Kurz vor der Präsentation neuer iPhones habe ich die besten Funktionen in Apples neuem mobilen Betriebssystem iOS 15 für euch getestet. Fazit: Das Update fällt auf den ersten Blick nicht groß aus, bringt aber viele hochinteressante neue Funktionen mit, die Spaß machen.
Safari – Spotlight – Karten – FaceTime – Livetext – Fokus – Mitteilungen – Datenschutz – Misc – Welche iPhones bekommen iOS 15 und wie startet ihr das Update?
Safari: Neue Tableiste, feine Sprach-Websuche
Safari hat die Tableiste nach unten gerückt – und damit näher an die virtuelle Tastatur. Klingt komisch, ich hatte mich aber erstaunlich schnell daran gewöhnt – und prophezeie euch: ihr werdet das auch. Auf Höhe der Tableiste könnt ihr außerdem nach links oder rechts wischen und damit zum vorherigen oder nächsten geöffneten Tab springen. Praktisch!
Die Tab-Übersicht ist nun endlich etwas – nun ja – übersichtlicher geworden. Eine Tab-Gruppe zu erstellen, was seit iOS 15 ebenfalls möglich ist, erschien mir allerdings ein wenig mühsam und kaum mal notwendig.
Richtig praktisch fand ich nach einiger Zeit die Sprach-Websuche, die zuverlässig funktionierte. Schade allenfalls, dass ihr zweimal tippen müsst, um sie zu starten. Ihr tippt einmal auf die Adressleiste, wodurch ihr das Tab hervorhebt, dann noch einmal auf das Mikrofon-Symbol. Das wäre einfacher gegangen.
Spotlight integriert eigene Fotos mitsamt Text
Wirklich nicht schlecht: Suche ich in Spotlight nach „Rotterdam“, zeigt die App auch Bilder an, die ich im Urlaub neulich dort geschossen habe. Dazu News, Apps, Siri-Wissen, Infos über die Stadt, frühere Websuchen aus dem Verlauf, sogar Screenshots, auf denen Text zu „Rotterdam“ enthalten ist…
Für mich persönlich wird die Spotlight-Suche damit zum ersten Mal wertvoller als eine Google-Suche. Apple könnte langsam einmal überlegen, ein Spotlight-Such-Widget direkt in den Homescreen einzubauen, ähnlich wie auf Android-Phones.
Karten: Bessere Navigation, ÖPNV und Übersicht
Die Verbesserungen an Karten (Apple Maps) unter iOS fallen großzügig aus. Apple hat das Design deutlich übersichtlicher und – in meinen Augen auch – moderner gestaltet. In Innenstadtbereichen zeigt euch Maps Gebäude als besser erkennbare 3D-Objekte an als bisher.
Auch die Navigation mit Apple Maps soll nun besser sein – vor allem die für den ÖPNV. Schöner designt und besser dargstellt sind beide auf jeden Fall. Auch die Fußgängernavigation hat mehr Daten erhalten. Ich warte allerdings weiterhin gespannt auf eine Fahrrad-Navigation, die auch außerhalb von Städten funktioniert.
FaceTime: Da fehlt noch was
Apple verspricht viele neue Funktionen für FaceTime. In meinem Beta-Test haben davon aber noch nicht alle funktioniert. SharePlay und der Mikrofonmodus etwa noch nicht, der störende Hintergrundgeräusche einfach ausblenden soll. Testet das bitte, sobald ihr die Funktion habt, und teilt mir mit, wie gut sie bei euch funktioniert!
Was bei mir bereits lief, war der Porträtmodus, der nun auch auf FaceTime den Hintergrund in angenehme Unschärfe tauchen kann. Oder das stapelweise Verschicken von Bildern, durch die ihr durchscrollen könnt, bevor ihr sie bei euch speichert.
Livetext und visuelles Nachschlagen
Das funktionierte in meinem Text schon recht gut. Eine auf einem LKW aufgedruckte Webadresse erkannte Livetext zwar nicht, wohl aber die Reklame-Aufschrift auf einem Sprinter in der Nähe. Und wie versprochen, ließ mich die Texterkennung in Bildern mit dem Text auch interagieren. Livetext unterstreicht Informationen, die es erkennt. Ein Klick auf die Adresse öffnete bei mir tatsächlich Karten, ein Klick auf die Telefonnummer, und iOS 15 bot mir an, dort anzurufen.
Was bei mir im Beta-Test allerdings noch nicht funktionierte, war das visuelle Nachschlagen. Die „On-Device Intelligence“ erkannte etwa verschiedene Pflanzen oder Gegenstände einfach nicht. Das verbessert Apple hoffentlich noch bis zum offiziellen Start des Systems.
Fokus: „Nicht-stören-Modus“ auf Steroiden
Unter Fokus könnt ihr genau einstellen, wer und welche App euch wann stören darf. Euer Chef etwa nur bei der Arbeit. Während ihr schlaft: nur Notfallkontakte. Eine wichtige Nachricht von WhatsApp, wenn ihr gerade im Kino sitzt. All das könnt ihr granular festlegen. Eine schöne Ergänzung, die iOS 15 besser macht, aber keine Revolution ist.
Mitteilungen: Neu designt und gewichtet
Ihr könnt bestimmen, welche Mitteilungen euch am wichtigsten sind. So könnt ihr eingehende WhatsApp-Nachrichten zum Beispiel weiter oben anzeigen lassen als Telegram-Nachrichten. Auch Zusammenfassungen von Mitteilungen sind möglich, wenn ihr etwa morgens zum ersten Mal das iPhone in die Hand nehmt.
Nach meinen ersten Gehversuchen damit lautet mein Fazit dazu: eine hübsche Ergänzung, die sich aber nur für solche Nutzer eignet, die sehr viele Mitteilungen erhalten – und nicht vorher schon vielen Apps die Benachrichtigung verboten haben (was schon unter früheren iOS-Versionen ging).
Datenschutzbericht für Apps, kein Tracking für E-Mails
Einige nützliche neue Funktionen, auch wenn ihr wenig davon sehen werdet: Apple Mail verbirgt ab iOS 15 eure IP-Adresse. Damit können euch Mail- und Newsletterversender nicht mehr tracken oder heimlich Lesebestätigungen von euch einholen. Einige schwarze Schafe tun das bisher.
Auf Wunsch erstellt iOS 15 euch einen Datenschutzbericht, aus dem ihr detailliert herauslesen könnt, welche App wann auf welche Funktion eures iPhones zugegriffen hat. Etwa das Mikrofon.
Mit Wallet könnt ihr in Zukunft auch euer Auto, euer Hotelzimmer oder eure Wohnung ohne physischen Schlüssel entsperren – ein kompatibles Smart Lock dafür natürlich vorausgesetzt.
Mehr Sicherheit, mehr Widgets, schöneres Wetter
Eine Funktion namens iCloud Privat Relay soll eure Privatsphäre und Sicherheit beim Surfen in öffentlichen Netzwerken verbessern, indem es eure Identität verschleiert. Eine Art VPN also. Etwas sonderbar, dass Apple die Funktion im neuen iCloud+ versteckt. Zahlende iCloud-Nutzer migriert iOS 15 erfreulicherweise dennoch automatisch und ohne höhere Kosten auf den neuen Dienst und schaltet Privat Relay gleich ein.
Laut Apple funktioniert Siri jetzt auch offline als On-Device-Spracherkennung – allerdings nur für wenige Funktionen wie das Öffnen einer App. Und selbst das klappte im Test nicht immer zuverlässig. Siri forderte bei einigen Startversuchen, den von mir probeweise eingeschalteten Flugmodus wieder zu deaktivieren.
Dennoch kann das iPhone ab iOS 15 viel mehr offline erledigen. Etwa das systemweite Übersetzen für rund ein Dutzend Sprachen. Ihr müsst das Sprachpaket nur einmal vorher unter Einstellungen > Übersetzen > Geladene Sprachen herunterladen. Apple warnt außerdem davor, dass Offline-Übersetzungen mitunter nicht ganz so gut seien wie Online-Übersetzungen.
Schön ist natürlich, dass Apple den seit iOS 14 verfügbaren Widgets einige neue Funktionen mitgibt. Das Wo-Ist-Widget etwa hat das iOS-Team überarbeitet. Doch auch ein gutes Jahr nach dem Start von Widgets wirken die kleinen Helferlein noch nicht wie ein durchschlagender Erfolg. Offizielle Widgets gibt es weiterhin wenige, besonders von Drittanbietern. Und wenige bieten mir einen unmittelbaren Mehrwert. Wie oben bereits beschrieben: Ein Spotlight-Widget würde vielen Nutzern weiterhelfen.
Mehr Infos zum Thema iPhone?
Dieser Beitrag ist nicht der einzige, den wir dazu geschrieben haben. Mehr Texte über das iPhone findet ihr auf unserer Themenseite iPhone.
Und zum Abschluss noch eine gute Nachricht: Die neue System-Wetter-App sieht toll aus und integriert viele weitere Daten wie UV-Index, Regenmenge, Windrichtung, Temperaturkarten – und sogar, bis wann ihr euch mit Sonnenmilch eincremen solltet: bis vor dem nächsten Regenschauer.
iOS 15 für welche iPhones?
Apple wird iOS 15 voraussichtlich im Laufe des Septembers 2021 für alle iPhones ab dem iPhone 6S offiziell anbieten – und damit auch für das iPhone SE der 1. Generation. Wer iOS-Versionen noch vor dem offiziellen Start testen möchte, kann am Apple Beta-Programm teilnehmen.
Sobald iOS 15 für euch bereit steht, könnt ihr unter Einstellungen > Allgemein > Software-Update darauf aktualisieren. Die neuesten iPhones erhaltet ihr natürlich auch bei Euronics.
Beitragsbild: Apple
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