, die in Deutschland vorerst wohl nicht erhältlich sein werden.
Immer noch kein Vergleich mit Windows oder Mac
Es finden sich allerdings auch zahlreiche Geräte von Marken darunter, von denen man noch nicht zwingend einmal etwas gehört hat. Beispiele sind: Edxis, CTL, Bobicus, Nexian, Sector 5, NComputing oder Viglen. Kennt ihr alle? Respekt! Es zeigt auf jeden Fall, dass 2017 ein großes Jahr für Chromebooks werden könnte und der anfangs hier sehr überschaubare Markt sich weiter auffächert.
Es steht für mich außer Frage, dass Android-Apps die ansonsten sehr beschränkte Auswahl und Funktionalität an Apps auf Chromebooks massiv erweitern. Wo ich allerdings sehr skeptisch bin, ist, ob die Geräte damit eine vergleichbare Nutzerfreundlichkeit erreichen wie Windows 10-Maschinen oder MacBooks. Android-Apps erhalten zwar nativen Zugriff auf das System. Viele Apps sind aber nach wie vor nicht für die Benutzung von Laptops geeignet, viele stehen nicht einmal im Querformat zur Verfügung.
Android Apps nicht out of the box
Google könnte App-Entwickler verpflichten, ihren Apps jeweils einen Querformat-Modus zu spendieren und sie auch im Vollbild darstellbar zu machen. Aber daran scheint der Webriese kein Interesse zu haben, ebenso wenig wie offenbar derzeit an einer durchaus attraktiven Verschmelzung von Android und Chrome OS für Desktop-Maschinen. Und so bleiben Windows-Rechner in meinen Augen derzeit zwar nicht die perfekte, aber immer noch die bessere Wahl.
Übrigens weist Google darauf hin, dass nicht alle Chromebooks, die prinzipiell dazu fähig sind, Android-Apps auszuführen, diese Funktion bereits jetzt oder out of the box beherrschen. Google rollt diese Funktion erst nach und nach in diesem Jahr aus. Auf dem Chromebook muss dann außerdem zunächst die OS-Version 53 installiert sein. Das System synchronisiert nicht mit anderen Android-Geräten des Nutzers. Der Anwender muss die gewünschten Apps alle einzeln auf seinem Chromebook installieren.
Nachtrag: Im März 2019 konnte ich das Acer Chromebook 514 testen und sehen, wie gut Android-Apps mittlerweile unter ChromeOS laufen. Meinen Testbericht findet ihr hier:
Endlich konkurrenzfähig: Gebt Chromebooks noch einmal eine Chance!
Bilder: Asus, Samsung
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