Hanvon N10 Max: Endlich ein E-Reader mit Android

Der chinesische Hersteller Hanvon möchte sich einen Namen als E-Reader-Produzent machen – und übertreibt mit dem N10 Max maßlos. Positiv wie negativ.

Hanvon N10 Max: Endlich ein E-Reader mit Android

Hanvon ist hierzulande wohl den wenigsten ein Begriff. Das Unternehmen tanzt auf mehr als einer Hochzeit und bietet bereits eine Handvoll unscheinbarer E-Reader an, mit denen du E-Books lesen kannst. Gegenüber die Konkurrenz von PocketBook und Co. stechen sie aber nicht heraus. Auftritt des Hanvon N10 Max, das für umgerechnet 800 Euro zu haben sein soll. Der E-Reader bietet mit 13,3 Zoll Bildschirmdiagonale kein Taschenbuchformat, sondern imitiert stattdessen ein DIN-A4-Blatt. Die Abmaße von 31,0 mal 22,8 cm sind nicht handtaschenkompatibel. Mit 6,6 Millimetern Dicke und 480 Gramm auf der Waage eifert das N10 Max Tablets nach.

Hanvon N10 und N10 Max im Vergleich.
Das N10 Max hat gegenüber dem regulären N10 noch einmal an Format und Gewicht zugelegt. (Foto: Hanvon)

Für Leser ist die Bildschirmauflösung von moderaten 2.200 mal 1.650 Pixeln ein wichtiges Kriterium.

Das ist an und für sich ein hoher Wert, gemessen an den üblichen E-Reader-Auflösungen aber nur Mittelmaß. Angesicht dessen, dass der Bildschirm erheblich größer ist, dürften die ansonsten wie gedruckt wirkenden Buchstaben gröber erscheinen. Wie bei fast allen anderen E-Readern stellt das Hanvon N10 Max Inhalte nur in Schwarz-Weiß dar.

Mit Android 11 und Streaming-Features

Größer, schneller – besser? Wirft man einen Blick auf die Technik unter dem E-Ink-Display, scheint Hanvon das N10 Max überzüchtet zu haben. Der Vierkern-Prozessor Rockchip RK3566 werkelte zuvor nur in wenigen Einplatinen-Computern, ist aber vom – leicht betagten – Android 11 unterstützt.

Richtig kombiniert: Das Hanvon N10 Max setzt auf ein echtes Android 11, wie du es vom Smartphone kennst. Deshalb gehören zum Software-Umfang auch Email-Programm, YouTube-App und Zugriff auf den Google Play Store. Als E-Reader-Karikatur adeln satte 8 Gigabyte Arbeitsspeicher und 128 GB interner Speichern das Gerät.

Hanvon N10 Max - ein riesiger E-Reader für E-Books mit Stift.
Ein Stift gehört auch dazu. (Foto: Hanvon)

Dass die Specs so überzüchtet sind, dient dem Medienkonsum. Via Drahtlosverbindung zum Fernseher kannst du Apps laufen lassen, gar Spiele spielen und natürlich Audio-Video-Inhalte und deine E-Books wiedergeben. Das leert den 4.000 mAh großen Akku in Windeseile und konterkariert die Marathon-Laufzeiten anderer E-Book-Reader. Fraglich ist außerdem, ob die als träge bekannte E-Ink-Technik schnelle Video- und Gaming-Framerates überhaupt ansprechend darstellen kann.

Um aus dem N10 Max die eierlegende Wollmilchsau zu machen, legt Hanvon noch einen Eingabestift bei, dessen 4.000 Druckstufen du nutzen kannst, um zu zeichnen oder eigene Texte zu kritzeln. Damit konkurriert das Gerät mit anderen E-Ink-Tablets wie dem Kindle Scribe und anderen.

Sinnvoll sind aber die Echtzeitübersetzung und automatisierte Schriftenerkennung OCR sowie die zahlreichen unterstützen E-Book-Formate (TXT, PDF, EPUB, MOBI). Amazons eigenes Kindle-Format unterstützt das N10 Max nicht; es liefert dafür aber über 1.200 (!) E-Books gleich mit.

Die Zukunft der E-Reader? Mitnichten!

Das Hanvon N10 gehört mit seiner Kombination aus riesigem E-Ink-Display, eine für die Ansprüche überdimensionerte Rechentechnik und vorinstalliertem Android 11 wohl zu den kuriosesten E-Readern überhaupt. Die Frage wäre nur, wen Hanvon als Kunden gewinnen will?

E-Book-Fans goutieren das handliche Format und die lange Akkulaufzeit ihrer E-Reader. Tablet-User wollen schillernde Bildschirme und eine schnelle Stifteingabe. Tablet-Spielefans benötigen eine schnellere Grafikeinheit als sie der Rockchip RK3566-Prozessor bietet.

Das N10 Max illustriert deshalb ganz gut, wie eine wilde Mischung von Superlativen trotzdem niemanden zufriedenstellt. Abschreiben würde ich das Gerät aber dennoch nicht – und sehe es durchaus in Amtsstuben als digitale Unterschriftenunterlage (und damit in Konkurrenz zu Wacom) oder Presenter-Hardware für größere Firmen, die damit Eindruck schinden wollen.

Das Hanvon N10 Max ist kürzlich erschienen und kostet umgerechnet etwa 800 Euro. Eine Veröffentlichung in Europa ist derzeit nicht kommuniziert.

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