Apples meist genutztes Gerät bleibt das iPhone, womit das geplante iOS 16 über kurz oder lang Apples meist genutztes Betriebssystem wird. Der Anbieter hat nun auf der eigenen Entwicklerkonferenz WWDC 2022 die neue Version vorgestellt und dabei das Rad nicht neu erfunden. Nach deutlichen Verbesserungen klingen die Neuerungen dennoch. Wir beginnen mit dem für uns spannendsten:
1. iOS 16: Widgets auf dem Sperrbildschirm
Das neue WidgetKit macht es Entwicklern möglich, die meisten Apps als Lockscreen-Widget einzusetzen. Dann kannst du die Bestellung aus der Lieferando-App oder eine Fußballpartie auf Apple TV in Echtzeit auf dem iPhone-Lockscreen verfolgen.
Du musst also nicht mehr über den Homescreen gehen, um die gerade für dich wichtigen Funktionen aufzurufen. Das klingt sehr praktisch und so, als würde es uns künftig eine Menge an Laufwegen auf dem iPhone ersparen.
2. Zwischen Sperrbildschirmen wechseln
Wir bleiben noch kurz bei Widgets auf dem Sperrbildschirm: Du wählst die gewünschten Apps künftig bequem aus der Widget-Galerie. Sie zeigen dir dann das Wetter oder einen bevorstehenden Termin an. Das kann Android auch, doch Apple geht noch einen Schritt weiter: Damit es trotz der unzähligen Möglichkeiten übersichtlich bleibt, kannst du nämlich mehrere Sperrbildschirme anlegen und zwischen diesen bequem wechseln. Musst du dann überhaupt noch jemals den Homescreen benutzen? Das schon – aber deutlich seltener als bisher.
3. iOS 16: Sperrbildschirm frei gestalten
Wir sind immer noch beim Sperrbildschirm – und diese neue Funktion ist kleiner, bietet aber auch viele Möglichkeiten: So kannst du den Lockscreen künftig deinen eigenen Design- und Informationsvorlieben anpassen. Du legst die Farben, Schriftarten und Hintergründe fest. Als Wallpaper für den Sperrbildschirm gibt es unter iOS 16 neuerdings das aktuelle Wetter oder eine Astronomie-Karte.
4. iMessage: Nachrichten zurückholen
Eine Generalüberholung spendiert Apple seinem integrierten Messenger. Künftig kannst du in iMessage Nachrichten im Nachhinein editieren, zurückziehen und ganze Nachrichtenunterhaltungen auf „ungelesen“ stellen. Vieles davon können einige mobile Messenger bereits, aber in dem Umfang noch lange nicht alle.
5. Apple Wallet mit Ausweis und Führerschein
Apple überarbeitet außerdem die Wallet. Die digitale Brieftasche fasst künftig auch Führerscheine und Ausweisdokumente, bietet eine In-App-Verifikation und NFC-Schlüssel, die du unter iOS 16 mit anderen teilen kannst. Mit dem Wallet getätigte Käufe trackst du künftig mit Apple Pay Order Tracking. Und wir schon bei Apple Pay sind: Bald sind in den USA Ratenkäufe möglich, die du direkt mit Apple vereinbarst.
All diese Wallet-Funktionen sind vor allem für den US-Markt konzipiert und dürften in Europa wohl erst einmal keine allzu große Rolle spielen. Erwähnenswert sind sie dennoch, da auch bei uns die Parlamentarier über digitale Personalausweise und andere Dokumente debattieren. Eine digitale Brieftasche – ob nun von Apple oder Google – ist Voraussetzung dafür. Und nicht selten beschleunigt die technische Voraussetzung eine politische Entwicklung. Wir brauchen hier nur etwas Geduld.
6. Apple Karten mit bis zu 15 Stopps
Klingt nach wenig, aber es war eine der meist kritisierten Funktionen in Apple Maps/Karten: In der Navigation kannst du nun Zwischenstopps einlegen. Das können sowohl Zwischenhalte sein, an denen du eine Essenspause einlegst, als auch schlicht der Umweg zu einem Freund, bei dem du auf der geplanten Tour nach Italien für eine Nacht unterkommst. Apple Maps wird damit zu einem immer vielseitigeren und besseren Navi und für iPhone-Nutzer zu einer echten Alternative zu Google Maps.
7. Motive freistellen
Mit iOS 16 sollst du Motive aus Bildern freistellen, also vom Hintergrund lösen können. Apple zeigt hier als Beispiel einen Hund, der auf dem Foto vor einer Hintergrundkulisse zu sehen ist. Künftig hilft dir die künstliche Intelligenz dabei, den Hund einfach auszuschneiden, in ein neues Bild zu kopieren oder direkt über iMessage zu teilen. Apple erwähnt die Funktion nur am Rande, dabei ist das eine der meist gefragten in der heutigen Bildbearbeitung. Auch technisch ist das nicht immer ganz einfach, weil es auf Feinheiten wie Haare und Umrisse von Ohren ankommt. Geht das künftig automatisch – und geht es mit iOS 16 zuverlässig und gut, wird es das Freistellen von Objekten deutlich einfacher machen als bisher.
Weitere Neuheiten unter iOS 16
Die meisten anderen iOS-Neuerungen sind hauptsächlich – aber nicht nur – an App-Entwickler adressiert. Werfen wir hier auch noch einen kurzen Blick drauf:
- Im Diktiermodus sind sprachliche und händische Eingabe künftig synchron aktiv. Du musst also nicht mehr wechseln, um beispielsweise eine Notiz hinzuzufügen.
- Die neue Schnittstelle Shared with you lässt dich in iMessage schneller Inhalte wiederfinden, die du in anderen Apps empfangen hast.
- Siri-Shortcuts kannst du als Entwickler schneller in deine App einbinden.
- Live Text erhält neue Funktionen, mit denen du aus Videos Text herausziehen kannst.
- Die Übersetzen-App übersetzt nun Text live im Kamerabild – hier zieht Apple mit Google Lens gleich.
- Die neu gestaltete Familienfreigabe erleichtert es dir, deinen Kindern Apple-Konten einzurichten, mit denen sie nur altersentsprechende Apps, Filme, Bücher, Musik usw. konsumieren können.
- Der herstellerübergreifende Smart-Home-Standard Matter erleichtert die Einrichtung und Steuerung von Smart Devices auch unter iOS 16.
- Die Fitness-App funktioniert nun ohne Apple Watch.
- Die Health-App bietet einen Medikationsplan.
- Das neue Datenschutztool Safety Check erlaubt es dir, in einer Not-Situation den Zugriff auf gemeinsame Daten in der iCloud und auf anderen Geräten zu entziehen.
- CarPlay soll integraler Bestandteil künftiger Fahrzeuge namhafter Hersteller wie Volkswagen und BMW sein. Das Subsystem erhält künftig ein Vielfaches an Informationen und soll den Softwareentwicklern der Autohersteller eine schnellere Anpassung liefern.
Von Google inspiriert
Alles in allem sind die Neuerungen für iPhone-User grandios. Nutzern aktueller Android-Versionen dürfte ein Gros der Features bekannt vorkommen. Apple bediente sich großzügig dem Material-You-Design von Android 12 und überholte vor allem die populärsten Apps, die in direkter Konkurrenz zu den Google-Apps wie Maps, Lens oder Assistant stehen.
iPadOS 16: Konkurrenz für den Laptop?
Vergleichsweise klein fallen die Änderungen an iOS‘ Schwestersystem iPadOS 16 aus. Sehen wir einmal vom neuen Multitasking Stage Manager ab:
- Stage Manager stärkt Multitasking, indem nicht verwendete Apps am Bildschirmrand sortiert auf ihren Einsatz warten. Erstmals kannst du unter iPadOS 16 mit überlappenden Fenstern arbeiten – wie du es vom Laptop kennst.
- Free Form ist eine gemeinsame Arbeitsumgebung, auf der jeder Eingeladene auf einem zunächst leeren Blatt in Echtzeit Notizen, Grafiken, Links und andere Informationen einträgt. Eine digitale Mindmap, die du und deine Kolleginnen und Kollegen übers Netz befüllen könnt. Vorbild ist die Microsoft-Anwendung Whiteboard.
- Systemweit sind Rückgängig/Wiederholen-Funktionen und ein System fürs Finden und Ersetzen implementiert.
- Schließt du ein Apple-Tablet mit iPadOS 16 an ein externes Display an, nutzt du es künftig den gesamten Bildschirm zur Inhaltsdarstellung und nicht nur einen 4:3-Ausschnitt.
- Für Gamer stehen mit Metal 3 neue Spiele-Funktionen bereit, und das Game-Center-Dashboard bietet dir einen schnellen Überblick, was eure Freunde gerade spielen und welche Erfolge sie erzielten.
Apples Tablet-Ambitionen waren schon immer die, das Notebook so überflüssig wie möglich zu machen. Das in Kürze bereitstehende iPadOS 16 unterstreicht diesen Anspruch durch kluge Features, die auf einem Standard-Notebook nicht umsetzbar wären. Und doch riecht es langfristig nach einer Verschmelzung von iPadOS und macOS, denn die Trennschärfe wird immer weicher.
Welche neue Funktion an Apples mobilen Systemen gefällt dir am besten?
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Telefonieren geht dann auch noch?????
Ja, schon auch, aber wie immer auf einem Smartphone nicht so gut wie auf einem normalen Handy.